Lieber Cyrill,,
es ist noch gar nicht soo lange her (ein paar Jahre vielleicht) , da habe ich genauso gesprochen - ja - sogar so gedacht.
Ich war felsenfest überzeugt, mich kann - nachdem ich glaubte, mich genau kennen gelernt zu haben , überhaupt gar nichts mehr beeindrucken - geschweige mich das Fürchten lehren. Ich glaubte, alle Sorten der Angst bereits durchlebt zu haben und somit restlos alles unter Kontrolle zu haben.
Dann geschah folgendes (es war nahezu lächerlich, was mich plötzlich doch überzeugte, daß das Thema Angst längst nicht durch ist.
)
Ich ging, wie jede Nacht, mit meinen beiden Hunden über "unseren" Feldweg - zur letzten nächtlichen "Runde".
Wie gesagt - diesen Weg kenne ich in und auswendig, niemand ist uns in den vielen Jahren je um diese Zeit auf diesem Weg begegnet, ich habe keine Angst vor Dunkelheit und - immerhin - ich hatte ja zwei mittelgroße Hunde dabei, die noch im besten Kampfalter waren.
In dieser Nacht aber - hatte ich, wie aus heiterem Himmel plötzlich das Gefühl, irgendetwas verfolgt mich.
Ich sagte mir -
"so ein Quantsch , hier war noch nie jemand und die Hunde sind völlig normal und unauffällig. Stell Dich also nicht so mädchenhaft an!"
Ständig mußte ich mich umdrehen - ich hörte nichts und sah nichts - nur - dieses verflixte Gefühl, daß mir schon fast unbekannt war und das ich mit keinem gesunden Menschenverstand erklären konnte.
Es hat mich zu guter Letzt dazu veranlasst, umzudrehen - und im Eilschritt Richtung Auto zu maschieren - so, daß selbst meine Hunde wohl dachten, ich hätte einen Knall.
Ich war heilfroh wieder im Auto zu sitzen und schnell wegzufahren.
Mein Gehirn ratterte und ich hielt mich für einigermaßen verrückt.
In der nächsten Nacht fuhr ich an dem Weg vorbei und ging an dem Parallelweg spazieren...........
.....alles war gut.
So - da fing ich an, in mich hineinzuhorchen......ich wollte mich auf keinen Fall unterkriegen lassen und nach ein paar Nächten der Angst und das Gefühl haben zu versagen, beschloss ich, noch mal wieder zu diesem Weg zu gehen.
In dieser Nacht, hatte ich wieder ein mulmiges Gefühl und ich rief laut in die Nacht hinaus -
"wenn da jemand ist, dann zeige Dich oder sprich mit mir - oder verzieh Dich - das Spiel gefällt mir einfach nicht.".....usw....
Keine Ahnung welche Nachtkrähe mir da zugehört hat...., meine Hunde werden sich ihr Teil gedacht haben....
Aber - von Stund an, war Ruhe....
dieses ekelige Gefühl ist nicht mehr zurückgekommen.
Nun könnte ich wieder der Meinung sein, daß ich nichts mehr mit dem Thema
"Angst" zu tun habe.
Aber - es war mir eine Lehre - ich war zu hochnäsig gewesen und habe einen gehörigen Runner dafür erhalten.
Ich bin dafür sehr dankbar - und bin in diesem Punkt etwas demütiger geworden .....
Es ist gut, selbstsicher zu sein - aber ebenso offen für kleine versteckte Kobolde, die sich einen Scherz mit Dir erlauben, wenn Du die Nase zu weit oben trägst.
Ich habe übrigens gar keine Angst, mich bloszustellen - doch nicht jedes Thema muß mit jedem besprochen werden - manchmal habe ich noch nicht einmal Lust überhaupt über ein Problem zu sprechen, bevor ich noch nicht Klarheit für mich selbst gefunden habe.
blue