Die Frage Was Osho getan hat und was nicht? läßt sich nicht klären, wenn ich nicht die Gegebenheiten der Zeit betrachte und betrachte, wie die verschiedenen menschlichen Seins-Ebenen miteinander verknüpft sind.
Weltlich und Geistig trifft es nur sehr schlecht, als Benennung der verschiedenen Ebenen. Dimensionen trifft es auch nur mager. Hiermit sind wir bei einem Problem, das durch die Bank weg bleiben wird, denn, übertragen gesagt, muß ich in Worten der Biologie beschreiben, wie Mathematik funktioniert - ohne Zahlen, ohne Funktionen, ohne Rechenoperationen: nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
Sozusagen lange vor Osho formulierte ein Schwabe folgendes:
Ich habe Gedanken gehabt, ja, und Erkenntnisse, je und je. Ich habe manchmal, für eine Stunde oder einen Tag, Wissen in mir gefühlt, so wie man Leben in seinem Herzen fühlt. Manche Gedanken waren es, aber schwer wäre es für mich, sie Dir mitzuteilen. Sieh, mein Govinda, dies ist einer meiner Gedanken, die ich gefunden habe: Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mutzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.
Krishnamurti ist daran gescheitert, weil er die kausale - d.h. in erster Linie unaussprechliche - Weisheit nur bis ins mentale heruntergeholt hat - mental heißt, er hat gesprochen, die Zusammenhänge erklärt. Das ist nett. Aber wir müssenwollen lernen das umzusetzen in die alltägliche Tat.
Mit welchen Übersetzungsschwierigkeiten da umgegangen sein will ist für jemand, der das Geistige nicht kennt, unvorstellbar.
Also spricht der Schwabe weiter: Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden [die Weisheit], man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht. ... Ich habe einen Gedanken gefunden, Govinda, den Du wieder für Scherz oder Narrheit halten wirst, der aber mein bester Gedanke ist. Er heißt: von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr!
Nämlich so: eine Wahrheit läßt sich immer nur aussprechen und in Worte hülleb, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit, des Runden, der Einheit. Wenn der Erhabene Gotama lehrend von der Welt sprach, so musste er sie teilen in Sansara und Nirwana, in Täuschung und Wahrheit, in Leid und Erlösung. ... Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig. Nie ist ein Mensch oder eine Tat ganz heilig oder ganz sündig.
Weitere Ausführungen hierzu in Siddhartha, Hermann Hesse, in meiner Suhrkamp Ausgabe Seiten 112ff.
Aufgabe des Menschseins ist nun, die ganze Wahrheit, also selbst Weisheit zu leben und in die Welt zu bringen. In eine Welt die immer nur eine einzige Seite lebt und auf dem absoluten Recht dieser einen Seite besteht.
Wenn sich nun ein Mensch entwickelt und in einen Reifezustand kommt wie Osho, Weisheit auch oben genannt, so wird er sich mühelos bemühen, Weisheit auszudrücken, was, wie wir von Hermann Hesse gehört haben, immer wie ein Scherz oder eine Narrheit aussieht.
Ferner braucht ein Mensch um Wirkung über sich hinaus zu haben, eine Organisation. Die Organisation besteht aus dem, was wir hier als normalen Menschen bezeichnen, also einseitige Menschen (obwohl es das eigentlich nicht gibt!).
Also baut Mensch, Osho in diesem Fall eine Organisation auf. Diese Organisation sollte eigentlich das geistige Prinzip ( = Weisheit, allumfassende Wahrheit) schützen, muss dies aber mit einem Werkzeug tun, das auf vollständige Einseitigkeit ausgelegt ist ( = das normale, in weltlichen Gesetzen geregelte, Leben, Firmen, Kirchen ...). Das ist eigentlich unmöglich. Doch als einziger Spezies ausser Gott selbst, ist es dem Menschen angedacht, das Unmögliche zu tun (Dank auch an Herrn Toyota und seine Werbeagentur).
Währen Osho im geistigen Prinzip weilt, kann er keine weltlichen Dinge regeln. Das geistige Prinzip in ihm hat Kraft seiner Wirkung die volle Kontrolle über seinen eigenen Körper, d.h. er muß nicht Pipi machen und hat auch keinen Hunger oder Durst. Aber - da Menschen frei sind sich zu entscheiden - kann das geistige Prinzip (in und durch Osho) jedem anderen Menschen nur anraten etwas zu tun, was er oder sie dann tut, ist seine eigene Entscheidung.
Wie anders, das weltliche Prinzip von Verantwortung und Halbwahrheit ( = nur die eine Seite ist wahr, die andere falsch). Dort wird behauptet, dass, was Sheela tat, Osho ihr befahl, d.h. man geht davon aus, dass Sheela die Sklavin Oshos war - was wiederum das geistige Prinzip nicht verstehen kann, weil es das dort gar nicht gibt, das geistige Prinzip kennt nur und ausschliesslich Ebenbürtigkeit.
Die Intimität wiederum, zu der Osho und mit ihm in vielen Ausnahmesituationen seine Schöler in der Lage waren, sind zuersteinmal nicht der Sexualität geschuldet, obwohl, der einseitige, weltliche Betrachtungsstandort wiederum solche Intimität nur ansatzweise kennt, wenn es um Sex geht, was wiederum das geistige Prinzip nie nicht verstehen kann, denn es ist noch viel intimer als die intimsten Paare beim intimsten Sex - verstehe das, wer verstehen kann.
Was von der einseitigen Wahrheit wiederum nicht verstanden werden kann, ist, dass das geistige Prinzip in Wegabschnitten denkt und so initiierte Osho einen Raum, in dem freizügigerer Sex möglich wurde, er wusste aus seinen eigenen früheren Inkarnationen, wie dankbar und hilfreich es ist, blockierte Energien in den Fluß zu bekommen. Sex ist ein Flußmittel, wohl dem, der versteht dies adäquat anzuwenden, dann ist er eine Köstlichkeit. Und so war die (sexuelle) Freizügigkeit dazu gedacht, Blockaden zu lösen, um sie später in eine ganze Weisheit zu lenken. Dies geschieht in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen und der Organisation gemeinsam, was dann aber nicht wirklich Frieden stiftend ausgeführt werden konnte.
Ein Teil der Wahrheit ist, dass Sheela die Chefin des Ashrams war und vieles was behauptet wird Osho hätte es so und so getan oder gewollt, ist direkt das, was Sheela wollte und getan hat. Dass sie diese, ihre Taten dann auf Osho werfen konnte, wusste sie intuitiv. Osho wusste auch, dass er ihr vertraut hatte, wo er sie noch gar nicht zur Gänze geprüft hatte. Also Nachlässigkeiten auf allen Seiten.
Klar sollte sein, dass einseitige Wahrheit und Wissen nichts bringen wird ausser Streit, wer recht hat. Weisheit ist das Gelebte und Weisheit wird, wie Sam, der Golfspieler, nächstes Mal ein wenig korrigieren, korrigieren in eine Richtung, die mehr dem Wohl Aller dient.
Thats all.
Ein Falke.