Aus psychologischer Sicht ist das so, dass ich in einer so extrem repressiven Familie aufgewachsen bin, wo ich alles individuelle an mir, meine Stärke, meine innere Weisheit-einfach fast alles unterdrücken musste und selbst durch diese Art der fast vollständigen Selbstnegierung der körperlichen und verbalen Gewalt nicht entkommen konnte.
wie alt bist du?
Dieses ist natürlich immer noch irgendwie im Körper gespeichert.
es ist nicht irgendwo gespeichert, sondern an ganz bestimmten Punkten. Eine Möglichkeit wäre, in einer liebevollen Körperarbeit an diesen Punkten zu arbeiten, beispielsweise Feldenkraistherapie.
Wenn ich mir erlaube lebendig zu sein und mein innerstes Wesen zu leben ist immer auch sehr viel Angst damit verbunden und Angst zieht das Energiefeld sehr stark zusammen.
Das hört sich wie ein Glaubenssatz an, der das erzeugt, was du glaubst. Wie wäre es, ihn umzuformulieren? Siehe "The Work" von Katie Byron.
Dann ist das natürlich so dass man dasselbe Drama immer wieder ausagiert.
das ist sehr schön gesagt. "Natürlich" ist das so, genau. Es liegt in der momentanen Natur der Persönlichkeit, dasselbe Drama immer wieder auszuagieren... solange, bis es genügend bewusst geworden ist, um anders damit umgehen zu können. Das wiederholte Ausagieren hat also einen klaren Sinn.
Selbst wenn ich das Gute in mir fliessen lasse treffe ich auf zu viele Menschen, die nicht damit umgehen können und mich dafür bekämpfen.
Das hört sich auch wie ein Glaubenssatz an, so wie jemand, der sagt, dass er immer nur rote Ampeln hat, wenn er durch die Stadt fährt. Kann gar nicht sein, ist eine Wahrnehmungsverengung, die aber die Realität erzeugt, die sie propagiert. Auch da vielleicht umformulieren?
Durch eher kreativen Selbstausdruck kann ich einige kommunikative Probleme inzwischen überbrücken.
wunderbar, das ist eine deiner vielen Stärken.
Wenn ich zu viel Stärke zeige oder zu viel Kampeswillen und vollkommen egal ob es sich inhaltlich um eine vernünftige Sache handelt, dann bekomme ich mehr Probleme und Repressalien als ich aushalten kann.
noch ein Glaubenssatz. Andere Frage bei Glaubenssätzen: Gabs da mal eine Ausnahme? Wenn ja, was hast du "falsch" gemacht, dass du einfach nur Erfolg hattest ohne Probleme oder Repressalien?
Wie löst man diese Muster nun auf und kann es einen Mittelweg geben ?
die Glaubenssätze hinterfragen, die einem selber begründen, warum man das Problem hat. "
Wenn ich zuviel Stärke zeige...
dann bekomme ich mehr Probleme...". Ist das wirklich immer so? Und stimmt das überhaupt? Was wäre denn "zuviel" an Stärke? Wäre eine Stärke, die es wert ist, Stärke genannt zu werden, nicht gerade so eine Art von Stärke, die eben die Probleme und auch die großen Probleme, die möglicherweise auftauchen können, lösen kann?
Irgendwie habe ich den Eindruck mich zwischen zwei Problemen entscheiden zu müssen.
Entweder schwach und hilflos fühlend, überangepasst, depressiv, keine Selbstachtung, kein Selbstrespekt, dafür aber äusserlich nicht angefochten, da sowieso unsichtbar.
also der Scheinfriede...
Oder aber so viel wie möglich Aspekte von mir bewusst und verantwortungsvoll erlebend, mit der Gefahr ständig anzuecken und missverstanden zu sein.
das hört sich schon wieder nach Glaubenssatz an. Wie kann es sein, dass man durch das innerliche Erleben eigener Aspekte nach außen aneckt? Ist es dann das innerliche Erleben dieser Aspekte? Oder vielmehr das Mitteilenwollen derselben? Darauf würde hindeuten, dass du auch angibst missverstanden zu werden. Dahinter steht häufig der Wunsch verstanden zu werden, die Erwartung, die anderen müssen mich verstehen. Aber wie denn, wenn die meisten Menschen (so wie du auch) doch schon große Schwierigkeiten haben, sich selbst zu verstehen? Kann ein Mensch, der sich selbst nicht wirklich versteht, einen anderen verstehen?
Der erste Weg ist mein alter Weg und es ist im Prinzip kein Leben, sondern nur ein Vegitieren auf rein körperlicher Ebene.
schon mal gut, das erkannt zu haben, dass das nicht weiterführt.
Der zweite Weg ist bunter und hoffnungsvoller, aber anstrengend und aufreibend.
und auch interessanter und befriedigender, oder? Und gut, man hat also einen anderen Weg entdeckt, eine andere Art, und sicher auch klar, dass man auf diesem neuen Weg noch nicht unbedingt gleich in der Meisterschaft steht, die Meisterschaft, die sämtliche Probleme und Hindernisse dieses Weges schon kennt und locker und leicht lösen kann. Und doch sind gerade die auftauchenden Hindernisse auf dem zweiten Weg die Herausforderungen, die Aufgaben, die man bewältigen kann, und dann immer sicherer und leichter auf diesem Weg gehen kann. Genau dadurch löst es sich.
Oder wie man auch sagt: Aus den Steinen, die auf deinem Weg liegen, sollst du dein Haus bauen. Das Leben will dich doch nicht ärgern, es schenkt dir genau dafür extra große und wunderbare Steine.
Man versteht nicht wozu das gut sein soll diese Destruktivität nicht hinter sich lassen zu können.
welche Destruktivität?
Ich war am Ende meiner Kindheit ein vollkommen zerbrochener Mensch und frage mich immer wieder ob diese Art von Gebrochenheit vollständig heilbar sein wird.
Wenn es eine Art von Rezept gäbe, mit der man sich konsequent und dauerhaft den Zugang zu "kosmischer Energie" rauben und verschließen kann, dann wäre das ein guter Ansatz. Sich immer und immer wieder fragen, ob.
Also vielleicht könnte man da auch anders rangehen. Letztlich ist es wurscht, ob es heilbar sein wird oder nicht. In jedem Fall hat man die Aufgabe, damit so einsichtsvoll und verantwortungsvoll umzugehen wie möglich. Jemand, der einen schweren Schaden erlitten hat, hat in jedem Fall die Aufgabe vom Leben bekommen, mit diesem Schaden nun nach Möglichkeit gut weiterzuleben, egal was am Ende steht, völlige Heilung oder chronische Behinderung oder eine noch zunehmende Schädigung.
Eine zerbrochene Vase wird auch nie mehr so schön sein wie vorher, egal wie viel Mühe man sich gibt die Splitter zusammen zu kleben.
ja, stimmt. Doch könnte die Frage erlaubt sein, ob das wirklich die passende Metapher für mein Leben sein soll? Wenn mein Lebenssinn darin bestanden hätte, eine wunderbare Vase zu sein, dann hätte mein Leben ja auch damit enden können, als diese Vase zerbrach. Tat es aber nicht, und das Leben, dieses wunderbare Leben auf diesem Planeten, das hat sich auch dabei etwas gedacht. Man könnte es mal so sagen: Das Leben hat auf diesem Planeten mehr als vier Milliarden Jahre Erfahrung. Also soviel Erfahrung, wie ich selbst durch eine Million Inkarnationen hier in verschiedenster Form nicht alles selbst sammeln könnte. Und nun komme ich mit meinen paarundzich Jahren Lebenserfahrung und sage: "Hey, liebes Leben, da hast du dich aber geirrt, dass du mich nun als zerbrochene Vase hast weiterleben lassen, ich werde doch nie mehr so schön wie ich mal war."
Die Lebensbestimmung von anorganischer Materie ist es, lebendig zu werden. Ein Stein, der zerbricht, der langsam verwittert, der irgendwann in Form von Spurenelementen in andere Lebewesen übergegangen ist. Das Tote muss zerbrechen. Und auch eine Vase ist so gesehen ein - wenn auch wunderbar gestaltetes - totes Gefäß.
Jedes kleinste Splitterchen wird noch weiter zerbrechen, bis es klein genug ist und in eine andere Form übergehen kann.
Die wunderschöne Schmetterlingsraupe, und jetzt muss sie doch sterben. Ja, sie verpuppt sich, frisst nicht mehr, erstarrt in einem Kokon. Und doch, nur um in neuer Form wiederaufzuerstehen.
Das Alte ist zerbrochen, siehe, es ist alles neu geworden.
Es kann gar nicht anders sein, das Alte muss weichen, damit Neues entstehen kann.
Leben ist lebendig, ständige Veränderung. Wenn eine "vollkommene" Form erreicht wurde, wie in den Evangelien der Johannes der Täufer, muss sie zerbrechen, um einer noch größeren und "vollkommeneren" Form Raum zu geben. Die Jünger des Johannes werden zu Jüngern Jesu.