Hallo Gerrit,
So eine ähnliche Frage hat gestern schon jemand anders gestellt, habe sie auch beantwortet, aber irgendwie sind die Postings dann verschwunden... keine Ahnung wieso.
Wie dem auch sei, ich wollte mit meinem Beitrag vor allem ein paar Charakteristiken des Mystikers herausarbeiten, so wie ich es verstehe. Natürlich ist das bloß ein Schema.
Ich hab in dem anderen Beitrag dann auch z.B. Eckhart erwähnt. Ihn könnte man wohl auch als Anhänger des christlichen Glaubens und insofern dann auch als "Gläubigen" bezeichnen.
Dennoch ist so ziemlich das einzige was ihn mit dem Groß der anderen Christen verbindet, seine Diktion, also der Gebrauch ähnlicher Phrasen. Der wesentliche Unterschied, und das was ihn eben zum Mystiker macht, ist dass er das hinter den Worten stehende auch wirklich zu erfahren getrachtet hat, dass die Worte der Erkenntnis gefolgt sind, und nicht umgekehrt.
Bei Wissenschaftlern ist es ganz ähnlich. Sicherlich ist es möglich ein Physiker und gleichzeitig z.B. ein Zen - Buddhist zu sein. Soweit ich weiß, ist das auch bei einigen der Fall.
Gerade die Wissenschaft steht an sich ja nicht den Mystikern gegenüber. Die Sache ist halt die, dass bei den Mystikern andere Bereiche, namentlich sie selbst, miteinbezogen werden.
Ich persönlich würde aber Gläubige nicht als Mystiker bezeichnen. Wenn ich das sage, gehe vom typischen Gläubigen der heutigen Zeit aus (natürlich kann man jetzt diskutieren, inwiefern es überhaupt berechtigt ist, von einem "typischen" Gläubigen zu sprechen)
Ich meine damit eben vor allem jene, die sozusagen die Überlieferungen wörtlich nehmen und einfach an den konkreten Aussagen festhalten. Eben das "ich glaube an die heilige Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen usw."
Das wird dann jeden Sonntag runtergratscht.
Der Mystiker glaubt in dem Sinn an nichts, er weiß die Dinge, weil er sie selbst erfahren hat.
Er sagt also nicht einfach "Gott ist die Liebe", wie man das im Religionsunterricht zu hören bekommt, und dann auch hofft, dass es so ist, sondern er hat tatsächlich erfahren, dass Gott die Liebe ist, oder dass alles eins ist usw.
Es ist halt die Frage, was man unter Glauben versteht, wenn man die Beziehung von Mystikern zum Glauben untersuchen will.
Für mich ist Glauben, das Vertrauen oder Hoffen auf Dinge, die man aber nicht mit Bestimmtheit weiß.
Der Mystiker glaubt in dem Sinn nicht. Hier ist vielleicht auch noch zu erwähnen, dass das Wissen es Mystikers kein "verstandesmäßiges" Wissen ist, in der Art wie "Ich weiß, dass ich zehn Finger habe." Sondern es ist ein wesenhaftes Wissen, dass sein gesamtes Sein betrifft und so auch nicht in Worten ausdrückbar ist, weil sie immer nur einen Teil der Wirklichkeit betreffen.
hmm.. ich hoffe das war jetzt verständlich.
(um "offizielle" Definitionen kümmere ich mich nicht sonderlich, mich stört es auch nicht, wenn es jemand anders versteht - auch hier gilt: es kommt auf die eigene Erfahrung an, wie ich einen solchen Menschen nenne, und ob es überhaupt eine eigene Gruppe ist, ist dann ziemlich egal)
liebe Grüße