Was genau ist Empathie

.ist ja schon ein bisschen schön, das gleiche empfinden zu glauben,
Hier geht es weniger um schön, denn wenn sich die Wurzel des Sich-einfühlen-könnens in neurobiologischen Mechanismen begründet sieht, versteht man, dass das Nachahmen und Beobachten von Emotionen im Gehirn fast identische Erregungsmuster hervorruft.
 
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Hier geht es weniger um schön, denn wenn sich die Wurzel des Sich-einfühlen-könnens in neurobiologischen Mechanismen begründet sieht, versteht man, dass das Nachahmen und Beobachten von Emotionen im Gehirn fast identische Erregungsmuster hervorruft.

Das ist eine nüchterne, legitime Schau, aber die fehlt jenen, die daran glauben wollen "das Gleiche" zu empfinden.
Das erhebt die Empathie dann zur Religion^^

Über die Spiegelneuronen und selektive Wahrnehmung wurde auch schon nachgewiesen, daß selbst unsere eigene Wahrnehmung manipulativ ist und niemals objektiv, sondern immer subjektiv das Erlebte wiedergegeben wird.
Das Gehirn verarbeitet nur einen Bruchteil an Eindrücken dessen, was tatsächlich passiert, nämlich jenen, den wir unmittelbar brauchen und wahrzunehmen im Stande sind.

Wenn du 10 Menschen fragst, was sie in einer bestimmten Situation gesehen haben, kann es sein, daß du 10 verschiedene Antworten erhältst, die in 10 verschiedenen Erinnerungen gespeichert wird - und es kann sein, daß keine von diesen die objektive Wirklichkeit wiederspiegelt. (Bsp. Täterprofil Zeugenbefragung)

...und jetzt kommt ein Empath daher und will genau das sehen, was du gesehen hast...das geht sich nicht aus! xD

Darum ist das Fragen so wichtig....Was hast du gesehen?^^

Dazu gibts auch zahlreiche Tests, anbei 2 Beispiele zur selektiven Wahrnehmung:

Monkey Business Illusion:

Colour Changing Card Trick:

(Bei den Tests handelt es sich zwar nur um visuelle Reize, kann aber auf die gesamte Wahrnehmung (VAKOG) umgelegt werden.)
 
Kurz gesagt heißt es ja: Ich kann spüren, wie sich der andere fühlt. Ich nehme den anderen so wahr wie er sich fühlt.

Ist dies ein Wahrnehmungssinn, der unabhängig von den 5 physischen Sinnen existiert, oder liefern mir die 5 Sinne die Daten, die ich dann umsetze, also interpretiere?

Ein objektiver Wissenschaftler würde doch sagen, ich nehme mit meinen 5 Sinnen den Gegenüber wahr und interpretiere das. Ich erkenne die Mimik, die Gestik, die Körperspannung, Körperhaltung, Hautfarbe, ob er schwitzt etc. etc. und auch beim zuhören kann ich nicht nur den Inhalt des Gesagten hören, sondern da höre ich auch, ob sich die Tonhöhe verändert, er schneller oder langsamer redet, Dinge betont, ob er stockt etc.etc. und zusammenkommende Wahrnehmungen wie z.B. dass ihm die Tränen bei bestimmten Themen kommen. All das interpretiere ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und weiß dann dieser Mensch hat Demütigungen erfahren, oder Erniedrigung, Beleidigung etc. etc. Dies widerum löst dann bei mir Reaktionen aus, die denen gleichen, die der andere zeigt.

Wenn ich das so betrachte würde alle Empathie einfach nur auf einer guten Beobachtungsgabe beruhen plus exakter Interpretationsgabe aufgrund eigener umfangreicher Erlebnisse (hier müsste ich alle Emotionen durch eigene Erfahrung kennen, um sie bei anderen bestimmen zu können). Das würde heißen, dass das alles nur in mir passiert. Ein Argument, das dafür spricht ist z.B. die Tatsache, dass viele Empathen auch so reagieren, wenn sie Szenen aus einem Film anschauen, also gar kein direkter Gegenüber vorhanden ist

Ich selber neige dazu, anzunehmen, dass ich tatsächlich den Gegenüber wahrnehmen/spüren kann, im esoterischen Rahmen würde man da von "morphogenetischem Feld" sprechen. Aber wie kann man dies erkennen, und vielleicht auch abgrenzen von "nur im mir stattfindenen Zuständen"?

Wenn ich mich z.B. in Umfelder begebe, die sehr stark emotional aufgeladen sind, wie z.B. in der Fan-Kurve eines Fussballstadions, oder aber im religiösen Rahmen in Taize oder bei einem Voodoo-Ritual. Ganz sicher kann ich mich distanzieren, aber dann gehöre ich nicht mehr dazu - kann ich denn im Geschehen sein, mich identifizieren aber mich außerhalb des emotionalen Strudels befinden? Hier kommt das Thema "Hingabe" dazu, wenn ich mich hingebe, bin ich einfach voll drin und ich schwimme mit, egal wos langgeht. Was gebe ich auf, wenn ich mich hingebe?

Ich kenne einen Zustand, bei dem ich mich total anderen Menschen verbunden fühle - ich bezeichne das als "die Seele des anderen berühren". Was ist das? Ist das nur ein narzistisches Gefühl von einer Einheit, die nie erreichbar ist? Oder spüre ich da wirklich mit einem innern Sinn den inneren Sinn des Gegenübers? Es fühlt sich genau so an. Manchmal spüren die anderen Menschen das auch, manchmal spüren sie es nicht, oder sind verwirrt. Es passiert auch recht selten, da es etwas Übung und auch ein "Einlassen können" und ein "Einlassen wollen" voraussetzt.

Was sagt ihr dazu?

LGInti


Hi Inti

(ich habe bis jetzt noch nicht alle Beiträge gelesen, daher sorry, wenns Wiederholungen geben sollte)

Kurz gesagt heißt es ja: Ich kann spüren, wie sich der andere fühlt. Ich nehme den anderen so wahr wie er sich fühlt.

Das genau wäre ja die Frage. Nimmt man den anderen so wahr, wie er sich fühlt? Ist das wirklich möglich und wenn ja, wie? Die absolute Gewissheit, wahrzunehmen, was und wie ein anderer fühlt wäre nur in der Einheit möglich, sprich, man müsste selbst dieser andere sein. Nur, wer oder was ist man dann?

Ist dies ein Wahrnehmungssinn, der unabhängig von den 5 physischen Sinnen existiert, oder liefern mir die 5 Sinne die Daten, die ich dann umsetze, also interpretiere?

Die Frage, die sich hier stellt wäre, wer ist dieses "ich"? Nehmen wir an, du nimmst gerade wahr, wie jemand weint und fühlst mit seiner... Trauer(?) ...mit. Es entsteht in dir das Gefühl der Trauer... nun entdeckst du durch Geräusche, Laute, Mimik usw des Gegenübers..., dass dieser nicht weint, sondern lacht und dabei Tränen lacht bzw. vor Lachen weint. Er kann an deiner Reaktion auf ihn eine gewisse Verwirrung, eine unsichere Heiterkeit mit Fragezeichen ablesen bzw. sieht, wie dein Mitleid offenbar einer neuen Interpretation der Sachlage weicht, was ihn noch mehr zum lachen bringt, so dass er jetzt wirklich ausschaut, als würde er weinen. Ganz ernsthaft. Du schaust wieder sehr besorgt drein, denn... huch, weint er jetzt doch, oder wie? Und er bekommt den nächsten, sehr tränenreichen Lachanfall. usw...

Bis hier sehen wir, dass die Einfühlung sich über die Mitteilungen und Signale eines anderen generiert. Wir sehen Tränen im verzerrten Gesicht und hören entsprechende Laute, assoziieren im ersten Impuls Leid, sprich DENKEN/rechnen das ...und es entsteht praktisch zu diesem Gedanken ein Gefühl, das wir zwar mitfühlen, dass sich also in uns abspielt... dieses Gefühl... das wir aber auch "denkend/rechnend" dem anderen zuschreiben. Es wäre auf diese Weise die Einfühlung also klassische Projektion, die sie auch dann bliebe, wenn das vermeintliche Gefühl des anderen sich bestätigt hätte, in unserem Beispiel das Gegenüber tatsächlich geweint hätte. Also, wer oder was ist dieses "ich", dass sich einfühlt? Bzw. für wen oder was muss es sich halten?

Anders verhielte es sich, wenn, wie in diesem Beispiel die wahrnehmende Instanz unabhängig von der gebotenen Interpretationsgrundlage wüsste, dass es sich bei den gegebenen Emotionen nicht um ein trauriges Weinen handelt sondern um extremes Lachen. Die gesammelte Wahrnehmungsapparatur samt Zuschreibungsautomatismen fiele in diesem Fall wie bekannt einfach aus. Es wäre eine Form der Wahrnehmung die Empathie übersteigt, sprich Hellfühligkeit... oder Hellsichtigkeit. Wenn aber hier diese Unabhängigkeit von der Information besteht, wer oder was ist dann dieses "ich", dass im Gegensatz zu dem obigen "ich" nun so wahrnimmt? Es müsste ja ein Ich sein, dass auch das "ich" des anderen beinhaltet, sprich dieses andere ich selbst ist. Sonst könnte es gar nicht in aller Gewissheit wissen, aber auch fühlen, was der andere gerade wirklich erlebt. :)
 
Das genau wäre ja die Frage. Nimmt man den anderen so wahr, wie er sich fühlt? Ist das wirklich möglich und wenn ja, wie?
Die Differenzierung von Mitleid und Mitgefühl ist unerlässlich.
Empathie hat nach Meinung des Psychologen P. Bloom auch ihre Schattenseiten, denn der empathische Reflex verführt dazu, auf "falsche" Weise zu reagieren.
Auch interessant sind Studien, die gezeigt haben, dass Empathie rachsüchtiger macht, wenn Menschen z.B. von Straftaten wie sexuellen Übergriffen hören. (s. Köln, etc.)
 
Kurz gesagt halte ich diese Grundannahme für schlichtweg falsch.
Das war erst mal eine mögliche Definition von Empathie. Ich möchte mich auch noch nicht so festlegen. Ich gehe nicht davon aus, dass es bestimmte Lehren (z.B. in der Theorie der Psychotherapie) gibt, die die Wahrheit dazu kennen. Deshalb bin ich noch ziemlich frei in meiner Er-Forschung meiner Gefühlswelt.

Empathie beruht darauf, sich in die Lage eines Dritten hineinzuversetzen
Das sehe ich bei der Empathie auch erst mal als gegeben an, egal wie dieses "Hineinversetzen" funktioniert und ob es da Möglicherweise unterschiedliche Verfahren gibt.

Wenn also zb. jemand davon erzählt, wie er...
Kann man denn von Empathie sprechen, wenn wir unsere wie auch immer gearteten Erinnerungen austauschen? Ich würde sagen, das findet dann wohl eher auf einer Verstandes-Ebene statt. Außer mein Gegenüber ist von dem Erzählten so überwältigt, dass in diesem Moment bestimmte Gefühle in ihm auftauchen. Nur dieses direkte Wahrnehmen des momentanen emotionalen Zustandes würde ich als Empathie bezeichnen und da spielt es für den Vorgang der Empathie keine Rolle, was genau da inhaltlich erzählt wird.

Auch deine weiteren Hinweise auf von verschiedenen Menschen unterschiedlich erlebtes hat m.M.n. nichts mit Empathie zu tun.

LGInti
 
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Das genau wäre ja die Frage. Nimmt man den anderen so wahr, wie er sich fühlt? Ist das wirklich möglich und wenn ja, wie? Die absolute Gewissheit, wahrzunehmen, was und wie ein anderer fühlt wäre nur in der Einheit möglich, sprich, man müsste selbst dieser andere sein. Nur, wer oder was ist man dann?
Dass man von dem wie sich der andere zeigt, also wie man Emotionen aus seinem Verhalten, seiner Mimik, seinen Gesten und Bewegungen, seiner Sprache mit allem drum und dran etc, "ablesen" kann, das ist für mich der Beginn der Empathie. Aber alles was ich beim anderen erkennen kann ist in meinen Augen nur der Auslöser für ein inneres Erkennen bei mir. Und da ist, wie ich das wahrnehme, keine rationale Ebene dazwischen, außer meine rationale Ebene ist so stark, dass sie sich immer und überall einmischt.

So wie ich das erlebe, gibt es nicht nur eine Wahrnehmung auf physischer Ebene, sondern auch eine Wahrnehmung auf der Gefühlsebene. So wie der Körper seine Sinne hat, so erlebe ich auch Sinne in meinem Gefühlskörper.

Und natürlich kann es passieren, dass ich beim anderen Gefühle erlebe, die ich nicht kenne, aber die ich wahrnehme und nur nicht identifizieren oder einordnen kann.

sprich, man müsste selbst dieser andere sein. Nur, wer oder was ist man dann?
Der andere zu sein in dessen physischem Körper ist natürlich nicht möglich, auch die Gefühlswelt des anderen kann ganz anders gepolt sein. Ich denke es geht nicht auf der Ebene der Individualität, ich kann nicht Teil einer anderen Individualität sein (wenn man mal von Pschotheorien absieht wie z.B. schizoiden Spaltungen oder "Besetzungen").

Ich glaube nicht, dass ich den Raum eines anderen einnehmen kann. Aber so wie ich den Körper eines anderen berühren kann, so kann ich auch den Gefühlskörper eines anderen berühren, das läuft dann natürlich ganz anders ab.
Es müsste ja ein Ich sein, dass auch das "ich" des anderen beinhaltet, sprich dieses andere ich selbst ist.
Das ist etwas, was kaum ein Therapeut akzeptieren kann, aber meine Gedanken gehen in diese Richtung. Nämlich dass es in uns eine Instanz gibt, die dem anderen Sein näher ist, als es eine physische Berührung sein kann. Wenn wir das Ich nicht konkret als Persönlichkeit denken, sondern eher abstrakt in einer Art gemeinsamer emotionaler Ebene, dann kommen wir diesem Phänomen näher.

LGInti
 
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