hallo lejana,
erst mal danke für deinen ausführlichen bericht.
ich hoffe, dass auch andere dazu angeregt werden, über ihr eigenes erleben zu schreiben -
denn leicht - stelle ich jetzt fest im versuch dir zu antworten -
ist das nicht.
Als heilsam habe ich empfunden, daß ich wusste, daß es mehrere Leben gibt.
ja - dieses wissen habe ich auch als sehr heilsam empfunden und empfinde es so auch noch jetzt.
ich habe allerdings keine bildhafte vorstellung von weiterleben oder wiedergeburt -
für mich lebt jedes leben weiter über die veränderungen, die es bewirkt hat und durch die veränderungen weiter bewirkt.
nichts - absolut gar nichts geht verloren -
und wie ein stein ganz allmählich zu sand zerrieben wird -
wird er - in völlig neuer zusammensetzung - ganz allmählich wieder zu stein -
ein stein in völlig neuer zusammensetzung -
aber doch auch wieder stein.
Ich wußte, warum wir hier sind und was das Leben hier bedeutet.
das wissen darum, dass leben bedeutet, veränderungen unterworfen zu sein - zugleich zu verändern -
im eigenen inneren - und damit auch nach außen hin -
das erhält mich am leben -
weil es das leben ist.
Es waren wenig Leute da, die auch so dachten. Ich konnte sie anrufen und mit ihnen reden.
ja siehst du - für mich gibt es keine leute, mit denen ich über eine sicht (wie oben beschrieben) reden kann.
die einen glauben an ihre vorstellungen -
die anderen verdrängen, und wollen sich mit dem thema tod -
obwohl unabdingbarer teil unseres lebens -
noch nicht mal auseinander setzen.
zusätzlich verletzt,
Diese endliche Sichweise des Todes. Diese Verzweiflung darüber nur ein Leben zu haben und dieses nicht zu leben. Diese Einstellung hatten 95% der Mitmenschen um mich und das hat mich sehr erschlagen.
ich formuliere anders - weil ich es anders sehe.
die angst vor dem tod -
die menschen glauben lässt, was nicht beweisbar ist -
die hilflosigkeit gegenüber dem tod -
die menschen sich abwenden lässt -
allenfalls beileidsfloskeln artikulieren -
sicher gut gemeint -
oder hilfe anbieten, wo hilfe gar nicht verlangt wird -
bloß verstehen.
Dieses ewige Gejammer von Menschen, denen mein Leid als Anregung dient ihr eigenes Leid vor mir auszubreiten.
das stört mich nicht mehr.
ich bewerte das leid anderer nicht mehr.
ich selbst breite vor niemandem mein leid aus -
aber ich verstehe menschen sehr gut, die es tun, weil sie (noch) keinen ausweg gefunden haben aus ihrem leid.
Jeder erlebt die Trauer anders.
Trauer ist ein Gefühl, weiß ich jetzt, daß in Phasen abläuft.
Bei mir war die letzte Phase nach 2 Jahren vorbei. Die ersten 5 Monate hatte ich keinen Boden unter den Füßen und habe mich gefühlt, als wenn ich alles wie ein Roboter mache. Außen Roboter und innen einen wilde Woge nach der anderen.
Ich habe mich von den Menschen zurück gezogen, die Leiden.
ich habe mich nur von allen menschen zurückgezogen, die nicht begreifen konnten und können -
dass ich unter dem tod meines sohnes nicht leide -
nur unter ihrem unverständnis, dass ein mensch selbst unter dem tod des eigenen kindes nicht zu leiden hat, wenn der tod als teil des lebens verstanden wird -
in der oben beschriebenen - objektiven sicht.
Ich lasse oberflächliche Leute reden und gehe, wenn es zu bunt wird.
ich versuche menschen von meiner sicht zu überzeugen.
es ist die veränderung, die vorgegangen ist in mir selbst -
und die weitergabe meines wissens -
unabhängig davon, wieviele samen auf fruchtbaren boden treffen -
unabhängig davon wieviele samen aufgehen werden -
es ist mein leben die samen fliegen zu lassen.
und wie die natur zeigt -
viele samen fliegen -
viele treffen auf unfruchtbaren boden -
aber ausreichend samen befruchten das leben weiter.
lassen es wachsen - und erstarken....
Ich hoffe ich konnte Dir helfen.
das war nicht sinn des threads.
al
magdalena