Hallo Gabi, und alle,
ich finds richtig, dass du die Dinge mal aus einer höheren Sicht beleuchtest.
Warum will eigentlich jeder Martin ändern, obwohl Martin dies doch eindeutig nicht möchte.
Unabhängig von Martin persönlich betrachtet:
Es liegt doch in der Natur der Sache, dass Menschen, die jammern Hilfestellungen bekommen, ob sie es wollen oder nicht. Ob's sie es wollen wissen sie oft jahrelang gar nicht, sie regen sich nur auf, dass sie welche bekommen und verstehen gar nicht, dass sie sie deshalb bekommen, weil sie sich ja selbst als Opfer hinstellen und im Grunde ihres Herzen brauchen sie die Aufmerksamkeit doch auch.
Die zweite Frage ist dann, kann er überhaupt seine Sichtweise ändern, wie es oft so schön verstandesorientiert gefordert wird.
Meist ist ja einer Veränderung der Sichtweise, eine tiefgreifende Erfahrung vorausgegangen. Martin hatte aber auch einige tiefgreifende Erfahrungen, die seine jetzige Sichtweise geprägt haben.
Er hat ja eine andere Sichtweise, als die, die ihm Ratschläge erteilen, Tipps geben und gut zureden. Das macht ihn ja aus. Und wenn er sich in dieser Rolle wohl fühlt, dann ist eine Änderung aus seiner Sicht ja nicht nötig. Zudem ist es ja auch schön, periodisch im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, allerdings mit dem faden Beigeschmack, dass das meist nicht lange positiv empfunden wird.
Ich kenne einige (durchweg plutobetonte) Menschen, die in einer ähnlichen Opferfalle sitzen und diese nicht unbedingt verlassen möchten, wahrscheinlich weil zu ihrer Anlage und zu ihrem Leben ein Leidensdruck gehört und nur über diese Schiene das Sein erfahren werden kann.
Vordergründig mag das als "notwendig" oder als "das ist halt so" gesehen werden. Ich glaube aber nicht, dass irgendjemand Leidensdruck, welcher Art auch immer "braucht". Ich weiß nicht, wie es Euch geht, ist einer weg, fühlt es sich doch viel besser an, oder?
Es gibt ja z.b. diese "Berufsoptimisten", die in jeder noch so beschi....Situation noch etwas Gutes entdecken können, die immer obenauf sind - wenn man denen nun sagen würde: "..nun sei doch mal traurig, wein mal, fühl dich doch mal als Opfer...nimm doch mal eine andere Sichtweise an, sieh doch mal das ganze Elend in der Welt...." Dieser Mensch würde sich doch nur mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen, weil er garnicht in der Lage ist, sich als Opfer zu empfinden, weil er the winner ist.
Mal angenommen, ich bin ein Optimist

- dann kann ich sagen, dass ich mich, wenn ich einen blöden Job hatte einfach auf den Feierabend gefreut habe, weil den hatte ich ja nur gerade WEIL ich den blöden Job hatte.
Ich kenne die Sprüche "sei doch mal traurig - oder zeig mal, dass es Dir schlecht geht" auch sehr gut. Aber oft geht es dann den Leuten schlecht, die von mir genau das gezeigt haben wollen. Klar, ich bin auch mal traurig oder es geht mir schlecht, aber ich käme in der Tat nicht auf die Idee, dass ein anderer Mensch daran Schuld sein könnte, also kann ich mich schon mal nicht als Opfer anderer Menschen fühlen, höchstens der Umstände und da man gewisse Umstände auf die Schnelle nicht lösen kann löse ich nicht die Umstände, sondern "er"löse mich, in dem ich weine oder mich sonst erleichtere mit Musik, mit Ruhe, mit Sport oder sonst was, um dann wieder durchstarten zu können.
Wir beurteilen den Optimisten und Gewinner durchaus positiv und das Opfer und den Verlierer bemitleiden wir, im günstigsten Fall. Ich finde von diesem Polaritätsdenken sollten wir uns verabschieden. Ohne Gewinner gibts keine Verlierer und umgekehrt.
Das kann ich so gar nicht stehen lassen, Gabi. Optimisten und erfolgreiche Leute haben ja mit den Launen der anderen, der Neider und Nachahmer etc. zu kämpfen, was, wie wir ja bei Promis z.B. sehen können, auch kein Zuckerschlecken ist. Und Verlierer bemitleiden hm.... wenn ich selber Verlierer bin, mag ich dann bemitleidet werden? Nicht immer, manchmal schon, hm.
Ich kann Gewinner und Verlierer durchaus unabhängig voneinander betrachten. Es braucht nämlich gar keinen Gewinner, damit sich manche als Verlierer fühlen und umgekehrt - hm? Aber Gewinnen ist schöner, wenn andere es mitkriegen, oder?

- also hat der Gewinner Publikum schon eher nötig. Es sei denn, man genießt die kleinen inneren Siege über sich selbst oder über die Umstände, da braucht man nämlich auch niemand anderen dazu.
Jedenfalls:Mal verliert man und mal gewinnen die anderen. *gg*
Liebe Grüße
Martina