Vom Festhalten und Loslassen

Ja, enttäuscht bin ich nicht.
Und es gibt eben auch diese andere Stimme in mir , die mir sagt: wer bin ich, zu verstehen, dass er seinen Abschied so wählt, wie er es tut ? Halte den Wunsch unsererseits zwar verständlich dass wir hoffen, dass er sich noch mit der Tatsache aussöhnen kann, aber eben drum- wer bin ich, zu wissen warum es so läuft, wie es gerade läuft ?
Da ist der Konflikt mit dir Selbst. Ich denke, du musst nicht wissen, warum es so läuft, wie es gerade läuft. Das ist nicht der Kern und es wird auch kein wirkliches Wissen darüber geben können. Da kollidiert etwas, auch das ist nicht der Kern.
Egal wie Du in dieser Situation denkst, fühlst, und handelst.
An allem ist Nicht Falsches dabei.

Um wessen Halten und Loslassen geht es?

Sorry, wenn ich jetzt einen gewissen Schmerz verursache
 
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Ich hab da so ein Gefühl. Ich glaube, es gibt keinen Trick,
Es gibt Fälle, wo man den Schmerz deutlich reduzieren kann, indem man akzeptiert, dass er jetzt da ist und das momentan auch nicht anders geht (anstatt sich mit Gedanken wie "auweh, jetz bin ich traurig, dabei will ich doch glücklich sein" noch zusätzlich zu quälen).

Dann gibt es aber eben auch noch die Trauer an sich, die in aller Regel mit irgendeinem Verlust zusammenhängt, und da spielen oft viele verschieden Gedanken und Gefühle mit. Das ist, glaube ich, der einzige "Trick", den es gibt, derjenige dass man sich den Gefühlen und Gedanken stellt und sie alle zulässt und durcharbeitet. So lange bis es besser wird. Das ist ein mühsamer und schmerzhafter Prozess, aber er lohnt sich.

Möglicherweise ist letzteres in Zusammenhang mit versäumten Aufarbeitungen deinem Schwager bewusst (oder zumindest diffus halbbewusst) und er denkt sich aber, dass er dafür nicht mehr genug Zeit hat und es deshalb lieber gleich ganz bleiben lässt. Das ist natürlich jetzt eine reine Mutmaßung von mir bzw eigentlich nur ein Gedanke, der mir grad kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ist der Konflikt mit dir Selbst. Ich denke, du musst nicht wissen, warum es so läuft, wie es gerade läuft. Das ist nicht der Kern und es wird auch kein wirkliches Wissen darüber geben können. Da kollidiert etwas, auch das ist nicht der Kern.
Egal wie Du in dieser Situation denkst, fühlst, und handelst.
An allem ist Nicht Falsches dabei.

Um wessen Halten und Loslassen geht es?

Sorry, wenn ich jetzt einen gewissen Schmerz verursache
Nope nope nope, alles gut und zulässig - denn wir stellen uns ja hier die gleichen Fragen. Und natürlich - deswegen sprach ich ja von der anderen Stimme- auch so Fragen nach der Eigenmotivation.
Was zum Beispiel Boddhi angeht, natürlich ist da der Wunsch nochmal Nähe erfahren zu wollen, seinen Bruder zu spüren, etwas „verbindendes“ erleben zu wollen. Sein Bruder ist der letzte Mensch aus seiner Ursprungsfamilie- bald sind alle weg.
Wir wissen, dass da eigenes Begehren, Anhaften, wie auch immer eine Rolle spielt ... und Gottseidank haben wir uns, und können das immer wieder durchkauen. Damit es so gut wie möglich nicht unbewusst zu seinem Bruder getragen wird. Und klar, es ist sicher auch ein Teil in uns, der hofft, dass wenn er loslässt und anerkennt , dass auch in uns sich etwas noch mehr entspannen kann bei all dem Schmerz. Man glaubt, es sei vielleicht einfacher, wenn alle die Situation annehmen können. Man will ja auch, dass es für denjenigen der gehen muss, ein schöner(er) Abschied werden kann, und irgendwie will man es auch sicherlich immer ein Stück weit für sich selbst.
 
Es gibt Fälle, wo man den Schmerz deutlich reduzieren kann, indem man akzeptiert, dass er jetzt da ist und das momentan auch nicht anders geht (anstatt sich mit Gedanken wie "auweh, jetz bin ich traurig, dabei will ich doch glücklich sein" noch zusätzlich zu quälen).

Dann gibt es aber eben auch noch die Trauer an sich, die in aller Regel mit irgendeinem Verlust zusammenhängt, und da spielen oft viele verschieden Gedanken und Gefühle mit. Das ist, glaube ich, der einzige "Trick", den es gibt, derjenige dass man sich den Gefühlen und Gedanken stellt und sie alle zulässt und durcharbeitet. So lange bis es besser wird. Das ist ein mühsamer und schmerzhafter Prozess, aber er lohnt sich.

Möglicherweise ist letzteres in Zusammenhang mit versäumten Aufarbeitungen deinem Schwager bewusst (oder zumindest diffus halbbewusst) und er denkt sich aber, dass er dafür nicht mehr genug Zeit hat und es deshalb lieber gleich ganz bleiben lässt. Das ist natürlich jetzt eine reine Mutmaßung von mir bzw eigentlich nur ein Gedanke, der mir grad kommt.
Ja, versteh was du meinst ...
ich dachte eben eher „allgemeiner“ .... im Sinne von, man kann Loslassen nicht „machen“ und dass es eben nicht für jeden im gleichen Maße erfahrbar ist, sondern dass manche Menschen eher andere Schwerpunkte haben was das Lernen in ihrem Leben angeht ....

Mein Schwager selbst hat, als seine Frau ihm vorschlug vielleicht mal seine Gedanken in Richtung Akzeptanz und Dankbarkeit auszurichten nur abgelehnt und gesagt: ich kann es nicht - ich dachte immer ich sei alternativer - aber ich bin es wohl nicht.
Als ich damals bei besagtem Gespräch vor der Erkrankung mit ihm zusammensaß, da erzählte er mir auch, dass er einfach vieles in seinem Leben nicht aufgearbeitet habe und keine Ahnung hätte, ob und wann das je passieren würde .... es fällt ihm eben schwer an seine Emotionen zu gelangen ...

Hermann Hesse spricht in seinem Gedicht „Stufen“ ja davon, dass man auch in seiner letzten Stunde noch ein Erfahren von Transformation erleben kann ...

Wer weiß, was noch passiert .....
 
Ich sehe das alles eher nüchtern.
Im Prinzip ist unser Leben von Geburt an eine einzige Loslassübung in kleinen Schritten.
Nichts gehört uns wirklich, alles ist vergänglich.
Wir kommen nackt und gehen auch wieder nackt.
Menschen begleiten uns ein Stück des Weges - die einen kürzer, die anderen länger. Aber ganz in uns innen drinnen sind wir allein.

Das Drumherum reden wir uns manchmal schön, manchmal tuts uns ganz besonders weh, wenn jemand aus unserer Welt verschwindet. Aber niemand bleibt für immer.

Es bleibt die Erkenntnis, den Augenblick zu genießen, dankbar zu sein für das Geschenk der Liebe oder Zuneigung, nach der wir uns alle so sehnen und von der wir meinen und hoffen, ein Mensch kann sie uns geben, solange wir leben, weil wir uns ohne so allein und verloren fühlen.

Das mag für viele desillusionierend klingen und vielleicht ist es auch meinem Lebensweg geschuldet.
Loslassen hat mich von Kindheit an begleitet, schon als ich mit 10 ins Heim zu fremden Menschen musste und man dort nur mit einem starken Vertrauen auf sich selbst überleben konnte. Jemand anderen hatte ich ja nicht.
Das war wohl eine gute Übung, wie sich im Laufe des Lebens herausstellte. Ich konnte nirgends Wurzeln schlagen. Immer wenn ich das Gefühl hatte, ich bin wo angekommen, fiel meine Welt wieder zusammen.
Aber immer gelang es mir irgendwie wieder, mich aufzurichten und weiterzugehen.

Ich bin eine numerologische EINS, und Penny Mc Lean schrieb in ihrem Buch "Numerologie und Schicksal"
Bezeichnenderweise finden vermehrt Orts- und Berufswechsel statt, welche die Flexibilität schulen sollen und dafür sorgen, dass die Anpassungsfähigkeit nicht in der Gewöhnung der Langzeitprogramme erstarrt. Ganz nebenbei wird auch der Umgang mit Gewinn und Verlust geprobt, was unter dem Einfluss der Eins eine immer wiederkehrende Prüfungsaufgabe zu sein scheint, nach dem Motto: mal sehen, wie gut Du loslassen kannst"

Treffender könnte man es nicht ausdrücken :)
 
Nope nope nope, alles gut und zulässig - denn wir stellen uns ja hier die gleichen Fragen. Und natürlich - deswegen sprach ich ja von der anderen Stimme- auch so Fragen nach der Eigenmotivation.
Was zum Beispiel Boddhi angeht, natürlich ist da der Wunsch nochmal Nähe erfahren zu wollen, seinen Bruder zu spüren, etwas „verbindendes“ erleben zu wollen. Sein Bruder ist der letzte Mensch aus seiner Ursprungsfamilie- bald sind alle weg.
Wir wissen, dass da eigenes Begehren, Anhaften, wie auch immer eine Rolle spielt ... und Gottseidank haben wir uns, und können das immer wieder durchkauen. Damit es so gut wie möglich nicht unbewusst zu seinem Bruder getragen wird. Und klar, es ist sicher auch ein Teil in uns, der hofft, dass wenn er loslässt und anerkennt , dass auch in uns sich etwas noch mehr entspannen kann bei all dem Schmerz. Man glaubt, es sei vielleicht einfacher, wenn alle die Situation annehmen können. Man will ja auch, dass es für denjenigen der gehen muss, ein schöner(er) Abschied werden kann, und irgendwie will man es auch sicherlich immer ein Stück weit für sich selbst.
Es wird unbewusst auf den anderen übertragen, dass lässt sich nicht vermeiden.
Unterschätze nicht den Sterbenden. Er hat eine feine Antenne dafür.
Nichts vermeiden, sondern wenn man die Möglichkeit dazu hat, es dem anderen auch sagen. Wenn Boddhi Kontakt zu ihm hat, dann soll er es ihm auch gegenüber äussern, wie es ihm geht. Mit allem Drum und Dran
Ein wirkliches Verheimlichen aus Rücksicht, ist nicht wirklich möglich
 
Es wird unbewusst auf den anderen übertragen, dass lässt sich nicht vermeiden.
Unterschätze nicht den Sterbenden. Er hat eine feine Antenne dafür.
Nichts vermeiden, sondern wenn man die Möglichkeit dazu hat, es dem anderen auch sagen. Wenn Boddhi Kontakt zu ihm hat, dann soll er es ihm auch gegenüber äussern, wie es ihm geht. Mit allem Drum und Dran
Ein wirkliches Verheimlichen aus Rücksicht, ist nicht wirklich möglich
Ja das sooo konkret zu sagen, fällt ihm in der Tat schwer - weil er natürlich da ein Gefühl von „das kann ich doch nicht bringen“ hat ... denn in Boddhi geht es teilweise sehr emotional zu, er war gerade in der letzten Woche oft sehr sehr wütend und frustriert. Nachdem er ein paarmal da war und das Gefühl hatte, es auch bleiben lassen zu können, weil sein Bruder die Kraft die er hat, darauf zu verwenden am Spülbecken zu stehen und zu trinken um zu erbrechen, war er sehr am hadern.
Gestern Vormittag war er dann da um ihn zu betreuen weil seine Frau mit den Kindern Termine hatte und war danach so gelutscht, dass er stundenlang geschlafen hat.
Ich glaube er hat Angst ganz offen und frontal mit ihm zu sein.
 
Die Frage, die sich für Beide auftut ist:
An wem halte ich mich fest?
An mich selber, oder doch an dem anderen?
Gute Frage ...
ich hatte einfach schon ein dummes Gefühl, nachdem sein Bruder nach dem Tod der Eltern beschloss, das Haus zu behalten und dort mit Family einzuziehen ... als ob mich eine Ahnung beschlich, dass das „ungesund“ sei und nicht gerade dazu dient, sich von all den „Geschichten“ aus der Vergangenheit zu lösen.
Was Boddhi anbelangt - er kann das nur für sich Selbst beantworten ... was wirklich krass ist, ist aber folgendes: er hat in den letzten Wochen eine Art „Lebendigkeitssprung“ gemacht ... wir haben einen „radikalen Sommer“ hinter uns - ich war da auf einmal ganz klar und bei mir und für mich war klar- aus den Verstrickungen und Abhängigkeiten verabschiede ich mich ....
Und er hat irgendwann auch innerlich etwas losgelassen ... das zu erklären ist gerade schwer ... aber danach wirkte er so kraftvoll und lebendig ... er riecht sogar anders und auch sein Körper fühlt sich anders an... ich bin immer noch fasziniert davon ...

Und jetzt steht etwas an, und ja, wir werden sehen, wer was loslassen kann, muss, darf, und wer noch woran (auch immer oder wem auch immer) festhält.
 
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Ja das sooo konkret zu sagen, fällt ihm in der Tat schwer - weil er natürlich da ein Gefühl von „das kann ich doch nicht bringen“ hat ... denn in Boddhi geht es teilweise sehr emotional zu, er war gerade in der letzten Woche oft sehr sehr wütend und frustriert. Nachdem er ein paarmal da war und das Gefühl hatte, es auch bleiben lassen zu können, weil sein Bruder die Kraft die er hat, darauf zu verwenden am Spülbecken zu stehen und zu trinken um zu erbrechen, war er sehr am hadern.
Gestern Vormittag war er dann da um ihn zu betreuen weil seine Frau mit den Kindern Termine hatte und war danach so gelutscht, dass er stundenlang geschlafen hat.
Ich glaube er hat Angst ganz offen und frontal mit ihm zu sein.
Boddhi hat Angst seinen Bruder zu verletzen. Kann er aber nicht, er verletzt sich nur selbst damit. Irgendwann wird alles Unausgesprochene zur Last. Es tut ihm natürlich sehr weh, es ist dann keiner mehr aus seiner Familie da. Diesbezüglich fühlt er sich jetzt schon Allein und dass ist seine weitere Angst.

Lieber Boddhi, habe den Mut deinen Bruder gehen zu lassen. Gib ihn nicht das Gefühl deinetwegen bleiben zu müssen.
 
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