würdet ihr euren partner oder partnerin teilen?

Hallo Schwarzerle,

mir geht es gar nicht mal so sehr um das Thema Treue und co, es geht mir um den Gedanken der Liebe an sich. Da eben, wenn ich es hinterfrage, ich immer auf Bedürfnisse stoße, die ein anderer erfüllt, weswegen ich ihn mag. Z.B. das Bedürfnis der Anerkennung. Das Bedürfnis des Verstanden-werdens, des Wahrgenommen-werdens, der gemeinsamkeiten oder Unterschiede. Der körperlichen, geistigen, emotionalen Zuwendung. Was weiß ich, daß man mal ein Lob hört, ein Geschenk bekommt, zusammen lacht, sich aber auch kritisieren kann, selbst etwas schenken kann, loben kann... Das alles kann ich aber nicht mehr - für mich - als Liebe annehmen, da es einfach nur Befriedigung von irgendwas ist, wozu bestimmte Vorraussetzungen erfüllt sein "müssen". Möchte ich nicht verdammen, aber es ist ... unvollständig.


Hallo Kaji!

Liebe ist für mich... wenn alles darf... aber nichts muss.


Ich weiß zwar wie Du es meinst, bzw. kann es mir denken, doch ist darin nicht auch eine Gefahr, das tatsächlich Grenzen überschritten werden können? Um mal wieder ins Extrem zu fallen - jemand der das Bedürfnis hat, Kinder zu schänden, muß man ihm dies nun erlauben, da man ihn sonst nicht liebt? Wenn jemand recht krasse Vergewaltigungsphantasien hat und diese auch ausleben möchte - muß ich das wirklich erlauben und akzeptieren (selbst dann, wenn er/sie es mit jemand anders auslebt?) Ich denke, ich käme mit einem Menschen gar nicht klar, der mir wirklich alles durchgehen und erlauben würde, worauf ich grad Lust hätte. Wäre ich dann nicht sehr egoistisch? Und mache ich es mir damit nicht auch sehr einfach? So unter dem Motto: was, du willst nicht? - na dann geh ich eben woanders hin...
(wie in der Kindererziehung: erlaubt man ihnen alles oder setzt auch mal Grenzen - was ist besser? was wäre, wenn es wirklich KEINE Grenzen gibt? Was würde mit dem Menschen/der Menschheit geschehen? Kann ich mir momentan nicht vorstellen, vielleicht würde sich da aber auch am Ende - nach dem Chaos - was sinnvolles entwickeln??)

Doch gibt es das wirklich?
Oder ist es eine Illusion?

Ist vielleicht auch "Treue" nur eine Illusion?

Es kann vermutlich alles Illusion sein, so wie auch nicht.



Ist es nicht auch fremdgehen, wenn jemand seine Arbeit als wichtiger betrachtet, seine Kumpels, sein Ego, seinen Stolz, seine Mutter, seine Hobbies, seine Bedürfnisse, als seine(n) Partner(in)?
Ist Fremdgehen nicht auch, wenn ich es mir wünsche? Es mir im Geiste vorstelle?

Na mal so betrachtet, verbindet Sex schon eher, als sich mit einem Arbeitskollegen auseinander zu setzen. Oder mit anderen Worten, wenn ich mit jemanden ins Bett gehe, so offenbare ich eine verletzliche , sehr intime Seite von mir. Diese offenbare ich nicht bei meiner Mutter etc. Und darum würde die geschlechtliche vereinigung mehr wiegen, als alles andere (für mich!!).
Dennoch ist es ebenso blöd einen Partner zu haben, der nur seinen Job sieht (kann ich gleich wieder fragen: hey, warum. Ist das dann Liebe, wenns mich stört?)

Was das *im-Geiste-vorstellen* betrifft - da denke ich auch, warum sollte man sich sowas vorstellen, wenn eine Beziehung gut funktioniert? Konnte da an mir noch nichts beobachten, was ich in Phantasien dann ausleben muß. Stimmt eine Beziehung nicht, dann projiziere ich durchaus auf andere und sehne mich danach, mit YX ins Bett zu gehen, da ich mir erhoffe, er erfüllt das, was mein eigentlicher Partner nicht erfüllt. Dann hab ich Phantasien, ansonsten beschränkt es sich tatsächlich ganz "langweilig" (?) auf den grad aktuellen Partner, wenn überhaupt.



Doch wenn es die wahre Liebe und die wahre Treue nicht gibt, ist vielleicht auch kein wirklicher Betrug möglich... :rolleyes:

Die wahre Treue und Liebe kann es aber auch geben (ähm, vielleicht). Und zwar dann, wenn man so hin und weg ist, daß man gar nicht anders kann, als nur an den einen/die eine zu denken. Kenne ich auch, diese Phase, das andere Männer mich überhaupt nicht interessiert haben, regelrechten Ekel ausgelöst haben, da ich besessen von dem einen war. (ist aber auch keine Liebe, ich weiß. Ist wie alles andere nur die Erfüllung von Bedürfnissen. Entweder man durchschaut es oder man durchschaut es nicht - dann hält man es für Liebe, oder?).

Und wenn kein Betrug möglich ist, brauchen wir auch keine Angst mehr zu haben... keine Angst betrogen zu werden... hintergangen... keine Angst verlassen zu werden.

Siehe oben.
Und: wenn man sich selbst genügt (ach, was wäre das schön), bräuchte man diese Ängste auch nicht zu haben. Dann hat man einfach sich selbst. keine Angst, etwas zu verlieren, kein Drang, im anderen nach etwas zu suchen.


Ich bin derzeit auch dabei mich und meine Beziehung (mittlerweile 25 Jahre!) zu überdenken... Ich spüre, ich habe mich verändert... in den Jahren... mein Partner auch... unsere Kinderplanung ist beendet, nun geht es nicht mehr um die Familiengründung... es geht um uns persönlich. Als Individuen. Und ich sehe, es ist nicht einfach ein Beziehungsmodell zu finden, dass beides ermöglicht... einerseits eine Familie zu bleiben... anderseits die individuelle Entwicklung des anderen nicht zu knebeln...

Ja, auch hier verstehe ich, was Du meinst. kenn ja auch solche Phasen. Einerseits finde ich es schade, daß sowas nicht mehr so funktioniert oder erfüllend ist, wie es sein sollte; andererseits weiß ich auch, daß es so sein kann, da es sich eben irgendwie "ausgelutscht" hat. Was hier aber nicht heißen muß, daß man den eigentlichen Partner nicht mehr liebt - aber auch nicht, daß man einen anderen liebt. Ist auch wieder "nur" Trieb, Erfüllung usw. (wie gesagt, ist nicht schlecht, aber auch da finde ich wieder keine Liebe... Also es beantwortet mir nicht, was Liebe nun eigentlich ist. Denn das es sie gibt, daran glaube ich schon. Aber sie ist vermutlich woanders zu finden... frei von "Dingen"?)

Ich denke wie man/ frau eine Beziehung lebt, hängt auch sehr davon ab, was das "Ziel" dieser Verbindung ist... dieser Liebe... soll sie eine Familie hervorbringen... sichern... soll sie Freude machen... soll sie Freiheit bieten... Nähe... oder Schutz...
Auch denke ich, es ist ein Unterschied, ob ich 20 Jahre alt bin oder 40. Mit 20 Jahren, hätte ich meinen Partner umgebracht, wenn er mich betrogen hätte... heute (ich denke, er hat es schon mal...) ist es mir nicht mehr wirklich wichtig... nicht so... nicht solange, wir eine Beziehung leben, die mich zufrieden sein lässt... Meine Ansprüche sind heute ganz anders... auch an meine persönliche Freiheit...

Hm vielleicht hat es ja damit zu tun, das die Kinder bereits aus dem gröbsten raus sind usw. D.h. diese Angst, evtl. mit ihnen alleine dazustehen, oder das der eigentliche Partner mit einer anderen Frau Kinder zeugt, statt mit einem selbst, verfällt. Man hat "seins" ja erreicht, umgesetzt... Biologie, der Drang, sich fortzupflanzen.
Finde ich gar nicht mal so uninterressant und würd mich jetzt interessieren, ob dies ein Grund sein kann, weswegen manche Frauen/Männer eifersüchtiger sind, andere weniger (z.B. die, die eben schon Kinder haben oder erst gar keine wünschen).

Was würde das aber bedeuten? Es sind wieder nur innere Antriebe, die uns so oder so denken/fühlen/handeln lassen. Aber das ist es auch nicht, was ich suche.

Brauchen wir die Illusion der Liebe mehr, als die Menschen, die sie für uns erfüllen sollen?
Lieben wir eine Illusion oder den Menschen selbst... so wie er ist?


Ich denke, wir lieben eher die Illusion. Schon alleine deswegen, da wir selbst eigentlich auch nur an eine Illusion von uns selbst glauben. Denn wie oft wandelt sich das eigene Ich? Wird beeinflußt von *was-auch-immer*. Und inwieweit beeinflußt das dann wieder unsere Zu- und Abneigung anderen gegenüber?
Ich bin über mich wahrlich oft entsetzt, wenn ich feststelle, warum ich jemanden plötzlich vermisse. Oder mich nach diesem oder jenem sehne. Weil das meist nie Liebe ist, sondern was anderes. Deswegen werde ich es nicht ablehnen, werde es annehmen und genießen und selbst auch weitergeben. Aber ich werde auch nicht aufhören zu suchen, nach dem, was dahinter ist, sein muß.

Und was ist, wenn die Illusion "zerplatzt" wie eine Seifenblase... weil es eben nur eine maya ist... ohne wirkliche Essenz? Ist sie dann weniger wert? Oder immer noch wichtig?
Was bleibt von der Illusion Liebe ... Treue... wenn die Realität sie einholt?

Ich kann es auch noch nicht sagen... für mich.. doch ich suche nach den Wurzeln...

:umarmen: Würde mich interessieren, zu was für Schlüssen Du dann in Zukunft kommst. Vielleicht ist es am Ende ja eine große lustige Überraschung, über die man herzhaft lachen kann.

Kaji
 
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Ich bin über mich wahrlich oft entsetzt, wenn ich feststelle, warum ich jemanden plötzlich vermisse. Oder mich nach diesem oder jenem sehne. Weil das meist nie Liebe ist, sondern was anderes.


Hi, Kaji!


Das gibt mir zu denken! Aus welchen Gründen darf man einen Menschen vermissen, damit es Liebe ist? Heißt einen Menschen lieben nicht, dass man ganz bestimmte Eigenschaften und Eigenarten an ihm liebt? Das ist doch genau das, was einen Mensch überhaupt ausmacht. Was sollte/könnte man lieben, wenn es keine Eigenschaften gäbe? :confused:


LG

believe :)
 
Wenn ich meinen Partner tun lasse, was er für richtig findet, dann gehe ich davon aus, dass er weiss, wann er ein Verbrechen begehen würde (z.B. Kindesmissbrauch) und dies sein lässt.
Ich hoffe natürlich, dass ich einen Partner gewählt habe, der die Grenzen anderer Menschen respektiert - und wenn er mit anderen Menschen Sexualität lebt, auch an die Verhütung denkt - ich fände es nicht witzig, wenn er Alimente deswegen zahlen muss (dann kann er womöglich unsere gemeinsamen Kinder weniger gut finanzieren - oder ich muss draufzahlen, weil auch Kinder ausserhalb versorgen muss) oder eine Krankheit heimbringt.
Soviel Verstand traue ich aber meinem Partner zu - Freiheit bedeutet nämlich auch immer die Freiheit und Würde von anderen Menschen zu achten. Ein psychisch gesunder Mensch sollte wissen, wann er Dinge tut, die niemandem gut tun...
 
Hi, Kaji!


Das gibt mir zu denken! Aus welchen Gründen darf man einen Menschen vermissen, damit es Liebe ist? Heißt einen Menschen lieben nicht, dass man ganz bestimmte Eigenschaften und Eigenarten an ihm liebt? Das ist doch genau das, was einen Mensch überhaupt ausmacht. Was sollte/könnte man lieben, wenn es keine Eigenschaften gäbe? :confused:


LG

believe :)

Das ist eine gute Frage. Was liebt man dann? Ich würde fast sagen, dann liebt man endlich den eigentlichen Menschen, und eben nicht mehr nur bestimmte Eigenschaften. Aber was ist der eigentliche Mensch? Das würde ich ja gerne erfahren.

Kaji

(übrigens, man kann den anderen durchaus wegen Eigenschaften lieben usw. Verboten ist das sicher nicht. nur was macht man, wenn man weiß, daß es eigentlich "nur" diese Eigenschaften sind, welche zufällig dieser Mensch besitzt? Ich finde das irgendwie blöd. *schmoll* Und möchte rausfinden, warum ich das blöd finde, was mich daran momentan verwirrt und stört. Denn irgendwas läßt mir ja keine Ruhe...)
 
Wenn ich meinen Partner tun lasse, was er für richtig findet, dann gehe ich davon aus, dass er weiss, wann er ein Verbrechen begehen würde (z.B. Kindesmissbrauch) und dies sein lässt.
Ich hoffe natürlich, dass ich einen Partner gewählt habe, der die Grenzen anderer Menschen respektiert - und wenn er mit anderen Menschen Sexualität lebt, auch an die Verhütung denkt - ich fände es nicht witzig, wenn er Alimente deswegen zahlen muss (dann kann er womöglich unsere gemeinsamen Kinder weniger gut finanzieren - oder ich muss draufzahlen, weil auch Kinder ausserhalb versorgen muss) oder eine Krankheit heimbringt.
Soviel Verstand traue ich aber meinem Partner zu - Freiheit bedeutet nämlich auch immer die Freiheit und Würde von anderen Menschen zu achten. Ein psychisch gesunder Mensch sollte wissen, wann er Dinge tut, die niemandem gut tun...

Womit wir dann fast wieder beim Thema Treue anknüpfen könnten. :D Mal angenommen, diese ist jemanden wichtig, wäre es Mißachtung, wenn dies nicht beachtet wird. Und so kann man es ewig hin und her drehen. (wobei mir auch hier wieder klar ist, was Du meinst und wie Du es meinst und ich dem eigentlich so zustimmen kann)

Kaji
 
Hallo Kaji!

Natürlich bedeutet für mich, wenn alles sein darf, aber nichts sein muss, dass der andere die Grenzen der anderen... oder eben meine akzeptieren kann... weil ja eben, nichts sein muss. Und zum Thema Kindesmissbrauch möchte ich jetzt lieber nicht übergehen... geht für mich etwas sehr weit weg vom eigentlichen Thema.

Ich selbst definiere Liebe über das Gegenteil... und das Gegenteil ist für mich die Gleichgültigkeit. Wenn mir jemand gleichgültig wird, ist es für mich keine Liebe mehr. Und Liebe ist meiner Erfahrung auch wandelbar... verändert sich mit der Dauer einer Beziehung... als "ausgelutscht" möchte ich sie deswegen aber noch lange nicht bezeichnen... finde ich sehr abwertend.
Ich persönlich kann sagen, dass ich meinen Partner nach 25 Jahren immer noch liebe. Nur die Art unserer Liebe hat sich verändert... die Qualität ist anders geworden... nicht weniger wertvoll... nicht weniger bedeutend... doch eben anders... und auch ich und mein Partner haben uns verändert. Wir sind offener geworden und weniger starr... Also macht es auch Sinn unser Beziehungsmodell zu überdenken.

Ein Bsp. aus meiner Beziehung. Früher hätte mein Partner bei einem Seitensprung von mir die Beziehung sofort beendet... Deshalb war es für mich kein Thema... zuviel lag mir an ihm. Nun sagte er kürzlich zu mir, dass er glaubt ich habe jemand anderen... und dass er das nicht möchte... wenn es so ist... dass er jedoch selbst schuld daran sei und es ihm leid tue... denn er habe alles als selbstverständlich hingenommen... mich zu sicher geglaubt. Und er entschuldigte sich dafür.... versprach sich jetzt wieder um mich zu bemühen...

Ist dieses Korsett der Treue nicht auch manchmal eine Beziehungsfalle... die uns in Sicherheit wiegt... bis zum "Erwachen"?

Zu den Unterschieden im Alter:
C.G. Jung nannte zwei primäre Lebenszwecke. Er sagte in der 1. Lebenshälfte lebe der Mensch für den Natursinn... dieser diene dazu, sich fortzupflanzen und die Zukunft für die Nachkommenschaft und die eigene Familie zu sichern... ab der Mitte des Lebens gehe es dann um den Kultursinn... Um die Verwirklichung der kulturellen Interessen eines Menschen. Und er sagte auch, dass diese 2. Hälfte des Lebens eine ganz besondere Qualität habe, da sie eben nicht mehr so von den Trieben gesteuert würde... sondern vom Geist und von der Seele.

Ich kann ihm da nur beipflichten. Für mich stimmt das so. Und ich empfinde diese 2. Phase nun als sehr spannend ... eben wie eine Entdeckungsreise... auch der Begriff Liebe nimmt völlig neue Gestalt an... und ich fühle mich wesentlicher freier.

Und weil ich frei bin... kann ich treu sein... auch wenn ich einmal jemanden anderen lieben sollte... aber das zu erklären, ist mit Worten nicht gut möglich.:banane:

Ich auf jeden Fall genieße den Raum, den ich mir täglich schaffe... in der Beziehung, die ich ebenso pflege. Ich lebe mein Leben in mehreren Zimmer.... so wie eben in einer normalen Wohnung... in einem Haus. Es gibt Gemeinschaftszimmer... aber jeder hat bei uns auch einen eigenen Raum für sich... Mein Kind, mein Partner und ich. Und jeder kann darin tun, was er möchte, solange dabei die Bude nicht abbrennt... und die anderen in ihren Räumen dadurch nicht gestört werden (z.B. durch massiven Lärm oder Geruchsbelästigungen...).

Doch wie es ihr für euch handhaben wollt, ist nicht in meiner Entscheidung. Ist mir recht, wie auch immer... solange man mich in meinem Raum dadurch nicht behindert...:rolleyes:

LG

Schwarzerle
 
Oh, seh grad, Ihr habt ihn ja immer noch nicht geteilt :D

Bin völlig verblüfft, daß man über dieses Thema derart viel reden kann.
Ich lese und staune....:kiss4::kiss4::kiss4:
 
Hallo Kaji!

Natürlich bedeutet für mich, wenn alles sein darf, aber nichts sein muss, dass der andere die Grenzen der anderen... oder eben meine akzeptieren kann... weil ja eben, nichts sein muss. Und zum Thema Kindesmissbrauch möchte ich jetzt lieber nicht übergehen... geht für mich etwas sehr weit weg vom eigentlichen Thema.

Ich selbst definiere Liebe über das Gegenteil... und das Gegenteil ist für mich die Gleichgültigkeit. Wenn mir jemand gleichgültig wird, ist es für mich keine Liebe mehr. Und Liebe ist meiner Erfahrung auch wandelbar... verändert sich mit der Dauer einer Beziehung... als "ausgelutscht" möchte ich sie deswegen aber noch lange nicht bezeichnen... finde ich sehr abwertend.
Ich persönlich kann sagen, dass ich meinen Partner nach 25 Jahren immer noch liebe. Nur die Art unserer Liebe hat sich verändert... die Qualität ist anders geworden... nicht weniger wertvoll... nicht weniger bedeutend... doch eben anders... und auch ich und mein Partner haben uns verändert. Wir sind offener geworden und weniger starr... Also macht es auch Sinn unser Beziehungsmodell zu überdenken.

Ein Bsp. aus meiner Beziehung. Früher hätte mein Partner bei einem Seitensprung von mir die Beziehung sofort beendet... Deshalb war es für mich kein Thema... zuviel lag mir an ihm. Nun sagte er kürzlich zu mir, dass er glaubt ich habe jemand anderen... und dass er das nicht möchte... wenn es so ist... dass er jedoch selbst schuld daran sei und es ihm leid tue... denn er habe alles als selbstverständlich hingenommen... mich zu sicher geglaubt. Und er entschuldigte sich dafür.... versprach sich jetzt wieder um mich zu bemühen...

Ist dieses Korsett der Treue nicht auch manchmal eine Beziehungsfalle... die uns in Sicherheit wiegt... bis zum "Erwachen"?

Zu den Unterschieden im Alter:
C.G. Jung nannte zwei primäre Lebenszwecke. Er sagte in der 1. Lebenshälfte lebe der Mensch für den Natursinn... dieser diene dazu, sich fortzupflanzen und die Zukunft für die Nachkommenschaft und die eigene Familie zu sichern... ab der Mitte des Lebens gehe es dann um den Kultursinn... Um die Verwirklichung der kulturellen Interessen eines Menschen. Und er sagte auch, dass diese 2. Hälfte des Lebens eine ganz besondere Qualität habe, da sie eben nicht mehr so von den Trieben gesteuert würde... sondern vom Geist und von der Seele.

Ich kann ihm da nur beipflichten. Für mich stimmt das so. Und ich empfinde diese 2. Phase nun als sehr spannend ... eben wie eine Entdeckungsreise... auch der Begriff Liebe nimmt völlig neue Gestalt an... und ich fühle mich wesentlicher freier.

Und weil ich frei bin... kann ich treu sein... auch wenn ich einmal jemanden anderen lieben sollte... aber das zu erklären, ist mit Worten nicht gut möglich.:banane:

Ich auf jeden Fall genieße den Raum, den ich mir täglich schaffe... in der Beziehung, die ich ebenso pflege. Ich lebe mein Leben in mehreren Zimmer.... so wie eben in einer normalen Wohnung... in einem Haus. Es gibt Gemeinschaftszimmer... aber jeder hat bei uns auch einen eigenen Raum für sich... Mein Kind, mein Partner und ich. Und jeder kann darin tun, was er möchte, solange dabei die Bude nicht abbrennt... und die anderen in ihren Räumen dadurch nicht gestört werden (z.B. durch massiven Lärm oder Geruchsbelästigungen...).

Doch wie es ihr für euch handhaben wollt, ist nicht in meiner Entscheidung. Ist mir recht, wie auch immer... solange man mich in meinem Raum dadurch nicht behindert...:rolleyes:

LG

Schwarzerle

Liebe Schwarzerle,

du hast das wunderbar beschrieben. In ganz vielen Punkten erkenne ich mich wieder ...

Alles Liebe
 
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Hallo Kaji!

Natürlich bedeutet für mich, wenn alles sein darf, aber nichts sein muss, dass der andere die Grenzen der anderen... oder eben meine akzeptieren kann... weil ja eben, nichts sein muss.

Jetzt verstehe ich ehrlich gesagt gar nichts mehr. Ging es nicht darum, sich einen Liebhaber zu suchen, wenn der eigene Partner gewisse Dinge nicht erfüllen mag/kann? Und nun muß aber doch wieder eigentlich nichts sein? Müßte jetzt noch mal genau lesen, was Du geschrieben hast, da mir dann doch die verschiedenen Meinungen im Kopf rumschwirren.
Ich ging aber davon aus, das offene Beziehung auch bedeutet, dies in die Tat umzusetzen, nicht nur zu wissen, das es theoretisch möglich wäre. - Bzw. ist wohl auch beides wieder okay.

Wenn Dir jemand gleichgültig wird - warum geschieht das? Das ist es ja grad. Zumindest ich finde, dann war es nie Liebe.

Ist Liebe wandelbar? Ihr könnt mich gerne für bescheuert halten, doch ich glaube nein, ist sie nicht. Sobald es wandelbar ist, war/ist es keine Liebe. Dann ist es eher etwas, was ich heute brauche und morgen nicht, was ich heute mag und morgen als langweilig empfinde. Wäre dann die Liebe von Eigenschaften, Bedürfnissen etc. Bzw. entsteht sie aus einem Ich, was selbst in sich nicht fest ist.
(ich weiß nicht, wie ich ausdrücken soll, was ich meine. das soll nicht abwertend klingen!!!! Und ist so auch nicht gemeint. Aber kennt ihr das nicht, daß es etwas in euch gibt, was ganz anders funktioniert, als es eigentlich funktionieren sollte? Oder allgemein funktioniert?
Ich kann genau sagen, wann ich Feuer und Flamme für jemanden bin und wann es fade wird. (ja, ich weiß, klingt auch wieder recht blöd, und dennoch ist es nun mal so) Das hat mit meinen ganzen Launen zu tun, momentanen Interessen, biologischen Eigenschaften, dem Wetter und sonstigem. Und das ist nur ein Witz! Eine Illusion! Ich sehe nämlich nie den eigentlichen Menschen, nie mich wirklich, ich liebe nie jemanden, weil ich ihn liebe - sondern immer sind es Bedürfnisse, Vorstellungen, Wünsche, Ängste... Aber es gibt noch etwas, was frei von diesem ganzen "Zeug" ist. Etwas hinter diesen ganzen Masken. und da möchte ich hin. Und dieser Teil wird auch nie jemanden als öde empfinden oder gleichgültig. das muß doch möglich sein, dorthin zu kommen. Denn das, wo ich mich jetzt befinde ist *blöd*. Ich denke, ich liebe jemanden und wenn ich es hinterfrage, stellt sich heraus, daß ich es aus ganz bestimmten Gründen tue. Das ist keine Liebe, das ist was anderes. Ich mache mir nur selbst etwas vor, bzw. noch schlimmer, ich kann mir nicht mehr wirklich was vormachen, weil ich dies immer vor Augen habe.
Ebenso weiß ich, daß der Partner nur gewisse Momentaufnahmen von mir liebt. Und auch nur, weil ich dies und jenes tu, kann, mag usw. Da könnte ich mich zu einem Teil drüber aufregen, zum anderen amüsiere ich mich köstlich.
:confused:
Und dennoch gibt es die Liebe. Das, was ich als "eigentliche Liebe" beschreiben würde, ohne zu wisssen, wie diese aussieht oder sich anfühlt. Aber sie ist da.)

Nein, ich denke nicht mehr, das das Korsett der Treue, auch eine Falle ist. Weil mir bewußt ist, daß es schnell gehen kann, sich zu verlieben. Ob man nun Treue geschworen hat oder nicht. Ist mir selbst auch schon passiert. Ich habe die eigentliche Beziehung dann aufgelöst, weil es einfach nicht mehr ging. heute erkenne ich, daß es zum Teil unüberlegt war, das es viele Projektionen waren, daß es hätte ganz anders ausgehen können, wäre ich reifer gewesen.
Okay, vor diesem Erlebnis, war die Treue vielleicht eine Falle. Weil beide nicht davon ausgingen, das sowas passieren könne und irgendwie sich auch keine Mühe gaben. Ja, stimmt schon. Jetzt sehe ich das anders, habe dazu gelernt. Andererseits würde ich mir aber auch keine Mühe geben (wollen), wenn ich weiß, mein Partner kann auch woanders naschen gehen. Denn er wie ich, können es uns ja sonstwo holen - für was also anstrengen? Darum würde ich in einem solchen Fall ja auch nicht von Beziehung sprechen (also ich persönlich), sondern von vornherein einfach frei bleiben und machen, was mir Spaß macht, mit wem auch immer.

Danke für den Hinweis von Jung.

Kaji
 
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