Spannende Argumente!
Gute Frage. Ist Spiritualität SEIN? Dann sind alle atmenden Wesen spirituell - wenn auch vielleicht unbewußt. Oder ist Spiritualität das SUCHEN weil wir spüren dass es da eine größere Dimension als unser begrenztes Ich gibt? Dann ist Spiritualität Resultat von Reflexion.
Ich tendiere eher zu Suche, denn wenn etwas ist, ist es eben auch oft dermaßen selbstverständlich, dass es im wahrsten Sinn des Wortes nicht der Rede wert ist. Also wäre Spiritualität, zumindest unsere eine Art gefühlter Unterscheid zwischen dem das hier ist und dem von dem wir (in uns) glauben, dass es so sein sollte. Eben vermutlich die Überwindung dieser unserer eigenen Trennung, schätze ich. Wenn die nicht da wäre, wäre Spiritualität in dem Sinn und Kontext vermutlich gar nicht nötig.
Noch bessere Frage. Warum ließ sich Sex erfolgreich tabuisieren? Ich denke Sex war den Menschen aus mehreren Gründen "verdächtig".
1. Der sexuelle Drang "überkommt" uns. Die Folgen: Übergriffe und ungewollte Schwangerschaften. Ob da Dämonen im Spiel sind?
2. Sex macht uns Menschen dem Tier gleich. Wie können wir nach Höherem streben und es zugleich treiben wie die Karnickel?
3. Mit Sex kann Macht ausgeübt und manipuliert werden - und der Spaß ist oft sogar kostenlos! Sex dient höheren Zwecken oder dem eigenen Spaß. Sogar allein. Sehr verwirrend.
Diogenes onanierte bekanntlich in aller Öffentlichkeit und sagte: Ach, könnte man sich so auch den Bauch reiben um den Hunger loszuwerden! - Das war selbst für die alten Griechen zu pikant.
Alles in Einem, quasi. Himmel und Hölle wie Zwillinge ganz nah aneinander.
Ist ja auch lustig dass Purpur (als historisch kostbarste, weil teuerste Farbe) traditionell zugleich die Farbe der Kardinäle ebenso wie der Huren war...
Womit wir im Grunde mitten in der antiken vorpatriarchalen Tempelprostitution landen.
Subjektiv ja. Aber wer hat's erfunden? Das Leben benutzt uns doch. Sex dient der Reproduktion - und da setzt die Natur ihren stärksten Zauber ein. Dass wir ihr inzwischen ein Schnippchen schlagen und Spaß haben ohne Kinder zu machen ändert nichts an den hormonellen Abläufen und die sind darauf ausgelegt widerstandsfähige Nachkommen zu zeugen.
Klar benutzt das Leben, so gesehen uns. Die grundsätzliche Frage wäre, warum? Aus asketischer Sichtweise eben die Frage, wie weit bindet und genau das wieder in diesen Kreislauf? Also, sollen wir hier weiterlaufen, auch durch unsere Nachkommen, oder davon mal aussteigen? Eigentlich ganz wo anders hin? Was dann aber auch die Frage nach der "Göttlichkeit" des Lebens selbst aufwirft. Denn wenn das alles so auch ganz einfach das was ist ist, warumd ann daraus überhaupt aussteigen? Oder ist da noch was, was anderes?
Zur Askese: Sie funktioniert meist nur indem man sich durch Abschottung (z.B. im Kloster) von allen Versuchungen fern hält. Es hält auch niemand lange eine strenge Diät durch wenn um ihn herum geschlemmt wird. Mönche am Oben-Ohne-Strand würden sich vielleicht äußerlich nichts anmerken lassen - aber sie hätten danach keine ruhige Nacht mehr.
Askese entspringt dem Bedürfnis nach Reinheit und innerer Ausrichtung - ohne den bedrohlichen Kontrollverlust der mit starker Lust einhergeht.
Da isr was dran. Weshalb genau das so wohl auch kaum praktisch funktioniert. Oder nur in wenigen Fällen.
So gesehen wäre Askese eigentlich die, die mittendrin dennoch nicht drauf "reinfällt". So gesehen wäre ja aber auch eine Partnerschaft, die freiwillig auf andere Sexualpartner aus Liebe verzichtet, eine zumindest teilweise Art von Askese. Auch hier wohl, als Zwang, Pflicht alleine wird's wohl eher nicht so gut klappen. Also hätte demnach Askese auch was mit Liebe zu tun. Der zu einem anderen Menschen, und/oder der zu Gott, zum Göttlichen. Denke ich mal.