Wozu all diese Schriften?

@Matangi
Du hast Beitrag 39 von Plotinus ein Like gegeben. Damit bestätigst du seine Ansicht über die Bibel. Aber er lehrt uns so wenig sein Ideal, wie du deines über die Aborigines. - Auch für das ausbleibende Lehren hast du ihm ein Like mitgegeben.
 
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Diese schriften sind pure Marchen um das volk dumm und brav zu halten.
Gerade das Volk kann mit heiligen Schriften wenig anfangen. Als diese entstanden, konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben. Eine Beeinflussung des Volkes durch Schriften, ob heilige oder nicht, ist daher eher auszuschliessen. Eher das Gegenteil, das heißt: einen Mangel an Bildung, sehe ich als fruchtbaren Boden für das Wuchern von Verschwörungstheorien à la Volksverdummung durch heilige Schriften. Heute noch. Auch in diesem Forum.
 
Schon Plato hat sich mit den Aspekten der spirituellen Suche und dem Wesen der höchsten Realität beschäftigt.
Plotin entwickelte diese Themen bis zu letzten Konsequenz und schuf die vielleicht kohärenteste spirituelle Metaphysik
der westlichen Tradition. In ihm begegnen wir einen Strom hoher Weisheit und kontemplativer Praxis, der von den alten
Pythagoreern ausgeht und über Sokrates und späte griechische Kultur ins europäische mystische Denken mündet.
Heidegger zb spiegelt das intellektuelle und spirituelle Erbe Plotins.
Plotin nennt die höchste Realität das EINE. Die Welt ist das Ausströmen des Seins aus dem EINEN.
Plotin lehrt, dass das EINE von selbst und ewig als verschiedene Seinsebenen überquillt.
Das EINE ist nicht durch Substanz oder Existenz charakterisiert, sondern durch grenzenlose Kraft.
Das Sein ist aber nichts anderes als das EINE in der Vielfalt.
 
Plotin entwickelte diese Themen bis zu letzten Konsequenz
Na ja ... da wäre ich mir nicht so sicher. Es waren die Gnostiker, die die letzte Konsequenz aus den neoplatonischen Erkenntnissen gezogen haben. Darum vielleicht war Plotin nicht gut zu sprechen auf sie. Die Verbindung zwischen dem Einen als der höchsten Realität und dem Vater, mit dem Jesus die Menschen bekannt gemacht hat, ist den Gnostikern zu verdanken.
Aber ich glaube, dieses Thema wird hier niemanden interessieren. :)
 
Gerade das Volk kann mit heiligen Schriften wenig anfangen. Als diese entstanden, konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben. Eine Beeinflussung des Volkes durch Schriften, ob heilige oder nicht, ist daher eher auszuschliessen. Eher das Gegenteil, das heißt: einen Mangel an Bildung, sehe ich als fruchtbaren Boden für das Wuchern von Verschwörungstheorien à la Volksverdummung durch heilige Schriften. Heute noch. Auch in diesem Forum.
Was verstehst Du unter Bildung? Die Anhäufung von Wissen sagt noch lange nicht, dass das Angelernte auch mit dem Herzen verstanden wird.

Ich denke, dass trotz oder gerade wegen der Bildung die Verschwörungstheorien ihre Urstände haben. Die Sünden an den Evangelien wurden weniger in den Schriften begangen, sondern mit den außerbiblischen Interpretationen des Geschriebenen.

Es ist also weniger der Mangel an der sogenannten Bildung die Ursache des Übels, sondern das Ansammeln von Wissen, das somit zur Ware der eigenen Reputation wird. Ein Übel, das auch schon Jeremia (8[8]) und Jesus an den Pranger stellten:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen.

Heute, wie gestern wird also die Ware Wissen in der Sprache aber auch in exklusiven Zirkeln, eifernd behütet und weggesperrt. Es soll also auch nicht verstanden werden.

Die Nächstenliebe wird dann zum Beispiel gewendet, gedreht und seziert, wobei es ein einfacher Mensch eigentlich schon längst im Herzen trägt. Ich bin der gelebten Frömmigkeit eines Menschen eigentlich mehr in den einfachen Verhältnissen begegnet. Im Prinzip sind unserer Seelen einfach strukturiert, was dann alles verdirbt, ist die Ratio.

Für die damaligen Menschen waren die Wunder ein Teil ihrer Wirklichkeit, bis uns der Geist vorlaut verkündete, dass dies alles nicht möglich sei. Es ist nun die Frage, ob wir damit unserem Seelenheil nicht einen Bärendienst erwiesen haben?

Für die Menschen der Vergangenheit befanden sich Wissen und Spiritualität in einer Symbiose, die wir zugunsten der Ratio aufgekündigt haben.

Eventuell wäre da ja eine ausgewogene Balance zwischen Ratio und Seele ein Weg, den man gehen könnte? Da also einmal an dem Sockel der alles überragenden Ratio zu sägen, würde uns sicherlich nicht schaden.

Der Weg zu mehr Menschlichkeit dürfte jedenfalls von unserer Herzensbidung abhängig sein.


Merlin
 
Was verstehst Du unter Bildung? Die Anhäufung von Wissen sagt noch lange nicht, dass das Angelernte auch mit dem Herzen verstanden wird.

Ich denke, dass trotz oder gerade wegen der Bildung die Verschwörungstheorien ihre Urstände haben. Die Sünden an den Evangelien wurden weniger in den Schriften begangen, sondern mit den außerbiblischen Interpretationen des Geschriebenen.

Es ist also weniger der Mangel an der sogenannten Bildung die Ursache des Übels, sondern das Ansammeln von Wissen, das somit zur Ware der eigenen Reputation wird. Ein Übel, das auch schon Jeremia (8[8]) und Jesus an den Pranger stellten:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen.

Heute, wie gestern wird also die Ware Wissen in der Sprache aber auch in exklusiven Zirkeln, eifernd behütet und weggesperrt. Es soll also auch nicht verstanden werden.

Die Nächstenliebe wird dann zum Beispiel gewendet, gedreht und seziert, wobei es ein einfacher Mensch eigentlich schon längst im Herzen trägt. Ich bin der gelebten Frömmigkeit eines Menschen eigentlich mehr in den einfachen Verhältnissen begegnet. Im Prinzip sind unserer Seelen einfach strukturiert, was dann alles verdirbt, ist die Ratio.

Für die damaligen Menschen waren die Wunder ein Teil ihrer Wirklichkeit, bis uns der Geist vorlaut verkündete, dass dies alles nicht möglich sei. Es ist nun die Frage, ob wir damit unserem Seelenheil nicht einen Bärendienst erwiesen haben?

Für die Menschen der Vergangenheit befanden sich Wissen und Spiritualität in einer Symbiose, die wir zugunsten der Ratio aufgekündigt haben.

Eventuell wäre da ja eine ausgewogene Balance zwischen Ratio und Seele ein Weg, den man gehen könnte? Da also einmal an dem Sockel der alles überragenden Ratio zu sägen, würde uns sicherlich nicht schaden.

Der Weg zu mehr Menschlichkeit dürfte jedenfalls von unserer Herzensbidung abhängig sein.


Merlin
Da gibt es diese schöne Geschichte, drei Schriftgelehrte strandeten auf einer einsamen Insel, auf der ein frommer Einsiedler mit einem sehr schlichten Gemüt lebte. Sofort erkannten die Schiffbrüchigen, dass der Mann ein bestimmtes, sehr wichtiges Gebet völlig falsch intonierte.
Sie belehrten ihn also nach Kräften, und der Einsiedler war über die Maßen dankbar, dass das Schicksal ihn mit gleich drei so weisen Personen beehrte. Als das Schiff mit vereinten Kräften repariert war, fuhren die Gelehrten wieder von dannen, und lobten sich gegenseitig, die Seele dieses Mannes gerettet zu haben. Da hörten sie von weitem ein Rufen, das immer näher kam: Der Einsiedler lief übers Wasser, dem Schiff nach: "Wartet, wartet, ich habe die richtigen Worte, die ihr mich gelehrt habt, leider schon wieder vergessen!"
 
Ich finde es aber gut, @plotinus, dass du die Philosophen hier aufgebracht hast, denn das wird wirklich gern übersehen, dass, wenn von Schriften die Rede ist, es auch deren Werke waren, die unsere europäische (Geistes)Kultur geprägt haben.

Um jetzt aber noch einmal einen Gedankensprung zu machen: Für mich gehören auch poetische Werke wie das Rote Buch von Rumi oder Laotses Taoteking zu den "Schriften". Nicht auszudenken, wenn die Welt diese Werke nicht hätte, sie niemals geschrieben worden wären.
 
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Solches musst du schon begründen, statt es zu behaupten.
Das ist wohl schwierig.
Für Plotin ist das EINE weder eine Abstraktion noch ein leeres statisches Absolutes
Das EINE ist keine philosophische Kategorie, sondern eine spirituelle Realität, die Plotin direkt
als intrinstische Natur aller Seinsebenen erkennt. Für Plotin ist das Eine nicht der persönliche Gott.
Dem EINEN können keine Attribute zugeordnet werden und es entzieht sich jeglicher Begrifflichkeit.
Die "Via negationis wurde durch Plotin in die westliche Mystik eigeführt. Dabei geht Plotin so weit,
dass er das EINE das nicht existierende nennt, obwohl alle Existenz vom EINEN ausgeht.
Für Meister Eckhart ist das EINE die Gottheit hinter dem Gott, über das keinerlei Aussagen möglich sind.
Für Heidegger ist es die GEGNET, die nicht begrifflich beschreibbar ist.
Für Plotin ist der im griechischem als Nous bezeichnete Intellekt nicht ein stufenweiser Prozeß gewöhnlichen Denkens,
sondern die ständige erleuchtete Dimension des menschlichen Gewahrseins, das die unmittelbare Wesensschau der
geistigen Welt gestattet.
 
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