Den Nächsten verstehen ist sicher verdammt schwer. Niemand redet über alles, was ihn bewegt, oder darüber, warum er etwas tut. Viele Infos über uns halten wir für langweilig oder zu intim. So bleibt es im Leben schwierig, sich nicht mißzuverstehen.
Wenn mich jemand verletzt oder die Handlung eines Menschen mir zunächst unverständlich bleibt versuche ich, diesen Menschen zu begreifen.
Oft versuchte ich früher, besonders im Schmerz, dem anderen eine verrückte Einstellung zu unterstellen.
Z. B. Saddam Hussein als egomanischen Despoten zu sehen, den es freut, andere zu quälen.
Mittlerweile denke ich nicht mehr so extrem. Im Irak werden vielleicht viele Männer zu machthungrigen Despoten erzogen und nur der, der sich aufführt wie ein gefährlicher Gockel, hält sich die anderen vom Leib (Das ist bedenklich. Welche Zukunft hat ein Land, in dem viele Männer rücksichtslos die erste Geige spielen wollen.)
Außerdem scheint es erste Bürgerpflicht zu sein, seine eigene Familie in möglichst hohe Ämter zu hieven.
Denkbar ist auch, daß er in einen Machtrausch geraten ist (Alle sind gegen mich, aber sie kriegen mich nicht) verstärkt durch Aufputschmittel und Drogen (Wahrscheinlich kriegt er Nachts ohne Schlafmittel kein Auge mehr zu.)
Außerdem ist es mittlerweile wohl so, daß auch ein Saddam Hussein viele Feinde und entsprechend viel Angst hat. (U.a. vor seinen ebenso machthungrigen Söhnen, die ihn gern beerben würden. Der Verlust jeglichen Vertrauens)
Für Saddam gibt es kein zurück mehr. Keine Gnade. Und im Bett wird er wohl auch nicht sterben.
Das soll keine Entschuldigung für seine Taten sein, sondern eine Erklärung. Die Rache erwischt ihn bestimmt (Ob ich das begrüßen soll weiß ich nicht.)
Ich hoffe, daß wir nach unserem irdischen Leben offen reden können. Das wünsche ich mir.
Lhiannon