Ungewißheit und ihre Möglichkeiten

Seelenfluegel schrieb:
Hallo Rabenflügel,

Der Ritt auf der Schlange, es ist ein Bild ;)
Du kennst doch sicher auch den Spruch "Angst frisst Seele auf".

Ja natürlich. Doch meine Frage ist: Kann man demnach die Schlange nicht erst dann reiten, wenn man keine Angst mehr vor dem Fallen hat ???
Oder wenn man herausgefunden hat, dass "Angst frisst die Seele auf" nur eine Illusion ist?

Mir scheint, Du hast da andere Erfahrungen gemacht, als ich ?

Das Leben ist VOLLER Widersprueche. Das Gleichgewicht macht es. MIt diesem Gleichgewicht kann man sie reiten, diese Schalnge, Eine Portion Angst ist ganz brauchbar, den sie gibt Dir die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Mit der Angst ist es wie mit dem Schmerz, sie ist ein wertvoller Indikator. Ohne Angst besteht die Gefahr, fahrlaessig zu werden. Bei zuviel Angst besteht die Gefahr zu fallen.

Lieber Seelenflügel,

ich habe keine Angst. Aber ich habe Liebe. Wenn ich aus Angst achtsam und aufmerksam wäre, wäre ich traurig. (Angst zu verlieren, Angst zu verletzen, Angst zu versagen, Angst etwas zu verpassen, Angst, etwas falsch zu machen usw.)

Dennoch verstehe ich Deine Worte gut.

Das eine ist eben Theorie, das andere Realität. *lol*
 
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raven.wing schrieb:
Ja natürlich. Doch meine Frage ist: Kann man demnach die Schlange nicht erst dann reiten, wenn man keine Angst mehr vor dem Fallen hat ???
Oder wenn man herausgefunden hat, dass "Angst frisst die Seele auf" nur eine Illusion ist?

Mir scheint, Du hast da andere Erfahrungen gemacht, als ich ?

Lieber ravenwing


Jeder macht seine eigenen Erfahrungen. Ich kann bloss von meinen erzaehlen :)

Nun, wer weiss, wie oft wir alle schon von der Schlange gefressen worden sind.

Auch "Angst frisst Seele auf" sehe ich als Metapher.

ich habe keine Angst. Aber ich habe Liebe. Wenn ich aus Angst achtsam und aufmerksam wäre, wäre ich traurig. (Angst zu verlieren, Angst zu verletzen, Angst zu versagen, Angst etwas zu verpassen, Angst, etwas falsch zu machen usw.)

Dennoch verstehe ich Deine Worte gut.

Das eine ist eben Theorie, das andere Realität. *lol*

Ich denke, wir sprechen von verschiedene Aspekten der Angst. Die Angst, die Du da ansprichst, meine ich nicht, ich rede nicht von der neurotischen Angst, viel eher von der instinkthaften Version, die Angst, die etwas mit dem Ueberleben zu tun hat.

Sicher, die Liebe ist der Katalysator schlechthin. Der bringt alles, was getrennt ist, wieder zusammen.

:)

lg
Chris
 
Seelenfluegel schrieb:
Lieber ravenwing
Jeder macht seine eigenen Erfahrungen. Ich kann bloss von meinen erzaehlen :)
Nun, wer weiss, wie oft wir alle schon von der Schlange gefressen worden sind.
Auch "Angst frisst Seele auf" sehe ich als Metapher.

Tja, Seelenflügel, ich kann Dir natürlich jetzt auch mit Metaphern antworten, aber das wäre dann doch kein Gespräch mehr, oder ?

Wenn es nur Metaphern waren, dann lassen wir es so stehen, okay ?

Ich denke, wir sprechen von verschiedene Aspekten der Angst. Die Angst, die Du da ansprichst, meine ich nicht, ich rede nicht von der neurotischen Angst, viel eher von der instinkthaften Version, die Angst, die etwas mit dem Ueberleben zu tun hat.

*ravesichganzverwirrtamkopfkratz*

Diese instinkthafte Version der Angst. Ist die es nicht letztendlich, die uns dann auf der metapherischen Schlange oben hält?
Und sind es NICHT die anderen Ängste, nämlich die egoistischen, die uns abschmeißen und ist dieser Fall und der Fresstod dann nicht "nur" der Tod es Egos und somit wünschenswert.

Danke, Chris. Jetzt habe ich Dich verstanden, oder ?

Sicher, die Liebe ist der Katalysator schlechthin. Der bringt alles, was getrennt ist, wieder zusammen.
:)
lg
Chris

Ja . So steht es überall geschrieben. Aber auch die Liebe hat ihre Grenzen.
Es gibt nicht immer ein Happy-End. *g* (Es sei denn, man glaubt an Reinkarnation, dann ist es nur eine Frage der Zeit *lol*)
 
Also die Kunst ist die Dinge zu erkennen, denen Du Dich anvertrauen SOLLST und den Dingen entgegenzutreten, die verändert werden wollen.
Es ist nicht immer leicht beides voneinander zu trennen, aber ich will Dir ein Beispiel nennen.

Ich hab zZ eine Art Konflikt der Aktion benötigt..einholen von Infos etc weil ich sonst benachteiligt werde, weil ich meine Rechte nicht wahre, und ich wahre sie nicht , weil ich mich nicht damit auseinander setze.. und sie daher auch nicht kenne.

Dann habe ich das Problem mit meinem alternden Pferd..hier lerne ich los-zu-lassen, vertrauen zu haben..ein bischen Naturheilkunde als Angebot an den Körper..aber einfach altern ; Einschränkung....vielleicht gibt es nie wieder lange tolle heisse Ritte(?) hinzunehmen..und tatsächlich schaffe ich es keinen Schmerz zu verspühren..den WANDEL anzunehmen.
Verstehst Du was ich meine?
LG
Regina
 
Ihr Lieben!

Urvertrauen halte ich für eine Gnade - und es mag auf einigen Wegen sehr viel Vertrauen in das Tragende des Lebens zu erwerben sein... dieses fraglose Urvertrauen jenseits aller Lippenbekenntnisse fällt uns einfach in den Schoß, wenn wir es zulassen, und es verweigert sich, wenn wir es erkämpfen wollen. Aber wenn wir einmal aus dieser Quelle getrunken haben, wissen wir um ihr Sein. Wir können sie aus den Augen verlieren, wir können sie zeitweilig vergessen - wir bleiben mit ihr verbunden. Wir können uns jederzeit wieder diesem Strom anvertrauen, der uns von der Quelle zur Mündung trägt.

Und inzwischen? Matthias Varga von Kibed rät, die Ungewissheit, die Unsicherheit zu instrumentalisieren. Es ist die große Chance, Verkrustetes aufzubrechen. Es ist die Herausforderung, sich offen auf das Hier & Jetzt einzulassen, ohne die Gegenwart durch die Anwendung der scheinbar "immer schon bewährten" Gewissheiten zu verpassen. Ungewissheit ist ein Motor des Lernens, des inneren Wachstums. Gewissheiten haben immer auch den Charakter von Scheuklappen, die alles ausblenden, was nicht in den Raster der Gewissheit passt.

Lao Tse im Tao Te King (in der Robert-Wilhelm-Übersetzung):

Der Sinn, den man ersinnen kann,
ist nicht der ewige Sinn.
Der Name, den man nennen kann,
ist nicht der ewige Name.
Jenseits des Nennbaren liegt der Anfang der Welt.
Diesseits des Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.​


Die Kunst, das zu tun, was gerade richtig ist... wer will das entscheiden? Wenn du dies tust, wird dein Weg in diese Richtung weiterführen. Wenn du jenes tust, gehst du in jene Richtung. Und wenn du irgendwann aus irgendeiner Richtung zurückblickst, wirst du sehen, dass es dein Weg war. Freilich, unser Handeln hat Auswirkungen auf uns selbst und andere, manche Konsequenzen mögen sehr unangenehm sein, manche sehr reizvoll. Das sagt auch nichts darüber aus, ob der Weg "richtig" ist. Es gibt ein moralisches "richtig", das je nach moralischem Kontext unterschiedlich ausfällt, es gibt ein funktionales "richtig" ... z.B. bremsen, wenn ein Lkw quert, es gibt ein emotionales "richtig" aus dem Bauch heraus... welches ist nun das richtige "richtig", überhaupt, wenn die alle so richtig im Widerstreit liegen?

Sheldon B. Kopp gibt da in "Triffst du Buddha unterwegs" einen Tipp, den ich für den richtigsten halte: "Wann immer du dir einer Entscheidung unsicher bist, dann frage dich, was die liebevollste Möglichkeit wäre!"

Alles Liebe, Jake
 
Lieber Raven Wing,

raven.wing schrieb:
Für mich würde es Ohnmacht bedeuten. Mich einem Gefühl der Unwissenheit und des Nichtswissens auszusetzen, würde bedeuten, dass ich hilflos umhertreibe und mich als Opfer des Schicksals fühle.

Meiner Meinung ist es wichtig sich dieser Ohnmacht und diesem Nichtwissen auszusetzen und warten bis etwas aus der Situation entsteht. Wie oft gehen wir mit einer Vorstellung an alles was wir beginnen heran und gehen dadurch immer wieder den gleichen Weg durch Labyrint, ohne zu finden, was wir suchen. Dann wundern wir uns, daß uns immer wieder das gleiche begegnet.

Was Du aber sicher meinst, Ereschkigal, ist: Sich wissend dem Fluss anvertrauen. Die Zeichen deuten, Nicht-handelnd den rechten Zeitpunkt abzuwarten, um dann DA zu sein und bewußt zu handeln.
Dazu gehört Urvertrauen, dazu gehört ein tiefer Glaube an sich selbst und die absolute Bereitschaft, sich allem hinzugeben, was einem begegnen mag.

Meiner Meinung geht dies erst, wenn ich in der Lage bin aus den automatischen Handlungen herauszukommen. Und da ist es eben wichtig sich dem Nichtwissen und der Ungewißheit auszusetzen, nicht blind sondern schauend. Wenn ich mich diesem wissend und schauend aussetzte, sehe ich das Neue.

Erst wenn man nicht mehr versucht, den Ängsten, den Nöten, den Konflikten, der Veränderung, dem Unangenehmen aus dem Weg zu gehen, kann man sich ganz dem SEIN hingeben und alles ANNEHMEN, was immer da auch kommen mag.

Es gibt auch die Prägung, daß man sich immer wieder im Leben Nöte ... aussucht. Ich finde es viel schwieriger das Positive und die Liebe zu leben, als ständig das Leid zu wiederholen.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
raven.wing schrieb:
... indem Du anfängst im Innen zu suchen, statt im Außen. Indem Du anfängst, Dir selbst zu vertrauen, still zu werden und zu SEHEN, was ist und es liebevoll annimmst. Dann in dich hineinhören, dich selbst handeln lassen. Versuchen sich selbst dabei zu beobachten, wie man handelt und erkennen, wohin man will.

Lieber Raven Wing,

es ist aber auch möglich zuviel in sich reinzuhören und dabei das Leben zu vergessen. Dann höre ich in mich hinein und kann mich nicht entscheiden und warte immer auf Impulse von Außen.

Es geht nicht nur darum, sich selbst zu sehen und anzunehmen, sondern auch meine Umgebung. Denn in dieser liegen meine Möglichkeiten, mein Handlungsspielraum. Was nützt mir es, wenn ich in mir selbst ein Paradies aufbaue und außen die Hölle ist.

Wir behindern uns selbst dabei, indem wir versuchen mit Gewalt glücklich zu sein, das Leid zu vermeiden. Wir suchen das Angenehme und weichen dem Unangenehmen.

Was Du da schreibst ist für mich ein Wiederspruch. Wenn ich versuche mit Gewalt glücklich zu sein, dann suche ich das Leid und nicht das Angenehme. Gewalt wird in unserer Gesellschaft sooft als normal und als unvermeidbar dargestellt. Ich finde Gewalt fängt im kleinen an und gerade dort kann ich etwas verändern, indem ich bewußt Gewalt vermeide und Liebe und Achtsamkeit lebe.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
Seelenfluegel schrieb:
Das hat, denke ich, mit der eigenen Verbundenheit mit dem Oben und dem Unten zu tun. Erden ist wichtig, nach oben sind Menschen wie Du meisst eh gut verbunden. Dann waere die Staerkung des Dritten Auges, der Sitz der Intuition, ganz nuetzlich.

lg
Chris

Lieber Chris,

diese Belance fällt mir immer wieder schwer und oft genug bin ich zu wenig geerdet. Je mehr ich versuche mich nach oben zu öffen, je mehr sollte ich in die Erde wachsen.

Ich bin ein Mensch, der sich gerne vergrößert. So versuche mich intensiver mit oben zu verbinden, mehr zuzulassen ... und dann ist das Gleichgewicht gestört und die Erdung zu gering. Und so muß ich dann immer wieder die Erdung stärken.

Danke, daß Du mich daran erinnert hast.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
Liebe Regina,

Regina.Svoboda schrieb:
Also die Kunst ist die Dinge zu erkennen, denen Du Dich anvertrauen SOLLST und den Dingen entgegenzutreten, die verändert werden wollen.
Es ist nicht immer leicht beides voneinander zu trennen, aber ich will Dir ein Beispiel nennen.

Ich glaube es ist sehr schwer zu unterscheiden, wo handeln und wo vertrauen und abwarten richtig ist. Und oft haben wir unser Muster und warten nur oder handeln nur.

Dann habe ich das Problem mit meinem alternden Pferd..hier lerne ich los-zu-lassen, vertrauen zu haben..ein bischen Naturheilkunde als Angebot an den Körper..aber einfach altern ; Einschränkung....vielleicht gibt es nie wieder lange tolle heisse Ritte(?) hinzunehmen..und tatsächlich schaffe ich es keinen Schmerz zu verspühren..den WANDEL anzunehmen.
Verstehst Du was ich meine?
LG
Regina

Wie ich das so lese, was Du mit Deinem Pferd beschreibst, fällt mir der Vergleich ein, wie es ist verliebt zu sein. Das sind große überschäumende Gefühle, vielleicht wie ein heißer Ritt. Wenn aus dem verliebt sein Liebe wird, dann sind es oft die zarten Töne, die Art des miteinanders, die Vertrautheit. Doch beides hat seine Berechtigung und seine Kraft.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
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Lieber Jake,

jake schrieb:
Ihr Lieben!

Urvertrauen halte ich für eine Gnade - und es mag auf einigen Wegen sehr viel Vertrauen in das Tragende des Lebens zu erwerben sein... dieses fraglose Urvertrauen jenseits aller Lippenbekenntnisse fällt uns einfach in den Schoß, wenn wir es zulassen, und es verweigert sich, wenn wir es erkämpfen wollen. Aber wenn wir einmal aus dieser Quelle getrunken haben, wissen wir um ihr Sein. Wir können sie aus den Augen verlieren, wir können sie zeitweilig vergessen - wir bleiben mit ihr verbunden. Wir können uns jederzeit wieder diesem Strom anvertrauen, der uns von der Quelle zur Mündung trägt.

Das ist immer wieder ein Fehler, den wir begehen, daß wir durch unsere Taten und unseres intensives Wollen, Dinge verhindern. Oft ist es wichtig weg zu kommen von dem "Alles ist machbar, wenn ich mich genug anstrenge". Dieser Weg des Zulassens und annehmen hat sehr viele Geschenk.

Und inzwischen? Matthias Varga von Kibed rät, die Ungewissheit, die Unsicherheit zu instrumentalisieren. Es ist die große Chance, Verkrustetes aufzubrechen. Es ist die Herausforderung, sich offen auf das Hier & Jetzt einzulassen, ohne die Gegenwart durch die Anwendung der scheinbar "immer schon bewährten" Gewissheiten zu verpassen. Ungewissheit ist ein Motor des Lernens, des inneren Wachstums. Gewissheiten haben immer auch den Charakter von Scheuklappen, die alles ausblenden, was nicht in den Raster der Gewissheit passt.

Der Auslöser dieses Thema ins Forum zu stellen, war ein Seminar mit Marion Rosen und innerhalb der Arbeit wird es instrumentalisiert und trägt eine große Kraft in sich.

Die Kunst, das zu tun, was gerade richtig ist... wer will das entscheiden? Wenn du dies tust, wird dein Weg in diese Richtung weiterführen. Wenn du jenes tust, gehst du in jene Richtung. Und wenn du irgendwann aus irgendeiner Richtung zurückblickst, wirst du sehen, dass es dein Weg war. Freilich, unser Handeln hat Auswirkungen auf uns selbst und andere, manche Konsequenzen mögen sehr unangenehm sein, manche sehr reizvoll. Das sagt auch nichts darüber aus, ob der Weg "richtig" ist. Es gibt ein moralisches "richtig", das je nach moralischem Kontext unterschiedlich ausfällt, es gibt ein funktionales "richtig" ... z.B. bremsen, wenn ein Lkw quert, es gibt ein emotionales "richtig" aus dem Bauch heraus... welches ist nun das richtige "richtig", überhaupt, wenn die alle so richtig im Widerstreit liegen?

Dieses Wortspiel hat mich so richtig zum lachen gebracht. Aber es ich nehme bestimmte Entscheidungen auch zu wichtig und komme dann vor lauter enscheiden nicht zum Tun. So wie Chris schreibt, ist eben die Ausgewogenheit wichtig.

Sheldon B. Kopp gibt da in "Triffst du Buddha unterwegs" einen Tipp, den ich für den richtigsten halte: "Wann immer du dir einer Entscheidung unsicher bist, dann frage dich, was die liebevollste Möglichkeit wäre!"

Alles Liebe, Jake

Ich werde mal versuchen meine Entscheidungen auf diese Art zu treffen. Mal sehen, wie es damit ist. Vielleicht sollte ich für mich extra schreiben, was die liebevollste Möglichkeit für mich selbst ist. Auf die anderen achte ich viel leichter.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
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