Adam träumt von seiner Mutter

LoneWolf

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Wien
Während sich Eva irgendwo in den Büschen umher trieb um nach verbotenem Obst zu suchen, lag Adam schlafend am Ufer eines Bächleins und träumte. Die große Mutter der Natur selbst war in seinen Kopf getreten und breitete sich nun darin aus, Strenge und Sanftmut in einer einzigen Stimme vereinend:

Was ruhst du hier schon wieder, du Faulpelz, anstatt auf dem Weg zu sein?

Ich habe in mir Inseln der Seligkeit geschaffen, Orte, an denen ich mit mir selbst in vollkommener Harmonie bin und an denen ich voll Friede im Licht meiner reinen Liebe satt ruhe. Und hier habe ich auch einen Menschen geboren, der in Schönheit, Reichtum und Güte mir gleicht. Dieser Mensch bist du, Adam, mein geliebtes Kind.

Doch hüte dich vor mir, denn ich habe dich nicht nur zum Ruhen geboren. Ich habe in mir auch Orte angelegt, an denen ich mit mir selbst vollkommen zerstritten bin, an denen ich mich ob meiner mir innewohnenden Grausamkeit, meiner Herrschsucht, Gier und Eitelkeit selbst wie einen schlimmen Feind verachte. An diesen Orten gibt es kein Wohlergehen für niemanden und nicht einmal ein erlösendes Ende ist in Sicht.

Dich aber, mein liebes Menschenkind, habe ich hinausgeworfen aus allen Orten, auf dass du zwischen diesen Orten wanderst, solange, bis ich dich von dieser Wanderschaft erlöse. Denn dich, mein Kind, brauche ich, um mich durch dich auf dieser Wanderung fühlend, riechend, schmeckend, schauend, hörend, denkend zu erkennen und zu verstehen. Nichts wüsste ich von meiner Unendlichkeit, von meiner Vielfalt und Schönheit, von meinem Reichtum, meiner Güte und bedingungslosen Liebe…

…nichts ahnte ich, von der mir innewohnenden Grausamkeit, von meinem unstillbaren Hunger, meiner brennenden Wollust, nichts bemerkte ich von meinem Durst, von meiner unersättlichen Gier und meiner Verachtung gegenüber Allem was ist, wärst da nicht du auf dieser großen Wanderschaft und borgtest du mir nicht deine Sinne, durch die ich mich selbst erkennen kann. Auf deiner Reise allein kann ich mich in meiner Vollständigkeit erkennen und auch meine Abgründe verstehen. Und nichts wüsste ich von mir, ohne dich, mein geliebtes Menschenkind.

Wenn es dich nicht gäbe, dann müsste ich dich erfinden.

Darum allein sollst du die Krone meiner Schöpfung sein und nicht wegen deiner Fähigkeit, vorübergehend alles zu unterjochen was sich regt und bewegt, deinem Talent, Monumente auf Sand zu bauen und billige Regenschirme zu produzieren, um dich vor dem nächsten Unwetter zu schützen.

Du willst wirklich wissen, wie ich es vollbringe, diese Inseln der Seligkeit und diese Stätten des Verderbens in mir zu einen?

Nun, dann steh auf, suche Eva hinter den Büschen und geht weiter, von Ort zu Ort, um es herauszufinden.

Nur ein guter Geist des Friedens soll dabei euer unüberwindbarer Begleiter sein.
 
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Lieber Crazy Monk,

1. "umhertrieb" schreibt man zusammen.

2.
Nichts wüsste ich von meiner Unendlichkeit, von meiner Vielfalt und Schönheit, von meinem Reichtum, meiner Güte und bedingungslosen Liebe…

…nichts ahnte ich, von der mir innewohnenden Grausamkeit,


Bei den berühmten drei Auslassungspunkten macht man vorher bzw. nachher ein Leerzeichen, also:

"bedingungslosen Liebe …" und "… nichts ahnte ich"

wobei sich hier für mich die Frage stellt, warum der Satz im Layout unterbrochen ist. Ich sehe keinen Grund dafür.

3. Der letzte Satz mutet mich recht seltsam, vllt. ein wenig betulich, an. Ich glaube, den könntest du weglassen.

4. Inhaltlich finde ich das eine sehr schöne, tiefsinnige Geschichte. Gratuliere.

LG

rico
 
Lieber Crazy Monk,

1. "umhertrieb" schreibt man zusammen.

2.

Bei den berühmten drei Auslassungspunkten macht man vorher bzw. nachher ein Leerzeichen, also:

"bedingungslosen Liebe …" und "… nichts ahnte ich"

wobei sich hier für mich die Frage stellt, warum der Satz im Layout unterbrochen ist. Ich sehe keinen Grund dafür.

3. Der letzte Satz mutet mich recht seltsam, vllt. ein wenig betulich, an. Ich glaube, den könntest du weglassen.

4. Inhaltlich finde ich das eine sehr schöne, tiefsinnige Geschichte. Gratuliere.

LG

rico




Frl Rottenmeyer, es ist ja nicht ihre Geschichte.

Mal wieder mit Lehrauftrag unterwegs.

Sorry Herr Monk, lese ganz verzückt die Geschichte, und aufeinmal
fuchtelt so ein Zeigefinger vor meiner Nase. :D
 
Mir gefallen ihre Gedanken sehr gut , Herr Monk ...
gar net so crazy , mutet mir an .

die Fee ...
weisst eh :)
 
Du versuchst das Prinzip zu verstehen und in deine eigenen Worte zu fassen. Eine gute Übung.

Ich musste da grad an die Geschichte mit den Medizinkreisen denken (hatte ich gelesen bei Lynn Andrews). Die Medizinkreise flogen im All herum. Damit sie einander berühren konnten, wurde Leben (der Mänsch) erschaffen. Jedes Wesen ist ein Medizinkreis. Wenn zwei sich berühren, ist das voll die Medizin. Kein Kreis will allein sein... Das Universum will lernen, expandieren. Wir bestehen aus den Elementen. Wenn wir Erde sein wollen, können wir das. Wenn wir Feuer wollen, auch.
 
Wo bin ich hier?


Ich weiß es nicht.

[FONT=&quot]Ab Minute 1 sehe ich mich nur umgeben von einer nervösen Masse augenscheinlicher Artgenossen und ich weiß nicht, was ihnen fehlt. Sie rennen hin und rennen her und wirken doch, als schliefen sie. Versunken, tief in einen Traum. Versunken nur, nicht ertrunken, tief im chinesischen Meer... Lärm kam vom Süden her... das waren die Insekten... geistert mir wieder einmal die Zeile eines alten Liedes von Herrn Heller im Kopf umher.
[/FONT]
[FONT=&quot]Doch wozu sollte ich mir Gedanken machen oder gar Sorgen?
Sollen sie doch rennen wohin sie wollen!
Was gehts mich an?
Nichts!
[/FONT]
[FONT=&quot]Zumal ich selbst einer von diesen schlafwandelnden Träumern bin und nur für einen kurzen Augenblick das rechte Lid kurz gehoben habe, um mich ein wenig umzusehen.
Und nun beginne ich mich zu fragen, in welcher Art-Anstalt ich hier am Erwachen bin, woher ich komme und wohin ich hier gehen soll. Sofern ich überhaupt weiter erwache und nicht vor Schreck zurück, in den tiefen Schlaf sinke.

Hmmm... wer diese Anstalt wohl gebaut hat?

Ich nicht! Niemals. Ich war bis eben noch gar nicht da.
[/FONT]
[FONT=&quot]Ich spüre mich ja nur ein klein wenig selber.
Vor allem meinen Magen spüre ich. Der Hunger brennt wie Sau...
Da, schau.. was seh ich da, unter meinem rechten Augenlid hervor?

So ein Zufall... ein Mecki, das ist fein. Und zufällig hab ich grad Mammon dabei. Dem Zufall sei Dank!
Also nichts wie rein, in den Zufalls-Laden und runter mit dem Zeug.

[/FONT]
[FONT=&quot]Den unangenehmen Teil der Arbeit haben zum Glück schon die Profis erledigt.

Mir dünkt, ich bin nur eine schlafwandelnde Ameise in einem riesigen Haufen schlafwandelnder Ameisen.
[/FONT]
[FONT=&quot]Und ich muss meinen Hunger stillen.

Auge zu und durch!
[/FONT]
 
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Nun, dann steh auf, suche Eva hinter den Büschen und geht weiter, von Ort zu Ort, um es herauszufinden.

Und Adam antwortete:

Ich brauche Eva nicht zu suchen, große Mutter,
denn ich trage sie bereits seit dem Anfang der Zeit in meinem Herz.

Und sie war die einzige in diesem Wald, die mir bis Heute nicht entfloh, wegen meines schmerzlichen Treibens.
 
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