Selektive Wahrnehmung heißt für mich unter anderem, dass z. B. positive Erlebnisse eher im Gedächtnis verbleiben als neutrale Vorkommnisse. Beispielsweise: Ich denke an eine Freundin und exakt in jenem Moment kontaktiert sie mich telefonisch. Dieses vermutlich zufällige Zusammentreffen zweier nicht kausal verbundener Ereignisse (Synchronizität) wird mir wahrscheinlich als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben. Doch wie oft habe ich intensiv an die besagte Freundin gedacht, ohne dass sie erschien oder mich anrief? Vermutlich wesentlich öfter. Man tendiert womöglich zuweilen dazu, spezielle und extravagante Einzelerfahrungen übermäßig zu bewerten, vor allem, wenn sie sich exzellent ins eigene Weltbild integrieren lassen bzw. selbiges "verifizieren".
Ich bin eine Freundin statistischer Studien, bei denen eine statistische Signifikanz ermittelt wird. Mittels dieser Untersuchungen können Überzufälligkeiten nachgewiesen werden, sodass ich die Resultate solcher Analysen prinzipiell für aussagekräftig halte. Natürlich dürfen keine Manipulationen erfolgen und das Studien-Design muss methodisch einwandfrei sein.
Ich selbst kenne ein tendenziöses Verhalten von mir: Ich habe bereits des Öfteren mein eigenes telepathisches, hellseherisches oder präkognitives Potenzial untersuchen wollen. Mitunter nahm ich zu diesem Zwecke ein normales Kartenspiel, dessen Motive und Zahlen ich korrekt erkennen sollte. Nun war es keine Seltenheit, dass ich eine Karte falsch erkannt habe. Jedoch kamen mir dabei oft Gedanken wie: "Nun kam ein Kreuz-Ass, obwohl ich ein Herz-Ass angenommen habe... Aber Moment... ich habe doch bei der vorherigen Karte auf Kreuz-Ass getippt... Vielleicht erreichten mich die Informationen nur verzögert?" usw. Und schon habe ich mir einen Treffer angeschrieben, der eigentlich gar keiner war. So wurden die Resultate dieser Tests oftmals verfälscht.