Lavahkezaar
Mitglied
Heute reise ich ein neues Thema an, ich denke auch dieses Thema wird viele interessieren. Ich möchte Euch einen Einblick hinter die Fassaden von türkischen Familien geben, durch ein kulturelles Fenster, viel Vergnügen dabei ... Ihr könnt mir gerne Fragen stellen, ich werde sie beantworten ...
Ich muss leider ein wenig weit ausholen, aber dass muss sein, damit man alle Strukturen, Aktionen etc. noch besser versteht ...
Meine Großmutter wurde im Alter von knappen 40 Jahren Witwe, mit 7 Halbweisen, die ersten drei aus der ersten Ehe meines Großvaters (Ehefrau verstarb) und 4 eigene Kinder. Meine Oma war eine freie Frau und hat in der damaligen Türkei ihr Leben frei gelebt. Frei gelebt heist, sie hatte Affären ... Hat sich selbst durch massiven Druck der Familie nicht beirren lassen und ist ihren Freiheitsdrang ausgelebt. Die Älteste ihrer eigenen Kindern war meine Mutter und auch gleichzeitig ihr dickköpfigstes Kind ... Sie war die einzige, die der Freiheit meiner Oma immer wieder entgegenwirkte. Also um sie in behütete Distanz zu bringen, wurde meine Mutter im Alter von 15 Jahren mit meinem Vater verheiratet. Obwohl die Ehe nicht glücklich war, denn da wo keine Liebe ist, kann auch keine Harmonie fließen, sie hat ihre Bürde getragen. So hat sie dann mit den Jahren 3 stramme Söhne auf die Welt gebracht und dann hab ich mich angekündigt, sie wurde erneut Schwanger. Da mein Vater keine Verantwortung tragen konnte, war sie auf sich allein gestellt und mußte arbeiten gehen - das hat sie ab ihrem 9.ten Lebensjahr bereits getan - war ihr erster und einziger Gedanke - Abtreibung. Sie hat alles nur erdenkliche getan um mich "loszuwerden", erfolglos wie ihr heute lest ... Bis ihr irgendwann meine Oma auf die Schliche gekommen ist, nach bitten und betteln von ihr und meines ältesten Bruders, hat sie endlich alle Aktionen abgebrochen und mich ausgetragen. Nur unter der Voraussetzung, dass ich bei meiner Oma aufwachse und ihr nie eine Last werde und die Bedingung meiner Oma, ich sollte ihren Namen bekommen ... Der Vertrag war somit beschlossen und mein Weg war frei *grins* Nach meiner Geburt kam ich zu meiner Oma und wurde von ihr drei Jahre in Liebe gebettet großgezogen. Als ich 1 Jahr alt war, ging meine Mutter als Gastarbeiterin nach Deutschland, innerhalb von drei Jahren holte sie meine 3 älteren Brüder nach, dann meinen Vater. Ich sollte nie in die BRD kommen, aber da hab ich Veto eingelegt, denn ich wurde schwerst krank und mich konnte nur ein Klimawechsel retten. Schweren Herzens schrieb meine Oma meiner Mutter einen Brief, dass sie um meinetwillen sofort handeln muss. Meine Mutter hat den Brief für sich behalten, es meinen Brüdern vorenthalten, bis mein ältester Bruder - mit dem ich sehr verbunden bin - gespürt hat, dass ich todkrank bin. Er hat sie vor die Rede gestellt und am Ende hat sie ihm von meiner Krankheit erzählt. Also hat er ihr gedroht - als ihr Lieblingssohn - wenn ich sterben würde, würde er sich das Leben nehmen. Sie hat ihn sofort in den Flieger gesetzt und ihn in die Türkei geschickt, damit er mich nach BRD holt. Also war ich binnen kürzester Zeit in BRD ... und meiner Oma brach das Herz, denn ich war ihr Ein und Alles ... Trotzdem ich nie wahre Mutterliebe erfahren habe, wollte ich zu meiner Mutter, instinktiv und auf die Frage meiner Oma, sagte ich nur: "Oma, ich liebe Dich, aber ich möchte zu meiner Mutter."
Also kam ich zu einer Mutter, die bis dato noch kein Gefühl für ihre Tochter entwickeln konnte. Ihre Beziehung zu meinem Vater war gestört, 2 Brüder arbeiteten, 1 Bruder war schulpflichtig, ich war bei einer deutschen Pflegemutter und Mama war wieder schwanger. Ich bekam eine Schwester dazu, welche ich abgöttisch geliebt habe. Als ich 5 war, bekam ich - da die Pflegemutter keine Zeit mehr hatte - die Aufsichtspflicht und Verantwortung für meine Schwester übertragen. Ich habe meine Aufgabe angenommen und meine Schwester geliebt und behütet wie meinen Augapfel. Leider wurde auch ich eines Tages eingeschult, habe jedoch wegen meiner Schwester die erste Klasse fast kpl. zu Hause verbracht. Bis das Schulamt vor der Türe stand, mit Pistole auf der Brust, hat meine Mutter schweren Herzens entschieden, dass meine Schwester - bis eine bessere Lösung da ist - zu meiner Oma in die Türkei kommt. Nach drei Monaten wären wir ohnehin in Urlaub mit einer Lösung in der Tasche. Schweren Herzens hab ich mich von meiner kleinen Schwester verabschiedet, sie war wie mein eigenes Kind und in mir fühlte ich, dass es der letzte Abschied war. Nach 2 Wochen haben wir einen Brief erhalten, dass es meiner Schwester fabelhaft ging, dieser Brief wurde durch ein Telegramm am nächsten Tag niedergeschmettert. Sie war plötzlich verstorben, an Durchfall innerlich vertrocknet ... wie eine Blume verwelkt. HEIMWEH ... Für mich brach eine Welt zusammen, sie war wie mein eigenes Kind ... wir waren Tag und Nacht zusammen, schließlich kam Mama immer erst gegen 21:00 Uhr nach Hause, von all der Arbeit ...
Meine Mutter ist fast an ihrem Schicksal zerbrochen, da sie keinen Alkohol getrunken hat - Moslemin - fing sie an, litterweise türkische Eau de Cologne zu trinken, dann wurde sie Tablettensüchtig und den enormen psychischen Schaden brauch ich warscheinlich auch nicht näher ausführen. Sie wurde aggressiv, hat tagsüber ohne Ende gearbeitert und sich abends ihren Schädel weggedröhnt und ich stand hilflos mittendrin. Sie ist in ihrem Selbstmitleid ertrunken ... Ihr wurde das Liebste auf der Welt genommen und die Folgen waren fatal ... Ich wurde mit vielen Gaben geboren, ein Geschenk meiner Großmutter, die ebenfalls sehr viele Gaben hatte und dadurch konnte ich im innersten meiner Mutter lesen, ihre Gedanken, ihr Herz und ihre Seele und was ich da gelesen habe, hat mich immer schwer erschüttert. Die Frage an Gott, warum sie ihr genommen wurde und nicht ich? Denn ich war für sie entbehrlich, aber nicht das was ihr am Liebsten auf der Welt war. Diese Gedanken haben mich sehr traurig gemacht und hätte ich mich eintauschen können, nur damit es ihr besser gegangen wäre, dann hätte ich es jederzeit getan ... ohne mit der Wimper zu zucken! Ich habe mich um sie gekümmert und hab immer versucht, ihr eine gute Tochter zu sein, bin fleisig in meine Schule gegangen und mein einziges Ziel war, in das Gymnasium zu kommen. Als ich dieses Ziel erreicht habe und meine Mutter darauf ansprach, hat sie mir ihren Plan für mich unterbreitet, als einzige Tochter mußte ich Friseurin werden und da ich ohnehin eines Tages heiraten würde, sollte nur mein Jüngster Bruder studieren. Vollendete Tatsachen, die mich im ersten Moment erschlagen haben, aber ich konnte mit nichts dagegenarbeiten, also erfüllte ich ihr den Wunsch und wurde Friseurin.
Ich hatte keinerlei Freiheiten, nur Aufgaben und Pflichten. Schminken, Freunde, Feundinnen, alleine in die Stadt, ... alles war verboten. Wenn Besuch kam, mußte ich neben ihr sitzen (wegen der Reichweite) und wenn ich es mir mal erlaubt hab, mich am Erwachsenengespräch zu beteiligen, dann bekam ich vor den Gästen eine Ohrfeige und wurde ermahnt, dass ich mich schämen sollte, mich an einem Erwachsenengespräch zu beteiligen. Also bin ich mit den Jahren ihr gegenüber verstummt, denn was sollte ich mit ihr reden ?!? Wenn ich mich mal um ein Paar Minuten von der Schule/Arbeitet verspätet hab, stand sie schon am Fenster und hat schon rausgeschrien, wo ich mich denn herumgetrieben (noch harmlos gesagt) hab. Sie ließ mich kochen, um dann das Gekochte, wenn es denn nicht schmeckte in den Mülleimer zu versenken und mich es erneut kochen zu lassen. Prügel waren an der Tagesordnung, denn ihre Agros mußte sie ja loswerden. Wahre Mutterliebe, Zuwendung, ... hab ich nie erfahren. Aber die schlimmsten Verletzungen hab ich durch ihre Worte erhalten. Da fielen Worte wie "Ich hätte lieber einen Stein geboren, als Dich! Wärst Du doch in der Türkei verreckt! Verrecke doch!" Nur ein Paar Beispiele von Vielen ... Jeder in unserem Bekannten- und Freundeskreis hatte Mitleid mit mir und viele haben gezweifelt, dass ich ihre leibliche Tochter bin.
Dieser Zustand nahm ständig zu und dann kam mein Entschluß, einfach so mit 18 zu Heiraten ... Denn für mich bedeutete heiraten endlich FREI SEIN! Ich hab geheiratet und bin von einer Schlägerin zu einem Schläger gewechselt. Dass Ziel von beiden war, mich klein zu halten, was sie dadurch erreicht haben war, MICH STRÄRKER ZU MACHEN. Selbst an meinem Hochzeitstag hat sie mich mit einer Ohrfeige verabschiedet, weil ich in den "Besitz" meines Mannes überging und sie mich dann nicht mehr schlagen dürfte. Ich hab geheiratet und bin nach 10 Monaten Mutter eines strammen Sohnes geworden, mein ganzer Stolz! Nach den ersten dreieinhalb Ehehöllejahren mit einem Türken, hab ich ihn verlassen und bin zu meiner Mutter gegangen, in der Hoffnung, mit meinem Sohn bei ihr bleiben zu dürfen. Sie hat es gerade mal 1 Monat mit mir ausgehalten und mich unter einem Vorwand in meine alte Wohnung gelockt. Als wir vor der Türe standen, hat sie mich in die Wohnung gestoßen und mir gesagt, dass ich ihn geheiratet habe und nur meine Leiche diese Wohnung verlassen wird. Schließlich gibt es in meiner Familie keine Scheidung ... Der zweite Trennungs-Versuch folgte nach 10 Ehejahren bis ich dann nach 16 Jahren erfolgreich geschieden wurde. Das war vor 4 Jahren ...
Mein ganzes Leben bestand aus einem immerwährenden Kampf, einen Kampf MICH zu leben. Mein wahres ICH zu finden und vor allem Menschen den richtigen Weg zu weisen, Menschen zu lehren ...
Vor 2 Jahren kam ein großes Zerwürfnis mit meiner Mutter, ich habe all meinen Mut zusammengenommen und ihr einen Spiegel vorgehalten. Den Tod meiner Schwester, ihre immerwährende Frage zu dem Allmächtigen, warum ihr die "falsche" Tochter genommen wurde, ihre Eiseskälte mir gegenüber und ihre abscheuliche und ungerechte Behandlung meiner Großmutter und meines Vaters. Dass es mir nie an materiellem gefehlt hat, aber ich nie Mutterliebe erfahren habe ... Dass sie mich nie angenommen hat und selbst dann nicht erwacht ist, als ihr das Liebste genommen wurde ... Ich bin in ihre Seele eingebrochen und hab mit dem Presslufthammer alles aufgebrochen, was schon seit jahrem vor sich hingeeitert hat. Es war ein so großer Schmerz für sie und darauf hat sie mir nur gesagt, dass sie mich abgrundtief hasst, schon von Anfang an, ab dem Moment, wo sie mich in sich gespürt hat ...
Am nächsten Tag hat sie mich verlassen und ist zu meinem Bruder (sie lebt in der Türkei und kommt jährlich einmal nach Deutschland, in der Zeit hat sie immer bei mir gelebt). Am Wochenende drauf ist sie in die Türkei zurück und wir haben ein Jahr nur notgedrungen miteinander geredet. In diesem Jahr war sie sehr krank, aber nur so konnte die größte Heilung ihres Lebens erfolgen.
Auch ich wurde dadurch geheilt, denn ich habe alles gesagt, was in mir gewuchert ist und mich innerlich schon vergiftet hat.
Mit 5 Jahren wurde ich zur Ersatzmutter erklärt, mit 8 hab ich dann meine (Tochter) Schwester verloren, mit 10 wurde beschlossen, dass meine berufliche Entwicklung schon beschlossen ist und mit 18 bin ich in eine Ehe geschlittert ... ein fremdbestimmtes Leben ... ohne jegliche Freiheit ...
Das war jetzt ein tiefer Einblick in die Seele eines türkischen Mädchens, die einfach nur als eigene Persönlichkeit angenommen werden wollte und gegen Mauern gerannt ist. Aber nur so konnte ich die Mauern einreisen, ein Stoss nach dem anderen lies die Fassade wackeln, bis sie am Ende zusammengestürzt sind.
Heute leb ich in Frieden mit allen Menschen, denen ich begegnet bin. Denn jede Begegnung hat mich zu dem gemacht was ich heute bin. Ich habe meine Lernaufgaben verstanden und angenommen. Heute bin ich frei wie eine weise Taube und glücklich im Hier und jetzt mit allem WAS ICH BIN zu sein. Ich habe mich oft gefragt, warum ich mich in diesem Leben mit so vielen Aufgaben überladen hab, aber ich habe mir alles selbst ausgesucht, mit jedem einzelnen Menschen in meinem Umfeld ...
Sorry, ist etwas schwer und lang geworden ... Eine Innenschau ... Für Fragen bin ich offen und dankbar für alle Statements!
In Licht und Liebe
Eure Lavahkezaar
Ich muss leider ein wenig weit ausholen, aber dass muss sein, damit man alle Strukturen, Aktionen etc. noch besser versteht ...
Meine Großmutter wurde im Alter von knappen 40 Jahren Witwe, mit 7 Halbweisen, die ersten drei aus der ersten Ehe meines Großvaters (Ehefrau verstarb) und 4 eigene Kinder. Meine Oma war eine freie Frau und hat in der damaligen Türkei ihr Leben frei gelebt. Frei gelebt heist, sie hatte Affären ... Hat sich selbst durch massiven Druck der Familie nicht beirren lassen und ist ihren Freiheitsdrang ausgelebt. Die Älteste ihrer eigenen Kindern war meine Mutter und auch gleichzeitig ihr dickköpfigstes Kind ... Sie war die einzige, die der Freiheit meiner Oma immer wieder entgegenwirkte. Also um sie in behütete Distanz zu bringen, wurde meine Mutter im Alter von 15 Jahren mit meinem Vater verheiratet. Obwohl die Ehe nicht glücklich war, denn da wo keine Liebe ist, kann auch keine Harmonie fließen, sie hat ihre Bürde getragen. So hat sie dann mit den Jahren 3 stramme Söhne auf die Welt gebracht und dann hab ich mich angekündigt, sie wurde erneut Schwanger. Da mein Vater keine Verantwortung tragen konnte, war sie auf sich allein gestellt und mußte arbeiten gehen - das hat sie ab ihrem 9.ten Lebensjahr bereits getan - war ihr erster und einziger Gedanke - Abtreibung. Sie hat alles nur erdenkliche getan um mich "loszuwerden", erfolglos wie ihr heute lest ... Bis ihr irgendwann meine Oma auf die Schliche gekommen ist, nach bitten und betteln von ihr und meines ältesten Bruders, hat sie endlich alle Aktionen abgebrochen und mich ausgetragen. Nur unter der Voraussetzung, dass ich bei meiner Oma aufwachse und ihr nie eine Last werde und die Bedingung meiner Oma, ich sollte ihren Namen bekommen ... Der Vertrag war somit beschlossen und mein Weg war frei *grins* Nach meiner Geburt kam ich zu meiner Oma und wurde von ihr drei Jahre in Liebe gebettet großgezogen. Als ich 1 Jahr alt war, ging meine Mutter als Gastarbeiterin nach Deutschland, innerhalb von drei Jahren holte sie meine 3 älteren Brüder nach, dann meinen Vater. Ich sollte nie in die BRD kommen, aber da hab ich Veto eingelegt, denn ich wurde schwerst krank und mich konnte nur ein Klimawechsel retten. Schweren Herzens schrieb meine Oma meiner Mutter einen Brief, dass sie um meinetwillen sofort handeln muss. Meine Mutter hat den Brief für sich behalten, es meinen Brüdern vorenthalten, bis mein ältester Bruder - mit dem ich sehr verbunden bin - gespürt hat, dass ich todkrank bin. Er hat sie vor die Rede gestellt und am Ende hat sie ihm von meiner Krankheit erzählt. Also hat er ihr gedroht - als ihr Lieblingssohn - wenn ich sterben würde, würde er sich das Leben nehmen. Sie hat ihn sofort in den Flieger gesetzt und ihn in die Türkei geschickt, damit er mich nach BRD holt. Also war ich binnen kürzester Zeit in BRD ... und meiner Oma brach das Herz, denn ich war ihr Ein und Alles ... Trotzdem ich nie wahre Mutterliebe erfahren habe, wollte ich zu meiner Mutter, instinktiv und auf die Frage meiner Oma, sagte ich nur: "Oma, ich liebe Dich, aber ich möchte zu meiner Mutter."
Also kam ich zu einer Mutter, die bis dato noch kein Gefühl für ihre Tochter entwickeln konnte. Ihre Beziehung zu meinem Vater war gestört, 2 Brüder arbeiteten, 1 Bruder war schulpflichtig, ich war bei einer deutschen Pflegemutter und Mama war wieder schwanger. Ich bekam eine Schwester dazu, welche ich abgöttisch geliebt habe. Als ich 5 war, bekam ich - da die Pflegemutter keine Zeit mehr hatte - die Aufsichtspflicht und Verantwortung für meine Schwester übertragen. Ich habe meine Aufgabe angenommen und meine Schwester geliebt und behütet wie meinen Augapfel. Leider wurde auch ich eines Tages eingeschult, habe jedoch wegen meiner Schwester die erste Klasse fast kpl. zu Hause verbracht. Bis das Schulamt vor der Türe stand, mit Pistole auf der Brust, hat meine Mutter schweren Herzens entschieden, dass meine Schwester - bis eine bessere Lösung da ist - zu meiner Oma in die Türkei kommt. Nach drei Monaten wären wir ohnehin in Urlaub mit einer Lösung in der Tasche. Schweren Herzens hab ich mich von meiner kleinen Schwester verabschiedet, sie war wie mein eigenes Kind und in mir fühlte ich, dass es der letzte Abschied war. Nach 2 Wochen haben wir einen Brief erhalten, dass es meiner Schwester fabelhaft ging, dieser Brief wurde durch ein Telegramm am nächsten Tag niedergeschmettert. Sie war plötzlich verstorben, an Durchfall innerlich vertrocknet ... wie eine Blume verwelkt. HEIMWEH ... Für mich brach eine Welt zusammen, sie war wie mein eigenes Kind ... wir waren Tag und Nacht zusammen, schließlich kam Mama immer erst gegen 21:00 Uhr nach Hause, von all der Arbeit ...
Meine Mutter ist fast an ihrem Schicksal zerbrochen, da sie keinen Alkohol getrunken hat - Moslemin - fing sie an, litterweise türkische Eau de Cologne zu trinken, dann wurde sie Tablettensüchtig und den enormen psychischen Schaden brauch ich warscheinlich auch nicht näher ausführen. Sie wurde aggressiv, hat tagsüber ohne Ende gearbeitert und sich abends ihren Schädel weggedröhnt und ich stand hilflos mittendrin. Sie ist in ihrem Selbstmitleid ertrunken ... Ihr wurde das Liebste auf der Welt genommen und die Folgen waren fatal ... Ich wurde mit vielen Gaben geboren, ein Geschenk meiner Großmutter, die ebenfalls sehr viele Gaben hatte und dadurch konnte ich im innersten meiner Mutter lesen, ihre Gedanken, ihr Herz und ihre Seele und was ich da gelesen habe, hat mich immer schwer erschüttert. Die Frage an Gott, warum sie ihr genommen wurde und nicht ich? Denn ich war für sie entbehrlich, aber nicht das was ihr am Liebsten auf der Welt war. Diese Gedanken haben mich sehr traurig gemacht und hätte ich mich eintauschen können, nur damit es ihr besser gegangen wäre, dann hätte ich es jederzeit getan ... ohne mit der Wimper zu zucken! Ich habe mich um sie gekümmert und hab immer versucht, ihr eine gute Tochter zu sein, bin fleisig in meine Schule gegangen und mein einziges Ziel war, in das Gymnasium zu kommen. Als ich dieses Ziel erreicht habe und meine Mutter darauf ansprach, hat sie mir ihren Plan für mich unterbreitet, als einzige Tochter mußte ich Friseurin werden und da ich ohnehin eines Tages heiraten würde, sollte nur mein Jüngster Bruder studieren. Vollendete Tatsachen, die mich im ersten Moment erschlagen haben, aber ich konnte mit nichts dagegenarbeiten, also erfüllte ich ihr den Wunsch und wurde Friseurin.
Ich hatte keinerlei Freiheiten, nur Aufgaben und Pflichten. Schminken, Freunde, Feundinnen, alleine in die Stadt, ... alles war verboten. Wenn Besuch kam, mußte ich neben ihr sitzen (wegen der Reichweite) und wenn ich es mir mal erlaubt hab, mich am Erwachsenengespräch zu beteiligen, dann bekam ich vor den Gästen eine Ohrfeige und wurde ermahnt, dass ich mich schämen sollte, mich an einem Erwachsenengespräch zu beteiligen. Also bin ich mit den Jahren ihr gegenüber verstummt, denn was sollte ich mit ihr reden ?!? Wenn ich mich mal um ein Paar Minuten von der Schule/Arbeitet verspätet hab, stand sie schon am Fenster und hat schon rausgeschrien, wo ich mich denn herumgetrieben (noch harmlos gesagt) hab. Sie ließ mich kochen, um dann das Gekochte, wenn es denn nicht schmeckte in den Mülleimer zu versenken und mich es erneut kochen zu lassen. Prügel waren an der Tagesordnung, denn ihre Agros mußte sie ja loswerden. Wahre Mutterliebe, Zuwendung, ... hab ich nie erfahren. Aber die schlimmsten Verletzungen hab ich durch ihre Worte erhalten. Da fielen Worte wie "Ich hätte lieber einen Stein geboren, als Dich! Wärst Du doch in der Türkei verreckt! Verrecke doch!" Nur ein Paar Beispiele von Vielen ... Jeder in unserem Bekannten- und Freundeskreis hatte Mitleid mit mir und viele haben gezweifelt, dass ich ihre leibliche Tochter bin.
Dieser Zustand nahm ständig zu und dann kam mein Entschluß, einfach so mit 18 zu Heiraten ... Denn für mich bedeutete heiraten endlich FREI SEIN! Ich hab geheiratet und bin von einer Schlägerin zu einem Schläger gewechselt. Dass Ziel von beiden war, mich klein zu halten, was sie dadurch erreicht haben war, MICH STRÄRKER ZU MACHEN. Selbst an meinem Hochzeitstag hat sie mich mit einer Ohrfeige verabschiedet, weil ich in den "Besitz" meines Mannes überging und sie mich dann nicht mehr schlagen dürfte. Ich hab geheiratet und bin nach 10 Monaten Mutter eines strammen Sohnes geworden, mein ganzer Stolz! Nach den ersten dreieinhalb Ehehöllejahren mit einem Türken, hab ich ihn verlassen und bin zu meiner Mutter gegangen, in der Hoffnung, mit meinem Sohn bei ihr bleiben zu dürfen. Sie hat es gerade mal 1 Monat mit mir ausgehalten und mich unter einem Vorwand in meine alte Wohnung gelockt. Als wir vor der Türe standen, hat sie mich in die Wohnung gestoßen und mir gesagt, dass ich ihn geheiratet habe und nur meine Leiche diese Wohnung verlassen wird. Schließlich gibt es in meiner Familie keine Scheidung ... Der zweite Trennungs-Versuch folgte nach 10 Ehejahren bis ich dann nach 16 Jahren erfolgreich geschieden wurde. Das war vor 4 Jahren ...
Mein ganzes Leben bestand aus einem immerwährenden Kampf, einen Kampf MICH zu leben. Mein wahres ICH zu finden und vor allem Menschen den richtigen Weg zu weisen, Menschen zu lehren ...
Vor 2 Jahren kam ein großes Zerwürfnis mit meiner Mutter, ich habe all meinen Mut zusammengenommen und ihr einen Spiegel vorgehalten. Den Tod meiner Schwester, ihre immerwährende Frage zu dem Allmächtigen, warum ihr die "falsche" Tochter genommen wurde, ihre Eiseskälte mir gegenüber und ihre abscheuliche und ungerechte Behandlung meiner Großmutter und meines Vaters. Dass es mir nie an materiellem gefehlt hat, aber ich nie Mutterliebe erfahren habe ... Dass sie mich nie angenommen hat und selbst dann nicht erwacht ist, als ihr das Liebste genommen wurde ... Ich bin in ihre Seele eingebrochen und hab mit dem Presslufthammer alles aufgebrochen, was schon seit jahrem vor sich hingeeitert hat. Es war ein so großer Schmerz für sie und darauf hat sie mir nur gesagt, dass sie mich abgrundtief hasst, schon von Anfang an, ab dem Moment, wo sie mich in sich gespürt hat ...
Am nächsten Tag hat sie mich verlassen und ist zu meinem Bruder (sie lebt in der Türkei und kommt jährlich einmal nach Deutschland, in der Zeit hat sie immer bei mir gelebt). Am Wochenende drauf ist sie in die Türkei zurück und wir haben ein Jahr nur notgedrungen miteinander geredet. In diesem Jahr war sie sehr krank, aber nur so konnte die größte Heilung ihres Lebens erfolgen.
Auch ich wurde dadurch geheilt, denn ich habe alles gesagt, was in mir gewuchert ist und mich innerlich schon vergiftet hat.
Mit 5 Jahren wurde ich zur Ersatzmutter erklärt, mit 8 hab ich dann meine (Tochter) Schwester verloren, mit 10 wurde beschlossen, dass meine berufliche Entwicklung schon beschlossen ist und mit 18 bin ich in eine Ehe geschlittert ... ein fremdbestimmtes Leben ... ohne jegliche Freiheit ...
Das war jetzt ein tiefer Einblick in die Seele eines türkischen Mädchens, die einfach nur als eigene Persönlichkeit angenommen werden wollte und gegen Mauern gerannt ist. Aber nur so konnte ich die Mauern einreisen, ein Stoss nach dem anderen lies die Fassade wackeln, bis sie am Ende zusammengestürzt sind.
Heute leb ich in Frieden mit allen Menschen, denen ich begegnet bin. Denn jede Begegnung hat mich zu dem gemacht was ich heute bin. Ich habe meine Lernaufgaben verstanden und angenommen. Heute bin ich frei wie eine weise Taube und glücklich im Hier und jetzt mit allem WAS ICH BIN zu sein. Ich habe mich oft gefragt, warum ich mich in diesem Leben mit so vielen Aufgaben überladen hab, aber ich habe mir alles selbst ausgesucht, mit jedem einzelnen Menschen in meinem Umfeld ...
Sorry, ist etwas schwer und lang geworden ... Eine Innenschau ... Für Fragen bin ich offen und dankbar für alle Statements!
In Licht und Liebe
Eure Lavahkezaar