Der Tod steht bevor

Dilanya

Mitglied
Registriert
26. Mai 2008
Beiträge
205
Hallo ihr lieben,

mir gehts grad echt beschissen. Der Vater von meinem Freund liegt im sterben. Kurz vor Weihnachten letztes Jahr wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Eine Operation war nicht möglich, daher wurde er in eine Lungenklinik eingewiesen und hat Chemo bekommen. Später dann Bestrahlung. Soweit ging es ihm eigentlich immer gut, bis vor ca. einem Monat. Es fing damit an, dass sein Arzt ihm gesagt hat, dass ein Tumor geschrumpft ist, ein anderer aber gewachsen ist. Und ab dieser Aussage ging es Bergab. Am 26.08.2010 fuhr ich für 10 Tage auf eine Messe. Zu diesem Zeitpunkt war er schon etwas angeschlagener als sonst, aber noch relativ fit. Er lief noch rum und liess sich auch seine zigaretten und seine Bierchen noch schmecken. Als ich am 5.9. von der Messe zurückkam, war er nur noch ein Häufchen Elend. Er sass nur noch am Küchentisch, mit einem berg Kissen vor sich, auf die er sich Stützte und machte nichts mehr. Er hat innerhalb dieser 10 Tage rapide abgenommen, konnte nichts mehr essen, kaum trinken und war zeitweise kaum ansprechbar. Wir wollten einen Arzt rufen, aber das verweigerte er. Er meinte, wenn wir einen rufen, bringt er sich um, denn verrecken möchte er zu Hause. Nun wird es von Tag zu Tag schlimmer. Mittlerweile kann er nicht einmal mehr alleine auf die Toilette gehen. Vorgestern haben wir dann doch den Arzt geholt. Mit seiner Zustimmung. Der machte und keine Hoffnungen mehr. Ins Krankenhaus wollte er ihn nicht einweisen, denn er meinte, das wäre nur lebensverlängernd und würde ihm gar nichts mehr bringen. Schmerzen hat er momentan gar keine und der Doc meinte, wir sollen einfach hoffen, dass es weiter so bleibt und schnell zu ende geht, bevor die schmerzen noch kommen. 1-2 Wochen meinte er, gibt er ihm noch, länger nicht.
Das ist uns allen aber auch schon klar. dazu braucht man ihn nur ansehen. und wir alle wissen, dass es besser ist, wenn er schnell erlöst wird. trotzdem ist alles so unsagbar schwer.
Ich mein, er ist ja nicht mein Vater, sondern der von meinem Freund. Aber ich mag ihn sehr und hatte immer sehr engen und herzlichen kontakt mit ihm. Mir tut das alles doppelt weh. erstens weil ich zusehen muss, wie so ein lieber mensch von uns geht und zweitens, weil ich mit ansehen muss, wie mein freund und seine familie darunter leiden. Ich weiss nicht, was ich noch machen soll. ich trau mich schon gar nicht mehr, seinen dad zu besuchen (dabei wohnt er im selben haus wie wir), weil ich nicht weiss, wie ich mich verhalten soll. Mein Freund tut sich sehr schwer, mit mir darüber zu reden. er ist abends grad meist alleine bei seinen eltern, fragt mich nicht, ob ich mitkomme und wenn wir alleine sind, schweigen wir uns meist an, bis wir ins bett gehen. die ganze situation ist so unerträglich. hinzu kommt noch, dass wir alle auch noch angst um die mutter von meinem freund haben. sie ist total unselbständig, weil ihr mann immer alles gemacht hat. die mag nicht alleine einkaufen gehen, fährt auto nur im allergrössten notfall, kann nichtmal alleine tanken oder geld am automaten holen, weil sie nicht weiss, wie das geht. also es kommt gerade irgendwie alles zusammen.

Ich habe leider bisher absolut keine Erfahrung mit sterbenden Menschen. Ich hab das alles noch nie so nahe mitbekommen wie jetzt. ich musste noch nie "zusehen" wie einer geht. Habt ihr mit tipps, wie ich damit umgehen kann? wie ich mich gegenüber der Familie und vorallem auch dem sterbenden Vater verhalten soll? Was kann ich tun, um meinem freund zu helfen? Ich bin gerade mit allem irgendwie total überfordert. Vorallem die Distanz, die momentan zwischen mir und meinem Freund herrscht, macht mich auch fertig. ich weiss, dass ich das alles akzeptieren muss und momentan nicht ändern kann, aber es ist so furchtbar schwer, das alles durchzustehen.

Wäre froh, wenn mir jemand ein paar Tipps geben könnte.

Danke schön!
 
Werbung:
Hallo Dilanya,

bei mir sind es jetzt 10 Wochen her und die Erinnerung ist sehr präsent.Es fällt mir noch immer schwer darüber zu schreiben.
Abschied nehmen von einem Menschen,ihm bei dem langsamen Gehen zu sehen zu müssen,ist auch für deinen Freund unglaublich schwer.
Es ist schliesslich sein Vater,da bleibt es nicht aus ,dass er oft überreagiert.

Alles was ihr ihm jetzt mitgeben könnt,ist Liebe und Nähe.Streichelt seine Hand und erzählt von alten Erinnerungen.Schaut mit ihm Fotos an und zaubert ihm ein Lächeln ins Gesicht.
Suche mal im Net nach Artikeln über Sterbebegleitung.
Sicher ist es hilfreich dort zu lesen.

Ich wünsche euch viel Liebe und Kraft auf diesem schweren Weg...
Suenja
 
danke für deine antwort. über sterbebegleitung habe ich selbst im netz auch schon einiges gesucht, aber richtig fündig wurde ich nicht. meist ging es in den artikeln um den pflegebereich im medizischen sinn.

ich weiss auch nicht, ich fühl mich einfach so unsagbar komisch dabei, wenn ich bei der familie von meinem freund bin. ich bin halt eben "nur" die freundin des sohnes und gehöre nicht wirklich dazu. wenn die dann anfangen zu weinen oder so, komm ich mir so fehl am platz vor. so, als hätte ich dort nichts verloren. und das sind genau die momente, in denen ich nicht weiss, wie ich mich verhalten soll. und in alten erinnerungen schwelgen mit demjenigen der geht, das is auch schwer. ich bin seit 1 jahr und 8 monaten mitmeinem freund zusammen. so viel vergangenes kann ich da gar nicht beitragen. ich hab einfach irgendwie ständig das gefühl, nicht erwünscht zu sein, obwohl ich 100 % weiss, dass es nicht so ist. vielleicht rede ich mir das aber selber auch ein, um einen grund zu haben, abstand zu dem allem zu gewinnen
 
Hallo Dilanya,

Eure Gesamtsituation ist nicht besonderes Leicht, jedoch will einmal Nachfragen, hast du mit deinen Freund bzw. der Familie schon einmal offen über deine Gefühle gesprochen? Wissen sie wo deine Fragen und Ängste liegen?

Vielleicht wenn du dies für dich lösen kannst - hast du schon viel zur Gesamtsituation betragen. Ich bin mir sicher, du bist an deinen Platz eine Unterstützung.

Lg
 
mit meinem freund habe ich einmal darüber gesprochen. das war am samstag. wir haben bis um halb drei nachts gequatscht. ich dachte eigentlich, das macht die situation besser, aber seit vorgestern komm ich an ihn gar nicht mehr ran. wie gesagt, er schweigt mich die meiste zeit an, ich muss ihn sogar zwingen, was zu essen, er wirkt total apathisch und er weint nichtmal vor mir. ich hab mitbekommen, wie er einen totalen heulkrampf hatte. den hat er aber auch nur zugelassen, weil er dachte, ich würde schlafen.
ich will ihn halt auch nicht vor den kopf stossen, indem ich ihn dränge, mit mir zu reden
 
danke für deine antwort. über sterbebegleitung habe ich selbst im netz auch schon einiges gesucht, aber richtig fündig wurde ich nicht. meist ging es in den artikeln um den pflegebereich im medizischen sinn.

ich weiss auch nicht, ich fühl mich einfach so unsagbar komisch dabei, wenn ich bei der familie von meinem freund bin. ich bin halt eben "nur" die freundin des sohnes und gehöre nicht wirklich dazu. wenn die dann anfangen zu weinen oder so, komm ich mir so fehl am platz vor. so, als hätte ich dort nichts verloren. und das sind genau die momente, in denen ich nicht weiss, wie ich mich verhalten soll. und in alten erinnerungen schwelgen mit demjenigen der geht, das is auch schwer. ich bin seit 1 jahr und 8 monaten mitmeinem freund zusammen. so viel vergangenes kann ich da gar nicht beitragen. ich hab einfach irgendwie ständig das gefühl, nicht erwünscht zu sein, obwohl ich 100 % weiss, dass es nicht so ist. vielleicht rede ich mir das aber selber auch ein, um einen grund zu haben, abstand zu dem allem zu gewinnen

Liebe Dilanya,
Ja ich verstehe dich schon,doch für die ganze Familie ist es nicht leicht...nimm sie einfach nur in den Arm und höre ihnen zu.

Ich habe dir eine Pdf-Datei rausgesucht,die viele deiner Fragen beantwortet.

Schau dort einfach hinein.

http://www.krebsgesellschaft-nrw.de Hilfe zur Sterbebegleitung.pdf

Viel Kraft

Suenja
 
Liebe Dilanya,
Ja ich verstehe dich schon,doch für die ganze Familie ist es nicht leicht...nimm sie einfach nur in den Arm und höre ihnen zu.

Ich habe dir eine Pdf-Datei rausgesucht,die viele deiner Fragen beantwortet.

Schau dort einfach hinein.

http://www.krebsgesellschaft-nrw.de Hilfe zur Sterbebegleitung.pdf

Viel Kraft

Suenja

Danke schön. ich werds mir mal durchschauen.

Naja hoffentlich hat er es bald überstanden. Mehr kann man ihm nicht wünschen.
 
Der Tot meine liebe gehört nunmal zum Leben , wie der Tag zur Nacht . Zeig der Familie dein mitgefühl , sei einfach für sie da und steh ihnen sowie dem sterbenden zur Seite . Dein Freund ist bestimmt ganz froh , das du ihm in dieser schweren Zeit beistehst . Erwarte von ihm jetzt nichts und lass ihn sich in Ruhe an den Gedanken gewöhnen , das sein Vater jetzt bald geht . Ich wünsche Dir und der Familie die Kraft diesen Schmerz der Trauer gut zu überstehen .
 
Liebe Diljana,

erst einmal wünsche ich dir/euch sehr viel Kraft um loszulassen...ich habe so eine Situation bereits zweimal erlebt und ich glaube, man verhält sich sicherlich richtig....ich glaube, es ist für alle gut zu wissen, dass du da bist, in welcher Form auch immer......vielleicht schreibst du deinem Freund ein paar Zeilen, indem du ihm deine Gefühle mitteilst, wann immer er will, kann er sie lesen..... sei einfach da, pass aber auch auf dich auf!

Karinmaria
 
Werbung:
Hallo

Das was jetzt die Familie deines Freundes durchmacht ist so zu erklären, die Trauerbewältigung hat jetzt schon begonnen, obwohl der Mann oder Vater noch hier in dieser Welt verweilt. Aber sie wissen das es nur noch eine frage der Zeit ist bis er ins Jenseits geht. Dein Freund versucht dich aus allem fern zu halten, da Du noch nicht all zu lange mit Ihm zusammen bist, das macht er aber weil Du IHm viel bedeutest und nicht weil er dich nicht dabei haben möchte. Die meisten Menschen verstehen erst viel später was man durchmacht, wenn man einen Menschen verliert. Deine Begründung hat also keinen Einfluss, auf das was sich in der Familie abspielt. Du kannst deinen Freund erst verstehen wenn Du mal selber in so einer Situation bist, und zusehen musst wie du einen geliebten Menschen gehen lassen musst. Was ich dir raten kann ist, geh zu seinem Vater rede mit IHm als gäbe es immer wieder einen Morgen, und rede nie über das sterben mit Ihm, den er weiß selber das es bald an der Zeit ist zu gehen. Es fällt seinem Vater schwerer zu wissen das er bald nicht mehr auf dieser Erde verweilt, als seiner Familie die Ihn hintertrauern muss und wird. Was Du deinem Freund gutes tun kannst, ist Ihm ein gefühl des vertrauens zu geben, einen halt den er brauchen wird wenn der Tag gekommen ist wo sein Vater stirbt. Dein Freun trauert in der Stille und möchte zur Zeit keinen an sich rann lassen, aber wenn sein Vater stirbt wird die ganze Welt einstürzen und genau dann weiß er das Du da bist und er bei dir Trost findet und mit dir über all seine Empfindungen reden kann.
Verhalte dich ganz normal und rede auch mit Ihm, sag das Du nicht weißt wie Du dich in der Familie verhalten sollst. Auch wenn du von Ihm jetzt keine Antwort erhällst, die kommt zu einem späteren Zeitpunkt wenn er es für richtig und auch wichtig hällt.

Des weiteren verstehe ich diesen Arzt nicht, der ihn nicht mehr ins Krankenhaus einweisen lassen möchte nur weil IHm nichts mehr bringt. Das ist eigentlich unterlassene Hilfeleistung in meinen Augen. Egal welche Behandlung ein Mensch benötigt auch wenn er schon im sterben liegt muss Ihm gegeben werden, und wenns nur die Körperliche oder Seelische Betreuung ist bis zum Sterbe Zeitpunkt.

Ich wünsch dir sehr viel Kraft in der noch bevor stehenden Zeit, und wenn Du jemand zum reden suchst, dann schreib hier im Forum deine Gedanken und Gefühle rein , den hier sind genug die dich verstehen und dir einen halt geben können.

Licht und Liebe
Gruß Lady
 
Zurück
Oben