Was wäre so furchtbar schrecklich daran, wenn nach dem Ableben nix mehr wäre? Gar nix.
Letztlich bleibt uns allen nichts anderes, als es auf uns Zukommen zu lassen.
Schrecklich im Erleben wäre daran nichts (denn wenn es danach nichts mehr gibt, hat man seine Nahtoderfahrung, die sich im Erleben vielleicht sogar eine Weile hinzieht und danach erlebt man dann einfach nichts mehr, weil das Bewusstsein endet), aber es vorher zu wissen vielleicht schon - jedenfalls für jemanden, der an ein Nachherdasein glaubt, weil ihm das Trost gibt - umso mehr, wenn dieser Jemand kurz zuvor einen geliebten Menschen durch dessen Tod verloren hat.
Allerdings sehe ich dies nur als eine Möglichkeit an, die ich selbst aus allem, was ich nicht allein durch eine kirchliche Lehre, sondern aus eigenen seelischen Erinnerungen und empathischen Erlebnissen anzuzweifeln wage.
Das nachirdische oder besser himmlische Dasein ist real, und zwar auf einer höheren Ebene, als der irdischen. Diejenigen, die nicht daran glauben können, können sich den Übergang zumindest dahingehend erleichtern, wenn sie nach größtmöglichen moralischen Werten streben, schon allein um ein glückliches Leben zu haben im Einklang mit seinem eigenen Gewissen - selbiges gilt jedoch umso mehr für solche Menschen, die an ein nachirdisches Dasein glauben.
Ich arbeite in einem Archiv und habe dort täglich mit Nachlässen, in Schrift- und Bildform zu tun.
Leben und Tod relativieren sich dann einfach mit der Zeit. Weil unsere Lebensspanne nunmal sehr begrenzt ist und das wird einem jeden Tag dort sehr bewusst.
So werden die, die vor uns waren, plötzlich wieder sehr present, auch wenn man die Personen nicht selber kannte.
Und das, was sie hinterließen, ein stückweit wieder lebendig.
Ich kann mir vorstellen, dass man in solch einem Nachlassarchiv, ähnlich wie ein Krankenpfleger, eine Krankenschwester, ein Arzt oder eine Ärztin im Krankenhaus, Altenpflegeheim oder in einem Hospiz, sehr oft mit dem Tod der Patienten umgehen können muss. Vor allem dann auch der Umgang mit eventuell Hinterbliebenen.
Was mir dazu einfällt, dass die Hinterlassenschaften die Verstorbenen irgendwie wieder präsent macht, ist folgendes Zitat: "Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig, wie die Art, wie wir gelebt haben, [...] denn letztlich sind wir alle nur sterblich." (Patrick Steward als Jean Luc Picard zu Jonathan Frakes als William T. Riker in Star Trek 7 - Treffen der Generationen)
(Dieses Zitat greift meinem Verständnis nach nur die Betrachtung der irdischen Sterblichkeit auf, jedoch spricht sie nicht die Unsterblichkeit des Bewusstseins an.)
Diesem Zitat geht folgender Monolog voran: "Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns, wie ein Raubtier, ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet, uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen."