Nein, das Doppelblindverfahren wurde Schritt für Schritt aufgebaut, um Störeinflüsse auszuschalten.
Zunächst einmal der bloße Test einer Verfahrens. Geht es dem Patienten besser, ist das Verfahren gut... oder kurz ausgedrückt: "Wer heilt hat recht." ABER: Liegt das am Verfahren? Was wäre geschehen, wenn das Verfahren oder das Medikament nicht Anwendung gefunden hätte? Wäre vielleicht der Patient sogar schneller gesund geworden? Diese Fragen können auf diese Weise nicht beantwortet werden.
Also vergleicht man zwei Gruppen: Eine Gruppe bekommt das Medikament, die zweite nicht. Nun gibt es den berühmten Placebo-Effekt. Ist es das Verfahren, oder dieser Effekt, der eine Linderung und Heilung hervorruft?
Also wird dem Patienten nicht gesagt, ob er/sie das Medikament oder etwas wirkungsloses bekommt. Wenn der Arzt/Pfleger, der das Pillendöschen verteilt es aber weiß, und den Gesundheitszustand bewerte soll, fließt sein/ihr subjektives Empfinden aufgrund des Wissens mit ein. Also muss der Gesundheitszustand von jemandem Bewertet werden, der nicht weiß, zu welcher Gruppe der Patient gehört. Am besten sollte der Patient mit niemanden in Kontakt kommen, der dieses Wissen trägt. Nur so ist der einzige Unterschied zwischen den beiden Gruppen, dass in der einen Gruppe das Medikament/Verfahren und in der anderen reines Getue gespielt wird.
Wenn ein Verfahren durch ein Doppelblindtest fällt. Was sagt uns das? Es sagt uns: Das Verfahren ist nur so gut, wie der Placeboeffekt. Warum also dann das Verfahren anwenden? Wo ist da der Logikfehler?
"Wer heilt hat recht" finde ich nicht viel plausibler. Natürlich finde ich es zwar besser, wenn jemandem geholfen wird, und sei es nur durch den Placebo-Effekt, als wenn ihm/ihr gar nicht geholfen würde. Die Wirksamkeit eines Verfahrens, und dass es wirklich am Verfahren liegt, muss nachgewiesen werden. Und das klappt mit "Wer heilt hat recht" nicht.
Harser schrieb:
Ziemlich offensichtlich würde Geistheilung scheitern im Doppelblindverfahren. Aber besagt das etwas über den Wahrheitsgehalt, über die Wirksamkeit? Natürlich nichts.
Doch, es sagt alles aus. Warum würde Geistheilung denn durch den Test fallen? Wie kann ein wirksames Verfahren durch den Test fallen und trotzdem wirksamer als der Placebo-Effekt sein? Das erkläre mal logisch.
Harser schrieb:
Im Rahmen dieses Bezugssystems wäre das Doppelblindverfahren in der Tat falsifizierbar, zumindest kann der Wahrheitsgehalt abgeschätzt werden. Ich kann mich ungenau an eine Aufstellung erinnern, wonach ca. 90% der zugelassenen Medikamente spätestens nach einem Jahrzehnt wieder vom Markt genommen wurden. Einige wegen dramatischer Nebenwirkungen oder fehlerhafter Zulassungsstudien, die meisten jedoch, weil die Präparate nach einer anfänglichen positiven Wirkung keine dauerhafte Besserung ergeben. Mit anderen Worten, die meisten Medikamente, die im Doppelblindverfahren positiv abgeschnitten haben (erfolgte Zulassung), versagten im zweiten, umfassenderen Bezugssystem. Das Doppelblindverfahren ist also bereits falsifiziert, ist unwahr im Rahmen des anderen Glaubenssystems.
Wenn das wahr sein sollte, dann liegt das daran, dass der Test nur über einen kurzen Zeitraum gemacht wurde. Dieses Dilemma könnte man durch z.B. einen Langzeit-Doppelblindtest beheben an einer großen Testgruppe (d.h. umfassendes Bezugssystem wie Du es nennst). Das Doppelblindverfahren bliebe. Das Verfahren selbst ist also überhaupt nicht falsifiziert. Wenn Du damit etwas falsifiziert/gezeigt hast, dann hast Du höchstens gezeigt, dass der Test nur zu kurz läuft.
Viele Grüße
Joey