Guten Abend Spirit66,
Dein Bericht hat mich tief beeindruckt und mir Mut gemacht, hier auch meine Geschichte zu erzählen.
Meine Einstellung zum Tod und zum Was-ist-danach hat sich eigentlich erst durch die Krebserkrankung meines Mannes (1988) überhaupt entwickelt. Davor habe ich mir über diese Dinge keine Gedanken gemacht warum auch. Dann wurde mein Mann krank und langsam aber sicher brachte mich irgend etwas oder irgendwer auf den Weg, mich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Erstes Erlebnis: Ich war allein im Haus und wollte von der Empore in unserem Wohnzimmer irgend etwas holen. Ich ging also zur Treppe ...... und sah oben an der Treppe eine Gestalt stehen mit schwarzem Umhang und schwarzem Schlapphut. Ganz deutlich habe ich sie gesehen und natürlich war sie dann auch sofort verschwunden. Ich spüre die Panik noch heute - begriffen aber habe ich gar nichts..
Zweites Erlebnis: Im Traum war meine Mutter (verstorben 1961) bei mir. Ich konnte sie nicht als Person erkennen aber ich wußte, daß diese weiße Wolke, die mich ganz einhüllte und in der ich mich so wohl und geborgen wie schon lange nicht fühlte, meine Mutter war. Ich wollte diesen Traum nicht verlassen, dieses Gefühl von Liebe nicht wieder loslassen, denn nicht ein einziges Mal seit ihrem Tod habe ich von ihr geträumt, so sehr ich das auch immer wollte. Und dann war sie plötzlich da mit all ihrer Liebe und ich verstand wieder nichts. Das war 1988, kurz nach der Diagnose, die meinen Mann und mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Sie kam während der langen Krankheit meines Mannes noch ein einziges Mal und seitdem nie wieder.
Erst nach dem Tod meines Mannes 1993 wußte ich auf einmal, was diese beiden Erlebnisse zu bedeuten hatten. Ich wußte einfach, daß meine Mutter damals gekommen war, um mir Kraft zu geben für den Abschied, denn schließlich hatte ich noch für unseren Sohn zu sorgen, der so früh seinen Vater verlieren würde. Und ich konnte auf einmal auch die Begegnung mit diesem unheimlichen schwarzen Mann verstehen. Er hat uns gewarnt vor dem Gift, das in den Holzdecken unseres Hauses steckte. Es war plötzlich alles so logisch. Ich hatte ungefähr ein Jahr nach dem Einzug in dieses Haus mit täglichen Niesanfällen zu kämpfen. Sobald ich von der Arbeit kam und unser Haus betrat, ging es los manchmal dauerte das bis zu einer Stunde. Wir fühlten uns in unserem neuen Haus wohl, hatten keinerlei Beschwerden nur eben meine Niesanfälle, die aber mehr lästig als gesundheitlich beeinträchtigend waren. Ja und mein Mann? Ihn hat dieses Gift, gegen das sich mein Körper mit Niesen wehrte, krank gemacht. Das ist meine feste Überzeugung daran glaube ich nicht, ich weiß es.
Durch diese beiden Erlebnisse und vor allem durch die Erkenntnis des Sinns, der dahinterstand und den ich lange nicht begriffen habe, hat sich meine Einstellung zum Tod ganz elementar geändert. Angst macht mir heute nicht mehr der Tod, sondern das Sterben. Die heutige Medizin hat leider zu viele Möglichkeiten, auch das Sterben zu verlängern nicht nur das Leben. Denn welches Leben ist das, das von Magensonden, Beatmungsgeräten etc. etc. abhängig ist?!
Ich war bei meinem Mann, als es zu Ende ging und ich werde niemals diesen glücklichen, friedvollen und erstaunten Ausdruck in seinem Gesicht vergessen, als es zu Ende war. Das war nicht nur die Abwesenheit von Schmerzen das war viel mehr. Und was auch immer es war, es hat auch mir geholfen, denn ich wußte, er ist angekommen und an diesem anderen Ort auch angenommen. Dieses letzte Lächeln auf seinem Gesicht gibt mir die Gewißheit, daß es ein Wiedersehen gibt.
Viele Grüße
Carry