Geldschöpfungsmonopol der Banken
Wirtschaftsanwalt im Schuldenstreik gegen Banken und Staat
Dezember 03, 2012 von G.Lachmann und J.Blecker 23 Kommentare
.....
.
.
.
.
„Geld aus dem Nichts“
Bei Abschluss der Kreditverträge sei er davon ausgegangen, dass die Sparkasse ihm „tatsächlich Geld verliehen“ hätte. Dabei habe er angenommen, die Sparkasse habe das Geld aus den Einlagen anderer Kunden entnommen oder aber von der Zentralbank geliehen. In jeden Fall sei er davon ausgegangen, dass die Bank für seine Kredite Refinanzierungskosten an die Zentralbank oder aber doch mindestens Zinsen an die Sparer hätte zahlen müssen.
„Ich habe in den letzten Monaten allerdings – am Anfang nahezu ungläubig – lernen müssen, dass Sie höchstwahrscheinlich mehr als 90 Prozent dessen, was Sie mir an Geld verliehen haben, schlicht selbst mittels Computer aus dem Nichts erzeugt haben“, schrieb Scharpf der Sparkasse. „Sie haben dann mit Nichts eine Menge echtes, von mir erarbeitetes Geld ,verdient’.“ Außerdem habe sich die Bank durch Eintragung von Grundschulden auch noch die Möglichkeit seiner Enteignung gesichert, falls er nicht mehr zahlen könne.
Er bitte nun erstens darum, ihm nachzuweisen, „dass der vorstehende Sachverhalt auf die an mich vergebenen Kredite bzw. Prolongierungen nicht zutrifft“. Sollte die Sparkasse diesen Nachweis nicht bis zum 31.08.2012 erbringen, bestand er zweitens auf eine „Anpassung sämtlicher Kreditverträge“ und mit Blick auf die ihm „höchstwahrscheinlich zustehenden Rückgewährungsansprüche widerrufe er die erteilten Einzugsermächtigungen“. Kurz darauf schrieb er weitere Briefe gleichlautenden Inhalts unter anderem an die Commerzbank und die ING-Diba.
Sparkasse kündigt Kredite
Wenige Tage später antwortete die Sparkasse: „Fragen der Refinanzierung der Frankfurter Sparkasse waren und sind nicht Bestandteil der mit Ihnen geschlossenen Verträge. Hingegen haben Sie sich dazu verpflichtet, bestimmte Zins- und Tilgungsleistungen zu erbringen.“ Es folgten weitere Schriftwechsel, in denen Scharpf seinen Standpunkt auch anhand von Aussagen führender Banker erläuterte. Unter anderem bezog er sich auf den früheren Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Ottmar Issing, und die Deutsche Bundesbank. Doch die Geschäftsbanken hatten kein Einsehen. Die Sparkasse kündigte ihm inzwischen sämtliche Kreditverträge und das Girokonto.
Wer Scharpfs Argumente nachvollziehen will, muss das Phänomen der „Geldschöpfung“ durch Geschäftsbanken zumindest im Ansatz kennen. Geldschöpfung heißt, dass die in Umlauf befindliche Menge an Euro-Münzen und –scheinen, aber auch das Buchgeld auf den Konten vermehrt wird. Das ist ein normaler Vorgang in einer Volkswirtschaft. Aufgabe der Zentralbanken ist es, dafür zu sorgen, dass nicht zu wenig Geld im Umlauf ist, weil dies der Wirtschaft schadet, und nicht zu viel Geld wegen der Inflationsgefahren. Dabei wird, wie gesagt, zwischen Bargeld und dem auf den Konten verbuchten Buchgeld (Giralgeld) unterschieden.
Es ist falsch, zu glauben, es sei irgendwo auch soviel Bargeld verfügbar wie auf den Konten verbucht ist. Es gibt viel mehr Buchgeld als Bargeld. Die Banken müssen nur eine Mindestreserve von einem Prozent an Bargeld vorhalten.
„Wundersame Geldvermehrung“
Bargeld können die Banken nicht selbst herstellen, Buchgeld hingegen schon. Dazu braucht es, wie Scharpf an die Sparkasse schrieb, tatsächlich nur einen einzigen Buchungsvorgang. Das bestätigt die Bundesbank in ihrem Bericht „Geld und Geldpolitik“ vom Herbst 2010. Dort schreibt sie, wie das funktioniert.
„In der Regel gewährt die Geschäftsbank einem Kunden einen Kredit und schreibt ihm den entsprechenden Betrag auf dessen Girokonto gut (…

Es ist Giralgeld entstanden bzw. wurde Giralgeld geschöpft.“ Die Bank selbst schreibt sich denselben Betrag auf der Aktiva ihrer Bilanz gut. Neues Geld ist entstanden, weil die Bank sich für den Kredit weder von irgendwoher Geld lieh noch die Einlagen ihrer Sparer für die Vergabe belastete. Sie schrieb einfach neue Zahlen in ihre Bilanz, das heißt, sie hat die Bilanz „verlängert“. Kosten verursacht so etwas nicht.
Folglich schreibt die Bundesbank: „Die Giralgeldschöpfung ist also ein Buchungsvorgang.“ Ottmar Issing sagt es so: „Geld wird geschaffen, weil die Geschäftsbank mit einer Forderung gegen sich selbst bezahlt.“ So erhöht jeder Kredit die Geldmenge. Von 2002 bis 2014 ist die Geldmenge “M1″ um 114 Prozent gestiegen.
Bürger vertrauen Banken nicht
Was da beschrieben wird, gleicht einer wundersamen Geldvermehrung. Die Geschichte könnte aus einem Märchen stammen. Scharpf nennt sie den „größten Raubzug der Geschichte“. Die Formulierung stammt übrigens von Matthias Weik und Marc Friedrich, die ein gleichnamiges Buch geschrieben haben. Überall in dem Buch finden sich Zitate wie dieses von Henry Ford: „Eigentlich ist es gut, dass die Menschen unser Banken- und Währungssystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution vor morgen früh.“
Weik und Friedrich schreiben über das „perfekte Verbrechen mit Kapital und für Kapital und wegen Kapital“. Sie stellen Fragen, die da lauten: „Wie entsteht überhaupt Geld? Wie kommen Banken und Staat eigentlich zu Geld? Warum ist das globale Finanzsystem ungerecht?“ Egal, von welcher Seite aus man es betrachtet, ist es ein Buch voller Ungeheuerlichkeiten.
„Es ist das beste Buch zu dem Thema“, sagt Scharpf. Er wünscht sich, möglichst bundesweit Mitstreiter für seinen Schuldenstreik gewinnen zu können. Ob ihm das gelingt, ist fraglich. Zwar ist das Vertrauen der Bürger durch Finanzkrisen 2008 und jetzt in Europa dahin. In einer Forsa-Umfrage gaben nur noch 25 Prozent der Befragten an, sie würden bei ihrer Finanzplanung den Rat ihrer Bank suchen. Allerdings spürten die Banken von dieser Zurückhaltung bislang kaum etwas. Ihr Geschäft läuft weiter wie bisher.
Quelle:
http://www.geolitico.de/2012/12/03/wirtschaftsanwalt-im-schuldenstreik-gegen-banken-und-staat/