Die Vorstellung der Kausalitätsbeziehungen, also dass es in der Welt Ursachen gibt, die Wirkungen entfalten, welche wiederum Ursachen für weitere Wirkungen sind, ist ein Paradigma, das sich bei näherer Betrachtung nicht aufrechterhalten lässt. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr gelangt man zur Überzeugung, dass diese Sichtweise auf die Welt zwar womöglich nützlich ist, dass sie aber zu bedeutenden, ungelösten Widersprüchen führt. Ein paar Beispiele:
Wenn alles, was passiert, eine Wirkung von einer Ursache ist, was ist dann die erste Ursache?
Wenn alles, was passiert, eine Wirkung von einer Ursache ist, wo bleibt denn da Platz für einen freien Willen?
Wie ist der Zeitraum zwischen Ursache und Wirkung bemessen? Falls es eine Zeitdauer zwischen Ursache und Wirkung gibt, können Ursache und Wirkung nicht wirklich zusammenhängen, sondern dazwischen wäre erneut eine (wenn auch klitzekleine) Wirkung, die selbst Ursache für die Folgewirkung wäre. Falls es hingegen keine Zeitdauer zwischen Ursache und Wirkung gibt, wie können dann Ursache und Wirkung überhaupt unterschieden werden? Ist diese Unterscheidung dann nicht letztlich willkürlich?
Das sind nur ein paar Punkte, aber sie zeigen recht klar auf, dass die Vorstellung von Kausalität, so nützlich sie einem erscheinen mag, nichts als eben eine blosse Vorstellung über die Welt ist. Tatsächlich ist uns Menschen letztlich nicht bekannt, ob es so etwas wie Kausalität in der Welt gibt oder nicht.
Nun ist es aber so, dass Kausalität längst nicht die einzige Möglichkeit ist, Geschehnisse in der Welt sinnstiftend zu "erklären". Synchronizität ist eine Alternative, also die Vorstellung, dass zwei Dinge, die nicht in einem Ursache-Wirkungs-Verhältnis stehen, also nicht kausal verbunden sind, gleichzeitig passieren und in einem Sinnzusammenhang stehen. Auf dieser Basis verstehe ich Astrologie. Irgendwo passiert A und irgendwo anders passiert zur gleichen Zeit B, und wer in der Lage ist, zuerst beide Ereignisse zu beobachten und dann den - nicht komplett zufälligen! - Sinnzusammenhang zwischen den beiden zu deuten, der kann die Welt "erklären", ohne auf ein Ursache-Wirkungs-Prinzip zurückzugreifen. Das funktioniert mit allen Dingen, du könntest also das Wachstum eines Baumes beobachten und daraus einen Sinnzusammenhang zu den Preisen im Supermarkt herstellen, wenn du denn die Regeln erkannt hättest, nach denen dieser Sinnzusammenhang zu konstruieren ist. Die Gestirne zu beobachten hat den Vorteil, dass ihr Verlauf mathematisch ziemlich exakt berechnet werden kann, und die Psyche des Menschen zu beobachten, hat den Vorteil, dass man als Mensch selbst eine solche hat und somit in sich selbst nachschauen kann, ob ein konstruierter Sinnzusammenhang nun nachvollzogen werden kann oder nicht.
Freilich ist diese zweite Art, die Welt zu deuten, letztlich genauso paradigmatisch wie die erste. Sie ist nicht besser und auch nicht schlechter als jene. Auch hier finden sich schnell ungelöste Widersprüchlichkeiten. Man sollte aber nicht den Fehler machen, und dieser Fehler wird andauernd gemacht (ich habe ihn früher auch gemacht), das eine Paradigma aus der Sichtweise des anderen zu kritisieren. Oder zu behaupten, Sterne hätten eine kausale Einwirkung auf den Menschen (mit irgendwelchen Strahlen oder Gravitation oder weiss-der-Teufel-was). Da kommt nur Unsinn dabei raus.
Ich vermute, es handelt sich einfach um zwei grundlegende Arten, wie der Mensch überhaupt die Welt begreifen und deuten kann. Ob das nun noch mit irgendwelchen Hirnhälften zusammenhängt oder nicht, darüber kann man sich streiten.