Hier mal eine Geschichte - denke, dass sie passen könnte:
Nesrin hatte zwei Töchter, die sehr unterschiedlich waren. Die eine hieß Samira; sie war 13 Jahre und hegte oft Zweifel an dem, was sie tat - was die Mutter mit Sorge betrachtete. Die andere, Saida, war 15 Jahre und die meiste Zeit gelassen und zuversichtlich - Nesrin liebte die beiden sehr.
An einem Tag im Sommer überlegten sich die Geschwister, wie sie ihrer geliebten Mutter eine Freude bereiten könnten. Sie einigten sich darauf, dass sie ihr ein Bild malen werden, da sie um die Vorliebe ihrer Mutter wussten und beide Vergnügen daran fanden. So setzten sie sich in ihr Zimmer, holten ihre Stifte, Blätter und einige andere Mittel hervor und begaben sich fröhlich und voller Elan ans Werk.
Die jüngere der beiden war zuerst fertig und zeigte es entzückt ihrer Schwester. Die ältere betrachtete es aufmerksam und freute sich sehr mit ihr - und der Gedanke daran, wie sich ihre Mutter über dieses Geschenk freuen würde, ließ ihr Herz ganz weich werden. Nach einiger Zeit hatte auch Saida ihre Arbeit vollendet und zeigte die Zeichnung ihrer Schwester. Diese war voller Begeisterung für das wundervolle Kunstwerk und gleichzeitig etwas traurig, weil sie ihr Bild nicht annähernd so schön fand...
In dieser Nacht schlief Samira sehr unruhig, weil sie unsicher war, ob ihrer Mutter sich über ihr Geschenk ebenso freuen würde, wie über das ihrer Schwester.
Am nächsten Tag standen die beiden zeitig auf und deckten den Frühstückstisch im Garten. Sie streuten Rosenblätter auf den Tisch und platzierten ihre Bilder.
Danach gingen sie ins Haus und weckten ihre Mutter mit einem zärtlichen Kuss auf die Wange. Die ältere der beiden sagte: " Mama, komm mit uns in den Garten; wir möchten dir gerne etwas zeigen".
Nesrin kleidete sich an. Anschließend verbanden ihr die beiden die Augen mit einem Seidentuch, nahmen sie jeweils rechts und links bei der Hand und führten sie behutsam nach draußen. Im Garten angekommen, nahmen sie ihr die Augenbinde ab...
Als Nesrin den wunderschön gedeckten Tisch sah, war sie sehr gerührt; sie nahm ihre beiden Töchter in den Arm und herzte sie.
Hiernach setzten sie sich gemeinsam an den Tisch und Saida überreichte ihr als erste ihr Bild. Nasrin betrachte erst das Bild, dann ihre freudestrahlende Tochter und streichelte ihr zärtlich über den dunklen Lockenkopf.
Saida sagte zu ihrer Mutter, dass Samira auch etwas für sie habe und nickte ihrer Schwester aufmunternd zu. Nesrin schaute in das besorgte Gesicht ihrer Tochter Samira und da sie sie sehr gut kannte und wusste, was sie bedrückte, sagte sie:" Warte - bevor du mir das Geschenk überreichst, habe ich etwas für dich".
Mit diesen Worten griff sie in ihre Tasche, holte einen Briefumschlag hervor und gab ihn ihrer jüngsten.
Überrascht öffnete Samira den Brief und las ihn - ihre Wangen wurden ganz rosig und ein Strahlen erhellte ihr zartes Gesicht - sie stand auf und gab ihrer Mutter nun ihrerseits dankbar die Zeichnung.
Du fragst Dich vielleicht, was in dem Brief stand, das das Mädchen so zuversichtlich und glücklich werden ließ....
Ich habe ihn ebenfalls erhalten und schenke ihn jetzt Dir.
(Bis hier hin stammt die Geschichte von mir - Tany).
*Von Herzen geben
Ich fühle mich ungemein beschenkt,
wenn du etwas von mir annimmst -
wenn du an der Freude teilhast, die in mir ist, sobald ich dich beschenke.
Und du weißt, ich gebe nicht in der Absicht,
dich in meine Schuld zu bringen,
sondern, weil ich die Zuneigung leben möchte,
die ich für dich empfinde.
Annehmen mit Würde
ist vielleicht das größte Geschenk.
Unmöglich kann ich die beiden Seiten voneinander trennen.
Wenn du mich beschenkst,
schenke ich dir mein Annehmen.
Wenn du von mir nimmst, fühle ich mich sehr beschenkt.
*von Ruth Berbermeyer