Ein neuer Tag

LoneWolf

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16. Februar 2006
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Wien
Würde ich die Wut nicht kennen, wie könnte ich Vergebung spürn?

Ja, vielleicht ist`s der Teufel in der Hölle, der die Wut in mir entfacht.
Und die Engel im Himmel gießen dann aus güldenen Krügen
Vergebung auf mich herab.

Wer weiß das schon so genau? Manchmal kommts mir so vor.

Vielleicht bins auch ich selber, der das alles macht. Ausschließen kann man das nicht.

Aber so oder so... es bleibt sich gleich.

Ich bin getrieben, durch Himmel und Hölle,
durch Tag und durch Nacht
und nur innerer Frieden
gibt mir ein Gefühl
von zärtlicher Macht.
 
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Also ich bin im Laufe der Zeit zu der Überzeugung gekommen,
dass man nichts mit hundertprozentiger Sicherheit über Gott sagen kann.
Trotzdem habe ich es eben wieder getan.
Das versteh ich nicht.
 
Menschen sagen oft seltsame Dinge über Gott.
Einst traf ich einen Mann, der rief:

Gott ist unberührbar, tief verborgen im Zentrum meines Herzens.
Und ich rase wie ein Wilder darum herum, bin auf einer Suche und weiß nicht, wonach.

Ich wunderte mich ein wenig, verabschiedete mich freundlich und ging weiter, meines Weges.
Ohne zu wissen, wohin.
 
Einen anderen wieder traf ich, der rief ein wenig geplagt:

Gott ist tief verborgen, im Zentrum meines Herzens und ich bin einfach um dieses Zentrum entstanden.
Und jetzt rudere ich mit Armen und Beinen im Weltall umher und muss es erforschen und neu ordnen.
Wann ich damit fertig bin, das weiß ich nicht.

Da ich ihm bei dieser schweren Aufgabe nicht helfen konnte,
lief ich schnell nach Hause, die Bude aufräumen.
Da war wenigstens ein Ende absehbar.
 
Einen Menschen traf ich, der sagte mit großer Strenge im Gesicht:

Gott ist weit über mir, tief verborgen, weit über der Exosphäre.
Ich habe ihn noch nie gesehen, aber er ist Furcht erregend,
hat einen langen, weißen Bart und wirft Gesetzesbücher auf die Erde.
Mir hat er aufgetragen, sie an euch zu verteilen.

Ich nahm ein Exemplar, schaute hinein und erschrak: Wer mir nicht folgt, der ist des Todes!"
Auch daran wollte ich nicht zweifeln, denn ich selbst konnte ja nichts mit Bestimmtheit sagen, über Gott.

Also dankte ich auch diesem Mann, gab ihm das Exemplar zurück und machte mich, vielleicht ein wenig vorsichtiger als zuvor, auf den weiten Weg, der noch vor mir lag.
 
von dem Zeug, das die Leut so reden, über Gott.

Jetzt will ich lieber wieder mal von mir selber reden!

Ich bin einer, der weiß was er will!

Ich habe mich soeben fest entschlossen,
falls ich in 18 Monaten noch lebe,
ich mich psychisch und allgemein geistig stabilisiert
und wieder ein wenig Fleisch um die Knochen aufgebaut habe,
falls mir bis dahin die Haare und die unteren Zähne nachgewachsen sind
und ich wieder ein hübscher, gepflegter Bub bin,
der endlich die Elektroleitungen neu verlegt,
die Bude ausgemalt und feste Anstellung gefunden hat,
dann meld ich mich in einer Singelbörse an
und such mir.

Was?

Ein volljähriges Mädel natürlich, was sonst?

Und mit der werd ich dann nicht drüber reden, was die Leute so über Gott reden.

Klar... verstehen sollten wir uns schon, in jeder Hinsicht.

Aber im Moment denk ich da noch nicht ernsthaft dran.

Bin ja schließlich erst 51 und bräuchte eher eine Kindergartentante, die vorher in der Psychiatrie Krankenschwester war..

Also warten wir lieber noch eine Weile.

Gut Ding kennt keine Eile.
 
Weiß der Teufel allein, warum ich so ein schlechter Verkäufer geworden bin.

Mutter hat immer in die Sterne gesehen und gesagt:
Aha, jaja... dada... da die Sonne im Zwilling, Aszendent Löwe... Merkur und blablabla... ich sehe... ich sehe... kaufmännisches Talent!

Du wirst Verkäufer von Beruf und fertig is!

Hat mich genommen, in die Lehre geschoben und ich hab mich nicht gewehrt.
Hab mich verhalten wie Brotteig, den man ins Backrohr schiebt.

Und wahrscheinlich wars auch gut so.
Ich hab zwar bis Heute nichts gefunden, das ich verkaufen könnte,
aber Hauptsache ich bin Verkäufer von Beruf.

Na, i hau mi weg. :lachen:
 
Da fällt mir doch noch was ein dazu, das könnte ich fast wirklich selbst erlebt haben.

Ging ich also weiter, von dem einen Menschen, der so sprach über Gott, zu dem Anderen, der wieder so sprach über Gott und wie ich so ging und ging, kam ich in ein kleines Dorf. Grob geschätzt: 700 Einwohner. Alle rannten wie irr durch die Straßen und Gassen des Dorfes, rissen sich gegenseitig die Haare aus und schrien laut durcheinander.

Ich bin Gott!
Nein! Nicht du, Ich bin Gott!
Doch! Ich bin Gott, nicht du.
Das ich nicht lache, du kommst aus der Hölle.
Der Mensch braucht keinen Gott.
Doch! Der Mensch braucht einen Gott.
Ich brauche Gott.
Nein, brauchst du nicht, nimm dein Leben selbst in die Hand.
Gut, dann brauch ich eben keinen Gott, aber wie nehm ich das Leben in die Hand?
Frag Gott!
Es gibt keinen Gott!
Gott wird dich strafen!
Nein! Dich wird der Teufel holen.
Ihr liegt alle falsch, denn ich kenne den richtigen Gott.
Du Trottel! Meiner ist der Richtige.
Du Weichbirne! Gott ist tot.

Und Peng und Bumm, da ging es um.

Einige wenige gab es, die liefen verzweifelt hin und her und versuchten, die aufgeschreckte Masse zu beschwichtigen. Sie flüsterten leise, so dass man sie kaum hören konnte:

Beruhigt euch wieder, ihr lieben Bürger. Gott ist die Liebe in euren Herzen.
Trachten wir lieber danach, dass wir wieder ein wenig Ordnung schaffen, in diesem Dorf.

Aber das half alles nichts und ich hatte echt Angst um mein Leben in dem Nest, denn so manch einer ging bewaffnet gegen den anderen vor.
Zum Glück bemerkte mich niemand und ich war sehr froh, als ich das Schild sah:



ORTSENDE IRRENHAUS

 
So ging ich also weiter, die Landstrasse entlang nach Nirgendwo und langsam wurde es dunkel.

Und ich muss zugeben: nach allem, was ich so erlebt habe in diesem Dorf, war die Dunkelheit rundherum regelrecht ein Beruhigungsmittel. Ich legte mich auf eine Bank am Feldrand und der klare Sternenhimmel stürzte auf mich herab und in mich hinein. Die Stimmen aus der Ferne wurden nach und nach abgelöst von anderen Geräuschen, von Geräuschen der Nacht. Ein wenig Respekt spürte ich schon auch. Vor dieser Unendlichkeit rundherum und auch vor den Geräuschen. Doch sie klangen nicht bedrohlich und ich hoffte, leise bei mir: falls es da doch irgendwo diesen Gott gab, von dem die Menschen gerne sprachen, dann hatte er hoffentlich ein wenig Verständnis.

Für meinen mir selbst oft sehr schleierhaften Humor, der manchmal verschwand und sich doch nie verlor.
 
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Bin ja schließlich erst seit letzten Sonntag wieder runter vom Benzin und fühle mich Seiner Hoheit - dem liebenden Licht - nur bedingt würdig.
Es geht zwar Tag für Tag besser, doch über den Zweifel erhaben bin ich noch nicht, wenn ich mal in den Spiegel schau.
Mich in die gotteswürdige Gemütslage zu versetzen und frohe Botschaften aus der Sphäre der Engel zu verkünden, das dauert noch ein paar Tage, nach den Unmengen an Schadstoffen, die ich mir die Woche zuvor eingeworfen habe und der vielen Wut, die da vorgestern noch in mir war.

Aber gestern gabs eine positive Nachricht per Mail, eine erfreuliche Begegnung im Internet, im Esoforum, heute mal ein längeres Gespräch am Telefon, mit einem verständigen Menschen im RL. Das baut schon ein wenig auf, so nach und nach. Wenns weiter so geht, bin ich zufrieden.

Man soll sein Umfeld ja nicht auspressen, wie eine Zitrone, hat der Castaneda mal wo geschrieben.

Klar, nur weil ich das irgendwann mal gelesen habe, heißt das natürlich nicht, dass ich es auch gleich verstanden und mich im wirklichen Leben immer dran gehalten hab.
Auch nachdem ich es gelesen hatte, sind mir noch jede Menge Fehler passiert.
Das Gelesene wäre nichts wert, ohne die passenden Erlebnisse dazu.

Der Mensch macht eben so seine Erfahrungen, während er halb blind und halb sehend kreist und kreist... und kreist und kreist... um diesen winzigen Punkt aus Licht und Liebe

im Zentrum von seinem Fleischlaberl.
 
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