Hallo!
Ich möchte hier meine Geschichte erzählen, weil ich im Moment nicht mehr weiter weiss!
Ich bin seit fast 6 Jahren mit meinem Mann zusammen und seit einem halben Jahr verheiratet. Es ist eingentlich eine wunderbare Beziehung, wir lieben uns sehr, sind sehr offen miteinander, reden unheimlich viel, aber irgendetwas ist passiert, es ist nichts mehr wie vorher. Ich muss vielleicht etwas weiter ausholen.....
Ich habe ein Freundin mit der ich sehr eng bin, sozusagen eine "beste Freundin" mit der ich wirklich alles besprechen kann, der ich voll vertrauen kann etc. Schon etwas länger vor unserer Hochzeit hab ich bemerkt, dass mein Mann immer wieder genau wissen wollte was ich gesprochen haben ,wenn wir und getroffen haben etc...bzw´. hat mich nach Details gefragt! Hab mir anfangs nicht viel dabei gedacht, habe ja nichts zu verheimlichen. Ich wollte aber natürlich aber immer so diskret sein und natürlich keine genauen Details von unseren Gesprächen zu erzählen, weil meine Freundin mir auch sehr viele Dinge im Vertrauen erzählt mit der Erwartung, dass ich sie auch meinen Mann nicht erzähle! Das ist war ganz normales wie ich finde!
Auf jeden Fall war meine Freundin auch meine Trauzeugin und wir wollten 2 Wochen vor der Hochzeit über WE wegfahren und sozusagen ein "Polterwochenende" verbringen. Habe meinen Mann vorher noch gefragt ob das für ihn OK ist, und er meinte auch ja sicher, kein Problem. Wir sind dann gefahren, hatte ein sehr lustiges, aber eher gemütliches WE(d.h. nicht das typische Poltern, mit viel HalliGalli), hatten gute Gespräche, haben Tränen gelacht...alles in allem sehr schön!
Als ich nachhause gekommen bin, hat mir mein Mann vorgeworfen ich würde ihn mit meiner Freundin getrügen!!!!
Ich war so fassungslos und so geschockt ich konnte zuerst gar nicht reagieren. Es hat mir eine Szene gemacht, hat sich Dinge zusammengereimt, die völlig aus der Luft gegriffen waren! Mir blieb einfach nur die Luft weg - wir hatten noch 2 Wochen bis zu unserer Hochzeit!!
Die rosa Wolke ist für mich zerplatzt, ich hab mich so auf unseren Tag gefreut...meine Trauzeugin(und Freundin) wollte nicht mehr - weil sie meinte mein Mann wäre geisteskrank....ich hab die Welt nicht mehr verstanden. Ich liebe ihn so sehr, und plötzlich erkenne ich ihn nicht wieder?! Um es abzukürzen, wir haben geheiratet, er hat sich bei mir und meiner Freundin entschuldigt, ich ihm verziehen und an Torschlusspanik gedacht!
Doch seitdem ist alles anders! Wir streiten sehr viel , er macht mit immer wieder Vorhaltungen, Vorwürfe ich wäre unehrlich, beobachtet mich mit Luchsaugen, er ist schlich und einfach eifersüchtig! Eifersüchtig auf NICHTS!
Ich habe ihm schon die Grenzen aufgezeigt, ihm gesagt, dass ich mich nicht so behandeln lasse. Er ist dann in solchen Situationen sehr gemein und verletzend. Habe ihm schon gesagt, dass er ein Eifersuchtsproblem hat, alles.....bin ganz offen mit ihm, habe ihm alles gesagt was ich denke....aber er hört nicht auf!
Er sieht nicht ein, dass ER immer an allem Schuld sein soll....habe auch schon an mir gemerkt, dass ich anfange Dinge zu vermeiden, die wieder Diskussionen auslösen könnten, nur aus Angst.
Er macht mir regelrecht Angst mir seiner verbalen Agressivität!
Ich bin so unsagbar traurig! Ich liebe diesen Mann so sehr, doch er zerstört alles!! Er wirft mir dauernd vor ich würde ihnnicht genug lieben, begehren, etc. doch mit jedem einzelnem Streit tritt er noch mehr alles mit Füssen!!
Wenn ich etwas falsch mache, dann würde ich es gerne wissen,...aber ich mache nichts. Ich versuche immer zu reden,......er dreht den Spieß immer um!!
Im Moment bin ich so verzweifelt,...es gibt nichts was ich richtig mache in seinem Augen! Er hat dann teilweise wieder "klare" Momente, das lässt er sich was sagen...doch am nächsten Tag - wieder Vorwürfe-
....danke fürs lesen....musste mal alles loswerden...
LG Virginia
Hi Virginia!
Das ist keine seltene Situation. Höchstens insofern, dass sich die Eifersucht Deines Mannes offenbar v.a. auf eine Frau in Deinem Umfeld richtet.
Was ich Dir sagen will ist, dass der wesentliche Punkt Eure beider Ängste sind. Stell es Dir vielleicht so vor: Dein Mann hat/ist eine Persönlichkeit die Du liebst. Diese Persönlichkeit enthält wiederum sozusagen eine "Angstpersönlichkeit". Bei Dir selbst ist es genauso... ich spreche da jetzt rein vom Prinzip. Das was Euch beide runterzieht und der gesamten Beziehung eine negative Dynamik verleiht, ist, wenn Eure "Angstpersönlichkeiten" den Haupt-Teil des übereinander-denkens wie auch des miteinander-kommunizierens übernehmen. Seine Angstpersönlichkeit ruft Deine hervor und umgekehrt.
Mach da einfach mal kurz einen Test:
Erinnere Dich an eine schöne Situation mit Deinem Mann. Eine Situation, die kein Schatten belastete und denk dabei gezielt an ihn... wie er war und Dich behandelt hat. Du denkst jetzt an seine natürliche Persönlichkeit und Deine innere Reaktion ist die Deiner natürlichen Persönlichkeit.
Jetzt denk an z.B. die Situation wo er Dir vorwarf ihn mit Deiner Freundin zu betrügen oder auch irgendeinen anderen Streit. Denk wieder dabei gezielt an ihn, wie er war usw. Du denkst dann an seine "Angstpersönlichkeit"... und Deine innere Reaktion darauf entspricht dann in aller Regel DEINER Angstpersönlichkeit. Möglicherweise, wenn Du das sehr bewusst machst auch nicht... das wäre sogar positiv und sollte Dein Ziel sein.
Noch mal: Die Negativ-Dynamik, eine Abwärts-Spirale Eurer Beziehung, geschieht durch die dominanten Rollen Eurer "Angstpersönlichkeiten" und sie reagieren aufeinander. Sie passen sogar zusammen, greifen ineinander wie Zahnräder.
Um diese Situation "zu heilen" ist es nötig, aus diesem Muster auszusteigen. Das geschieht dadurch, dass Du mit Deiner wie auch mit seiner Angstpersönlichkeit sehr bewusst umgehst. Bzw. kannst Du nur bewusst bleiben und verhindern nicht in Deine zu fallen, wenn Du bewusst mit seiner umgehst. Bewusst-umgehen bedeutet vor allem "kennen und verstehen."
(Das was im Krieg "search and destroy" ist, ist bei allem was mit Heilung zu tun hat "kennenlernen und verstehen"...
)
Beispiel: Je mehr Du verstehen würdest, wo genau die Ängste Deines Mannes liegen und woher sie kommen, desto weniger kannst Du darauf noch mit Deinen Ängsten reagieren. Ich sage bewusst: Du "kannst" das dann nicht mal mehr. Je klarer Du selbst Dir über Deine eigenen Reaktionen bist, desto mehr wirst Du diese Reaktionen abbauen (Abbau Deiner Angstpersönlichkeit was dieses Thema betrifft).
Du als Handelnde... bzw. aus Deiner Perspektive... ist es so, dass Du einmal ihn vor Dir hast und seine Angst, wie auch Deine Reaktion, die aus Verständnis/Liebe oder ebenfalls Angst besteht. Du musst nicht dazu übergehen ihn "therapieren" zu wollen oder so etwas. Bzw. ist z.B. ein Gespräch das in so eine Richtung geht, z.B. ein Gespräch mit ihm über seine Ängste, dann hilfreich wenn dabei eben nicht Eure beider Angstpersönlichkeiten wieder die dominante Rolle übernehmen. Allerdings gehe ich davon aus, das genau das geschehen würde und sicher auch schon das ein oder andere mal geschehen ist. Der elegantere Weg ist, die eigene Stärke zu finden, unberührt von Angst, bzw. die Angst beobachtend ohne sich davon beeindrucken zu lassen, ohne danach zu handeln und zu kommunizieren. Das wird auch ihn verändern.
Wenn Du ganz praktisch etwas tun möchtest, dann wäre z.B. eine Möglichkeit, dass Du Euer beider "Angstpersönlichkeiten" untersuchst, herausfindest aus welchen Angst-Überzeugungen sie bestehen. Deine eigene kennenzulernen ist zum einen einfacher, weil Du sie ja gedanklich vor Dir hast. Allerdings ist die innere Reaktion auf Angst eben dann selbst schnell wieder Angst. Das führt zu nicht-erkennen. Das ist der Punkt der es auch wieder schwerer macht. Bei Deinem Mann ist es so, dass Du natürlich nicht vollkommen im Detail alles erkennen kannst (sein Handeln und seine Kommunikation verraten Dir schon recht gut wo seine Ängste sind), gleichzeitig ist es wiederum leichter, weil Du mehr Distanz dazu hast und es Dir dann leichter fällt, nicht mit eigener Angst darauf zu reagieren.
Wenn Du z.B. einfach aufschreibst was für Ängste Dein Mann haben KÖNNTE... aus seinem Handeln heraus, und dem was er sagt und wie er es sagt... dann kannst Du bewusst damit umgehen, darauf achten wie Du reagierst und Dich immer wieder dazu aufrufen dem mit Verständnis zu begegnen. Das ist dann eine Art "Probe" für reale Situationen, wo Du seine Angstpersönlichkeit vor Dir hast.
Es gibt etwas, dass man sich wirklich immer wieder vor Augen führen sollte:
Man kann einen Menschen nie vollkommen verstehen. Aber es ist ein Fakt, das er/sie aus sich selbst heraus vollkommen nachvollziehbar und verständlich "funktioniert". Das mag nicht immer positiv sein (etwas negativ zu nennen ist die Reaktion der eigenen Angst), aber es ist immer folgerichtig.
Was ich damit sagen will ist: Sich bewusst zu sein das man nicht vollkommen versteht, kann zu gefühlsmäßigem Verständnis führen, das wiederum konkretes verstehen erzeugt. It`s a Kind of Magic...
VG,
C.