Und ich DARF von Leuten, die monatelang mit mir zusammen meditiert haben, erwarten, daß sie zumindest irgendwie betroffen sind, wenn ich sie drauf aufmerksam mache, daß ein lichtvoller Musiker in Wirklichkeit ein international gesuchter Schwerverbrecher ist. Und ich DARF erwarten, daß man diesen Herrn dann nicht auch noch mit Wagner vergleicht, nur weil man aus dessen Briefen und Schrifen entnehmen kann, daß er ein humorloser rassistisch denkender Unsympathler war.
Und das ist jetzt der Punkt wo bei mir was aushakt. Wo sind wir angekommen, wenn wir hier nicht mehr miteinander reden können, ohne Angst zu haben, daß irgendwas davon von irgendeiner GEGENSEITE für irgendwas ausgenützt werden könnte. Da wirds jetzt aber dann wirklich allerhöchste Zeit, daß sich ein paar Herrschaften mal kurz überlegen, wie sie sich eigentlich benehmen.
Daß all diese scheinbaren Bewußtwerdungsprozesse, bei denen man sich von allem möglichen zu befreien meint in allen möglichen Ecken der Esoszene, immer wieder bei diesen altvatrischen Denkmustern ankommen. Immer wieder diese perfiden alten Muster, du bist ja selbst schuld an allem... von was bitte hat man sich dann befreit, jahrelang in all diesen Lichtarbeiterschulen, wie auch immer sie heißen, mit was für Haartrachten auch immer sie daherkommen, welche Farben auch immer ihre Gwandln haben. Und arbeiten alle mit immer denselben Wortkeulen, mit Lächerlichmachen von allem, was nicht ins Konzept paßt, mit Aufhetzen gegeneinander, mit Verächtlichmachen von allem, was man nicht gern hört.
Die Selbstdemontage so mancher Mitschreiber ist ja nun bald ohnedies nicht mehr zu toppen, und das verdanken wir eurem Mut, offen zu reden.
Liebe Kinny,
diese Zitate hab ich aus eurem Cafe-Haus rübergebracht, weil ich finde, dass dies im Pyramedi-Kreis geklärt werden sollte. Ich möchte das auch gerne hier öffentlich tun, weil diese Thematik ja sowieso gerade hohe Wellen schlägt im Forum und insofern nicht nur den engsten Pyramedi-Kreis betrifft. Es hat sich eine Kluft aufgetan, die hier sehr viele Leute im Innersten betrifft. Und ich kann mir gut vorstellen, dass wir aus dem polarisierten Bild ein Gesamtbild herstellen können, indem alles den gebührenden Platz findet.
Das Problem bei Erwartungen ist, dass etwas zurechtgebogen werden soll, was aber eben anders ist. Enttäuschung ist also angebrachter als Erwartung. Enttäuschung muss aber nicht bedeuten, dass man sich voneinander entfernt, sondern sich besser versteht. Solange vehement von mir Geisteshaltungen erwartet werden, wird meine tatsächliche Haltung gar nicht wirklich angeschaut. Wo ist da dann die Freigeistigkeit? Wo die Liebe? Was ich mir wünsche (nicht erwarte), wäre eine Athmosphäre, in der jeder sich artikulieren kann aus dem eigenen Erleben heraus- nun gut, die Forumsregeln einhaltend, beziehungsweise Achtung vor einander behaltend. Ich fühle mich allgemein nicht geachtet, wenn jemand für sein Seelenheil braucht, dass ich Erwartungen erfülle. Ich erwarte auch nicht, dass meine Ansichten geteilt werden. Und ich erlebe für mich auch nicht, dass Menschen mit andrer Auffassung nicht meine Offenheit haben sollten, wenn ich die offenherzige Absicht der andren Seite erkenne. Nur aus der Vielschichtigkeit des Erlebens der vielen Menschen können wir einander bereichern, nicht indem wir einander nach dem Mund reden. Jeder hat seine persönlichen Erfahtrungen gemacht und jeder verarbeitet sie auf persönliche Weise. Lasst uns doch einfach mal interessiert sein aneinander und lassen wir zu, dass uns nicht alles behagt, was ein andrer empfindet.
Dass es überall Selbstdenker/fühler und Mitläufer gibt ist in vielen Bereichen zu erleben. Demonstrationen zum Beispiel. Da steht jemand mit dem Megaphon vorne und verkündet was, und dann haben die Zuhörer ihre Argumnete in der Hand die sie erbittert in Diskussionen mit andren vertreten, ohne zu wissen, was sie eigentlich verteidigen... Das ist bestimmt in vielen spirituellen Gruppen nicht anders. Wir haben da seit Neuestem eine in meiner Meditationsgruppe, die grundsätzlich alles nachplappert, was gesagt wird, obwohl das von innen raus gar nicht nachvollzogen wird. Nun gut, wenn sie weiter meditiert, wird sie ihre eigenen Erfahrungen machen und unabhängiger, denk ich mal. Wir sind da soo verschiedene Leute und jeder ist eben, wie er/sie ist -und gut. Also ich hab überhaupt kein Interesse dran, mich aus meiner Mitte bringen zu lassen, um Gruppenerwartungen gerecht zu werden. Und ich würde mich wohler fühlen, wenn von Pauschalisierungen mal Abstand genommen würde.
Wenn ich nicht so emotional reagiere, wie manch andrer, heißt das nicht, dass mir Mitgefühl abgeht. Wenn ich zum Beispiel meine Schüler unterrichte, dann setze ich mich direkt mit dem Wesen dieser Personen in Verbindung. Egal wie diese Person ist. Und ich erwarte von den Schülern nichts, als das Interesse Geige spielen zu lernen (ist ja zum Glück freiwillig). Ob die Schülerin ängstlich oder hyperaktiv oder phlegmatisch ist, berührt mich nicht, sondern mich berührt, diese Person im Wesen zu "lieben" und nach meinen Kräften in der musikalischen und menschlichen Entwicklung zu unterstützen, im Sinne des Kindes, nicht meiner Erwartungen an das Kind. Ich erwarte auch nicht, dass ein Kind ständig "saubere" Töne spielt (an dieser Erwartung verzweifeln viele Violinpädagogen)... nein, es spielt, wie es spielt und ich helfe weiter. Ich trau mich mal was zu erzählen, was nach Eigenlob aussieht, aber auch nur was zeigen soll: Gestern bekam ich eine Mail meiner Improvisationskollegin aus Kassel. Sie hätte eine neue Schülerin, die dort an der Uni studiert. Das sei eine ehemalige Schülerin von mir, und die würde jetzt noch von mir schwärmen. Es stellte sich heraus, dass es eine Schülerin aus meiner Musikschulära ist, also 11 Jahre her. Die hab ich zwischen ihrem 7. und 12. Lebensjahr unterrichtet. Und mich freut, dass der positive Geist in ihr lebendig geblieben ist und sie offensichtlich heute noch das Instrument liebt.
Liebe Kinny, was ich da schrieb ist nicht auf dich gemünzt. Es ist nicht so, dass ich das gegen dich schreibe. Sondern ich schildere dir mein Erleben, damit du dich mir wieder unbefangener öffnen kannst. Und ich möchte trotzdem noch aufmerksam machen, dass mein Verständnis von "Clearing" einfach mit mir zu tun hat. Wenn ich nicht mit Sucht und Rückendeckung arbeite, oder zumindest versuche, das zu lassen, so ist das meine eigene Entscheidung und heißt nicht, dass ich mich über irgendwen erheben möchte.
Dass wir als Menschen hier im Forum offen- auch über unsre schwachen Stellen- reden können, würde ich allgemein begrüßen. Das ist eine heikle Geschichte, weil es immer Leute gibt, die sich auf Schwächen schmeißen und ihre Stärke drauf ausspielen. Also ich gehe mit meinen Sachen eigentlich erst dann an die Öffentlichkeit, wenn sie integriert sind. Eben weil ich mich ungern schlachten lasse. Aber wäre ein schönes Ziel, wenn jeder sein könnte und gelassen würde wie und wo er/sie ist... Und - ich bekenne - ich habe etliche Schwächen, die man bitte mit Liebe und Nachsicht aushalten möge.
Also ich bin gerne bereit mich mit dir und allen, die sich angesprochen fühlen zu verständigen. In diesem Sinne,
Roswitha