Den meisten depressiv Kranken sieht man eine Depression nicht an. Weil die meisten chronisch depressiv Kranken, oder mit langer Phase, gelernt haben zu kompensieren. Depressionen bedeuten auch nicht, dass man den ganzen Tag nur jammert und rumheult und es jedem auf die Nase bindet wie schlecht es einem geht. Oder dass man nicht gerne lacht, nicht gerne Freude empfinden würde, nicht lieben oder mitfühlend sein kann. Depressionen sind auch nicht gleich mit Suizidgedanken verbunden. Das sind alles Klischees von Menschen, die sich nie wirklich damit auseinandergesetzt haben, sich aber dennoch ein Urteil erlauben.
Menschen wie mir, die selbstbewusst wirken, wehrhaft sind, eben kein "Opferbild" liefern und nicht devot kuschen, offen darüber sprechen, nimmt man daher Depressionen nicht ab. Eben wegen diesem falschen Bild der Charakterschwäche. Charakterstarke Menschen können keine Depressionen haben, Menschen mit Job und Familie können keine Depressionen haben, weil sie keinen Grund haben, dass ist der falsche Gedanke hinter dem herabsetzenden Urteil. Weshalb viele Laien meinen aufgrund weniger Beiträge, Momentaufnahmen, Eckdaten, es "besser" zu wissen als Fachleute, weil sie das Geschriebene bereits durch eine vorurteilsvolle Brille sehen. Was aber einfach Quatsch ist. Oberflächliche Betrachtungsweise, Anmaßend, arrogant und despektierlich. Im Internet geht es noch schneller, da man sich den Betroffenen nicht direkt stellen muss, man kann den Faden und die Person einfach meiden.
Und das ist auch einer der Gründe weshalb Menschen mit Depressionen selten offen darüber sprechen. Sie werden nicht ernst genommen, ihre Krankheit heruntergespielt, aus einer durch Fachleute erstellten Diagnose eine "Empfindlichkeit" gemacht. "Das ist ja gar keine Depression, ist ja gar nicht so schlimm". (Und nicht selten heißt es, man hätte es selbst heruntergespielt, was auch Quatsch ist)
Ich kann da nur an jeden, der an diesen Vorurteilen hängt, appellieren. Entweder über den eigenen Tellerrand zu schauen und seine Vorurteile zu hinterfragen, denn die Gesellschaft hat keinen geringen Anteil daran, dass sich Menschen mit Depressionen verstecken und keine Hilfe suchen. Sich selbst zu hinterfragen, anstatt immer nur die anderen und herausfinden, wo diese Vorurteile herkommen und warum man daran so festhält. Oder ihr Urteil einfach für sich zu behalten, wenn sie schon die Wahrheit von Betroffenen selbst nicht hören wollen.
Erstere Variante wäre mir lieber, seit offen, sprecht mit uns, hört uns zu, stellt Fragen, interessiert euch. Aber mit zweiter Variante ist vielen schon geholfen. Verbaut anderen mit euren Vorurteilen nicht die Möglichkeit sich Hilfe zu suchen, weil ihnen suggeriert wird, dass sie ja gar keine Probleme haben und dass es lächerlich ist.
Im Grunde kann man auch von Menschen mit Depressionen lernen. Denn es ist nicht Schwäche. Depressivkranke lernen zu beobachten, andere und sich selbst. Lernen Muster zu erkennen, zu reflektieren und zu hinterfragen. Im Grunde nehmen Menschen mit Depressionen bewusster wahr, sind achtsamer.... Und, entgegen der allgemeinen Auffassung, stark. Ja, auch du
@PsiSnake und @Loop
, und alle anderen die sich hier geöffnet und auch nicht geöffnet haben sondern nur still mitlesen
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Und dankbar bin ich für die, die eine Lanze für uns brechen, fragen, sich interessieren, verteidigen, mitfühlen, oder einfach nur zuhören und sich kein Urteil erlauben, uns ernst nehmen, auch still
. DANKE!