Once upon a time, there was matter.
And energy. And Love. And Love meant
that all the matter and all the
energy were all bound very tightly
together in one place.
And then something new came along.
Something that wasn't Love. Some
parts of the matter and energy wanted
something new. Something different.
They became... distinct.
Adversarial.
(Robert Hewitt Wolfe)
Wo ist nun der Anfang? Vielleicht fange ich mit der Magie an. Da gibt es ja so einige Grüppchen, Logen oder Zirkel genannt, die da Magie betreiben (was immer das sein mag) - wenn ich dann nachfrage wird mir erklärt dass es sich da um streng rechtschaffene und gottgefällige Bestrebungen handelt zur höheren Veredelung des selbst (oder sowas). Mit einigen deutschen Gruppen hab ich mich ein Weilchen unterhalten, aber nie erfahren was sie eigentlich machen - eine holländische Gruppe, die sich in der Nachfolge von Dion Fortune sieht, hat mir gleich beim ersten Mailkontakt geschrieben, dass ich ein moralisch viel zu schlechter Mensch bin um auch nur daran zu denken mich in ihre Nähe zu wagen.
Dafür weiss ich bei diesen Holländern was sie machen: therapeutische Live-Rollenspiele mit der Artussage. Das haben sie auch als Offering und verticken es.
Okay, damit landet man bei der Gralssuche, und das war wohl immer ein Thema in der westlichen Mysterientradition. Und damit kommt man auf Umwegen auch zum verwundeten König und so m.o.w. zu der ganzen Heilerei. Genau, da ist der Zusammenhang, fällt mir grade auf - wusste doch dass da einer ist.
Jedenfalls, die Heilerei. Das ist ja, wie ich neulich mitgekriegt hab, inzwischen zu einem Riiiiieeeeesenmarkt geworden. Man hat inzwsischen auch gar keine Hemmungen mehr sich in der Esoterik kommerziell zu positionieren - it's a business.
Anyway - ich bin ja ein aufgeschlossener Mensch (hoffe ich), und weil mir immer wieder mal die vollmundigen Versprechungen von allerlei spirituellen Heilern, Gurus, Meistern, Lehrern, Ordenspäpsten, Therapeuten usw. ins Auge gefallen sind, nämlich was sie einem nicht alles gutes tun können, hab ich mir ab und an mal ein Schwätzchen mit einem davon gegönnt, um zu erfahren was sie denn nun konkret zu bieten haben.
Ergebnis kurzum: ich hab bis heute nicht ein einziges mal irgendsoetwas wie eine Zielansprache bekommen, also rgendetwas konkretes was da geboten würde.
Stattdessen ist mir mit der Zeit ein ganz bizarres Muster aufgefallen: wenn ich mit meiner operativen Power unterwegs bin und die Dinge im griff habe, dann eiert der Heiler recht planlos und irritiert im Kreis herum und weiss scheinbar nicht recht was er sagen soll - zuweilen erscheint auch sowas wie eine latente Unzufriedenheit.
Sowie ich aber irgendetwas erwähne von irgendeinem Problemchen mit dem ich mich grad herumschlage, irgendeine offene Frage die mich beschäftigt, oder etwas derartiges, dann stürzt sich die Heilerschaft gleich wie die Aasgeier drauf, beißt sich da dran fest - und dann gibts regelmäßig nen Sermon mit demselben Tenor: dass das ja ein ganz dramatisches Problem wär, ganz sicher ein Kindheitstrauma, und dass ich da gaaaaaannz viel dran arbeiten müsse, und dass das seeeeehr mühsam und sehr schmerzhaft würde - undsoweiter undsofort.
Nun laufen einem ja alleweil mal irgendwelche Leute übern Weg die nen ausgemachten Schmarrn erzählen - das ignoriert man dann halt.
Das Bizarre hier ist aber, dass das Muster endemisch ist: die ticken tatsächlich so! Und - sie haben regelmäßig auch einen hübschen Troß von Klienten oder Anhängern um sich, die dann alle ganz andächtig dazu nicken und im Chor erklären: "hör auf den weisen Guru".
[Dass das Muster endemisch ist, dafür spricht auch, dass, obwohl all die Lehrer und Heiler immer betonen, dass sie einem *helfen* wollen, bisher keiner irgendwie bereit war mir beim Tapezieren zu helfen, noch irgendwelche Hilfe zu irgendwelchen grad aktuellen Leiden, etwa verstauchte Knöchel oder verrenkte Schultern, geleistet hätte. Wo Hilfe tatsächlich *gebraucht* wird, scheint dabei also nicht so wesentlich zu sein.]
Mein Bewusstsein hat allerdings eine komische Eigenschaft. Besser gesagt ich finde sie überhaupt nicht komisch, sondern recht normal, aber andere Leute scheinen sowas nicht zu haben. Das ist eine Art automatischer Mechanismus, der mich vor praktisch jeder Manipulation oder Abhängigkeit schützt, in die ich nicht bewusst eingewilligt hab. Jedenfalls schlägt da sofort eine Art Alarmglocke an, wenn ich derartige Strukturen wahrnehme - und u.U. passieren dann auch bizarre Sachen.
Naja, egal - wenn ich mal über die Heilerei so nachgedacht hab, dann fand ich dass das eine sehr üble Sache ist: da wird Menschen eingeredet dass sie hilflos und schwach seien und jedenfalls "nicht in ordnung", und deshalb einen Heiler oder Therapeut bräuchten; und gleichzeitig werden sie des wertvollsten beraubt was wir als Menschen haben: unsere eigene Kraft und Stärke, unser Selbstvertrauen, unsere Fähigkeit eigenständig im Leben zu bestehen, eigene Erkenntnis zu finden und selber verantwortungsvoll zu urteilen.
Und ich versteh nicht warum Menschen das mit sich machen lassen.
Ich hab das ganze dann, von meinem eigenen Werteempfinden her, schon vor langer Zeit als eine böse manipulative Geschichte aufgefasst, und hab die Heiler zum Abschuß freigegeben.
Es wird aber noch bizarrer: ich hab ja nicht nur mit den Heilern geschwätzt, sondern auch reichlich mit den Anhängern - und ich fand da etwas überraschend: während der Durchschnittsmensch einem oft mürrisch, distanziert oder zumindest mißtrauisch begegnet, sind diese Anhänger meistens mit einer ganz überwältigenden Herzlichkeit dahergekommen!
Das freilich nur genau solange, wie man als potentieller Interessent für die Heilerei erscheint. Und das finde ich dann schon ziemlich verletzend: ich möchte ja als Mensch wahrgenommen werden und nicht bloß als potentieller Konsument für die Heilerei.
Natürlich hab ich auch versucht, diese Anhänger persönlich kennenzulernen - was sich meist als schwierig erwiesen hat. Aber da hat sich dann herausgestellt, dass die persönlichen Lebensgeschichten oft einem ähnlichen, verwandten Muster folgen: Menschen, die auf irgendeine Weise im Leben zu kurz gekommen sind, schlechte Erfahrungen gemacht haben, enttäuscht wurden, deren Vertrauen mißbraucht wurde, oder die von anderen Leuten auf einen falschen oder ungeeigneten Weg geleitet wurden - und die nun in diesme Guru oder Heiler jemand gefunden haben, der es endlich mal ernst mit ihnen zu meinen scheint und dem sie vertrauen können.
Und dann stellte sich mir die Frage: ist Spiritualität grundsätzlich nur etwas für Opfer-Typen, für die verletzten und zu-kurz-gekommenen, die es nicht recht fertigbringen sich im Leben zu behaupten?
So weit, so betrüblich. Jetzt wirds aber erst richtig bizarr. Und zwar ist mir ein Büchlein in die Hand gefallen von einem Jungianer, der sich auch mit der Gralslegende und mit einer m.o.w. magischen Interpretation sozialer Werte beschäftigt. Der liefert nun eine Erklärung des Hintergrunds, indem er schreibt - ich zitiere auszugsweise:
* Die Entdeckung der Verwundung, besonders des Kindheitstraumas als
* beinahe allumfassender Faktor menschlicher Motivation, menschlichen
* Verhaltens, ist einer der wichtigsten Funde der modernen
* Tiefenpsychologie. Eigentlich wird sie aber immer noch [..] falsch
* verstanden. Noch immer ist die Ansicht weitverbreitet, das Trauma
* könne und müsse vermieden werden. Man hält es praktisch für
* selbstverständlich, dass es mit "reifen" Eltern, in einer
* "gefestigten" Familie und einer "richtig" funktionierenden
* Gesellschaft weder zu Benachteiligungen noch Traumas kommen würde.
* [..] Die Wunde ist aber der Beweggrund der Suche. Sie gehört zu
* einer Intensivierung des Bewusstseins, das sich dem Schmerz des
* Bösen aussetzen muss, um das Gute zu erkennen.
* Wenn wir uns zur eigenen Wunde [..] bekennen, entsteht eine Klärung
* des Fühlens und damit die Möglichkeit, das individuelle und wahre
* Gewissen zu entdecken. [..]
* Zu Suchern werden wir wegen unseres Urhungers, unserer Bedürfnisse,
* unserer Wunden, die allen im Kindesalter zugefügt werden, weil
* unsere Sehnsüchte und Notwendigkeiten nie ganz zu erfüllen sind.
Wenn es sich also so verhält, dass Menschen verletzt und ihres Selbstvertrauens beraubt sein *sollen* - wenn das das erforderliche Normal ist, und es per definition "allen"(!) so zu gehen hat - und wenn das dazuhin noch als eine Art Glaube(?) angesehen wird zu dem man sich "bekennen"(!) muss - dann wird das Muster dieser Heiler ja ganz verständlich: die gehen dann davon aus, dass der Mensch prinzipiell gebrochen ist und der Heilung bedarf, dass er prinzipiell ein Kindheitstrauma hat an dem er sich gefälligst abarbeiten soll und sich dabei dankbar an jeden Strohhalm der Rettung bzw. Erlösung zu klammern hat.
Und dass also jeder Mensch, der dieses Schema nicht erfüllen mag, folglich charakterlich verschlossen, lebensfeindlich und böse sein muss.
Dann frage ich mich freilich: wenn das so also "normal" ist und "allen" so zu gehen hat, was bin dann ich - bin ich dann nicht normal? Ich hab jedenfalls noch nie das Gefühl gehabt, irgendwie von Kindheit gebrochen oder traumatisiert zu sein - ganz im Gegenteil. Und ich spüre auch keinerlei Sehnsucht, mir ein solches Klischee aufdrängen zu lassen.
Gewiss hab ich reichlich Prügel bekommen, und gewiss haben viele Menschen die ich geliebt hab ihre ganze Kreativität und Phantasie aufgeboten haben um mich möglichst wirksam zu verletzen - aber wenn auch Menschen mich verachten, so weiss ich doch gewiß dass die Schöpfung selber etwas ganz grundlegend richtiges und stimmiges ist.