was ist eine systemische Familientherapie?

Christoph schrieb:
Ob z.B. die immer und immer wieder wiederholte Verbreitung von Unwahrheiten allerdings zu Meinungsfreiheit gehören

Euer Richtungsstreit, und darum handelt es sich, interessiert mich nicht. Beides ist Meinung und wird hier zugelassen. Versteh das doch endlich.

Christoph schrieb:
oder Diffamierung als "Sektenmitglied"

Das habe ich ohnehin unterbunden und soetwas wird hier auch nicht Raum gegeben.

Und jetzt zurück zum Thema. Ich werde ab sofort alle Off-Topic-Themen gnadenlos entfernen.
 
Werbung:
Hallo

Code:
schatten ist die andere seite des lichts, und viele scheinen mir "schattenarbeit" als kampf gegen ihren schatten zu verstehen. da kommt dann leicht auch das licht unter die räder.
Mmh ja das habe ich bisher immer gemacht...

Code:
nun, ich nehme an, dass du nicht als trübe funzel durchs leben gehen willst und schattenarbeit eher als integration deiner "dunklen seelenanteile" siehst. da kann das stellen gut unterstützen. und: der schatten ist unter anderem auch eine gute kraftquelle, wenn du ihn lässt...
funzel: *grins*
mmh stimmt, genauso habe ich mir das gedacht bzw vorgenommen (nicht im Sinne eines Zwangs) Meinst du, Schatten sind auch eine Motivations- bzw Antriebsquelle. Ich glaube ich versteh was du meinst, mir fällt bloss grad keine Formulierung dafür ein. Oder vielleicht so: Wenn kein Schatten mehr da ist, dann hat man keine Motivation weiter zu lernen, keine Antriebskraft, keinen GRUND sich in beWEGung zu setzen...

Deine Beiträge sind immer sehr interessant & informativ - Danke
LG Sunny333
 
Hallo!
Ich hatte heute den Termin. Es ist eine ältere Dame. Sie ist wirklich sehr kompetent und nett und sie hat ein Gespür dafür, wann sie mit fragen aufhören muss, weil es mir zu viel wird. Sie meinte, ich sie intelligent *freu* sie meinte auch, dass ich schon sehr viel erlebt habe. Die Therapie enthält auch die Familienaufstellung, allerdings werden wir zuerst an der Stabiliät meiner Psyche arbeiten. Es war sehr interessant. Ich glaube, das ist mal ein anderer Ansatz, denn "normale" Gesprächstherapie hat mir noch nie geholfen, das ist jetzt mal was andres.
LG Sunny333
 
Hier die offizielle Stellungnahme und Richtigstellung der IAG dazu noch mal im Wortlaut (weil die fehlt jetz nun auch wieder):

IAG schrieb:
Stellungnahme des Vorstandes der

Internationalen Arbeitsgemeinschaft Systemische Lösungen

nach Bert Hellinger e.V. (IAG)


zur Report-Sendung am 19.04.2004





In der oben genannten Sendung wurden bekannte Vorurteile gegen die Aufstellungsmethode wiederholt. Wie schon bei anderen Sendungen und Zeitungsartikeln wurden aus komplexen Prozessen der Aufstellungsarbeit Einzelaussagen herausgelöst, die dann als Beleg für Unterstellungen dienten. Wir meinen: Mit journalistischer Sorgfalt haben solche Berichte wenig zu tun.



Report behauptet in dieser Sendung:
  • Bert Hellinger verbreitet antisemitisches und faschistisches Gedankengut
  • Die Methode des Familienstellens sei unwissenschaftlich
  • Systemaufstellungen schaden den Menschen



Zu 1.: Der Vorwurf des Antisemitismus und Faschismus



In dem Report-Beitrag wird Bert Hellinger als Faschist dargestellt, weil er gegenwärtig in einem Hause wohnt, das früher auch Adolf Hitler bewohnte und weil er in seinem neuesten Buch einen Beitrag über Adolf Hitler geschrieben hat.





a) Die Tatsachen

Bert Hellinger hat sich vor einiger Zeit in Berchtesgaden ein Haus gekauft, das er im Herbst des letzten Jahres beziehen sollte. Weil der Mieter des Hauses verspätet ausgezogen war, brauchte das Ehepaar Hellinger für einen Zeitraum von etwa zehn Monaten eine Übergangswohnung. In Berchtesgaden und Umgebung war niemand bereit, ihnen für einen so kurzen Zeitraum ein entsprechendes Quartier zu vermieten. Als dann der Bauunternehmer, der mit der Renovierung des gekauften Hauses beauftragt war, übergangsweise die Wohnung in Bischofswiesen anbot, nahmen Bert Hellinger und seine Frau das Angebot an. Report konstruiert aus dem vorübergehenden Einzug in eine Wohnung, die zum Komplex der ehemaligen "kleinen" Reichskanzlei gehört, einen Beleg, Hellinger sei von faschistischem Gedankengut geprägt.





b) Der Text über Hitller

Zur Unterstreichung des Faschismusvorwurfes wird ein Textfragment hinzugefügt, das einem kurzen Kapitel mit der Überschrift „Hitler“ aus dem neuesten Buch von Hellinger „Gottesgedanken“ entstammt. Zitiert wird nur die erste Zeile „Manche betrachten Dich als einen Unmenschen, als ob es jemanden gegeben hätte, den man so nennen darf“. Alles weitere wird unterschlagen.













Liest man den gesamten Text sorgfältig und weiß nur ein wenig von dem, was die Tiefenpsychologie seit Siegmund Freud zur Dynamik des Unbewussten zusammengetragen hat, dann wird evident, dass sich Hellinger in diesem Kapitel am Beispiel Adolf Hitlers mit dem auseinandersetzt, was wir nicht glauben zu sein, verdrängen und nach außen projizieren. Die Tiefenpsychologie versteht unter verdrängten und verleugneten Persönlichkeitsanteilen das, was wir sind, aber bei uns selbst und in unseren Bezugsgruppen nicht wahrnehmen wollen, was aber dennoch in uns ist und sich im Sinne der „Wiederkehr des Verdrängten (s. Freud) Bahn bricht, wenn wir es nicht in uns erkennen und integrieren.

Es ist ein in der Geschichte regelmäßig wiederkehrendes Phänomen, dass die Behauptung, die Anderen seien die Unmenschen, und die Lokalisierung eines „da draußen“ gelegenen Reiches des Bösen bei uns selbst und in den eigenen Reihen zu besonders bösartigen und destruktiven Handlungen im Namen des Guten führen kann, wofür die aktuellen Konfliktherde der Welt genügend Beispiele liefern.





c) Einschätzung der Arbeit Hellingers durch einen Israeli

Haim Dasberg, Israeli, Professor in Tel Aviv, Vertreter des „Nationalen Israelischen Zentrums für die psychosoziale Betreuung von Überlebenden des Holocaust und ihrer Nachkommen“ schreibt im Geleitwort des Buches von Bert Hellinger „Rachel weint um ihre Kinder“: „Seitdem war ich bei vielen Familienaufstellungen anwesend und habe ihre Wirkung an mir selbst erfahren. Sie eröffnen einen Zugang zu lange eingefrorenen Gefühlen, die nach dem Verlust der vielen Angehörigen im Holocaust sich zeigen und gelebt sein wollten, die aber zurückgehalten und verdrängt wurden. Hier konnten sie auftauen und erfahren werden. Die toten Angehörigen kamen wieder in den Blick und die Liebe zu ihnen und die Trauer um ihren Verlust wurden tief gefühlt. In den Aufstellungen werden diese Gefühle geachtet und dürfen sich zeigen. Am Ende sind die Lebenden mit den Toten und deren Schicksal versöhnt.“ Und weiter unten: „In den Familienaufstellungen, die in diesem Buch beschrieben werden, zeigt Hellinger: Wenn die Stellvertreter beider Seiten – der Täter und der Opfer – aufeinander zugehen und gemeinsam über die Toten trauern und weinen, entsteht vor ihren Augen und in ihrem Herzen ein Bild, wie die Versöhnung zwischen ihnen gelingt und wie ein Kreis sich endlich schließt.“



Soweit Haim Dasberg zur Aufstellungsarbeit. Er ist gewiss berufener, über die Aufstellungsarbeit und Hellingers angeblichen Antisemitismus zu urteilen. Angesichts der Verdienste von Bert Hellinger um die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen wird deutlich, wie grotesk die Unterstellung ist, er würde antisemitisches und faschistisches Gedankengut verbreiten.



Ganz besonders merkwürdig argumentiert in diesem Zusammenhang Prof. Weber in der Report-Sendung, wenn er sagt, dass in den Aufstellungen Begriffe wie „Halb- oder Vierteljude“ gebraucht werden, die sich auch im Rassengesetz des Dritten Reiches finden, womit bewiesen sei, dass die Aufstellungsarbeit den nationalsozialistischen Rassenideologien folge. Die den Opfern von den Nationalsozialisten zugeschriebenen Begriffe müssen in den Aufstellungen als Teil der damaligen unmenschlichen Realität natürlich beim Namen genannt werden, um die Bindung an entwertende unmenschliche Identifikationen überhaupt lösen zu können. Das gilt sinngemäß ebenso für jeden anderen Völkermord und für die daran als Opfer und Täter Beteiligten, wenn es darum geht, für sie und ihre Nachkommen Lösungen zu finden.

Zu 2.: Der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit

Zum Beleg der Unwissenschaftlichkeit wird Colin Goldner zitiert, der einem „Forum kritische Psychologie“ angehört, und der einen"heiligen" Krieg führt gegen Bert Hellinger und das Familienstellen, gegenChristian Science, die Zeugen Jehovas, Feng Shui, Ajurveda und den Dalai Lama.

a) Wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit von Psychotherapie

Die Aufstellungsarbeit wird überwiegend in psychotherapeutischen Kontexten in kleinen Gruppen von 15 bis 25 TeilnehmerInnen eingesetzt, Den Psychotherapeuten, die dies machen, wird pauschal unterstellt, sie würden auf Diagnostik, Indikationsstellung, Verlaufsbeobachtung und katamnestische Überprüfung verzichten. Natürlich ist dies nicht so. Psychotherapeuten, die sich im Rahmen einer Therapie für eine Aufstellung entscheiden, haben in der Regeleine klassische Diagnostik durchgeführt, eine Therapie begonnen und sind in der Therapie aufgrund bestimmter Signale zu der Entscheidung gekommen, dass eine Familienaufstellung indiziert ist. Sie führen diese Aufstellung durch, setzen die Therapie danach fort und finden meist heraus, dass die positive Wirkung der Aufstellung die Therapiedauer verkürzt und oftzu Symptomfreiheit führt.



Den Psychotherapeuten, die die Aufstellungsmethode als sinnvolle Ergänzung ihrer Methodik ansehen, kann man natürlich fehlende Wissenschaftlichkeit unterstellen, weil ein umfassender Wirkungsbeweis der Methode noch fehlt.



Zunächst zur Frage, welcher Nachweis erbracht werden soll: Es gibt verschiedene Formen des Nachweises der Wissenschaftlichkeit, die unterschiedlichen Zielen dienen. Der „große“ Nachweis der Wissenschaftlichkeit und Wirksamkeit beim Wissenschaftsminister wird vor allem geführt, um die Zulassung zur Kassenabrechnung zu bekommen. Über den „großen“ Nachweis hinaus gibt es Studien und Fallberichte, in denen die Wirksamkeit der Methoden belegt werden, die aber insgesamt nicht umfassend genug sind, um den Zugang zur Kassenabrechnung zu ermöglichen.



In Deutschland ist dies bisher nur drei Schulen gelungen jeweils erst nach langjährigen Bemühungen und Kämpfen, nämlich der tiefenpsychologisch-fundierten Therapie, der Verhaltenstherapie und der klientenzentrierten Therapie. Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Therapie haben die Zulassung erhalten, die klientenzentrierte Psychotherapie hofft darauf. Der Vorwurf, die Aufstellungsmethode habe diesen „großen“ Nachweis bisher nicht erbracht, ist völlig nichtssagend, denn er kann noch gar nicht vorliegen. Es gibt keine einzige therapeutische Schule, die in der Lage war, einen Wissenschaftlichkeitsnachweis zehn Jahre nach ihrer Begründung als Methode zu liefern. Das kann eine neu entstandene Methode in so kurzer Zeit nicht leisten und das hat es in der Geschichte der Psychotherapie bisher nicht gegeben. Die Entwicklung, Durchführung und Auswertung wissenschaftlicher Projekte braucht mehr Zeit.



Darüber hinaus gilt der fehlende Nachweis der Wissenschaftlichkeit vor dem Wissenschaftsminister für alle nicht kassenzugelassenen Methoden wie die Gestalttherapie, das Psychodrama, die Hypnotherapie, die Transaktionsanalyse, das NLP, das EMDR, systemische Therapieformen etc.. Diesen müsste man dann ebenso fehlende Wissenschaftlichkeit nachsagen. Des Weiteren gelangen auch innerhalb der bereits anerkannten therapeutischen Schulen Methoden zur Anwendung, von denen nicht alle isoliert für sich genommen einen wissenschaftlichen Nachweis erbringen konnten. Das gilt für alle neu entstehenden Methoden, denn die Therapieschulen entwickeln sich ja weiter, aber auch für einige schon länger existierende Verfahren innerhalb dieser Schulen.





b) Erste Nachweise für die Wirksamkeit des Familienstellen und Initiierung weiterer Forschung

Qualitative Nachweise gibt es für all diese zuletzt genannten Methoden in Form von Fallberichten und wissenschaftlichen Studien. Eine ganze Reihe qualitativer Nachweise im Sinne von Fallstudien existieren auch für das Familienstellen (s. dazu zahlreiche Veröffentlichungen in der Fachzeitschrift „Praxis der Systemaufstellung“). Die erste quantitative Untersuchung zum Familienstellen wurde vorgelegt von G. Höppner unter dem Titel: "Heilt Demut - wo Schicksal wirkt?" Eine Studie zu Effekten des Familienstellens nach Bert Hellinger, Profil-Verlag München-Wien. Weitere Studien werden in Kürze publiziert, so eine aufwendige Arbeit von P. Schloetter über Positionen der Stellvertreter (Dissertation an der Universität Witten-Herdecke bei Prof. F. Simon.) und eine Studie von A. Mahr und H. Brömer über die Wirkung des Familienstellens bei der Rehabilitation Suchtkranker.











Und im Unterschied zum Report-Bericht, der Erfolge verschweigt, findet sich auf der Internet-Seite von 3sat über die Sendung vom 05.12.2003 folgender Abschnitt: „Der Sohn von Jörg P. litt an einer schweren Hautkrankheit. Die Eltern suchten Rat bei Ärzten und Psychologen. Vergeblich. „Dann machten wir eine Familienaufstellung. Kurz darauf war mein Sohn geheilt.“ Auf dem Kongress zur Aufstellungsarbeit 2005 in Köln wird der Stand der Forschung ein wichtiges Thema sein.



Die Psychotherapeuten innerhalb der IAG setzen sich intensiv mit der Frage der Wirksamkeit von Aufstellungen auseinander und beraten Indikationskriterien und Qualitätskriterien, die zu einer Zulassung in „systemischer Aufstellungsarbeit“ führen soll. Ihnen fehlendes Verantwortungsbewusstsein und Handeln aus Geldgier zu unterstellen, ist unredlich und zeugt davon, dass kein ernsthafter Einblick in die Aufstellungsarbeit genommen wurde. Die verantwortungsvoll vorgenommene Einbeziehung der Aufstellungsmethode in die Psychotherapie verkürzt in vielen Fällen den therapeutischen Aufwand und führt zu einer rascheren Verringerung der Symptomatik.





c) Zu den Grundlagen der Aufstellungsarbeit / von Systemaufstellungen

Die Aufstellungsarbeit versteht sich, ganz ähnlich wie die Psychoanalyse, nicht lediglich als eine psychotherapeutische Theorie und Praxis sondern als ein grundlegendes metawissenschaftliches Modell, das Prinzipien formuliert hat für eine Reihe von Anwendungsgebieten wie Psychotherapie, Sozialarbeit, Erziehungswissenschaften, Organisationsentwicklung und Organisationspsychologie, Friedensforschung und Versöhnungsarbeit etc.. In der Wissenschaftsgeschichte war die Philosophie diese übergreifende Wissenschaft und nicht umsonst nennt Hellinger seine Arbeit heute „angewandte Philosophie“. Die von Hellinger fundierte und von einigen seiner Schüler ergänzte und erweiterte Aufstellungsarbeit formuliert einen neuen phänomenologisch-systemischen Ansatz, der zu den in den 50er Jahren unter anderem von Bateson (Ökologie des Geistes) entwickelten und zu den konstruktivistischen Systemtheorien der Heidelberger Schule hinzugetreten ist.
./ Teil 2
 
IAG schrieb:
Zu 3.: Systemaufstellungen schaden den Menschen



a) Aufstellerliste und Beschwerdestelle der IAG

Die Verbreitung der Aufstellungsmethode hat in einem ungeahnten Maße zugenommen. Viele Menschen haben angefangen, Familien und andereSysteme aufzustellen. Bert Hellinger selbst hat die Menschen ermuntert, Erfahrungen mit der Methode zu sammeln und sie anzuwenden. Von daher gibt es eine große Anzahl von Anbietern. Die IAG ist sich bewusst, dass es dadurch auch zu Problemen kommen kann. Sie hat deshalb schon vor vielen Jahren eine Liste erfahrener Aufsteller angeboten, ständig aktualisiert und einen Kriterienkatalog entwickelt, der Qualitätsstandards definiert. Dieser Kriterienkatalog wird gegenwärtig für die unterschiedlichen Anwendungsgebiete überarbeitet und differenziert.



Die IAG hat zudem eine Beschwerdestelle eingerichtet, eine sogenannte Ombudsstelle, bei der negative Aufstellungsergebnisse eingereicht und Beschwerden abgegeben werden können. Obwohl all dies bekannt ist und auf der Homepage der IAG (www.iag-systemische-loesungen.de)oder über die Geschäftsstelle abgerufen werden kann, wird diese Schlichtungsstelle praktisch nicht in Anspruch genommen. Wir halten dies für ein gutes Zeichen, werden aber diese Stelle noch stärker bekannt machen, damit Kritik bei uns ankommt und wir korrigierend bei den Betroffenen und den Kritisierten eingreifen können.



Natürlich ist die Aufstellungsmethode weder der Stein der Weisen noch ein Allheilmittel. Natürlich gibt es auch fehlerhafte Aufstellungen und schlechte Aufstellungsergebnisse. Konstruktive Kritik an mangelnder Qualifikation und schlechten Aufstellungen ist notwendig und nützlich. Sie bringt eine Differenzierung der Qualitätsstandards und fordert alle Praktizierenden auf, Forschungsprojekte zu intensivieren.

b) Bedeutung der ersten Bindungserfahrungen

Für Außenstehende, die Aufstellungen noch nie erlebt haben, ist die Aufstellungsarbeit manchmal schwer zu begreifen. Da stehen Menschen im Raum, werden von intensiven Gefühlen gepackt und machen Aussagen, von denen jene, die ihr System aufgestellt haben, später sagen „genau das hätte meine Mutter auch gesagt.“ Wir Menschen nehmen uns anscheinend räumlich wahr, ohne uns dessen bewusst zu sein. Nähe und Distanz, gegenüber oder nebeneinander, anschauen oder wegschauen sind Parameter, die Bedeutung haben, aber auch, wer mit wem steht und wer von der Gruppe ausgeschlossen wird. Wie die Wirkung der Aufstellung zustande kommt, ist noch unbekannt.

Es gibt eine Reihe von Erklärungsansätzen, über Feldtheorien bis hin zu Formen unbewusster Kommunikation. Aber dass eine Wirkung zustande kommt, ist unbestritten. Man kann sie selbst erleben oder auch auf Videobändern nachvollziehen. Im überwiegenden Teil der Aufstellungen geht es um Familienaufstellungen und die Primärbeziehungen. Die Bedeutung der Primärbeziehungen betont in einem Psychologie Heute Interview (Mai 2004, S. 39) Klaus Grawe, Professor für klinische Psychologie

in Bern und Autor verschiedener Bücher, unter anderem über die Wirksamkeit von Psychotherapie und über schulenübergreifende Psychotherapie, der sich in letzter Zeit stark mit der Neuropsychotherapie auseinandergesetzt hat. In diesem Interview spricht er von deutlichen Zusammenhängen zwischen Bindungserfahrungen in der Kindheit und emotionaler Dysregulation. Und dass zur Behebung von Bindungen, die als traumatisch erlebt wurden, Beziehungserfahrungen wichtig und erforderlich sind.


c) Irritationen und Missverständnisse

Die meisten Missverständnisse tauchen auf im Zusammenhang mit derBearbeitung von traumatisch empfundenen Beziehungen. Interessanterweise sind die Widersprüche im Regelfall stärker bei den Zuschauern der Aufstellungen, als bei den Betroffenen selbst, die meist eine tiefe Zustimmung und umfassende Änderung bei sich erleben. Menschen, die eine Beziehung als traumatisch erlebt haben, kommen häufig in eine Opferrolle hinein, die sie an den Täter bindet. Erinnerungen an traumatische Situationen sind von intensiven Gefühlen begleitet wie Hass, Wehrlosigkeit, Ekel, Angst etc. Diese intensiven Gefühle binden das Opfer an die traumatischen Ereignisse und an die damit verbundenen Personen.

Ziel der Arbeit ist es, die Lösung von den alten Gefühlen und vom Täter zu ermöglichen. In der Auseinandersetzung mit dem Täter werden deshalb Kontextveränderungen vorgenommen, die die Betrachtung des Ereignisses und des Täters aus einer anderen Perspektive und aus einer größeren Distanz ermöglichen. Es kommt zu mehr innerer Ruhe, das Ereignis und der Täter rücken weiter weg und die in der Vergangenheit gebundenen Kräfte stehen den Menschen im Alltag wieder mehrzur Verfügung.

Wie gesagt, die Betroffenen erleben die Aufstellungen für sich als hilfreich und befreiend, doch die Betrachter sind oft irritiert und verstehen den Prozess nicht. Sie beginnen, sich mit den Opfern zu identifizieren, entrüsten sich, obwohl die Betroffenen mit der Arbeit einverstanden sind.

Wir sind uns mittlerweile im Klaren darüber, dass mit der Aufstellungsarbeit zentrale Tabus und festgefahrene Vorstellungen von Gut und Böse radikal und dazu noch in aller Öffentlichkeit angegriffen werden. Entrüstung und Kritik sind Teil jenes Widerstandes, der dadurch unweigerlich ausgelöst wird. Von unserer Seite aus fehlte offenbar eine verständnisvollere Vermittlung dieser komplexen Vorgänge und Inhalte, da sich viele Menschen in diesen neuen Räumen nicht sofort orientieren können. Die IAG will auch in diesem Sinne ihre Öffentlichkeitsarbeit aktivieren. Von daher soll auf dem Kongress 2005 auch der Umgang mit Tabuthemen ausreichend besprochen werden.

Der pauschal verurteilende Eindruck, der in Zeitungsartikeln und Sendungen wie dem Report-Bericht vom 19.04.04 weiter gegeben wird, die Aufstellungsarbeit schade Menschen, ist keineswegs aufrecht zu erhalten. Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die eine Systemaufstellung gemacht haben, ist

durchaus zufrieden und bereichert. Wie soll man sich sonst den großen Erfolg dieser Methode erklären?

Wir werden unsere Anstrengungen verstärken, diese Methode weiter zu entwickeln, stärker zu fundieren und nachzuweisen, dass mit Hilfe der Aufstellungsmethode effizient gute Lösungen für verschiedenste Konfliktsituationen gefunden werden können.

Die IAG und Bert Hellinger

Abschließend einige Anmerkungen zur Beziehung der IAG zu Bert Hellinger. Die Aufstellungsmethode hat sich im vergangenen Jahrzehnt rasantundumfassend weiterentwickelt. Auch andere Fachleute haben Ergänzungen und Erweiterungen in die Arbeit hineingebracht. Das gesammelte Wissen über Aufstellungen ist dadurch mehr als das von Bert Hellinger. Dennoch ist die Aufstellungsmethode von Bert Hellinger in ihren wesentlichen Bestandteilen entwickelt und fundiert worden. Er brachte und bringt eine Vielzahl bahnbrechender Erkenntnisse und Einsichten in die Welt, von denen viele Menschen profitieren. Und er ist einer der bekanntesten lebenden Therapeuten weltweit.

Alle, die mit Systemaufstellungen arbeiten, haben viel von ihm bekommen und fühlen sich ihm verbunden. Dieser Verbundenheit werden sie am meisten gerecht, wenn sie ihrerseits die wesentlichen Einsichten Hellingers weitertragen, die theoretischen und praktischen Erfahrungen weiterentwickeln und empirisch untermauern. Dazu gehören durchaus offene, auch kritische Auseinandersetzungen zu kontroversen theoretischen und praktischen Standpunkten, wie sie in einer Fachgesellschaft wie der IAG selbstverständlich sind. Das ist auch ganz im Sinne von Bert Hellinger. Er erwartet keine Gefolgschaft und auch keinen Verzicht auf Kritik.

Doch Kritik an Bert Hellinger kann nicht Forderungen enthalten, er solle bestimmte Wege nicht gehen oder anders sein als er ist. Die Achtung seiner Verdienste schließt die Achtung seiner Person und seiner persönlichen Handlungsentscheidungen ein, auch wenn sie von den eigenen Vorstellungen abweichen.

Es ist ganz natürlich, dass nicht alle den Weg nachvollziehen könne, den er geht. Deshalb hat sich auch in der Aufstellerszene mehr und mehr Kritik an seiner Person entzündet. Kritik, die nicht entwertet und in Beziehung bleibt, ist für die weitere Entwicklung notwendig und bringt das Ganze voran. So wie jeder Aufsteller für sich in Anspruch nimmt, seinen eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen folgen zu müssen, folgt auch Bert Hellinger seinen Einsichten. Verbunden sind wir durch die Arbeit, aber als ebenbürtige Partner, die unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und, wenn es gelingt, sich gegenseitig inspirieren können.

Die verschiedentlichin den Medien geäußerte Kritik an Bert Hellinger, wie beispielsweise jene Report-Sendung vom 19.4.04, erscheint uns im Wesentlichen unsachlich, diffamierend und bösartig. Der Vorstand der IAG stellt sich in diesen Fällen eindeutig hinter Bert Hellinger. Dies gilt auch für die Aufstellerinnen und Aufsteller, die im Zuge der Kritik an Hellinger angegriffen und diffamiert werden wie vor allem Prof. Matthias Varga von Kibed, Prof. Franz Ruppert, Dr. Robert Langlotz. In ähnlicher Weise werden diese Kollegen verunglimpft und an den Pranger gestellt. Wir wissen aus konkreter Anschauung, dass diese Kollegen ihre Arbeit verantwortungsbewußt und korrekt durchführen und stellen uns ausdrücklich auch hinter sie.

Bei allem Verständnis für andere Standpunkte und Sichtweisen, sind wir nicht länger willens vorsätzliche Ehrabschneidung und Kriminalisierungsversuche über uns ergehen zu lassen.
So weit der offizielle Verband der Systemaufsteller.
 
sunny333 hat eine klare frage gestellt und darauf einige antworten erhalten, hatte inzwischen auch - offensichtlich befriedigenden - kontakt mit ihrer beraterin und begleiterin (alles gute, sunny!) ... ich empfinde es als eine unnverschämte missachtung eines persönlichen anliegens, hier genau den diskurs wieder von vorn loszutreten, der bis zum erbrechen erst vor wenigen tagen in diesem forum geführt worden ist. was soll das, goldfisch? meinst du, inzwischen mehrfach widerlegte behauptungen und als fakten verkaufte agitation werden durch wiederholung ad infinitum glaubwürdiger? in der klassischen psychoanalyse, die du ja immer wieder vehement präferierst, laufen solche wiederholungszwänge unter der klassifikation neurose...

sunny, take it easy ... zum glück hat die praxis wenig mit solcher politischer agitation zu tun :)

alles liebe, jake
 
Hallo Jake,

ich sehe das genau so, wie du und werde auch weiter nicht auf diesen Agitator eingehen. Es geht um Anderes. Um Wirkungen an anderem Ort als diesem Forum.

Deshalb auch die ständigen Wiederholungen des gleichen Links vor allem. Was geschieht bei den Such maschinen, wenn auf ein Stichwort bestimmte Seiten immer häufiger verlinkt werden? Was macht z.B. Google dann mit seiner Auswahl, wenn sehr, sehr häufig zu einem Stichwort solche Texte bzw.Links gepostet werden? (Neben der Häufigkeit <bezüglich verschiedener Seiten> mit der ein Wortlaut gefunden wird, ist auch die Häufigkeit der Verlinkung ein Kriterium, das eine Seite z.B. bei Google "nach oben" befördert). Was findet man dann eines Tages ausschließlich bei denen auf den ersten zehn Seiten, wenn man z.B. "Familienstellen" eingibt? Es geht diese Leuten darum, Tatsachen zu schaffen (die es gar nicht gibt), indem die Manipulatoren ihre Falschbehauptungen immer häufiger mit dem Namen Hellinger und der Bezeichnung Familienstellen verbinden und so ins Netz stellen. Das ist eine sehr weit gehende Meinungsmanipulation.

Und jeder, der hier ein Anliegen hat, das dem Agitator brauchbar erscheint, wird dafür missbraucht.

Das war mein Grund, hier noch einmal den langen Text dagegen zu setzen. Sorry an Sunny!

Von mir aus können wir diese blödsinnige "Diskussion" einfach lassen. Aber das wird den Anderen da nicht stoppen.

Gruß
Christoph
 
hi christoph!

habe erst dieser tage erfreut festgestellt, dass google auch die forumsbeiträge hier schnell und gut gereiht erfasst (und mich ein wenig geschreckt, wie viel meiner eigenen schreibe, die eigentlich den aktuellen tag nicht überleben sollte, da als fundstelle angeboten wird...). im prinzip gebe ich dir recht... ich vertrau aber auch auf die intelligenz der menschen, die zwischen der wiederkäuer-peristaltik und fundierten aussagen und argumenten zu unterscheiden wissen. man kann's ja auch als outing der jeweils sich äußernden personen lesen, und da sind nicht immer die lauten stark, nur weil sie lautstark sind (anleihe bei k. wecker...)

alles liebe, jake
 
Werbung:
jake schrieb:
wiederkäuer-peristaltik
:lachen: *schreikreischvorlachen*

Deine Rhetorik ist wieder mal umwerfend!

Und zu dem Rest zitier ich mal wieder (ohne, dass es mein "Guru" wäre - er kanns halt besser sagen):

Wo es einen Unschuldigen gibt,
gibt es mehr Böse als zuvor.

...

Entrüstete entmündigen Opfer und Täter,
als hätten sie dazu ein Recht.

...

Ablehnung macht ähnlich.
Quelle: Hellinger, Bert: Verdichtetes, Heidelberg 2000, Seite 54

Lieber Gruß
Christoph
 
Zurück
Oben