Ein neuer Tag

mir mit diesem Spiel beibringen, dass die Gelben Pillen diesem Leben das Wichtigste sind, weil man damit was machen kann.

Ein gescheitertes Experiment.
 
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Doch wie hätte ich diesen Teppich so wunderschön gestalten können, ohne die Kraft der Gelben Pille und ohne Überlebenswille?
Müde schlief ich ein...

...und träumte von einer Alienkonferenz im weißen Salon des großen Raumschiffes. Der Vorsitzende war vermutlich noch nicht da.

Abgeordneter Problemreich schrieb:
Der Homo Sapiens hat sich also zu einem lernfähigen, träumenden Tier entwickelt, das sich auch empfänglich zeigt für unsere Gedanken. Mit ihm könnten wir eine Lichtung in diesen Wald schlagen und eine wunderbare Stadt bauen. Fantasia könnte Realität werden, wenn es uns nur irgendwie gelänge, die Arbeitskraft des Humanoiden zu maximieren. Einziges Problem dabei scheint seine Trägheit zu sein. Er lebt ohne Plan und ohne Ziel in den Tag, als wäre er unsterblich und unterscheidet sich so kaum vom herkömmlichen Tier. Hat jemand einen Vorschlag, wie wir diese Hürde bewältigen werden?

Abgeordneter Ideenreich schrieb:
Es gibt kein Problem, dass unlösbar wäre. Wir werden dem Homo Sapiens im Traum eine Rote Pille geben, die den Fokus seiner Aufmerksamkeit auf die Vergänglichkeit seines Lebens richtet. So wird er wissend darum, dass er sterblich ist und eine Furcht wird über ihn kommen, die nur durch Vertrauen geheilt werden kann. Er wird lernen, das befristete Leben zu lieben und solcherart zwischen Angst und Vertrauen hin und her getrieben, wird er für uns Fantasia bauen.

Abgeordneter Zweifelsreich schrieb:
Nie und nimmer wird er das für uns tun. Er wird sich vor Angst freiwillig in die Rote Pille stürzen oder in seiner Verliebtheit mit einem anderen Homo Sapiens in einer Ecke hinlegen und einfach auf die Wirkung warten. Da wird Fantasia nie fertig. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist ein wichtiger Faktor, auf dieser sich ständig wandelnden Oberfläche.

Abgeordneter Ideenreich schrieb:
Ja, genau. Sehr richtig erkannt. Der Homo Sapiens braucht einen Anreiz, dass er sich auch schnell genug vorwärts bewegt. Darum werden wir ihm in einem weiteren Traum die Idee geben, Gelbe Pillen zu sammeln, mit denen er sein zeitlich begrenztes Leben etwas erleichtern, verschönern und auch ein wenig verlängern kann. Pillen, die es in Wahrheit gar nicht gibt, doch er wird alles tun, auf der Suche nach diesen Gelben Pillen. Er wird das Land erobern, den Wald roden, den Boden umgraben und keinen Stein auf dem Anderen lassen. Natürlich erst, wenn er weiß, dass er sterblich ist, denn vorher spürt er ja keinen Mangel.

Abgeordneter Zwistreich schrieb:
Sehr gute Idee, Herr Abgeordneter. Im Verlauf der erfolglosen Suche wird einer aus der Gruppe den Nutzen der kollektiven Arbeitskraft erkennen. Dieser ist dann bereit, im Traum erste Bilder von Fantasia zu empfangen und in den Boden zu zeichnen. Heimlich wird er Gelbe Pillen aus Lehm drehen und unauffällig verteilen, wo andere sie zufällig finden. So werden im Laufe der Zeit die meisten Humanoiden an Existenz der gelben Pillen glauben und Arbeit und Früchte gegen Erdpillen tauschen. Ja, es wird auch allerhand Zwist um die Gelbe Pillen entstehen und viele werden nicht wegen der Liebe zur Arbeit zu Werke gehen, sondern wegen der Gelben Pillen und einige werden ausgegrenzt Aber die Liebe machts wieder gut und der Erfolg spricht für sich.

[FONT=&quot]Kurze Pause. Im Saal wird es still. Ein kleines, weißes Alien betritt den Raum, während den anderen scheinbar das Licht ausgeht.
Der Diskussionsleiter erscheint recht spät.


Hinweg mit euch, aus diesem Parlament. Löst euch auf, in Wohlgefallen.

Ich zeige dem Menschen gegen Lider Schwere
Nur eine kleine Rote Beere.
Vom Baum dort drüben das Grüne Blatt
Macht ihn stets mit Hoffnung satt.

Alles andere darf er sich träumen
Oder auch die Zeit versäumen.
Jedem Menschen sei sein Wille
Im Hohen Haus regiert nun Stille
[/FONT]
 
Nachdem ich die Rote Beere geschluckt hatte, stürzte neben mir ein Wildschwein nieder und blieb tot am Boden liegen. Einfach so, ohne Keule.
Da war mir plötzlich bewusst, dass auch ich nur eine begrenzte Zeit auf Erden verweilen und irgendwann wieder umfallen würde.
Also wollte ich die mir verbleibende Zeit richtig nutzen und setzte mir ein Ziel vor Augen.

Ich will bewusst leben lernen, mit dem was ich habe und als das was ich bin.
Die Welt um mich herum und mich selber begreifen und verstehen.
Erst dann wollte ich gegeben Falls Korrekturmaßnahmen setzen.

Einen Wasserhahn etwa tauschte ich nicht aus, weil er nicht mehr modern war. Der musste mindestens drei Wochen lang tropfen.
Nicht die Umgestaltung oder Verbesserung war mein Ziel sondern das Leben bewusst zu bemerken, zu spüren und zu verstehen.

Dann, irgendwann in der Vierten Woche geriet ich in eine Art leichten Rausch.
Ich fuhr in den Baumarkt, holte einen neuen Wasserhahn, griff wie ferngesteuert in die Werkzeugkiste und schraubte, wie von einem wilden Geist getrieben, den alten Wasserhahn aus der Wand und montierte, mittelmäßig geschickt, den Neuen.

Der leichte Rausch war vorbei und ich konnte mich wieder meinem Ziel zuwenden.

Dem Leben, mit dem was ich hatte und als das, was ich war.
Das alles wollte ich verstehen und auch genießen lernen.
Gab es mal etwas zu tun, kam ohnehin der Rausch über mich und an dessen Ende wollte ich mein Werk betrachten und sagen: "Es ist gut geworden."

Zwischendurch gab es genug zu lernen und zu verstehen. Wasser kam aus dem Wasserhahn, Strom aus der Steckdose, das war zweifellos ein Genuss. Aber wie kamen sie da hinein? War das auch ein Genuss? Und auch den bewussten Umgang mit den Pillen musste ich lernen. Täglich aufs Neue. Vor allem mit den Gelben Existenzpillen, die man auch braucht, wenn man einen neuen Wasserhahn besorgen will. Diese Pillen hatten eine sehr beruhigende Wirkung, auch wenn man sie selbst nicht essen konnte. Man konnte sie einfach gegen alles Mögliche tauschen, was man sah oder brauchte.

So war ich also zwischendurch stets am lernen, das Leben zu begreifen und bewusster zu leben. Das war mein Ziel, nicht der Rausch.
Und doch kam mir immer wieder einer dazwischen. Und die meisten waren alles andere als leicht.

Spielrausch, Lernrausch, Goldrausch, Liebesrausch, Weinrausch, Arbeitsrausch, Kaufrausch, Liebesrausch, Weinrausch, Schnapsrausch. Pillenrausch... es war wie verhext. Gewaltige Räusche kamen immer wieder über mich und hinderten mich daran, mich meinem eigentlichen Ziel - dem bewussten Leben mit Ablaufdatum - hinzugeben.
Und nur selten konnte ich an ihrem Ende sagen: "Mein Werk ist gut geworden."

So sitze ich auch jetzt wieder hier, wie immer, in den Wochen nach dem letzten Vollrausch, wie ein armer Sünder, und versuche aufs neue den bewussten Umgang zu lernen, mit dem was ich noch habe und als das, was ich noch bin... ein Sohn vom alten Bärenrausch.
 
Bärenrausch und Pillywahn
bauten eine Geisterbahn,
dann stiegen sie ein und brausten los,
Mutters Freude war mittelgroß.

Bärenrausch und Pillywahn
fuhr`n gern in ihrer Geisterbahn,
zwischendurch sprangen sie raus
und trieben ihr die Geister aus.

Bärenrausch und Pillywahn
schlafen jetzt wie Engelsknaben
und Mutter geht alleine aus.
Als sanfter Wind ums Kartenhaus.
 
hat den Saal scheinbar wieder verlassen und ein Abgeordneter meldet sich leise zu Wort.

Grundsätzlich ist es nicht schlecht, an Utopia zu glauben und daran weiter zu bauen, wird es auch nie vollendet. Wie auch? Ein Nicht-Ort kann nicht erreicht werden. Das gibt es nicht. Letztendlich aber dient diese Illusion dem Leben selbst, auch wenn nicht jeder sofort versteht, wozu. Und sei es nur, sehenden Auges darin zu versiegen. Vielleicht sollten wir es weniger hoch, weniger breit und mit gesunden Wurzeln bauen und nicht abgeschnitten, vom Fluss des Lebens. Eine seriöse Medienkultur wird die Bewohner von Utopia stets über den Stand der Dinge auf dem Laufenden halten, informieren und nicht nur steuern und verwirren. Mit neuesten Modetrends und Innovationen oder indem sie etablierte Umweltschutzorganisationen in ein schlechtes Licht rückt. Am Ende sollten die lebenden und sterblichen Bewohner von Utopia darüber informiert sein, was das Leben IST und nicht nur darüber, was es einmal WAR.

http://www.youtube.com/watch?v=pTfmyneFiBI&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=sNEEHSorTZk&feature=player_embedded
http://www.youtube.com/watch?v=qM1hyKgfOtY&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=2fjWSpLp_9w&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=8SK66ZLG7FA&feature=related

Utopia macht sicher Sinn, doch ich gestehe, ich bin heillos überfordert, mit der Suche danach.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es war kein gewöhnliches Tier, das da erwacht war und sich auf die Hinterbeine gestellt hatte. Von einem Moment zum Nächsten war Es sich seiner Sterblichkeit bewusst geworden und blickte nun in eine ungewisse Zukunft. Mit Händen und Werkzeugen ausgestattet, die geeignet waren, die Erde umzugraben, Steine zu schlagen, Wälder zu roden, Land zu bebauen, Maschinen zu entwickeln und Städte zu bauen, so zog Es los, von innen her animalisch getrieben, sich selbst und seine Art zu erhalten und die Welt - mehr oder weniger kreativ - zu gestalten. Der einzige natürliche Feind des besonderen Tieres war dabei die Zeit, sonst gab es keinen ernstzunehmenden Gegner. Und darum entwickelte das besondere Tier die Armbanduhr und den elektronischen Terminplaner. Um den Feind nur ja nicht aus dem Auge zu verlieren, während Es nach einer Möglichkeit suchte, friedlich und von keinem Feind verfolgt, im Hier und Jetzt zu leben.
 
Pyramidenspiel700.jpg
 
Der Bundeskanzler auch nicht. Ebenso wenig wie die Opposition.
Auch die Wirtschaft, die Kultur und die gesamte Geschichte der Menschheit nicht.
Kein erfolgreicher Geschäftsmann, kein begnadeter Künstler, kein geschickter Handwerker, niemand da,
weit und breit kein Schuldiger zu finden, den ich für mein Scheitern hassen und zur Verantwortung ziehen könnte.

Nur dieser ungepflegte Typ im Rasierspiegel. Und der ist`s einfach nicht wert. :morgen:
 
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denn dabei kann ich nicht viel falsch machen.

Und ein Erfolgserlebnis braucht der Mensch von Zeit zu Zeit.
 
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