Wenn der Mensch an das Sterben denkt hat er 3 Grundängste:
1. Die Angst schmerzvoll zu sterben
2. Die Angst einen Erstickungstod zu erleiden
3. Die Angst beim Sterben alleine zu sein.
Ich geh hier jetzt nur auf die 3te Angst ein.
Hier muss man differenzieren. Wer vom Sterben redet meint meist nur den längeren Sterbeprozeß vom Leben zum Tod. Zum Sterben gehört aber auch der Moment der letzten Atemzüge, sozusagen der Übergang in eine andere Welt. Dieser Moment wird von jedem selbst festgelegt - Wir können den Zeitpunkt unseres Sterbens nicht bestimmen, den Zeitpunkt des Übergangs schon. (Hier ist jetzt nicht Suizid, Unfalltod oder Sekundentod gemeint.)
Wie sehen die Entscheidungsmöglichkeiten genau aus?
Wir entscheiden wen man noch einmal vor dem Übergang sehen möchte, um uns von ihm zu verabschieden. Dies geschieht in den meisten Fällen im Stillen und oftmals für den Angehörigen unbemerkt. Es gibt Beispiele, da haben Sterbende solange gewartet bis ein im Ausland lebender Verwandter da war und sind dann unmittelbar danach verstorben. Genauso gut kann sich natürlich ein Sterbender dafür entscheiden, eine bestimmte Person nicht sehen zu wollen und verstirbt dann, bevor diese Person am Sterbebett war. In so einem Fall gab es dann aber unüberwindliche Differenzen zu Lebzeiten. Hier gab es mal ein Fall, wo einer Frau gesagt wurde, dass man ihrer Tochter bescheid gab und diese nun vorbeikommen wird. Sie verstarb vorher. Erst hinterher wurde bekannt, das die Mutter zu Lebzeiten zu ihrer Tochter sagte: "Dich will ich an meinem Sterbebett nicht sehen". Solche Härtefälle gibt es leider.
Wir entscheiden ob wir direkt beim Übergang alleine sein wollen, oder wer anwesend sein soll.
Die Mehrheit der Verstorbenen waren bei ihrem Übergang gewollt alleine. Die meisten Menschen sterben in der Nacht zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Zu einer Zeit, wo alles um sie schläft, zu einer Zeit wo draußen Stille herrscht. Eine andere Gruppe wartet geschickt ab, bis man den Raum verlässt. Es gibt sehr viele Beispiele aus der Sterbebegleitung, wo zum Ende hin eine Sitzwache rund um die Uhr gemacht wurde. Da saß man stundenlang am Bett und musste mal kurz raus auf die Toilette oder ging eine rauchen und genau in diesem Moment verstarb die Person dann.
Dann gibt es natürlich den kleineren Teil derer, die in Anwesenheit der Familie oder eines bestimmten Familienangehörigen oder eines ehrenamtlichen Sterbebegleiters verstarben.
Abschließend:
Natürlich hat man als Angehöriger den Wunsch , in diesem letzten Moment dabei zu sein. Ist man das nicht, glaubt man den Verstorbenen allein gelassen zu haben. Dem ist auf keinen Fall so. Es war so gewollt. Nicht aus Böswilligkeit, sondern zum einen, weil der Verstorbene einem dies ersparen wollte und zum anderen weil er diesen Moment einfach für sich haben wollte.