Der Vergleich mit der Kerzenflamme ist nicht so schlecht, um wieder einmal auf mein Lieblingsthema Nummer 2 (oder doch 1?) zurück zu kommen, den Tod. Nummer 1 (oder 2?) wäre die Wahrnehmung. Wie nehmen wir die Welt wahr, oder nimmt uns die Welt wahr und wir bloß ihre Reflexionen? Lohnt sich, auch auf diesen Gedanken zurück zu kommen.
Wir sind also nichts als Kerzenflammen, die erlöschen und nie wieder kehren. Zurück bleibt das zerronnene Wachs und ein wenig Docht. Kerzen können hunderte von Flammen haben, wenn sie durch Wind oder Menschenhand ständig ausgelöscht werden. Demnach könnte man die Kerze mit der Ganzheit des Selbst vergleichen, während die Flammen ihre einzelnen Leben sind.
Die Flammen stellen unsere Persönlichkeit dar, das, was wir während des gesamten Lebens alles erleben und vor allem das, was wir während unseres gesamten Lebens hinein interpretieren. Es sind dies unsere Nichtigkeiten (nicht im Leben, aber im Tod!), die keinen wirklich interessieren.
Übrigens, heute Nacht träumte mir von einem weißen Huhn, das ins Freie flüchtete. Ich musste es einfangen, da es draußen über Nacht erfriert. Traumdeutung? Was soll ich zurück halten, was verheimlichen? Erfrieren meine geistigen Ergüsse?
Weiß, - dazu komme ich auch noch, zu Thygyrills Energie 'sehen', als er nur weiß 'sah'.
Jetzt aber noch zu der Flamme und der Kerze. Und dann schwebt noch ein Gedanke über mir, - mein zweites Lieblingsthema, die Wahrnehmung und die Frage, die ich schon weiter oben stellte, ob es uns möglich ist, ohne Beurteilung und Vergleiche wahrzunehmen. Aber eins nach dem anderen, auch wenn ich am liebsten alles gleichzeitig erledigen möchte.
Apropos Traumdeutung, wenn man von einem Huhn träumt, bedeutet es, dass man belanglosen Dingen nicht zu viel Bedeutung schenken sollte. Sind das hier belanglose Dinge? Ist denken belanglos? Manchmal fürchte ich – ja. Aber es macht so viel Spaß. Und manchmal zehrt es an mir. Ich wäre freier, innerlich freier, wenn ich es nicht so zwanghaft machen würde. Und manchmal ist es tatsächlich zwanghaft. Ich muss schreiben. Ich muss schreiben. Besser wäre doch: Ich darf schreiben oder ich will schreiben.
Das Kerzenwachs, das zurück bleibt, entsteht durch die Flamme, also ist auch etwas im Wachs etwas von der Flamme enthalten, nämlich das Wichtige, das reine Sein. Könnte man so sehen, wenn auch bereits das Wachs das reine Sein darstellt. Aber wie mehrmals gesagt, Vergleiche bringen wirklich nichts.
Don Juan sagte, wenn man den inneren Dialog abstellt, nimmt man die Welt so wahr, wie sie ist. Wenn wir nichts mehr vergleichen, nichts mehr beurteilen, sind wir innerlich still. Die Welt mag vielleicht die gleiche bleiben, aber sie ist nicht mehr die selbe. Don Juan spracht nicht in Metaphern. Das, was er sagte, meinte er genauso, wie er es sagte. Die Welt verändert sich, wenn wir innerlich schweigen, wenn wir wieder zur Kindheit zurück gehen, wo wir alles (wie?) zum ersten Mal sahen.
Und schon zwirbelt sich der nächste Gedanke in mir hoch: Zurück zur unbeschwerten Kindheit – das silberne Zeitalter und noch weiter zurück in den Mutterleib – das goldene Zeitalter, die Einheit, die absolute Geborgenheit und Glückseligkeit.
Träumen wir uns tatsächlich zurück in den Mutterleib. Seneca meinte, es gibt keinen Grund, Angst vor dem Tod zu haben, denn wir kehren dorthin zurück, woher wir gekommen sind.
Ist der Tod für jeden gleich oder kommt es wirklich darauf an, wie wir gelebt haben? Freund Carlos sagt, es ist das zweite. Jeder kann dem auflösenden Tod entkommen, wenn er genug Energie sammelt. Lebt er das Leben eines Durchschnittsmenschen, löst sich sein Bewusstsein auf und wird vom Adler gefressen.
Im Grunde genommen sagt das nichts anderes aus, wie so viele Religionen und Dogmen, obwohl Don Juan darauf beharrt, dass die Lehren der Kraft keine Dogmen sind. Man ergibt sich der Kraft (wie Kim schon empfahl) und schon weiß man, was man zu tun hat.
Wäre es nicht wunderschön, im Moment des Todes eine weiße Leinwand rund um sich zu sehen, in der sich ein sanftes golden leuchtendes Licht entpuppt, das zu einem goldenen Tor wird, das sich öffnet und wir vollkommen unvoreingenommen hindurch schreiten und wir in einer traumhaften Landschaft all jene Menschen, wie auch Tiere und eventuell auch Pflanzen treffen, die uns wichtig waren und wir dort ein ewiges Fest zusammen feiern?
Es kommt nichts dabei heraus, sich über Tod und Wahrnehmung (meine Lieblingsthemen) den Kopf zu zerbrechen. Wahrnehmung lässt sich verändern, wenn man ein bisschen an sich arbeitet. Deshalb finde ich gewisse Themen von Freund Carlos durchaus annehmbar und auch nachmachbar. Und wenn ich auch stets Feuer und Flamme für alles möglich bin, - das Feuer brennt stets herab und die Flamme erlischt und ich bleibe der selbe Idiot, der ich schon immer war. Wenigstens bleibe ich mir selbst treu. Mir selbst? Wer bin ich selbst?
Aus! Schluss für heute!