Vom Festhalten und Loslassen

Wahrscheinlich kann man niemanden beim Loslassen helfen, der nicht bereit ist, loszulassen, wahrscheinlich kann man einfach nur versuchen zu verstehen und zu akzeptieren.
Hey Damour,

Festhalten hat für uns einen elementaren Stellenwert - wir erleben schon als Säugling, dass Glück oder zumindest Lust, aus den äußeren Dingen kommt.

Ich denke, dass man sich nicht anmaßen sollte, einem Menschen, der dem Tod ins Auge sieht, etwas zu raten oder gar etwas von ihm zu verlangen.
Es ist sein Weg, seine Angst.
Du kannst signalisieren, dass du da bist - mehr kannst du nicht tun.

Liebe Grüße & alles Gute

 
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Hermann Hesse spricht in seinem Gedicht „Stufen“ ja davon, dass man auch in seiner letzten Stunde noch ein Erfahren von Transformation erleben kann ...

Wer weiß, was noch passiert .....

Ja, das sehe ich auch so aufgrund eigener Erfahrungen mit sterbenden nahen Angehörigen. Es ist ein vielgestaltiger Prozess.

Der Sterbeprozess löst die psychologisch bekannten Phasen der Trauer aus. Diese sind nun mal sehr widersprüchlich. Der ganze Schock und Kontrollverlust nimmt die volle Aufmerksamkeit in Anspruch. Gefühlsausbrüche können da enorm bedrohlich wirken, wenn jemand bereits derart aus der Bahn geworfen wurde.

Ich steckte einmal in einem sehr sensiblen Telefongespräch mit einem Familienmitglied, als ich auf einmal eine Notsituation erlebte und ich logischerweise 100% präsent sein musste, um zu retten. Mein Familienmitglied bezog alles, was ich im Stress der Notsituation sagte, auf sich selbst. Ich musste auflegen, um dem Notfall gerecht zu werden.

Was ich damit sagen will: Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der Bruder Deines Lebenspartners so sehr mit Schlucken, Atmen und den grundlegenden Lebensfunktionen beschäftigt ist, dass kein Raum mehr für etwas Anderes bleibt.

Aber seine Seele spürt sehr wohl eure Gefühle. Da bin ich mir sicher. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das sehe ich auch so aufgrund eigener Erfahrungen mit sterbenden nahen Angehörigen. Es ist ein vielgestaltiger Prozess.

Der Sterbeprozess löst die psychologisch bekannten Phasen der Trauer aus. Diese sind nun mal sehr widersprüchlich. Der ganze Schock und Kontrollverlust nimmt die volle Aufmerksamkeit in Anspruch. Gefühlsausbrüche können da enorm bedrohlich wirken, wenn jemand bereits derart aus der Bahn geworfen wurde.

Ich steckte einmal in einem sehr sensiblen Telefongespräch mit einem Familienmitglied, als ich auf einmal eine Notsituation erlebte und ich logischerweise 100% präsent sein musste, um zu retten. Mein Familienmitglied bezog alles, was ich im Stress der Notsituation sagte, auf sich selbst. Ich musste auflegen, um dem Notfall gerecht zu werden.

Was ich damit sagen will: Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der Bruder Deines Lebenspartners so sehr mit Schlucken, Atmen und den grundlegenden Lebensfunktionen beschäftigt ist, dass kein Raum mehr für etwas Anderes bleibt.

Aber seine Seele spürt sehr wohl eure Gefühle. Da bin ich mir sicher. :)
Ich danke dir sehr für deine Worte :love:
 
Woran ich, ganz im Allgemeinen, erinnern möchte, ist die Privatsphäre des Gehenden.
Nirgendwo sonst wird diese so stark verletzt wie im Sterbeprozess. Beinahe jeder denkt, er hätte uneingeschränktes Besuchsrecht, Ausspracherecht und verfügt oft völlig unreflektiert über die verbleibende Zeit.
Ich habe Situationen erlebt, wo ich das den Angehörigen sogar nahe legen musste. Der Sterbende lag in seinem Bett. Das Bett stand im Wohnzimmer. Der Fernseher war an, und es lief die Fußball - WM. Die gesamte Familie saß drum herum...
diese Situation hat mich entsetzt.
Die Angehörigen werden sich nichts dabei gedacht haben, aber als ich in aller Ruhe und leise etwas sagte, änderten sie sofort ihr Verhalten.
Liebe TE, ihr macht mir nicht den Eindruck, dass ihr so seid. Aber was ich damit ausdrücken möchte, ist sicher auch klar? Derjenige muss sich keinesfalls anpassen, aussprechen oder aussöhnen. Es ist sein gutes Recht, diese Tage oder Wochen so zu erleben, wie es ihm gut tut. Dabei allerdings können ihm seine Lieben helfen.
Ein Bekannter (das ist erst wenige Wochen her) wollte unbedingt noch eine rauchen. Seine Frau hat verrückt gespielt und wollte das nicht. Ich fragte sie, was passieren könnte? Daraufhin weinte sie.
Wut und Trauer liegen auch bei den Angehörigen ganz dicht nebeneinander.
Hinterher lachten sie beide, denn er nahm einen Zug von der Zigarette und gab sie dann ihr, weil es ihm nicht bekam.
 
Diesen Besuchszirkus am Sterbebett habe ich auch miterlebt, als meine Mutter im Sterben lag. Sie wollte nicht so viel Besuch, auch nicht alle gleichzeitig. Sie wurde gut versorgt und wollte einfach aus dem Fenster schauen und die Vögel im Garten beobachten. Sie wurde auch sehr geräuschempfindlich, obwohl sie auf einem Ohr schwerhörig war. Alles um sie schien eine Reizüberflutung zu sein. Sie blickte immer mehr in eine Andere Welt.
 
Diesen Besuchszirkus am Sterbebett habe ich auch miterlebt, als meine Mutter im Sterben lag. Sie wollte nicht so viel Besuch, auch nicht alle gleichzeitig. Sie wurde gut versorgt und wollte einfach aus dem Fenster schauen und die Vögel im Garten beobachten. Sie wurde auch sehr geräuschempfindlich, obwohl sie auf einem Ohr schwerhörig war. Alles um sie schien eine Reizüberflutung zu sein. Sie blickte immer mehr in eine Andere Welt.
Dafür gibt es eine Begründung. Das Hören ist der Sinn, der bis ganz zum Schluss bleibt. Wen wundert da eine Geräuschempfindlichkeit?
 
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Ich freue mich über jeden, der auf dieses Lied feiert und tanzt.
Ich habe es gestern nach dem allerersten Schmerz auch für ihn getan.

Seine Seele darf jetzt ruhen, frei sein, sich weiten.
Es sollte wohl sein wie es ist, bis zum letzten Moment gekämpft. Sein Bruder (boddhi) hat ihn über die Schwelle getragen. Die zwei waren alleine .... im Haus der (Sehnsucht nach) Liebe!


Ich saß zuhause und habe plötzlich den Drang gehabt etwas zu schreiben und hielt inne... dann war es , als werden meine Fragen erhört und als ob ich von anderer Stelle Antworten erhalte.... danach brach ich in Tränen aus und wenig später kam der Anruf von boddhi, dass sein Bruder gestorben sei.

Nach außen wirkte er stets viel kühler und lässiger als der Rest der Familie, aber ich weiß, dass er das nicht war, sondern auch in höchstem Ausmaß sensibel war.

Er liebte diesen Song:
(ganz im Gegenteil zum lässigen HipHopper, der er sonst war)

 
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