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**Mina**
Guest
Das sehe ich ein bisschen anders (und sah es auch aus Fleischesser-Sicht schon so). Auf religiöse Empfindlich- oder Befindlichkeiten (wie mans nimmt) wird ja auch häufig gepocht und Rücksichtnahme gepredigt. Veganismus hat zwar (oft) nichts mit Religion zu tun, aber doch mit Einstellungen.Du kannst rausgehen oder kündigen.
Es kann ja nicht sein, dass du bestimmst, wo und was deine Arbeitskollegen essen dürfen oder nicht.
Geht´s eigentich noch?
Wenn ich also ausgerechnet mit einem Veganer Mittag esse, würde ich mir auch als Fleischesser nicht unbedingt ein fettes Steak bestellen.
Ich hatte eine Zeitlang eine Vegetarierin als Freundin, als ich noch Fleisch aß. Wir gingen oft zusammen einkaufen und ich hatte früher immer wieder mal Wurst oder Schinken an der Feinkosttheke gekauft. Ich wusste anfangs gar nicht, dass sie Vegetarierin war und mir fiel nur ihr plötzlich trauriger Blick auf, als ich den Schinken nahm. Irgendwann als die (sehr nette) Feinkostverkäuferin sie fragte, was sie denn möge, druckste sie sichtlich peinlich berührt ein "M, äh, bin Vegetarierin" hervor.
Mir als Fleischesser war das (in meinen damaligen Augen zurecht) unangenehm, weil es ihr unangenehm war. Aber gerade weil sie mir nicht gleich die Freundschaft gekündigt hatte und auch keine langen moralischen Vorträge hielt, hatte mich das sehr zum Grübeln gebracht, diese Traurigkeit in ihren Augen. Dadurch begriff ich erst, dass sie nur die Traurigkeit der Tiere wiedergab.
Damals konnte ich leider dennoch noch nicht ganz mit Schinken u.ä. aufhören, aber ich fragte sie dann einfach, ob ich in ihrer Gegenwart die Feinkost künftig meiden solle beim Einkaufen (was sie netterweise verneinte, ich hätte es aber voll verstanden und auch akzeptiert, wenn sie bejaht hätte).
Es geht dabei ja nicht darum, dass sie bestimmt hätte, was ich essen würde. Sondern ich hätte einfach auch mal auf meinen Schinken verzichtet oder ihn ein anderes Mal eingekauft, ist ja meistens nix Lebensnotwendiges, sondern tatsächlich mehr Genussmittel. Ähnlich seh ich das auch mit dem zusammen essen. Und wenn ich wen bei mir sitzen habe, der sagt, ihm wird von Basilikum Geruch übel, dann werd ich mir nicht gerade Tomaten mit Basilikum reinhauen; und wenn ich mit einem Moslem essen bin, dann vielleicht nicht unbedingt ein Schweineschnitzel. Genauso wie ich persönlich es meist ebenfalls still ertrage, wenn man in meinem Umfeld Fleisch isst - womit ich allerdings auch Leid und Elend ertrage, was bei einem Genussverzicht glücklicherweise nicht der Fall wäre. Und das sind Momente, wo manche Veganer sich dann eben in einem ethischen/moralischen Dilemma befinden.
Ich selbst seh es nicht ganz so krass, ich kann mein Gegenüber eh nicht zwanghaft ändern, also lass ich meinem Umfeld halt auch mal das Steak. Ich bin aber gnadenlos ehrlich, wenn man mich fragt, warum ich vegan/vegetarisch lebe bzw. keines esse.
Hass und Intoleranz, egal von welcher Seite aus, macht mMn vieles nur schlimmer.