Hi 2 u, ChiaDharma!
Was Astrologie bringt, was irgendeine Beschäftigung mit irgendwas bringt, entscheidet jeder für sich. Die meisten Menschen haben den Wunsch herauszufinden, wieso sie überhaupt existieren, also in Raum und Zeit sind. Und noch mehr Menschen haben den Wunsch nach Sicherheit, Planbarkeit und Vorhersagbarkeit. Also sucht mensch nach einem Strickmuster, das ihm diese Wünsche erfüllt.
Als Kleinkinder haben wir alle gelernt, das jedes Ergebnis auf einer Ursache beruht. Kind legt Hand auf heiße Herdplatte -> Schmerz. Kind passt nicht auf -> blauer Fleck. Etc. Dieses Strickmuster haben wir verinnerlicht und warten ständig darauf, dass es sich erfüllt. Und es erfüllt sich in unserer Wahrnehmung täglich. Für jedes Ergebnis gibt es einen Grund. Das Prinzip wird dann in späteren Jahren umgedreht, die „Vorhersagbarkeit” kommt ins Spiel; die Absicht, der Plan, die Begründung dafür.
Aus unserer Kleinkind-Erfahrung nehmen wir das Konzept der „trivialen Maschine” in das Erwachsenenalter mit. Da es sich gut bewährt hat (Finger->Herdplatte->heiß->au!), wird alles, was uns passiert, durch diese Brille wahrgenommen. Triviale Maschinen sind dadurch gekennzeichnet, dass ein Zustand x durch eine Funktion f zu einem Ergebnis y gewandelt wird. Kennt man aus der Schule, schreibt sich y = f(x).
Nach dem Muster ist ein Ergebnis aus der Voraussetzung und der angewandten Funktion zu erwarten: Mittagessen = erhitztes(Huhn). Totalschaden = zu spät gebremstes (Auto). Und so weiter. Weil das Konzept so gut funktioniert (sic!), wird es auf alles angewandt. Und es erlaubt dieses Konzept der trivialen Maschine auch, die Zukunft vorherzusagen. Dazu muss man nur die Funktion in der Zukunft anwenden…
Nach diesem Verfahren wird auch „Astrologie” gemacht.
Output = Funktion von Objekt.
Unfall = Begegnung (Mars / Uranus)
So wird das ganze Leben überschaubar, gut geordnet und erklärbar. Sogar wenn etwas „daneben geht”, findet sich dafür eine ganz einfache Erklärung bei den Planeten: „Klar, wenn Saturn auf Pluto kommt, muss mir ja so ein Sch* passieren”.
Es bleibt die Frage:
Warum existiere ich?
Und diese Frage lässt sich mit der trivialen Maschine nicht mit irdischen Mitteln erklären. Zuerst fragt man seinen Freund, diskutiert Nächte durch, und jedes Mal gibt es ein anderes Ergebnis mit dickem Kopf am nächsten Tag. Die Maschine wird „nicht trivial”, das Ergebnis ist immer ein anderes. Das schreibt man:
{y1, y2, y3, y4 ... yn} = f(x)
Das ist unbrauchbar, so kommt man zu keiner Orientierung im Leben. Schlimmer noch: jeder Rührmixer, jeder Plastikeimer hat eine einfacher zu verstehende Funktion als ich. Eine sehr praktische und früh erlernte Methode der Lösung ist die Annahme einer höheren Instanz, die schon wissen wird, was sie tut. Gott. Dem legen wir die gesamte Komplexität dieser nicht-trivialen Maschine „mein Leben” in die Hand und vertrauen, dass er schon weiß, wo's lang geht.
Nun, da wir unser Leben mit Hilfe von „Gott” wieder zu einer überschaubaren Sache geformt haben, liegt es nahe, aus Gott eine triviale Maschine zu machen, denn wir wollen ja immer sicher sein, dass wir uns seines Wohlwollens erfreuen. Also wird Gott geopfert, wird zu ihm gebetet, wird alles unternommen, dass er keinen Grund hat, uns böse zu sein. Und wenn dann doch etwas passiert, war das halt nicht genug und es wird einfach noch mehr gebetet und noch mehr geopfert.
Freundlicher Gott = schenken (Zeit und Werte)
Irgendwann beschleicht einen dann natürlich die Frage, warum man diesem Gott in schöner Regelmäßigkeit Wohlwollen abkauft? Wir wissen, dass wir sterben müssen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, und das schafft uns ein neues Problem: Der ganze Aufwand mit Gott wäre sinnlos, gäbe es nicht sowas wie ein Konto, auf dem gebucht wird, wie sehr wir uns Ihm aufgeopfert haben, wie lange wir vor Ihm auf Knien gelegen haben. Also muss es ein Leben nach dem Tod geben. Weil das nicht leicht vorstellbar ist, weil körperloses Schweben in alle Ewigkeit doch sehr dem Warten am Flughafen beim letzten Lotsenstreik ähnelt, wird die Reinkarnation eingeführt. Alles ist gut: wenn ich hier und jetzt brav bin, werde ich besser reinkarnieren und noch mehr Spaß, Geld, Weiber und Essen kriegen als in dieser Runde. Hosianna!
Das alles erklärt aber nur, wie ich existiere, aber noch immer nicht, warum. Also braucht auch das eine „vernünftige” Erklärung: weil Gott es so wollte. Ah! Er hat mich geschaffen. Dann kann ich ja schon Mal kein Fehler sein.
Und weil wir nun wissen, dass wir von Ihm kommen und zu Ihm zurückkehren -- wieso sollte da je eine Trennung passiert sein? Wir sind doch alle Er, alle sind wir Eins, Gott ist nicht nur in uns, wir sind Gott. Dann brauchen wir uns auch nicht mehr zu fragen, wieso Er sich den Schmarren mit Milliarden von selbstsüchtigen, auf den eigenen Vorteil bedachten und bei jeder Gelegenheit die anderen übervorteilenden Figuren „nach seinem Bilde” überhaupt angetan hat -- wir sind Er, auch wenn wir das nicht wissen, und deshalb sind wir für Gott quasi natürlich und wenn einer der Parasit des anderen ist, so sind wir doch alle Teil von Ihm. Wie Furunkel am allerhöchsten Hinterteil, aber trotzdem Teil des Herrn. Hosianna!
Leider lässt sich damit noch nicht ganz erklären, was der Sinn unseres Furunkel Seins wäre, aber da kommt uns nach langem Überlegen der Gedanke, dass Er sich das gut überlegt haben muss. Denn er ist allmächtig und allwissend, und wenn er ein Furunkel am Allerwertesten haben möchte, so sind wir es gerne. Und wenn er entscheidet, uns auszudrücken, nehmen wir das gelassen hin, da wir sein Versprechen auf eine neue, bessere Zukunft als Klangwolke über unserer Existenz verspüren. Hosianna!
Wie gesagt, das ist die eine Möglichkeit…
Die andere ist kürzer und weniger romantisch: Ich bin, weil vor längerer Zeit zwei Menschen kopulierten. Der Sinn meiner Existenz ist es, mit anderen Menschen zu kopulieren, um weiteren Menschen genau diese Frage zu ermöglichen. Während der lange dauernden Aufzucht meiner Nachkommen bis zu deren Fähigkeit zu kopulieren und weiteres Leben zu produzieren trage ich die Verantwortung, so gut wie möglich für deren Entwicklung zu sorgen. Am Ende meiner Lebensspanne werde ich dem Tod begegnen und damit mein Wirken in dieser Welt beenden. Was mir bis dahin nicht gelungen ist, werden andere nach mir vielleicht erbringen, wenn es jener Generation noch von Wichtigkeit oder Notwendigkeit scheint.
So, und jetzt frag' dich, welche der beiden Varianten die „angenehmere” ist…