Was tut ein Astrologe, wenn er Astrologie tut?

Von einer astronomischen Gegebenheit (x) wird auf ein Ereignis (z) geschlossen, dessen Interpretation aus Überlieferungen stammt - heutzutage meist (e-)Bücher, Internet, etc. (Analog in einem Geburtshoroskop: Ereignis = Anlage/"Qualität" oder wie man's nennen mag)
Da "besondere" Ereignisse dadurch besonders sind, als dass sie selten sind, muss sich z aus besonderen x-Stellung ergeben - meist findet das "retrospektiv" statt (bspw. das Chart eines Völkermords).
Vorausschauendes (ìn Form von Transiten) wird jedoch zumeist nicht funktionieren, denn dazu benötigt man "absolutes Wissen" und eine fehlerfreie Herleitung von y auf n x unter Berücksichtigung aller Faktoren, die x in seiner Ausprägung spezifiziert und z anzeigen soll.
Woher genau dieser Schluss kommen soll, ist teilweise diffus und für gegenwärtig Interessierte in o.g. Informationsquellen zu finden. Es ist nicht auszuschließen, dass viel "Bullshit" weitergegeben wird, wenn sich beispielsweise Assoziationen mit einem Symbol infolge zeitgeschichtlicher Faktoren allmählich ändern oder menschliche Fehler, die in den vorwissenschaftlichen Epochen, aus der auch die Astrologie stammt, sich eingeschlichen haben. Selbst ein p-Wert von 0,005 (0,5%ige Wahrscheinlichkeit, dass etwas zufällig ist) stellt keinen absolut sicheren Zusammenhang dar - und von einem solchen "Traumwert" waren die "alten Astrologen", die alles selbst zeichnen mussten, auch sicherlich weit entfernt. Das leitet auch zum nächsten Punkt über, der das Aufkommen von systematischen Fehlern (Fehlberechnungen und -zeichnungen) thematisiert. Die "Vorväter" hatten noch keine Computerprogramme, die recht wahrscheinliche Prognosen (hier: Stände) treffen können.
Zur Deutung:
Ich "forsche" beispielsweise rückwärts, um Bestätigungsfehler zu reduzieren (Vermeidung ist unmöglich), sofern nach aktuellem Stand - und schaue mir dann an, was die Literatur zu meinen sicherlich irgendwo auch subjektiven Wahrnehmungen sagt.
Interessanterweise lassen sich so einige Übereinstimmungen mit den Informationen aus der Literatur erkennen, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auch nicht dem Zufall verschuldet sind; dies hängt natürlich nicht nur von der Datenlage und -qualität ab, sondern ebenso von der Zahl an Stichproben.
Diese Erkenntnis ist wohl der einzige Grund, weshalb ich hier noch in diesem Forum lese und schreibe, schließlich bin ich hier als Skeptiker gelandet.
Dennoch sind "wissenschaftliche" Ansätze grundsätzlich nur dann sinnvoll, wenn alle Variablen geklärt sind.
Das ist in der Astrologie keineswegs der Fall, dennoch lassen sich "grobe" Dinge womöglich erkennen und einordnen.
Fürs Hellsehen, das von Genauigkeit und Spezifität lebt, reicht es nicht (sofern das überhaupt mal möglich ist).

Wenn beispielsweise vom Zusammenkommen mehrerer spezifischer astronomischer Faktoren (x) auf (z) "finanziellen Reichtum" (Vorsicht: Definitionsfrage; Definition = Abgrenzung) einer Person geschlossen wird, die zum besagten Zeitpunkt geboren wurde, kann letzteres ein Indikator für eine andere "Qualität" (Interpretation dessen) sein, die ebenso überdurchschnittlich stark mit finanziellem Reichtum korreliert, aber nicht notwendigerweise dazu führt.
Anhand der Analyse einer dreistelligen Zahl an Radizes ist mir bspw. eine zugleich auftretende Häufung von Indikatoren aufgefallen, die auf Reichtum und überdurchschnittlicher Körpergröße "hinweisen" sollen.
Der Zusammenhang ist beispielsweise auch wissenschaftlich bestätigt (der Durchschnittsreiche ist größer als der Durchschnittsdeutsche, aber sicher nicht, weil er groß ist, sondern aus einer Kette von psychologischen Faktoren, die man ohne weiteres nicht analysieren kann und sicher individuell ist, wenn man berücksichtigt, dass wir mit Musk und Bezos keine Hünen haben - und der Schluss vom Besonderen auf das Allgemeine kann aber ebenso nichts beweisen).
Etwas (c) korreliert (möglicherweise) dann wiederum mit (KG über 1,85m = a) und (KS über 3Mln. €/äquv. = b), die Frage nach dem Warum bleibt hingegen immer offen.
Dann wird eben gerne von "Anlagen" gesprochen, die eher zu y führen als andere "Anlagen".
Wie man sieht, alles recht vage, da wir eben "nichts wissen", nur, dass es etwaige Muster gibt, die in den letzten Jahrhunderten ausformuliert und teilweise bestätigt wurden bzw. als bestätigt betrachtet wurden.
Man kann sozusagen nichts interpretieren, was man nicht kennt oder miteinander verknüpfen kann, letzteres ist von einer Symbolik abhängig, der verschiedene Bedeutungen innewohnen, ergo werden die "Qualitäten" von Symbolen abgeleitet, die man mit diesen in Verbindung bringt. Dies merkt man insbesondere beim (Achtung, jetzt kommt's: sinnverwandten) Kartenlegen, das merkwürdigerweise von vielen westlichen Astrologen abgelehnt wird, da man sich lieber an einer wissenschaftlichen Psychologie orientieren will und "esoterisch-spirituelle" Ansätze, die eher mit fatalistischen Gedanken geschmückt sein soll, als falsch betrachtet, natürlich ohne dem Wissen darüber, welche Handlungen des alltäglichen Lebens determiniert sind und welche nicht - das weiß natürlich niemand, im Hinterkopf schwirren diese Gedanken jedoch auch in den Köpfen der größten Atheisten).
Da Astrologie nicht wissenschaftlich ist und Versuche auch nicht einfach getätigt werden können, die wissenschaftlichen Standards standhalten, wird es immer abweichende Interpretationen von bspw. Planetenständen im Vergleich mit den Ständen, die bei der Geburt einer Person errechnet wurden, geben, je nach Schule, Quelle, etc.

Wer weiß, wie sich die Deutung von abgeleiteten astronomischen Gegebenheiten in den Jahren entwickeln wird. Solange wird mit dem gearbeitet, was man hat, aber eben nicht mit der Genauigkeit und Gewissheit, mit der ein Wissenschaftler arbeiten kann, sonst wären wir nicht hier.
Wir wissen also, dass wir nichts wissen, was uns nicht vom Streben abhalten soll.

Guter Thread also, um uns den "Schleier des Nichtwissens" (zweckentfremdetes Zitat) vor Augen zu führen, den wir als Menschen permanent in allen Lebenslagen mit uns tragen.
Wir tragen permanent fremde Früchte mit uns rum und konstruieren unsere eigene Wirklichkeit, die wir dann selbst bestätigen müssen.
Danke für diesen hervorragenden Post.
 
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Es ist noch nicht einmal klar, ob die astrologischen Symbole inhärent im den realen Planeten sind, ob sie “platonische Ideen” ungefähr im Sinne vom Archetypen sind (was auch immer das dann wieder heißen mag), ob sie ein Eigenleben führen oder immer ausschließlich ein “irdisches” Korrelat haben müssen, ob sie sich auf dieses Korrelat lediglich beziehen aber außerhalb davon existieren, ob sie nur innerhalb der konkreten irdischen Materie vorhanden sind, und so weiter.

Die Diskussion hat bisher für mich lediglich gezeigt, dass die Astrologen so gut wie gar nicht über diese Dinge nachgedacht haben, sonst wären wir schon viel weiter mit präzise ausformulierten Argumenten und Positionen. Ich hatte weiter oben bereits drei mögliche philosophische Positionen genannt, Astrologie aufzufassen, und es gibt noch bedeutend mehr.
Nun, mein Eindruck ist, dass man den Einfluss des jeweiligen Ortes, des Zeitpunktes, der beteiligten Deuter und der selbst Betroffenen nicht ausblenden kann.
Ich schätze, vergleichbar sind die astrologischen Erfahrungen und Ergebnisse mit denen, die Physiker mit der Heisenberg-Unschärferelation machen.
Präzision wird man bei astrologischen Deutungen daher wohl auch nicht finden.
 
Präzision wird man bei astrologischen Deutungen daher wohl auch nicht finden.
Bzw. wiederholbare Präzision wird man wohl bei astrologischen Deutungen nicht erhalten.

Ich habe schon viele Fragen hier gestellt, die alle denselben Zweck haben, genau das zu ergründen. Und ich glaube, dass wir Astrologen uns wirklich mehr anstrengen sollten, hier Klarheit zu schaffen. Nicht Konsens, sondern Klarheit.
Die Klarheit gibt es: Gib 10 Astrologen das Horoskop eines Menschen samt eines Zeitpunktes mit der Bitte, zu beschreiben, was dem Horoskopeigner zum genannten Zeitpunkt widerfahren könnte und Du wirst 10 teils sehr verschiedene Antworten erhalten.

Da wird sich erst viel später zeigen, welcher der Astrologen dem Horokopeigner empathisch oder auf anderer Ebene nahe steht.
 
Nein - ich favorisiere die vedische Astrologie nicht.

Ich bleibe bei der westlichen Astrologie.
Das war ja nicht mein Argument - mein Argument war, dass jene von dir genannten Dinge womöglich ja sogar funktionieren könnten. Das heisst nicht, dass du zur vedischen Astrologie wechseln sollst.

Die “Remedies” haben durchaus einen tieferen Sinn, der sich Westlern oft nicht erschließt. Was nicht heißt, dass sie sinnlos sind, sondern eben, dass der Sinn verborgen bleibt. Sie sind aber auch in einem spezifischen kulturellen Kontext zu sehen, das will ich gar nicht verleugnen. Ob der für Westler dann Sinn macht? Hatha Yoga macht offenbar für viele Westler Sinn, insofern ist es denkbar, dass auch jene seltsamen Remedies einen Sinn auch für Westler ergeben könnten. Ein Versuch wäre es meines Erachtens wert.
 
Bzw. wiederholbare Präzision wird man wohl bei astrologischen Deutungen nicht erhalten.


Die Klarheit gibt es: Gib 10 Astrologen das Horoskop eines Menschen samt eines Zeitpunktes mit der Bitte, zu beschreiben, was dem Horoskopeigner zum genannten Zeitpunkt widerfahren könnte und Du wirst 10 teils sehr verschiedene Antworten erhalten.

Da wird sich erst viel später zeigen, welcher der Astrologen dem Horokopeigner empathisch oder auf anderer Ebene nahe steht.
Und wenn die Person nicht existiert, für welche ein Horoskop gemacht wurde, worauf hat sich die Empathie dann bezogen? Das hat auch noch niemand wirklich beantwortet.
 
Und wenn die Person nicht existiert, für welche ein Horoskop gemacht wurde, worauf hat sich die Empathie dann bezogen? Das hat auch noch niemand wirklich beantwortet.

Ok. Vielleicht ist das hier interessant.

Ich habe zweimal keinen Zugang zum Horoskop von Menschen bekommen und wie sich später herausstellte, stimmte die Uhrzeit nicht. Einmal war sie gleich um 12 Stunden falsch.
Bestimmt gab es irgendwo Menschen, die dieses Horoskop gehabt haben. Aber um die ging es ja nicht.

Es findet also wohl etwas auf einer Ebene statt, die sich nicht wiegen oder messen lässt. Die sich aber jedem erschließt, der mit energetischen Verbindungen, Intuition, Eingebungen usw. Erfahrungen gemacht hat.
 
Und wenn die Person nicht existiert, für welche ein Horoskop gemacht wurde, worauf hat sich die Empathie dann bezogen? Das hat auch noch niemand wirklich beantwortet.
Das wäre mal ein netter Versuch, was dabei mit 10 befragten Astrologen rauskommt. :D
Mir persönlich ist sowas (ganz sicher) noch nicht passiert, aber ... never say never ... :cool:
 
Ich habe zweimal keinen Zugang zum Horoskop von Menschen bekommen und wie sich später herausstellte, stimmte die Uhrzeit nicht. Einmal war sie gleich um 12 Stunden falsch.
Ich muss zugeben, ich bin da immer ziemlich genau.
Und bei gerundeten Zeiten neuerer Horoskope hake ich immer nach, weil mir das komisch vorkommt.
Ein paar Mal war mein Nachhaken tatsächlich berechtigt. :D
 
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Ich muss zugeben, ich bin da immer ziemlich genau.
Und bei gerundeten Zeiten neuerer Horoskope hake ich immer nach, weil mir das komisch vorkommt.
Ein paar Mal war mein Nachhaken tatsächlich berechtigt. :D

Ja das bin ich auch. Es hat sich in den Fällen durch die Umstände so ergeben, dass die Uhrzeit nicht stimmte. Wenn ich mich aber wirklich vertiefe, möchte ich die standesamtlich beglaubigte Uhrzeit haben. Die ist dann auch noch oft leicht gerundet, aber nicht mehr so extrem.
 
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