Ihr Lieben!
Urvertrauen halte ich für eine Gnade - und es mag auf einigen Wegen sehr viel Vertrauen in das Tragende des Lebens zu erwerben sein... dieses fraglose Urvertrauen jenseits aller Lippenbekenntnisse fällt uns einfach in den Schoß, wenn wir es zulassen, und es verweigert sich, wenn wir es erkämpfen wollen. Aber wenn wir einmal aus dieser Quelle getrunken haben, wissen wir um ihr Sein. Wir können sie aus den Augen verlieren, wir können sie zeitweilig vergessen - wir bleiben mit ihr verbunden. Wir können uns jederzeit wieder diesem Strom anvertrauen, der uns von der Quelle zur Mündung trägt.
Und inzwischen? Matthias Varga von Kibed rät, die Ungewissheit, die Unsicherheit zu instrumentalisieren. Es ist die große Chance, Verkrustetes aufzubrechen. Es ist die Herausforderung, sich offen auf das Hier & Jetzt einzulassen, ohne die Gegenwart durch die Anwendung der scheinbar "immer schon bewährten" Gewissheiten zu verpassen. Ungewissheit ist ein Motor des Lernens, des inneren Wachstums. Gewissheiten haben immer auch den Charakter von Scheuklappen, die alles ausblenden, was nicht in den Raster der Gewissheit passt.
Lao Tse im Tao Te King (in der Robert-Wilhelm-Übersetzung):
Der Sinn, den man ersinnen kann,
ist nicht der ewige Sinn.
Der Name, den man nennen kann,
ist nicht der ewige Name.
Jenseits des Nennbaren liegt der Anfang der Welt.
Diesseits des Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.
Die Kunst, das zu tun, was gerade richtig ist... wer will das entscheiden? Wenn du dies tust, wird dein Weg in diese Richtung weiterführen. Wenn du jenes tust, gehst du in jene Richtung. Und wenn du irgendwann aus irgendeiner Richtung zurückblickst, wirst du sehen, dass es dein Weg war. Freilich, unser Handeln hat Auswirkungen auf uns selbst und andere, manche Konsequenzen mögen sehr unangenehm sein, manche sehr reizvoll. Das sagt auch nichts darüber aus, ob der Weg "richtig" ist. Es gibt ein moralisches "richtig", das je nach moralischem Kontext unterschiedlich ausfällt, es gibt ein funktionales "richtig" ... z.B. bremsen, wenn ein Lkw quert, es gibt ein emotionales "richtig" aus dem Bauch heraus... welches ist nun das richtige "richtig", überhaupt, wenn die alle so richtig im Widerstreit liegen?
Sheldon B. Kopp gibt da in "Triffst du Buddha unterwegs" einen Tipp, den ich für den richtigsten halte: "Wann immer du dir einer Entscheidung unsicher bist, dann frage dich, was die liebevollste Möglichkeit wäre!"
Alles Liebe, Jake