hallo lotusz ...
du hast nach erfahrungen gefragt und jesus möchte sich austauschen über enthaltsamkeit, unterdrückung von bedürfnissen und krankheit ...
ich habe vor ca 13 jahren angefangen enthaltsam zu leben. es war kein willentlicher wunsch von mir, es ergab sich einfach so und genau mit dieser veränderung in meinem leben begann auch meine spirituelle laufbahn. ich habe allerdings in all der zeit nie aufgehört an sex zu denken und ich habe meine phantasie genutzt, um mich in höchste ebenen zu katapultieren, die die liebe bereit hält. ich glaube heute noch, dass diese phantasien das eigentliche vehikel waren, die mich durch meine begrenzungen hindurchgeführt haben.
ich habe mir damals in den kopf gesetzt, endlich so zu werden, dass ich die partnerschaft führen kann, die ich mir immer erträumt habe und nach einer riesenschlappe mit dem vermeintlichen auserwählten war klar: ich muss was an MIR tun. sex kam nicht mehr in frage, weil mir schlagartig klar wurde, dass es nur ein ersatz ist. nur ein rein-raus-spiel. das sex nichts mit liebe zu tun hat. jedenfalls nicht der sex den ich bis dato praktiziert hatte.
ich führte in dieser zeit einige platonische lieben, die mir sehr viel gaben und mich weiter bestätigten in dem, was ich mir dachte. dieses immer so schnell mit dem anderen in die kiste springen ist ein ersatz. es ist eine ersatzhandlung, weil ich unfähig war menschen wirklich nah an mich heranzulassen, mich hinzugeben, zu lieben und mich lieben zu lassen. diese enthaltsamkeit und die platonischen lieben halfen mir sehr, mich zu öffnen, mich anzunehmen und ich lernte langsam aber sicher, dass ich als mensch, als frau liebenswert bin, in meinem sosein und ich lernte, dass es an mir selbst gelegen hatte.
es war ein teufelskreis. ich wollte eine tiefe beziehung, konnte aber nicht nein sagen, wenn es darum ging, mit dem mann zu schlafen. im gegenteil, fast zwanghaft musste ich diese situation immer wieder herstellen. ich habe männer wie sexobjekte behandelt, weil ich mir nichts anderes vorstellen konnte.
dann aber lernte ich wieder jemanden kennen und es erging mir wie dir. wir schliefen ziemlich schnell miteinander und obwohl alles in mir schrie und sich verweigerte, konnte ich mich nicht entziehen, nicht nein sagen und so lebte ich drei jahre wie ein zombie in einer rein sexuellen beziehung. alles was ich mir bis dahin an liebe und freude und ausstrahlung erworben hatte, war mit einmal mal weg. ich wurde krank, hatte unfälle ... es war eine schlimme zeit, aber im gegensatz zu dir war mir immer klar: alles was mir genommen werden kann, war nicht wirklich in mir. ich habe es als so eine art schleifen empfunden. alles unechte musste weg.
jetzt lebe ich schon wieder seit fast 8 jahren enthaltsam und ich bin kerngesund und habe mich bewußtseinsmäßig sehr weit entwickelt. zu behaupten, dass mir sex schnuppe ist, wäre glatt gelogen. aber ich weiß jetzt, das liebe und partnerschaft nicht gleich sex bedeutet. und aus meinen erfahrungen habe ich gelernt, das es nicht der akt zwischen zwei menschen ist, der den absturz verursacht, sondern dass es daran liegt, wenn es ohne wahre liebe geschieht. jedenfalls ab einem gewissen bewußtseinszustand. ich glaube namo könnte es besser erklären als ich. wir bestehen aus dieser energie, denn sexuale energie ist nichts anderes wie lebensenergie. deshalb ist es mE unlogisch sie zu verdammen oder zu verdrängen. diese energie will gelebt und erlebt werden, aber eben in genau dem zustand, in dem gott ist, gewesen ist, als er die welt erschuf, nämlich in der höchsten form der liebe. dann ist es ein verschmelzen von mann und frau auf allen ebenen. es ist dann wie meditation, wie ein ritual ... wie eine preisung der schöpfung selbst. aber bis jetzt ist das theorie.
in dem moment, wo wir enthaltsam leben, nutzen wir diese energie für uns selbst. also die lebensenergie bleibt im körper und bewirkt da eine tiefgreifende heilung. diese heilung geht in die tiefe, in die ursprünge also auch in die schattenbereiche, in unsere blockaden, programmierungen usw. es ist nicht immer ein leichter weg dadurch, aber er ist es wert. du weißt das. du hast es bereits erlebt. diese veränderungen, die bewirkt werden durch diese erhöhung unseres energielevels sind beträchtlich. du hast sie ja schon ausführlich beschrieben und ich kann es dir nur bestätigen. volle konzentration, hohe leistungsfähigkeit, eine große liebesfähigkeit und auch eine enorme resonanz der menschen, die einem begegnen.
ich habe nun einige spirituelle menschen kennengelernt und ich habe festgestellt, dass sie alle großes wissen haben und asse sind auf ihren jeweiligen gebieten, aber alle haben sie partnerschaft - ergo sexuelle beziehungen - und was ihnen allen fehlt ist die schattenseite des daseins. ich glaube also, dass zwischen enthaltsamkeit und "wirklicher" schattenarbeit ein zusammenhang besteht.
und damit erübrigt sich auch deine frage jesus. wenn das, was ich beobachtet habe stimmt, dann heilt enthaltsamkeit auf lange sicht gesehen.
aber ... anders herum gesehen. wenn man NICHT enthaltsam lebt und seine sexualität verleugnet, nicht wirklich frei ausleben kann, dann macht das krank. genauso wie sex auf einer gewissen bewußtseinsebene auch ohne diese wahre liebe, wenn er gut ist und frei ausgelebt und genossen werden kann, ebenfalls heilend ist. ich beobachte das aber nicht nur in der sexualität, sondern bei allen gefühlen, bedürfnissen die wir haben und verleugnen, unterdrücken ...
dann wird es gefährlich irgendwann, wenn wir uns denn permanent weigern hinzusehen, etwas zu verändern. das gilt in erster linie auch für hass, wut, zorn, also aggression und trifft sehr oft (bzw. öfters) frauen als männer. und auch die sexualität ist wohl eher ein frauenproblem, glaube ich. welche frau traut sich schon auch mal hure zu sein. aber eh man verstockt alles mit sich machen läßt, verkrampft stillhält oder so tut als ob, sollte man es besser sein lassen, denn ich glaube wie du, dass man davon sehr krank werden kann ...
doch noch mal: ein mensch, der sich sexuell so verhält, verhält sich auch anderweitig so, dass er seine bedürfnisse nicht befriedigt, nicht für sich sorgt, es sich nicht gutgehen läßt, sich nicht durchsetzt ... und dann ist krebs nicht mehr weit ...
so sehe ich das ...