Was macht den Horoskopinhaber "interessant"??

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Lieber Martin,:)

Ja, Silke, ich bin standhaft, stehe zu meinen Überzeugungen und zu meinem Wort, hat mich letztendlich meine Arbeitsstelle gekostet. Es gibt den berühmten Ausspruch: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, von Martin Luther. Auch ein unbequemer Querdenker und Revoluzzer.

heißt es nicht, daß wir unserem AC mit zunehmendem Alter immer ähnlicher werden? Du erinnerst mich z.Zt. wirklich sehr massiv an einen Stier. Nichts kann einen Stier so wirklich erschüttern - Stürme können ihn peitschen, Armeen ihn überrollen, aber er steht unerschütterlich da. Standhaft, nichts kann seine Ruhe stören und wenn er einmal eine Meinung gefasst hat, bleibt er auch dabei....:D

Diese Haltung hat natürlich seine Vorteile: Alles bleibt beim Gewohnten und Vertrauten und an dem ist dem Stier ja sehr gelegen. Wenn da nicht das Leben selbst wäre, dass uns ja ständig zur Veränderung drängt, damit wir spirituell wachsen und uns eben nicht stoisch auf der Stelle treten lässt. Und vielleicht ist das Gras an dieser Stelle auch schon längst durchgetreten und "Herr Stier" steht nur noch auf einem braunen Sandflecken?...... Lieber Martin, vielleicht mußt du ja nicht gleich die Weide wechseln, sondern es genügt, 10 m weiter zum höheren Gras zu traben, um hier etwas frischeres Grün zum Widerkäuen zu finden?;) Das hebt doch gleich die Laune und frische Vitamine nimmt man auch zu sich... Wie gesagt: Ein kleiner Standortwechsel eröffnet einem mitunter ein ganz anderes Panorama......Selbst auf einer Weide!:)




Lieben Gruß
Juppi
 
Lieber Martin,:)
heißt es nicht, daß wir unserem AC mit zunehmendem Alter immer ähnlicher werden? Du erinnerst mich z.Zt. wirklich sehr massiv an einen Stier. Nichts kann einen Stier so wirklich erschüttern - Stürme können ihn peitschen, Armeen ihn überrollen, aber er steht unerschütterlich da. Standhaft, nichts kann seine Ruhe stören und wenn er einmal eine Meinung gefasst hat, bleibt er auch dabei....:D
Diese Haltung hat natürlich seine Vorteile: Alles bleibt beim Gewohnten und Vertrauten und an dem ist dem Stier ja sehr gelegen. Wenn da nicht das Leben selbst wäre, dass uns ja ständig zur Veränderung drängt, damit wir spirituell wachsen und uns eben nicht stoisch auf der Stelle treten lässt. Und vielleicht ist das Gras an dieser Stelle auch schon längst durchgetreten und "Herr Stier" steht nur noch auf einem braunen Sandflecken?...... Lieber Martin, vielleicht mußt du ja nicht gleich die Weide wechseln, sondern es genügt, 10 m weiter zum höheren Gras zu traben, um hier etwas frischeres Grün zum Widerkäuen zu finden?;) Das hebt doch gleich die Laune und frische Vitamine nimmt man auch zu sich... Wie gesagt: Ein kleiner Standortwechsel eröffnet einem mitunter ein ganz anderes Panorama......Selbst auf einer Weide!:) Lieben Gruß Juppi

Liebe Silke,

da magst recht haben, aber ich habe doch jeden Tag ein neues Datum, die Wochentage wechseln und die Uhrzeit ist auch jedesmal, wenn ich zur Uhr sehe (...grins, ich habe keine) eine andere. Was also um Himmelswillen, soll ich denn ändern?

Zudem sind die Boviden, zu dem ja auch der Stier gezählt wird, gaaaaaaaanz gefährliche Wildtiere ;-) Komme NIE einer führenden (ein Kälbchen haben) Kuh zu nahe, das könnte das letzte sein, was du tust.

Du bist goldig

Lieben Gruß

Martin

PS.: Je älter man wird, desto ähnlicher wird man sich selbst. Maurice Chevalier
 
Schöne Geschichte Martin. Danke! :)

Die Wunden die uns das Leben schlägt und an denen wir auch nicht soo ganz unschuldig sind, ermöglichen erst das Weiterleben! Das ist doch das, was uns diese Geschichte sagen soll, nicht?

Es muss immer auch eine Disposition da sein, die gewisse Dinge zulässt, eine die das herausfordert und eine die das Empfinden steuert. Und das ist unser ureigenster Beitrag am Geschehen. Aber das muss erst mal anerkannt werden. Du bist doch ein Vehlow Fan, und der sagte auch, es ist nicht der Saturn über uns, sondern der Saturn in uns. Für Saturn kann man natürlich, auch die anderen Planeten nehmen. Selbst die Sonne. Mit meiner Löwe Sonne neige ich z.B. dazu die Dinge zu dramatisieren und mit dem Jungfrau Mond zu kritisch vorzugsweise Fehler bei anderen zu finden. So kann man doch anhand der Astrologie selbst herausfinden, welche Anlagen da sind. Wenn man es nicht schon vorher gemerkt hat. Und die Bandbreite zwischen zu stur z.B. beim Stier und beharrlich und ausdauernd ist groß.
Was die Kindheit unserer Generation und auch jünger betrifft, da haben sicher viele Erfahrungen machen müssen und Worte hören müssen, die heute jedem Erziehungsratgeber die Haare zu Berge stehen lassen. Aber es lässt sich nun mal nicht mehr ändern. Davon würd ich mir doch nicht das ganze Leben vermiesen lassen. Und wenn man denn bedenkt, dass ein paar Generationen zuvor noch die Kinder die Eltern siezen mussten und bei Tisch zu stehen hatten – wer hat den diesen Kindern beigestanden und trotzdem sind viele glückliche Menschen daraus geworden. Vielleicht hatten die ja ein besonderes Talent, nach vorne zu schauen, sich selbst liebevoll anzunehmen und die Vergangenheit ruhen zu lassen bzw. zu erkennen, das gewisse Erfahrungen uns ja erst zu dem gemacht haben, was wir sind und das muss ja nicht immer schlecht sein, es kann einen ja auch davor bewahrt haben z.B. gefressen zu werden :D

Lieben Gruß Fiona
 
Schöne Geschichte Martin. Danke! :)

Die Wunden die uns das Leben schlägt und an denen wir auch nicht soo ganz unschuldig sind, ermöglichen erst das Weiterleben! Das ist doch das, was uns diese Geschichte sagen soll, nicht?

Es muss immer auch eine Disposition da sein, die gewisse Dinge zulässt, eine die das herausfordert und eine die das Empfinden steuert. Und das ist unser ureigenster Beitrag am Geschehen. Aber das muss erst mal anerkannt werden. Du bist doch ein Vehlow Fan, und der sagte auch, es ist nicht der Saturn über uns, sondern der Saturn in uns. Für Saturn kann man natürlich, auch die anderen Planeten nehmen. Selbst die Sonne. Mit meiner Löwe Sonne neige ich z.B. dazu die Dinge zu dramatisieren und mit dem Jungfrau Mond zu kritisch vorzugsweise Fehler bei anderen zu finden. So kann man doch anhand der Astrologie selbst herausfinden, welche Anlagen da sind. Wenn man es nicht schon vorher gemerkt hat. Und die Bandbreite zwischen zu stur z.B. beim Stier und beharrlich und ausdauernd ist groß.
Was die Kindheit unserer Generation und auch jünger betrifft, da haben sicher viele Erfahrungen machen müssen und Worte hören müssen, die heute jedem Erziehungsratgeber die Haare zu Berge stehen lassen. Aber es lässt sich nun mal nicht mehr ändern. Davon würd ich mir doch nicht das ganze Leben vermiesen lassen. Und wenn man denn bedenkt, dass ein paar Generationen zuvor noch die Kinder die Eltern siezen mussten und bei Tisch zu stehen hatten – wer hat den diesen Kindern beigestanden und trotzdem sind viele glückliche Menschen daraus geworden. Vielleicht hatten die ja ein besonderes Talent, nach vorne zu schauen, sich selbst liebevoll anzunehmen und die Vergangenheit ruhen zu lassen bzw. zu erkennen, das gewisse Erfahrungen uns ja erst zu dem gemacht haben, was wir sind und das muss ja nicht immer schlecht sein, es kann einen ja auch davor bewahrt haben z.B. gefressen zu werden :D

Lieben Gruß Fiona


Hallo Fiona, :)

ich finds richtig, dass du die Dinge mal aus einer höheren Sicht beleuchtest.
Warum will eigentlich jeder Martin ändern, obwohl Martin dies doch eindeutig nicht möchte.
Die zweite Frage ist dann, kann er überhaupt seine Sichtweise ändern, wie es oft so schön verstandesorientiert gefordert wird.
Meist ist ja einer Veränderung der Sichtweise, eine tiefgreifende Erfahrung vorausgegangen. Martin hatte aber auch einige tiefgreifende Erfahrungen, die seine jetzige Sichtweise geprägt haben.
Ich kenne einige (durchweg plutobetonte) Menschen, die in einer ähnlichen Opferfalle sitzen und diese nicht unbedingt verlassen möchten, wahrscheinlich weil zu ihrer Anlage und zu ihrem Leben ein Leidensdruck gehört und nur über diese Schiene das Sein erfahren werden kann.
Es gibt ja z.b. diese "Berufsoptimisten", die in jeder noch so beschi....Situation noch etwas Gutes entdecken können, die immer obenauf sind - wenn man denen nun sagen würde: "..nun sei doch mal traurig, wein mal, fühl dich doch mal als Opfer...nimm doch mal eine andere Sichtweise an, sieh doch mal das ganze Elend in der Welt...." Dieser Mensch würde sich doch nur mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen, weil er garnicht in der Lage ist, sich als Opfer zu empfinden, weil er the winner ist.
Wir beurteilen den Optimisten und Gewinner durchaus positiv und das Opfer und den Verlierer bemitleiden wir, im günstigsten Fall. Ich finde von diesem Polaritätsdenken sollten wir uns verabschieden. Ohne Gewinner gibts keine Verlierer und umgekehrt.

lg
Gabi
 
Schöne Geschichte Martin. Danke! :)...
Lieben Gruß Fiona

Liebe Fiona,

da du schöne Märchen magst ...

Die Steinpalme:
Es war Spätnachmittag, und es war ein Wind aufgekommen, der leise über die Haare streicht und auf dem Gesicht eine Ahnung von Kühle hinterlässt.
Es war die Zeit, die zum Erzählen verfährt, ja, die Lust auf Märchen wurde so zwingend, dass alle den weisen Raman baten, doch eine seiner wundervollen Geschichten zu erzählen.
Der kluge, alte Mann lächelte. Er überlegte einen Augenblick und rief dann: „Wir treffen uns an der Steinpalme, wenn die Feuer angezündet werden!“ „Steinpalme? Was bedeutet das?“ riefen sie hinter dem Alten her.
„Sucht sie!“ Er sagte dies schon im Fortgehen. „Sucht sie! Der Baum ist nicht zu verfehlen.“ Noch ehe die Nacht plötzlich hereinfiel, hatten sie den Baum gefunden.
Neben den vielen Palmen am Strand, die in ihrer schlanken Schönheit wie winkende Frauen zu sein schienen, stand diese eine etwas abseits, doch so, dass ihre starken, dunkelgrünen Blattfächer die neben ihr stehenden Bäume leicht berührte.
Es war eine eigenartig geformte Palme!
Sie wirkte gedrungen, mit einem mächtigen Stamm und starken Fächern, die in ihren Bewegungen sichtbare Mäßigung zeigten und nichts von der Heiterkeit hatten, die alle anderen Palmen so weiblich machte.
Das Merkwürdigste aber war die Krone der Palme! Der Baum neigte sich mit seinen Blattfächcm zur Mitte hin.
„Seht nur genau hin“, sagte der alte Erzähler, der sich in ihre Mitte gesetzt hatte, „achtet- auf das nächste Wehen des Windes.“ Und sie konnten es sehen!
Als der Wind die Fächer der Bäume etwas auseinanderwehte, da sahen sie es: Im Herzen der Palme, dort, wo sonst die neuen, hellgrünen Triebe aus der Mitte des Stammes nach oben drängten, lag ein mächtiger, rötlicher Stein, ein Stein, wie unzählige am Strand herumlagen.
Raman ließ keine Zeit zum Fragen. Mit einer weiten Armbewegung zeigte er, dass sich alle im Kreis setzen sollen. Ein Feuer wurde in der Mitte angezündet, und die Nacht kam schnell und fiel über alles wie ein dunkles Tuch. Der Schein des Feuers erreichte den Stamm der großen Palme und malte auf den Schuppen bizarre Zeichen. Wenn eine Flamme hell aufflackerte, konnte man die Krone des mächtigen Baumes ahnen.
„Ihr wollt wissen, wie der große Stein dort oben hinaufgekommen ist?“ begann Raman seine Erzählung. „Nun, dies geschah vor vielen, vielen Jahren, als diese mächtige Palme noch ein winziger Bäumling war. Hier waren damals noch keine Häuser, und es gab auch noch keinen Brunnen. Nur einige Palmen standen am Strand. Ihnen und dem kleinen Palmbaum genügte das, was sie aus dem Sandboden an Nahrung und vom Himmel an Feuchtigkeit bekamen.
Die kleine Palme liebte das Meer und die Musik des Wassers. Sie liebte den leisen Wind an den Spätnachmittagen und die plötzlich hereinbrechende, oft kalte Nacht mit ihrer schattenlosen Dunkelheit. Und sie liebte den Mond in den klaren Nächten, dessen Licht harte Umrisse malt und auf dem Meer lange Streifen zieht, die eine Ahnung von Unendlichkeit geben.
Der kleine Baum wusste, dass wenige Meter hinter ihm die Wüste war. Aber er hatte keine Vorstellung von ihr, er wusste nicht, was wasserlos und leer bedeutete. Er war ein kräftiger, glücklicher Palmenschössling.
Bis zu dem Tag, an dem der Mann kam.
Er kam durch die Wüste. Er war tagelang umhergeirrt, hatte sein Hab und Gut verloren und war vor Durst und Hitze fast um den Verstand gekommen. Seine Hände brannten wund vom vergeblichen Graben nach Wasser, und alles an ihm und in ihm war grenzenloser Schmerz. So stand er vor dem Wasser, vor dem endlosen, weiten, salzigen Wasser.
Der Mann warf seinen ausgedörrten Körper in das Wasser hinein, aber in seinem Mund mit den aufgerissenen Lippen und der dickpelzigen Zunge brannte der Durst, den das Salzwasser nicht stillen konnte. Da packte ihn ein rasender Zorn. „Ich habe Anspruch auf Wasser!'“ schrie er. „Ich will leben, weil ich einen Anspruch darauf habe!“
Er griff nach einem großen Stein. Sein Zorn gab ihm Kräfte, die sein ausgedörrter Körper kaum noch hergeben konnte, und er schrie, schrie über die Grenzenlosigkeit des Wassers, schrie gegen die Unauslöschbarkeit der Sonne, schrie gegen die Wüste und hinauf zu den unerreichbaren Kronen der Palmen. Drohend hatte er den Stein erhoben. Seine Arme zitterten, und es schien, als wolle alle Kraft ihn endgültig verlassen. Da sah er neben den großen Palmen, zwischen Geröll und Sand, den Palmenschössling stehen, in hellem Grün und voller Hoffnung auf jeden neuen Tag. „Warum lebst du?“ schrie der Mann. „Warum findest du Nahrung und Wasser, und ich verdurste hier? Warum bist du jung und schön? Warum hast du alles und ich nichts? Du sollst nicht leben!“ Mit aller noch vorhandenen Kraft presste er den Stein mitten in das Kronenherz des jungen Baumes. Es knirschte und brach. Es war, ab vervielfachte sich das Knirschen und Brechen bis in die Unendlichkeit der Wüste und des Meeres. Und dann kam eine entsetzliche Stille!
Der Mann brach neben der kleinen Palme zusammen. Zwei Tage später fanden ihn Kameltreiber - man erzählt, dass er gerettet, wurde.
Von den Treibern hatte sich keiner um den kleinen, zerschmetterten Palmbaurn gekümmert. Er war unter der Last des Steines fast begraben, sein Tod schien unausweichlich. Seine heugrünen Fächerblätter waren abgebrochen, und in der heißen Glut der Sonne verdorrten sie schnell. Sein weiches Palmenherz war gequetscht, und der große Stein lastete so schwer auf dem zierlichen Stamm, dass er bei jedem leisen Windhauch abzubrechen drohte.
Doch der Mann hatte die kleine Palme nicht töten können. Er konnte sie verletzen, aber nicht töten.
Als sich in dem jungen Baum das entsetzliche Geräusch der brechenden Zweige, das Zerfasern der jungen Triebe und der brennende Scherz zusammenballten, als alles eine ungeheure, wolkenähnliche Masse von Schmerz und immer wieder Schmerz war, da regte sich gleichzeitig, daneben, ohne Verbindung zum Schmerz und allen zerstörenden Geräuschen, eine erste kleine Welle von Kraft. Und diese Welle vergrößerte sich, fiel in die Wellenbewegung des Schmerzes, wuchs, machte die Pausen zwischen Schmerz und Wieder-Schmerz länger und länger, bis die Kraft größer wurde als der Schmerz.
Der Baum versuchte, den Stein abzuschütteln. Er bat den Wind, ihm zu helfen. Aber es gab keine Hilfe. Der Stein blieb in der Krone, dem Herzen der kleinen Palme, und rührte sich nicht.
„Gib es auf“, sagte sich die kleine Palme, „es ist zu schwer. Es ist dein Schicksal, so früh zu sterben. Füge dich!“ Lass dich selber los. Der Stein ist zu schwer.“
Aber da war eine andere Stimme, die sagte: „Nein, nichts ist zu schwer. Du musst es nur versuchen, du musst es tun.“
„Wie soll ich es tun?“ fragte die Palme, „der Wind kann mir nicht helfen. Ich stehe allein in meiner Schwachheit. Ich kann den Stein nicht abwerfen.“
„Du musst ihn nicht abwerfen“, sagte wieder die andere Stimme. „Du musst die Last des Steines annehmen. Dann wirst du erleben, wie deine Kräfte wachsen.“
Und der junge Baum nahm in all seiner Not seine Last an und verschwendete keine Kraft mehr an das Bemühen, den Stein abzuschütteln. Er nahm ihn in die Mitte seiner Krone. Er klammerte sich mit langen, kräftiger werdenden Wurzeln in den Boden, denn er brauchte mit seiner doppelten Last einen doppelten Halt. Dann kam der Tag, an dem sich die Wurzeln der Palme so tief gesenkt hatten, dass sie auf eine Wasserader stießen. Befreit schoss eine Quelle nach oben, und sie hat diesen Platz hier zu einem Ort der Freude und des Wohlstands gemacht.
Nun, als der Baum festen Halt im Grund hatte und dort dauernde Nahrung fand, begann er, nach oben zu wachsen. Er legte breite, kräftige Fächerzweige um den Stein herum. Man konnte manches Mal meinen, dass er den Stein beschütze.
Sein Stamm gewann mehr und mehr an Umfang, und mochten auch alle anderen Palmen am Strand höher und lieblicher sein, der Palmbaum, den die Leute bald die Steinpalme nannten, war unbestritten der mächtigste Baum. Seine Last hatte ihn aufgefordert, und er hatte den Kampf gegen seinen Kleinmut aufgenommen. Er hat diesen Kampf gewonnen. Er hat eine Quelle freigelegt, die seither den Durst vieler löscht, und, was sicher das Wichtigste ist, der Baum hat seine Last angenommen und hoch hinausgetragen. Sie liegt auch heute noch auf seinem Herzen, aber sie ist in seinem Dasein an eine Stelle gerückt, die sich tragbar macht. Nur die äußere Last erscheint uns untragbar. Ist sie angenommen, wird sie Teil von uns selbst.
Raman, der Erzähler, legte beide Hände an den Stamm der großen Palme. Das Feuer war fast niedergebrannt. Die Zuhörer verließen einer nach dem anderen den Platz. Nur einer blieb noch. Er war spät gekommen und hatte ein wenig abseits gesessen. Er setzte sich nun zu Raman, und beide saßen lange ohne Worte.
„Ich bin der Mann, der den Stein auf die Palme gedrückt hat“, sagte der Mann. „Ich hatte es vergessen, doch deine Erzählung weckte alles wieder auf. Was soll ich tun? Ich fühle Schuld.“
„Dann trage diese Schuld wie der Baum den Stein“, antwortete Raman. "Nimm die Schuld an. Versuche, soviel du vermagst, davon in Liebe zu verwandeln. Vergiss dabei nicht, dass Liebe etwas ist, was man tun muss. Es nützt nichts, sie nur zu erkennen und um ihre Notwendigkeit zu wissen. Liebe ist Leben und wächst allein aus dem Tun.“
Die Männer saßen noch lange unter der Palme, und es war ein leichter Wind, der das Feuer wieder zum Brennen brachte.

aus: Wie viele Farben hat die Sehnsucht im Lucy Körner Verlag


Lieben Gruß

Martin
 
Schöne Geschichte Martin. Danke! :)...
Lieben Gruß Fiona

Liebe Fiona,

diese finde ich am Besten...

Es war einmal ein Gärtner...

Es war einmal ein Gärtner. Eines Tages nahm er seine Frau bei der Hand und sagte: „Komm, Frau, wir wollen einen Baum pflanzen.“ Die Frau antwortete: „Wenn du meinst, mein lieber Mann, dann wollen wir einen Baum pflanzen.“ Sie gingen in den Garten und pflanzten einen Baum. Es dauerte nicht lange, da konnte man das erste Grün zart aus der Erde sprießen sehen. Der Baum, der eigentlich noch kein richtiger Baum war, erblickte zum ersten Mal die Sonne. Er fühlte die Wärme ihrer Strahlen auf seinen Blättchen und streckte sich ihnen hoch entgegen. Er begrüßte sie auf seine Weise, ließ sich glücklich bescheinen und fand es wunderschön, auf der Welt zu sein und zu wachsen.„Schau“, sagte der Gärtner zu seiner Frau, „ist er nicht niedlich, unser Baum?“ Und seine Frau antwortete: „Ja, lieber Mann, wie du schon sagtest: Ein schöner Baum!“ Der Baum begann größer und höher zu wachsen und reckte sich immer weiter der Sonne entgegen. Er fühlte den Wind und spürte den Regen, genoss die warme und feste Erde um seine Wurzeln und war glücklich. Und jedes Mal, wenn der Gärtner und seine Frau nach ihm sahen, ihn mit Wasser tränkten und ihn einen schönen Baum nannten, fühlte er sich wohl. Denn da war jemand, der ihn mochte, ihn hegte, pflegte und beschützte. Er wurde lieb gehabt und war nicht allein auf der Welt. So wuchs er zufrieden vor sich hin und wollte nichts weiter als leben und wachsen, Wind und Regen spüren, Erde und Sonne fühlen, lieb gehabt werden und andere lieb haben. Eines Tages merkte der Baum, dass es besonders schön war, ein wenig nach links zu wachsen, denn von dort schien die Sonne mehr auf seine Blätter. Also wuchs er jetzt ein wenig nach links.„Schau“, sagte der Gärtner zu seiner Frau, „unser Baum wächst schief. Seit wann dürfen Bäume denn schief wachsen, und dazu noch in unserem Garten? Ausgerechnet unser Baum! Gott hat die Bäume nicht erschaffen, damit sie schief wachsen, nicht wahr, Frau?“ Seine Frau gab ihm natürlich recht. „Du bist eine kluge und gottesfürchtige Frau“, meinte daraufhin der Gärtner. „Hol also unsere Schere, denn wir wollen unseren Baum gerade schneiden.“ Der Baum weinte. Die Menschen, die ihn bisher so lieb gepflegt hatten, denen er vertraute, schnitten ihm die Äste ab, die der Sonne am nächsten waren. Er konnte nicht sprechen und deshalb nicht fragen. Er konnte nicht begreifen. Aber sie sagten ja, dass sie ihn lieb hätten und es gut mit ihm meinten. Und sie sagten, dass ein richtiger Baum gerade wachsen müsse. Und Gott es nicht gern sähe, wenn er schief wachse. Also musste es wohl stimmen. Er wuchs nicht mehr der Sonne entgegen.„Ist er nicht brav, unser Baum?“ fragte der Gärtner seine Frau. „Sicher, lieber Mann“, antwortete sie, „du hast wie immer recht. Unser Baum ist ein braver Baum.“ Der Baum begann zu verstehen. Wenn er machte, was ihm Spaß und Freude bereitete, dann war er anscheinend ein böser Baum. Er war nur lieb und brav, wenn er tat, was der Gärtner und seine Frau von ihm erwarteten. Also wuchs er jetzt strebsam in die Höhe und gab darauf acht, nicht mehr schief zu wachsen.„Sieh dir das an“, sagte der Gärtner eines Tages zu seiner Frau, „unser Baum wächst unverschämt schnell in die Höhe. Gehört sich das für einen rechten Baum?“ Seine Frau antwortete: „Aber nein, lieber Mann, das gehört sich natürlich nicht. Gott will, dass Bäume langsam und in Ruhe wachsen. Und auch unser Nachbar meint, dass Bäume bescheiden sein müssten, seiner wachse auch schön langsam.“ Der Gärtner lobte seine Frau und sagte, dass sie etwas von Bäumen verstehe. Und dann schickte er sie die Schere holen, um dem Baum die Äste zu stutzen. Sehr lange weinte der Baum in dieser Nacht. Warum schnitt man ihm einfach die Äste ab, die dem Gärtner und seiner Frau nicht gefielen? Und wer war dieser Gott, der angeblich gegen alles war, was Spaß machte?„Schau her, Frau“, sagte der Gärtner, „wir können stolz sein auf unseren Baum.“ Und seine Frau gab ihm wie immer recht. Der Baum wurde trotzig. Nun gut, wenn nicht in die Höhe, dann eben in die Breite. Sie würden ja schon sehen, wohin sie damit kommen. Schließlich wollte er nur wachsen, Sonne, Wind und Erde fühlen, Freude haben und Freude bereiten. In seinem Innern spürte er ganz genau, dass es richtig war, zu wachsen. Also wuchs er jetzt in die Breite.„Das ist doch nicht zu fassen.“ Der Gärtner holte empört die Schere und sagte zu seiner Frau: „Stell dir vor, unser Baum wächst einfach in die Breite. Das könnte ihm so passen. Das scheint ihm ja geradezu Spaß zu machen. So etwas können wir auf keinen Fall dulden!“ Und seine Frau pflichtete ihm bei: „Das können wir nicht zulassen. Dann müssen wir ihn eben wieder zurecht stutzen.“ Der Baum konnte nicht mehr weinen, er hatte keine Tränen mehr. Immerhin, er schien nun dem Gärtner und seiner Frau zu gefallen. Wenn auch alles keine rechte Freude mehr bereitete, so wurde er wenigstens lieb gehabt. So dachte der Baum. Viele Jahre später kam ein kleines Mädchen mit seinem Vater am Baum vorbei. Er war inzwischen erwachsen geworden, der Gärtner und seine Frau waren stolz auf ihn. Er war ein rechter und anständiger Baum geworden. Das kleine Mädchen blieb vor ihm stehen. „Papa, findest du nicht auch, dass der Baum hier ein bisschen traurig aussieht?“ fragte es.„Ich weiß nicht“, sagte der Vater. „Als ich so klein war wie du, konnte ich auch sehen, ob ein Baum fröhlich oder traurig ist. Aber heute sehe ich das nicht mehr.“„Der Baum sieht wirklich ganz traurig aus.“ Das kleine Mädchen sah den Baum mitfühlend an. „Den hat bestimmt niemand richtig lieb. Schau mal, wie ordentlich der gewachsen ist. Ich glaube, der wollte mal ganz anders wachsen, durfte aber nicht. Und deshalb ist er jetzt traurig.“„Vielleicht“, antwortete der Vater versonnen. „Aber wer kann schon wachsen wie er will?“„Warum denn nicht?“ fragte das Mädchen. „Wenn jemand den Baum wirklich lieb hat, kann er ihn auch wachsen lassen, wie er selber will. Oder nicht? Er tut doch niemandem etwas zuleide.“ Erstaunt und schließlich erschrocken blickte der Vater sein Kind an. Dann sagte er: „Weißt du, keiner darf so wachsen wie er will, weil sonst die anderen merken würden, dass auch sie nicht so gewachsen sind, wie sie eigentlich mal wollten.“„Das verstehe ich nicht, Papa!“„Sicher, Kind, das kannst du noch nicht verstehen. Auch du bist vielleicht nicht immer so gewachsen, wie du gerne wolltest. Auch du durftest nicht.“„Aber warum denn nicht, Papa? Du hast mich doch lieb, und Mama hat mich auch lieb, nicht wahr?“ Der Vater sah sie eine Weile nachdenklich an. „Ja“, sagte er dann, „sicher haben wir dich lieb.“ Sie gingen langsam weiter, und das kleine Mädchen dachte noch lange über dieses Gespräch und den traurigen Baum nach. Der Baum hatte den beiden aufmerksam zugehört, und auch er dachte lange nach. Er blickte ihnen noch hinterher, als er sie eigentlich schon lange nicht mehr sehen konnte. Dann begriff der Baum. Und er begann hemmungslos zu weinen.

„Die Farben der Wirklichkeit“. Ein Märchenbuch aus dem Lucy Körner Verlag


Alles Liebe

Martin
 
Huhu Gabi,:)

Gabi0405 schrieb:
Es gibt ja z.b. diese "Berufsoptimisten", die in jeder noch so beschi....Situation noch etwas Gutes entdecken können, die immer obenauf sind - wenn man denen nun sagen würde: "..nun sei doch mal traurig, wein mal, fühl dich doch mal als Opfer...nimm doch mal eine andere Sichtweise an, sieh doch mal das ganze Elend in der Welt...." Dieser Mensch würde sich doch nur mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen, weil er garnicht in der Lage ist, sich als Opfer zu empfinden,

Hmmm, sprichst du da von mir, Gabi? :D Genau das würde ich denken, sollte mir jemand eine grundsätzliche, elende Schlechtigkeit der Welt andichten wollen…Blind bin ich aber nicht, ich sehe schon „was ist“, aber ich weiß auch, und wenn mir eines die Astrologie beigebracht hat dann das: Nichts bleibt für immer schlecht oder gut. Und ich bin auch der Meinung, dass wir uns aussuchen können, wie wir eine ungute Situation erfahren – entweder man jammert und heult mit den Wölfen um die Wette, rauft sich das Haar, zerreist sich die Kleider und wirft sich glühende Asche auf den Kopf oder sagt sich, warum immer mir dies widerfahren ist, es wird seinen Sinn haben, auch wenn sich dies mir erst später offenbaren wird. Aber als „Berufsoptimist“ habe ich von vornherein die Einstellung:“ Es wird alles gut werden“. Und weißt du was? Das wird es dann auch meistens……:)


Übrigens empfinde ich Martin nicht als Opfer. Er steht zu seinem Standpunkt, ohne ein Spielball der widrigen Umstände zu sein. Da er m.E. genau weiß, wo er steht, aber aus bestimmten Gründen nur so oder so agiert, empfinde ich es lediglich als „Martin-hat-eben-diesen-Standpunkt-und-fertig-Methode“*gg;)



LG
Silke
 
...
Übrigens empfinde ich Martin nicht als Opfer. Er steht zu seinem Standpunkt, ohne ein Spielball der widrigen Umstände zu sein. Da er m.E. genau weiß, wo er steht, aber aus bestimmten Gründen nur so oder so agiert, empfinde ich es lediglich als „Martin-hat-eben-diesen-Standpunkt-und-fertig-Methode“*gg;)
LG Silke

Liebe Silke,

dein Mann muss sehr glücklich sein mit dir als Partnerin.

Danke dir

Lieben Gruß

Martin
 
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Liebe Silke,

dein Mann muss sehr glücklich sein mit dir als Partnerin.

Danke dir

Lieben Gruß

Martin



Na ja, Martin, ich habe meine Vor- aber auch meine Nachteile, wie jeder Mensch.... Aber das Gute ist: Mein Mann liebt mich mit beiden Anteilen - :banane: und ja: Vielleicht auch gerade deshalb, weil


glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist....;)


LG
Silke
 
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