ich sehe mehrere möglichkeiten: a) der "tieferstehende" wird sich nicht unbedingt als niedriger im klassischen sinne empfinden, sondern darin eine entwicklungsmöglichkeit sehen (sofern er den impuls von innen bekommt und aufrichtig sich gegenüber ist. b) er wird sich mit händen und füßen gegen diese stufen wehren, sie leugnen und "höherstehenden" vorwerfen, dass sie sich als was besseres fühlen.
c) was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß
zu b): Genau darum meine ich, dass es besser ist, nichts von seiner vermeintlichen "Niedrigkeit" zu wissen.
Nicht vermeintlich, Fynn- vermeintlich erscheint es ihm ja nur deshalb, weil er sich dagegen wehrt. Wer a) zugehört, weiss, dass es tatsächlich so ist. Ein a) sucht von sich aus jemanden, der weiter ist als er- weil der ihm sagen kann, was ihm noch fehlt.
Bei mir war das so: ich bin den Weg gegangen, ohne zu wissen, dass es überhaupt ein Weg ist. Sicht folgte auf Sicht und ich setzte das Geschaute in meinem Leben praktisch um. Daraus ergaben sich aber neue Schwierigkeiten, was zu neuen Fragen führte- bis ich schliesslich an einen Punkt kam, wo ich nicht mehr weiterwusste. Eigentlich wusste ich alles, ich hatte Gott geschaut und meine Berufung, ich wusste, wer ich wirklich war- aber in meinem Leben liess sich das nicht so umsetzen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war verzweifelt. Und da habe ich jemanden getroffen, der weiter war als ich. Zwei sogar, kurz hintereinander. Der eine erklärte mir die Stufen, der andere half mir über die schwierige Hürde hinweg, die ich durch die Stufenlehre gerade erkannt hatte. Keiner von beiden sagte, dass er weiter sei als ich- das war gar nicht nötig, ich erkannte es von selbst. Ich war ein a)- es machte mir nicht nur nichts aus, ein Tieferstehender zu sein, ich war froh und dankbar, zwei Höherstehende getroffen zu haben.
Fynn schrieb:
Der "Niedrigstehende" kann ja als Mensch, als Person, als Ego, doch nichts zu seiner eigenen Entwicklung großartig beitragen, sondern lediglich darauf warten/hoffen, dass sich das Göttliche in ihm "rührt".
Blödsinn. Genau diese innere Haltung ist Gift, Fynn. "Ich kann ja nix dazu beitragen." Nur DU kannst etwas zu deiner Entwicklung beitragen- niemand sonst. Mein Beitrag an der oben beschriebenen Stelle zB, der war, dass ich mir eingestanden habe, nicht weiter zu wissen. Solange man glaubt, man könne aus eigener KRAFT die Dinge wandeln, solange lässt Gott einen nämlich gewähren. In dem Augenblick, wo man sich eingesteht, dass man nicht weiter weiss, ist göttliche Hilfe da- bei mir in Form der zwei, die weiter waren als ich.
Fynn schrieb:
Sich mit "Höherstehenden" zu vergleichen, würde also nur Leid und Schmerz verursachen.
Nein. Wer Leid und Schmerz erfährt beim Vergleich mit Höherstehenden, der erfährt ihn deshalb, weil er sich nicht eingesteht, dass er keinen Schimmer hat, wie er diese höhere Position aus eigener KRAFT erreichen soll. Nicht der Vergleich ist ursächlich für dem Schmerz, sondern der Neid.
Fynn schrieb:
Jetzt könnte man natürlich sagen, dass es dieses Leides und Schmerzes bedürfe, damit sich das Göttliche in einem rege. Aber ist dies wirklich so? Führt der Weg zu Gott ausschließlich über Leid und Schmerz? Gibt es keine Alternativen?
(Wobei ich der Ehrlichkeit halber anmerken möchte, dass ich in meinem Leben selbst schon einiges an körperlichen Schmerzen und seelischem Leid erfahren habe und es für mich fast so aussieht, als gäbe es keine Alternativen. Aber ich bin ja für alles offen.

)
Die Wahrheit tut weh- das weiss schon der Volksmund. Das ist so, weil man sich von liebgewonnenen Vorstellungen verabschieden muss- und zwar noch bevor man sieht, wie die Dinge in Wirklichkeit sind. Es gibt keine Alternative, ich zumindest kenne keine- man muss sich dem Schmerz stellen. Allerdings verliert er seinen Schrecken, wenn der Teufel erstmal besiegt ist.
Fynn schrieb:
Ja, leider gibt es keinen Knopf zum Drücken, um dieses "beiseite-treten" herbeiführen zu können.
Doch, es gibt sogar zwei: der eine heisst Aufrichtigkeit, der andere Ernsthaftigkeit.
