Kurz gesagt heißt es ja: Ich kann spüren, wie sich der andere fühlt. Ich nehme den anderen so wahr wie er sich fühlt.
Kurz gesagt halte ich diese Grundannahme für schlichtweg falsch. Empathie beruht darauf, sich in die Lage eines Dritten
hineinzuversetzen: Wenn also zb. jemand davon erzählt, wie er sich in der Ubahn im Hochsommer die Nase zuhalten mußte, weil der Cocktail aus Döner, Schweiß und Alkoholdunst vom Vortag nicht zu ertragen war.
Das erzeugt sofort ein Bild des Erlebten, weil wir es vielleicht auch schon einmal erlebt haben, aber - und das ist wesentlich...wir haben es nie so erlebt, wie es der andere erlebt hat. So generiert die Empathie eine Verknüpfung zu einer Wahrnehmung, die wir abgespeichert haben, aber das ist
kein Direktes Wahrnehmen, sondern eine möglichst nah angenäherte Schau mit Selbstbezug.
Richtig deutlich kommt das in Situationen zu tragen, für die wir keinerlei Erinnerung oder Erfahrung abgespeichert haben.
Empathie für einen Adolf Hitler, zb. -oder für das Leid eine kranken Menschen, mit dessen Erkrankung wir keinerlei Erfahrung haben oder aber für den wir keine Empathie empfinden wollen...
Erzählt uns jemand von dem Leid, das er durch seine abgehackte Hand erfuhr, sein Leben eine völlig andere Bahn einschlug, weil die Karriere als Pianist dadurch jäh beendet wurde, können wir uns vorstellen, wie schlimm das sein muß, aber
Vorstellung ist keine Empfindung und dann gibt es Dinge,...
...die können wir uns noch nicht einmal vorstellen!
In der Psychotherapie ist ein empathischer Zugang zum Klienten wichtig, um mehr über Beweggründe und Bedürfnisse zu erfahren. Kein Therapeut spürt, was sein Klient spürt, da gäbe es keine Therapeut-Klient Situation, sondern da hätten wir es mit 2 kranken Menschen zu tun!^^
Daß sich das vermeintliche gleiche Empfinden oft nicht mit der Wahrnehmung deckt, sieht man bei "übertriebenen Empathologen", die dem Gegenüber dann erklären, wie schlimm das für sie sein muß, und jenes Gegenüber dann etwas verwirrt ist, weil so schlimm ist es nun auch wieder nicht...und dann, so ein bisschen selffullfilling hineinsteigern,
weil...
ist ja schon ein bisschen schön, das gleiche empfinden zu glauben, zumindest da, wo wir es wollen...
Selektive Wahrnehmung, die und zumindest die, ist dann aber die eigene xD