Liebe Fiona!
Wobei ich nun erst mal nachfragen möchte, was Du mit "aufregen" wirklich meinst. Ich hatte im weiteren Threadverlauf den Eindruck, dass das hier ein wenig mehr Gewicht erhalten hat als es womöglich wirklich besitzt ... ist das ein Aufregen, das Dich erbeben lässt, ein aus der Haut fahren, ein Ärger, der Dich Stunden lang besetzt ... oder ist das eher eine mehr intellektuelle Empörung, dass der "Andere" da eine Regel verletzt, an die ich mich selbst halte und der damit mein System verunsichert? So eine Versuchung, für den Nachbarn Partei zu ergreifen... da scheiden sich ja oft die Wege - die einen neigen dazu, gleich heftig mitzuschimpfen, die anderen solidarisieren sich mit dem Angegriffenen, wiederum andere halten sich einfach raus ("Was gehen mich mein Nachbar und der, der über ihn lästert, an?"), was ich auch nicht unbedingt für den "Weg des Herzens" halte, und ... was wäre hier die angemessene Reaktion auf den Weg des Herzens? Und gibt es einen Grund, sich wegen eines Ausrutschens in den Straßengraben dieses Weges mehr Gedanken zu machen als "Hmm, was war da nun? Wie könnte ich damit umgehen, damit ich mich nächstens besser damit fühle?" ... ist dieser "Weg des Herzens" ein Ideal, mit dem ich mich permanent kasteien kann, weil ich's eh nicht erreiche und weil ich irgendein inneres Bild von mir habe, dass ich's eh nicht erreiche, oder könnte das womöglich ein Weg sein, der einfach stolpernd und nicht immer schnurgerade gegangen sein möchte, weil ich eben nicht jedem Risiko aus dem Weg gehe, nicht immer auf Nummer Sicher gehe? Dann könnte ich dem Anderen, über den ich mich ärgere, und worüber ich mich aufrege, dass ich mich ärgere... also dem könnte ich dann sogar dankbar sein, dass ich die Chance bekommen habe, ein Stück Weg neu zu sehen und für mich zu entdecken.
Psychopharmaka - auch homöopathische - würde ich da wirklich erst in Betracht ziehen, wenn sich das als quasi regelmäßig auftretende, chronische Reaktion eingeschliffen hat und andere Möglichkeiten der Einstellungs-/Verhaltensänderung nicht wirken. Oder ich reg mich einfach von Herzen auf...
Alles Liebe,
Jake
Ich nehme an, das könnte wohl das Motiv vieler Eremiten gewesen sein, sich in die Abgeschiedenheit zurückzuziehen, um sich dem Risiko zu entziehen, sich von anderen zu einer Abkehr vom gewählten Weg provozieren zu lassen.Den Weg des Herzens geht man einfach, bzw. man folgt ihm. Aber um festzustellen, ob man noch auf dem Weg des Herzens ist, braucht es schon den anderen. Alleine in seinem Kämmerlein, ist es leicht über „richtige Wege“ zu sinnieren. Auch im Gespräch mit „Gleichgesinnten“ – Alles kein Problem. Aber wehe man trifft mal auf jemanden, der das anscheinend anders praktiziert.
Ja, hat uns ja auch niemand versprochen, dass es einfach werden würdeEin praktisches Beispiel hatte ich die Tage: Unser Nachbar hat für seine 800 qm. Rasen einen Aufsitzmäher. Ich kann den Nachbar gut leiden und bin auch der Meinung, es geht mich nichts an, wie er seinen Rasen mäht. Jemand anderer spricht mit mir darüber und regt sich dabei auf. Darauf hin reg ich mich auf, dass der sich aufregt. Und genau das zeigt mir doch, dass der Weg des Herzens ja auch den, der sich aufregt einschließen sollte – was mir aber schwer fällt. Und so was Ähnliches passiert andauernd. Alles nicht so einfach...
Psychopharmaka - auch homöopathische - würde ich da wirklich erst in Betracht ziehen, wenn sich das als quasi regelmäßig auftretende, chronische Reaktion eingeschliffen hat und andere Möglichkeiten der Einstellungs-/Verhaltensänderung nicht wirken. Oder ich reg mich einfach von Herzen auf...
Alles Liebe,
Jake