liebe
@sunnyw,
hab noch mal vorne gelesen und mir sind die obigen drei sätze aufgefallen.
darf ich dir meine gedanken dazu schreiben?
ich empfinde das "verstehen-wollen" als ein grundlegendes bedürfnis eines menschen und gleichzeitig eine falle, in der man sich leicht verfangen kann. vermutlich will man die umgebung und die menschen um sich verstehen, damit man gut stehen kann in seinem bezugsfeld. das bringt sicherheit, vertrautheit, handlungsfähigkeit.
als bild: ich vertrau darauf, dass ich mich da oder dort anlehnen kann. tu ich es und das geländer gibt unter mir nach, hab ich einen schock, ggf einen unfall und werde misstrauisch, ob die anderen geländer auch wirklich fest sind.
gleichzeitig kann man nicht alles verstehen, vor allem als kind nicht. da geht ein kind erst mal ins vertrauen. fällt es dabei auf die nase, ... weißte eh!
nun gibt es aber wirklich dinge und menschen, die niemand verstehen muss. ich muss nicht die relativitätstheorie verstehen und meinen nachbarn, der (für mich unsinnigerweise) um 1 uhr mittags rasen mäht, auch nicht. ich muss auch nicht damit einverstanden sein.
leider gilt das auch für die familie. ich versteh so einiges nicht und verstand auch u.a. meine mutter in bestimmten situationen nicht.
aber - und nun kommt meine aus der falle-rollen-taktik - mich versteht auch niemand ganz und gar. das will ich auch gar nicht. ich will nicht durchsichtig sein. niemand ist in meinen schuhen gelaufen und weiß, wie ich mich anfühle. und die wenigen, die ähnlich sind, sind ein geschenk. sind mein: ah, ich spinne ja doch nicht, hej bruder, hej schwester...
jeder ist ein einzigartiges wesen. (darauf besteh ich

)
und
alle anderen dürfen genau so einmalig sein. sonst würde ich mir meine freiheit selbst absprechen.
irgendwo gibt es den satz: ich weiß dich nicht.
und den satz: es ist ok.
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jetzt komm ich zum zweiten satz -
verarbeitung von schmerz, indem man verdrängt - das ist im grunde üblich. offensichtlich hat deine mutter gelernt, sehr viel schmerz sehr gut zu verdrängen. was muss sie wohl erlebt haben, um zu diesem mittel zu greifen - oder - welche wahl hat sie aus sich selbst heraus getroffen.
das war irgendwann ihre entscheidung, rettungsleine, überlebenstaktik...
ihre!
und dann kommt ein kind mit schmerzen, und auch diese werden verdrängt. (und damit auch der anteil des kindes, der gerade schmerzen hat) damit lernt das kind nicht, wie man auf gesunde weise mit dem schmerz umgeht.
... kälte breitet sich aus
nichtverstehen wächst, der beziehungsboden wird unsicher, geländer wackelig...
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und jetzt ihr trick - andere werden es schon richten.
du könntest - wäre es nicht deine mutter - bei fremden vermutlich locker reagieren und zurückgeben: netter versuch. such dir andere.
aber
du suchst ja noch. auch bei anderen, auch bei deiner mutter.
du suchst immer noch nach diesem verständnis.
wie kann sie nur ...
wie kann ich endlich - was?
selber leben? frei sein? mich selbst spüren, meine bedürfnisse selbst fühlen und dafür sorgen, dass es mir gut geht?
kann sie nicht - kann ich auch nicht?
stimmt das denn überhaupt?
kann ich ohne sie glücklich werden?
darf ich das?
raus aus der symbiose, rein ins eigene leben?
JA!
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liebe sunnwy,
das sind die gedanken, die mir aus eigener erfahrung aufgestiegen sind.
sie müssen nichts mit dir zu tun haben, ich hab mich aber trotzdem getraut sie hier zu schreiben. (siehe kowsky)
mich begleiten inzwischen zwei sätze, die mir wichtig sind:
- ich trage nur das, was mir gehört.
- kein leid geben und kein leid nehmen.
(das wäre hiermit das wort zum samstag)
ich wünsch dir alles gute
lg moni