Ok, dann mal ein eigener Erlebnisbericht: Wie ich schon schrieb, bin ich im Dunstkreis einer Freikirche aufgewachsen, und meine Eltern waren große Freunde der Alternativmedizin. So kam es auch, dass viele homöopathische Präparate bei uns zu hause rumstanden - und mir im Krankheitsfall auch gegeben wurden (soweit ich mich erinnere, bekam ich mal eine Weile Aurum D6 - sagt Dir das was, wofür das verschrieben wird?
dazu müßte ich Hellseher sein ;-)
aber ich zitier mal Gallasch zu Kindern beim Arzneimittelbild Aurum:
Erscheinung: sehr ernst, erwachsen, tiefsinnig, einsam, empfindsam-weich
Gemüt: unkindliches Pflicht- Verantwortungsgefühl, ehrgeizig hohe Ziele, fragt viel, ohne auf Antwort zu warten
Modalitäten: Beschwerden nach Trennung der Eltern, *übermoralische* Erziehung
Allgemein: verhärmte Jungen, appetitlos, wenn liebeskrank, schmachtend
Sexus: Hodenatrophie, Hydrozele, Kryptorchismus
Lokal: hartnäckiger Ohrenausfluß nach Scharlach, heftiger Mundgeruch, Inguinalhernie, Obstipation, Heftiges Herzklopfen in der Pubertät
Quelle: Gallasch, Similibus
Sowas ist aber immer nur als möglicher Hinweis im Rahmen eines Arzneimittelbildes zu verstehen und nie als Diagnose.
Möglicherweise trügt da auch meine Erinnerung.) Nunja: diese Globuli schmecken ja nicht schlecht. Und so kam es, dass ich von den Globuli auch genascht habe, wenn ich eigentlich keine nehmen sollte (meine Eltern waren auch in der Aufbewahrung der Arzneimittel ziemlich schlampig) - und das auch über einen längeren Zeitraum. Es hat mir nicht geschadet - ich habe keine ungewöhnlichen Krankheits-Symptome bekommen.
bis du sicher, daß du das aus der Erinnerung noch weißt.
Prüfsymptome sind keineswegs immer drastisch. Das kann sich z.B. auch in Form einer plötzlichen Vorliebe für ein bestimmtes Nahrungsmittel äußern, das derjenige vorher gar nicht mochte.
Oder vielleicht Mundtrockenheit ohne erkennbaren Anlaß usw usw...meinst du, daß du sowas damals mit dem Naschen aus den Fläschchen in Verbindung gebracht hättest ?
Und hast du immer dasselbe über einen längeren Zeitraum genommen oder von verschiedenen Fläschchen genascht ?
Außergewöhnliche Behauptungen benötigen außergewöhnliche Belege. Die Homöopathie mit der Behauptung, dass hochverdünnte Substanzen - bis zu einem Grad, dass kein Molekül der Ursprungssubstanz mehr vorhanden ist - eine Wirkung haben, ist sehr unplausibel. Das heißt, dass die Befürworter der Homöopathie sich stärker ins Zeug legen müssen, die zu belegen, als die Gegner, sie zu widerlegen.
das sehe ich mitnichten so - wenn aus einem Kritikertext erkennbar wird, daß derjenige Null Ahnung von der Materie hat und Blödsinn unterstellt (wie in besagtem Link z.B.), dann muß ich mich damit gar nicht erst beschäftigen.
Außergewöhnliche und unplausible Behauptungen können natürlich auch wahr sein. Nur müssten dann - im Falle der Homöopathie - ettliche Aussagen der Physik, Chemie etc. überdacht, verworfen, erweitert oder umgeschrieben werden müssen. Aussagen, die bereits mit guten Experimenten mehrmals überprüft und bisher nicht widerlegt wurden (auch, wenn Experimente immer genau das versuchen). Darum liegt die Belegpflicht bei den Homöopathen.
da bisher niemand sicher weiß, was genau bei der Potenzierung passiert, weiß auch niemand, was umgeschrieben werden müßte, falls man es jemals herausfindet.
Wie sähe denn eine Aktion aus, die Du akzeptieren würdest?
die wirklich minimalsten Anforderungen habe ich doch bereits genannt.
Blinde oder Doppelblinde Prüfungen zur Prüfung der Arzneimittelbilder finden übrigens statt (Siegmund hat mal was dazu geschrieben)
Und woher willst Du wissen, dass z.B. diese Widerkehr früherer Erkrankungen an der Behandlung mit Homöopathie liegt? Frühere Erkrankungen kommen gerne immer wieder mal wieder.
weil nicht nur Hahnemann solches beschrieben hat, sondern auch einige tausend andere und da gibt es gewisse Gesetzmäßigkeiten (bitte dazu dann mal Fachbücher wälzen - ich müßte hier sonst Romane schreiben.)
Wieder ein eigenes Beispiel: Ich habe Gallensteine, die mir fast keine Beschwerden verursachen. Alle paar Monate mal - wenn ich zu fett gegessen habe - schmerzt es über eine halbe Nacht, den Rest der Zeit, also fast immer, bin ich beschwerdefrei. Angenommen ich würde im Verlauf einer homöopathischen Behandlung auch wieder diese charakteristischen Bauchschmerzen bekommen, woran liegt es?
wenn das Auftauchen würde, OHNE daß du vorher fett gegessen hast, wäre es bemerkenswert, sonst eher weniger.
Krankheitsverläufe sind selten genau vorhersehbar. Der Zustand ändert sich in alle Richtungen. Und Extrem-Zustände entwickeln sich bei nicht-kritischen Krankheiten gerne wieder zur "Mitte". Mit Behandlungen wird versucht, den Verlauf günstig zu beeinflussen. Ganz vorhersehbar ist er aber selten.
es gibt aber durchaus Gemeinsamkeiten bei Krankheitsverläufen, sonst könnte man keine medizinischen Bücher darüber verfassen und diese lehren.
Daß es da individuelle Unterschiede gibt ist klar und genau die sind für den Homöopathen interessant.
wenn ich beispielsweise von Besserungen spreche, dann meine ich zeitnah wirklich signifikante (bei langwierigen austherapierten chronischen Erkrankungen sieht das natürlich ein wenig anders aus).
Ich rede dann zum Beispiel von ner Colitis Ulcerosa, die Wochen ohne Veränderung (trotz Medikamenten) gedauert hat und mit dem passenden Mittel binnen Tagen verschwand und das auch bei einem zweiten (ärztlich diagnostizierten) Schub zwei Jahre später.
Oder von einer Blasenentzündung (mit heftigsten Krämpfen und Blut im Urin) und Schmerzfreiheit innerhalb von 12 Stunden ohne sonstige Medikation (nicht nur einmal erlebt) (ebenfalls ärztlich diagnostiziert mit Urinprobe vorher und nachher)
und hier noch ein Bericht von mir
https://www.esoterikforum.at/threads/154723
ich habe vier homöopathische Mittel versucht und es wurde keinen Deut besser, sondern es wurde jegen Tag immer schlimmer.
Die Wirkung beim 5. war binnen Stunden durchschlagend.
Ein seltsames Phänomen (was nicht nur ich bei mir beobachtet habe) - die Besserung wird anfangs oft gar nicht bewußt registriert, sondern man stellt plötzlich fest - es tut seit ein paar Stunden nicht mehr weh.
und und und....es gibt zigtausende solcher Falldokumentationen und durchaus auch viele, wo der Verlauf bei zunächst falscher Mittelwahl geschildert wird.
Wenn das Placebo-Argument wahr wäre, müßte ja schon beim ersten Mittel immer alles paletti sein. Ist aber nicht so.
Und nochmal, ich rede von in der Regel signifikanten Verbesserungen und nicht von einer allmählichen, die auch bei einem *üblichen* Krankheitsverlauf zu erwarten ist.
Ich habe sicher nicht den Überblick über das Feld, das Du hast. Aber die Behauptung "kommt bei Placebo nicht vor", ist u.U vielleicht etwas übereilt...?
daß die kurzfristige Wiederkehr von Erkrankungen (und manchmal sind das mehrere) zu einer Placebowirkung gehört und bei einem positiven Verlauf der Prozeß von innen nach außen geht (Wiederkehr alter Hautausschläge wird sehr oft beobachtet), ist mir neu.
Und jetzt mal von mir ein DANKE an Siegmund und dich.
Ich finde eure Dialoge nämlich sehr spannend und interessant, da ihr Sachen ansprecht, von denen ich so gut wie keine Ahnung habe.
Falls du mich mit noch mehr Fragen löchern möchtest...vor Sonntag komme ich wohl nicht dazu.