Das Problem sehe ich darin, daß sich Bibelfundamentalisten mit der Idee, Gott himself habe den Bibelschreibern bei der Abfassung ihrer Texte die Hand geführt, unlösbare Probleme einhandeln. Eine solche Position läßt sich anhand des Aufweises von Widersprüchen und Irrtümern mühelos aus den Angeln heben (charakteristischerweise haben schreib und frank ja nicht auf meine Stichproben reagiert, sondern nur behauptet, es sei nicht so, allenfalls seien es Übersetzungsfehler.)
Wenn wir wirklich von einer Autorenschaft Gottes ausgehen, der die Schreiberlinge nur als Instrument benutzt hat, um sich darzustellen, müßten wir von einem Gott ausgehen, der
- Schwächen in den Grundrechenarten, wie etwa der Addition, aufweist
- über die biologischen Zusammenhänge seiner Schöpfung nicht so genau Bescheid weiß (Schlangen fressen Erde, Senfkörner sind die kleinsten aller Samenkörner und aus ihnen wachsen Bäume usw.)
- erhebliche Gedächtnislücken bei der Rekonstruktion der Ereignisse um den Tod seines Sohnes hat und nicht einmal weiß, wie der Typ, der seinen Sohn ans Messer geliefert hat, eigentlich ums Leben kam.
Auch aus konsequenzlogischen Gründen führt diese These von der Autorenschaft Gottes zu grotesken Resultaten. Wäre es nämlich so, dann hieße das, Gott wäre für sämtliche Barbareien der menschlichen Geschichte verantwortlich, denn in der Bibel steht schwarz auf weiß:
1 Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt.2 Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen.
Römer 13, 1-2
Wenn man sich nun hinstellt und behauptet, daß diese unsägliche Idee nicht von Paulus stamme, sondern von Gott selbst, müßte man automatisch auch glauben, um das mal am Extremfall zu prüfen, daß etwa die Nazi-Dikatatur samt ihren Vernichtungslagern gottgewollt gewesen sei, und Hitler ein von Gott eingesetzter weltlicher Herrscher. In dieser Perspektive wäre etwa Stauffenberg der Bösewicht, denn er hätte sich dann gegen die göttliche Ordnung gestellt.