Mahabharat 3. Buch Kapitel 65
Das Ende der Karawane und Ankunft am Hofe Suvahus
Das Feuer der Klage lodert ständig
und das Trugbild falsches Glücks lockt andauernd
Alles, was den Menschen geschieht, beruht auf Schicksal
Schönheit ist Licht
Vrihadashwa fuhr fort: Nach diesen Worten des Anführers der Karawane schloß sich Damayanti dem Zug an, immer auf der Suche nach ihrem Herrn. Nach einigen Tagen kam der Troß an einen großen See mit schönen Lotusblüten inmitten des dichten und wilden Waldes. ... Mit Erlaubnis des Karawanenführers verteilten sich die Händler im Gelände, und zur mitternächtlichen Stunde war alles ruhig und still. Die ermatteten Reisenden schliefen tief und fest, als sich eine Herde wilder und brünstiger Elefanten dem See näherte, um ihren Durst zu stillen. Doch als die wilden Tiere ihre gezähmten Artgenossen bei der Karawane entdeckten, wurden sie gereizt, und griffen wütend die zahmen Tiere an.
All die Menschen, welche schlafend rings um den Lotus-See verteilt lagen, waren den wilden Elefanten im Wege und so trampelten sie alles und jeden in ihrer wilden Gereiztheit nieder. Da begann ein großes Geschrei unter den Menschen, welche aus dem Schlaf gerissen wurden und panisch und noch fast blind die Flucht ins Unterholz ergriffen, um der Gefahr zu entgehen. ... So mußte die große Karawane durch den plötzlichen Angriff der wilden Elefantenherde großes Leid erfahren.
Verwirrt und laut schrien die Menschen durcheinander, daß es die drei Welten erschütterte:
Weh! Rettet uns! Ein großes Unheil ist ausgebrochen! Lauft schnell weg! Wohin flieht ihr? Sammelt die Juwelen auf, die überall herumliegen! Weh, aller Welten Reichtum ist nichts wert! Ich spreche nichts Falsches. Denkt an meine Worte, ihr Elenden! ...
Auch Damayanti war voller Angst und Schrecken erwacht, als ringsum das gräßliche Unheil tobte. Atemlos und panisch sprang die Dame mit den Lotusaugen von ihrem Lager auf, und blickte auf das große Sterben, welches so unerwartet kam und die Furcht aller Welten erwecken konnte. Und jene aus dem Troß, welche die Gefahr unverletzt überstanden hatten, rotteten sich zusammen und begannen zu klagen:
Was haben wir getan, daß wir solche Konsequenzen ertragen müssen? Haben wir den ruhmreichen Manibhadra und auch den hohen und herrlichen Vaishravana (Kuvera), den König der Yakshas, nicht genügend geehrt? ... Die Sterne sind uns doch nicht ungünstig! ....
Und einige, die alles verloren hatten, sowohl Familienmitglieder als auch ihren Reichtum, kamen auf die Idee:
Diese seltsame Frau, die plötzlich zu unserer Karawane kam, hat bestimmt diesen grausamen Wahnsinn heraufbeschworen, so fremd und fast unmenschlich, wie ihr Erscheinen bei uns war. Sie ist gewiß eine schreckliche Yaksha oder Pisasha Frau (fleischfressende Lebewesen). ...
Als Damayanti diese scheußlichen Worte hörte, versteckte sie sich ängstlich, beschämt und aufgeregt vor der Gefahr im Dickicht. Dabei tadelte sie sich selbst: Weh, brennend und groß ist der Zorn der Götter über mich gekommen, denn meinen Schritten folgt kein Frieden. ... Bestimmt beging ich große Sünden in einem früheren Leben, weil solches Elend heute über mich kam. ...
... die Prinzessin von Vidharba begann zu klagen: Ach, welche Missetat beging ich wohl? Daß die vielen Menschen, die ich in diesem einsamen Walde traf, von der Herde Elefanten getötet wurden, liegt bestimmt an meinem unglücklichen Schicksal. ... Alles, was den Menschen geschieht, beruht auf Schicksal. Denn nicht einmal in meiner Kindheit beging ich eine solche Sünde, von der diese Katastrophe herrühren könnte. ...
So klagte die hervorragende und treue Dame, schloß sich trauernd und bleich einigen vedenkundigen Brahmanen an, welche ebenfalls die unheilvolle Nacht überlebt hatten, und wanderte mit ihnen zügig in die mächtige Stadt des wahrhaftig sprechenden Suvahu, König der Chedi. Dort trat sie in die Stadt ein, furchtsam, in nur ein halbes Kleid gehüllt, mager und melancholisch, das Haar zerwühlt und mit Staub bedeckt, und die Bürger dachten bei ihrem Anblick, sie wäre ganz verstört. Die Jungen in der Stadt rannten neugierig hinter ihr her, und inmitten der Knabenschar gelangte sie zum Palast des Königs. Doch dort wurde sie von der Königinmutter entdeckt, die von einer Terrasse herabblickte.
Und die Königin sprach zu ihrer Amme: Geh, und bring diese Frau zu mir. Sie wirkt verlassen und hilflos in der Menge. Sie geriet wohl in eine Notlage und braucht nun Beistand. Ich denke, daß ihre Schönheit mein Haus erleuchten wird. Die Schöne scheint zwar verstört, aber gleicht mit ihren großen Augen der göttlichen Shri (Glücksgöttin).
So ging die Amme hinaus, vertrieb die Knabenschar und brachte Damayanti zur Königin auf die schöne Terrasse. Dann fragte die staunende Amme Damayanti: Obwohl du offensichtlich bitter leidest, bist du doch wunderschön! Du strahlst wie ein Blitz inmitten dunkler Wolken. Sag mir, wer du bist und zu wem du gehörst. Oh du mit dem himmlischen Glanz, deine Schönheit ist übermenschlich, selbst ohne jeglichen Schmuck. Und obwohl du ganz allein und hilflos bist, scheinst du doch unbewegt von der lärmenden Menschenmenge zu sein.
Die Tochter von Bhima antwortete der Amme: Wisse, ich bin eine Frau, die ihrem Gatten treulich hingegeben ist. Ich bin eine Dienerin aus gutem Hause. Ich lebe, wo es mir gefällt, ernähre mich von Früchten und Wurzeln, und übernachte ohne einen Gefährten dort, wo mich die Nacht überrascht. Mein Ehemann verfügt über zahllose Tugenden und war mir immer zugetan. Und ich bin ebenfalls zutiefst mit ihm verbunden und folgte ihm immer wie ein Schatten. Doch eines Tages geschah es, daß er sich in das Würfelspiel verlor, alles verlor und in die Wälder ging. ...
Doch als mich dann endlich der Schlaf übermannte, schnitt er die Hälfte meines Gewandes ab und verließ mich, obwohl ich ihm kein Leid angetan hatte. Nun suche ich meinen lotusäugigen Gatten, doch ich kann ihn nirgends finden. Und solange ich ihn, das Entzücken meines Herzens, diesen geliebten Herrn, dessen Antlitz einem Himmlischen gleicht, nicht erblicke, brenne ich Tag und Nacht im Kummer.
Die Königinmutter selbst antwortete der in Tränen aufgelösten und ständig seufzenden Damayanti:
Oh gesegnete Dame, bleib hier bei mir. Ich habe meine Freude an dir. Meine Männer sollen nach deinem Gatten suchen, oh du Schöne, oder vielleicht kommt er auf seinen Wanderungen von selbst in unsere Stadt. Oh schöne Dame, bleib hier und du wirst schon bald deinen Ehemann wiedersehen.
Damayanti erwiderte daraufhin: Oh Mutter von Helden, nur unter gewissen Bedingungen kann ich bei dir bleiben: Ich werde nicht die Reste einer Mahlzeit essen, noch irgend jemandes Füße waschen. Auch darf mich niemand dazu zwingen, mit anderen Männern zu reden. Und wenn irgend jemand mich zur Gattin oder Geliebten begehrt, muß er der Strafe deiner Hand unterworfen sein. Wenn ein Mann nicht aufhört, um mich zu werben und mich zu drängen, dann soll er mit dem Tode bestraft werden. Dies ist der Eid, den ich schwor. Nur mit den Brahmanen werde ich mich unterhalten, die du auf die Suche nach meinem Gatten schicken magst. Wenn du dies alles für mich tun willst, dann werde ich bei dir leben. Andernfalls kann mein Herz sich nicht dazu entschließen, an deiner Seite zu sein.
Da antwortete die Königinmutter mit frohem Herzen: Ich werde alles tun, was du verlangst, denn du hast wohl getan, ein solches Gelübde anzunehmen.
Danach sprach die Königinmutter zu ihrer Tochter Sunanda: Oh Sunanda, betrachte diese göttliche Dame als deine Sairindhri. (Eine Sairindhri ist mehr eine ebenbürtige Gefährtin, als eine Dienerin. Sie hatte keine niederen Arbeiten zu verrichten, sondern kümmerte sich um die Blumenkränze, die Sandelpaste, das Frisieren und die allgemeine Toilette der Königin oder ihrer Tochter.) Sie möge deine Freundin sein, denn ihr seid gleich alt. Und so freut euch aneinander ohne Sorgen.
Freudig nahm Sunanda Damayanti bei sich auf und führte sie mit ihren anderen Gefährtinnen in ihre eigenen Gemächer. ...
Das Ende der Karawane und Ankunft am Hofe Suvahus
Das Feuer der Klage lodert ständig
und das Trugbild falsches Glücks lockt andauernd
Alles, was den Menschen geschieht, beruht auf Schicksal
Schönheit ist Licht
Vrihadashwa fuhr fort: Nach diesen Worten des Anführers der Karawane schloß sich Damayanti dem Zug an, immer auf der Suche nach ihrem Herrn. Nach einigen Tagen kam der Troß an einen großen See mit schönen Lotusblüten inmitten des dichten und wilden Waldes. ... Mit Erlaubnis des Karawanenführers verteilten sich die Händler im Gelände, und zur mitternächtlichen Stunde war alles ruhig und still. Die ermatteten Reisenden schliefen tief und fest, als sich eine Herde wilder und brünstiger Elefanten dem See näherte, um ihren Durst zu stillen. Doch als die wilden Tiere ihre gezähmten Artgenossen bei der Karawane entdeckten, wurden sie gereizt, und griffen wütend die zahmen Tiere an.
All die Menschen, welche schlafend rings um den Lotus-See verteilt lagen, waren den wilden Elefanten im Wege und so trampelten sie alles und jeden in ihrer wilden Gereiztheit nieder. Da begann ein großes Geschrei unter den Menschen, welche aus dem Schlaf gerissen wurden und panisch und noch fast blind die Flucht ins Unterholz ergriffen, um der Gefahr zu entgehen. ... So mußte die große Karawane durch den plötzlichen Angriff der wilden Elefantenherde großes Leid erfahren.
Verwirrt und laut schrien die Menschen durcheinander, daß es die drei Welten erschütterte:
Weh! Rettet uns! Ein großes Unheil ist ausgebrochen! Lauft schnell weg! Wohin flieht ihr? Sammelt die Juwelen auf, die überall herumliegen! Weh, aller Welten Reichtum ist nichts wert! Ich spreche nichts Falsches. Denkt an meine Worte, ihr Elenden! ...
Auch Damayanti war voller Angst und Schrecken erwacht, als ringsum das gräßliche Unheil tobte. Atemlos und panisch sprang die Dame mit den Lotusaugen von ihrem Lager auf, und blickte auf das große Sterben, welches so unerwartet kam und die Furcht aller Welten erwecken konnte. Und jene aus dem Troß, welche die Gefahr unverletzt überstanden hatten, rotteten sich zusammen und begannen zu klagen:
Was haben wir getan, daß wir solche Konsequenzen ertragen müssen? Haben wir den ruhmreichen Manibhadra und auch den hohen und herrlichen Vaishravana (Kuvera), den König der Yakshas, nicht genügend geehrt? ... Die Sterne sind uns doch nicht ungünstig! ....
Und einige, die alles verloren hatten, sowohl Familienmitglieder als auch ihren Reichtum, kamen auf die Idee:
Diese seltsame Frau, die plötzlich zu unserer Karawane kam, hat bestimmt diesen grausamen Wahnsinn heraufbeschworen, so fremd und fast unmenschlich, wie ihr Erscheinen bei uns war. Sie ist gewiß eine schreckliche Yaksha oder Pisasha Frau (fleischfressende Lebewesen). ...
Als Damayanti diese scheußlichen Worte hörte, versteckte sie sich ängstlich, beschämt und aufgeregt vor der Gefahr im Dickicht. Dabei tadelte sie sich selbst: Weh, brennend und groß ist der Zorn der Götter über mich gekommen, denn meinen Schritten folgt kein Frieden. ... Bestimmt beging ich große Sünden in einem früheren Leben, weil solches Elend heute über mich kam. ...
... die Prinzessin von Vidharba begann zu klagen: Ach, welche Missetat beging ich wohl? Daß die vielen Menschen, die ich in diesem einsamen Walde traf, von der Herde Elefanten getötet wurden, liegt bestimmt an meinem unglücklichen Schicksal. ... Alles, was den Menschen geschieht, beruht auf Schicksal. Denn nicht einmal in meiner Kindheit beging ich eine solche Sünde, von der diese Katastrophe herrühren könnte. ...
So klagte die hervorragende und treue Dame, schloß sich trauernd und bleich einigen vedenkundigen Brahmanen an, welche ebenfalls die unheilvolle Nacht überlebt hatten, und wanderte mit ihnen zügig in die mächtige Stadt des wahrhaftig sprechenden Suvahu, König der Chedi. Dort trat sie in die Stadt ein, furchtsam, in nur ein halbes Kleid gehüllt, mager und melancholisch, das Haar zerwühlt und mit Staub bedeckt, und die Bürger dachten bei ihrem Anblick, sie wäre ganz verstört. Die Jungen in der Stadt rannten neugierig hinter ihr her, und inmitten der Knabenschar gelangte sie zum Palast des Königs. Doch dort wurde sie von der Königinmutter entdeckt, die von einer Terrasse herabblickte.
Und die Königin sprach zu ihrer Amme: Geh, und bring diese Frau zu mir. Sie wirkt verlassen und hilflos in der Menge. Sie geriet wohl in eine Notlage und braucht nun Beistand. Ich denke, daß ihre Schönheit mein Haus erleuchten wird. Die Schöne scheint zwar verstört, aber gleicht mit ihren großen Augen der göttlichen Shri (Glücksgöttin).
So ging die Amme hinaus, vertrieb die Knabenschar und brachte Damayanti zur Königin auf die schöne Terrasse. Dann fragte die staunende Amme Damayanti: Obwohl du offensichtlich bitter leidest, bist du doch wunderschön! Du strahlst wie ein Blitz inmitten dunkler Wolken. Sag mir, wer du bist und zu wem du gehörst. Oh du mit dem himmlischen Glanz, deine Schönheit ist übermenschlich, selbst ohne jeglichen Schmuck. Und obwohl du ganz allein und hilflos bist, scheinst du doch unbewegt von der lärmenden Menschenmenge zu sein.
Die Tochter von Bhima antwortete der Amme: Wisse, ich bin eine Frau, die ihrem Gatten treulich hingegeben ist. Ich bin eine Dienerin aus gutem Hause. Ich lebe, wo es mir gefällt, ernähre mich von Früchten und Wurzeln, und übernachte ohne einen Gefährten dort, wo mich die Nacht überrascht. Mein Ehemann verfügt über zahllose Tugenden und war mir immer zugetan. Und ich bin ebenfalls zutiefst mit ihm verbunden und folgte ihm immer wie ein Schatten. Doch eines Tages geschah es, daß er sich in das Würfelspiel verlor, alles verlor und in die Wälder ging. ...
Doch als mich dann endlich der Schlaf übermannte, schnitt er die Hälfte meines Gewandes ab und verließ mich, obwohl ich ihm kein Leid angetan hatte. Nun suche ich meinen lotusäugigen Gatten, doch ich kann ihn nirgends finden. Und solange ich ihn, das Entzücken meines Herzens, diesen geliebten Herrn, dessen Antlitz einem Himmlischen gleicht, nicht erblicke, brenne ich Tag und Nacht im Kummer.
Die Königinmutter selbst antwortete der in Tränen aufgelösten und ständig seufzenden Damayanti:
Oh gesegnete Dame, bleib hier bei mir. Ich habe meine Freude an dir. Meine Männer sollen nach deinem Gatten suchen, oh du Schöne, oder vielleicht kommt er auf seinen Wanderungen von selbst in unsere Stadt. Oh schöne Dame, bleib hier und du wirst schon bald deinen Ehemann wiedersehen.
Damayanti erwiderte daraufhin: Oh Mutter von Helden, nur unter gewissen Bedingungen kann ich bei dir bleiben: Ich werde nicht die Reste einer Mahlzeit essen, noch irgend jemandes Füße waschen. Auch darf mich niemand dazu zwingen, mit anderen Männern zu reden. Und wenn irgend jemand mich zur Gattin oder Geliebten begehrt, muß er der Strafe deiner Hand unterworfen sein. Wenn ein Mann nicht aufhört, um mich zu werben und mich zu drängen, dann soll er mit dem Tode bestraft werden. Dies ist der Eid, den ich schwor. Nur mit den Brahmanen werde ich mich unterhalten, die du auf die Suche nach meinem Gatten schicken magst. Wenn du dies alles für mich tun willst, dann werde ich bei dir leben. Andernfalls kann mein Herz sich nicht dazu entschließen, an deiner Seite zu sein.
Da antwortete die Königinmutter mit frohem Herzen: Ich werde alles tun, was du verlangst, denn du hast wohl getan, ein solches Gelübde anzunehmen.
Danach sprach die Königinmutter zu ihrer Tochter Sunanda: Oh Sunanda, betrachte diese göttliche Dame als deine Sairindhri. (Eine Sairindhri ist mehr eine ebenbürtige Gefährtin, als eine Dienerin. Sie hatte keine niederen Arbeiten zu verrichten, sondern kümmerte sich um die Blumenkränze, die Sandelpaste, das Frisieren und die allgemeine Toilette der Königin oder ihrer Tochter.) Sie möge deine Freundin sein, denn ihr seid gleich alt. Und so freut euch aneinander ohne Sorgen.
Freudig nahm Sunanda Damayanti bei sich auf und führte sie mit ihren anderen Gefährtinnen in ihre eigenen Gemächer. ...