Hallo Annie
Ja, das kann ich bei meiner Mutter auch feststellen. Ich selber komm mir dann schon total erwachsen vor, als ob ich mich um sie nun kümmern müsste, als Dank für ihre Erziehungsmühen die ganzen Jahre hindurch (den sie dazu auch noch fordert, und da hört aber bei mir der Spass auf...

).
So ein "Rollentausch" wäre wohl auch nicht so das Gelbe vom Ei.
Wie geht denn so ein Ablauf eigentlich genau vonstatten?
*huch* Auweia, das waren ja viele, viele Stunden und Gelegenheiten, ehe ich dann wirklich den Kontakt aufnahm. Mal sehen, an was ich mich noch erinnere.
Zunächst sollte ich die Frage beantworten, ob ich das kleine Mädchen, dass ich einmal war, mögen wurde. Da saß ich ratlos da, verstummte und wusste gar nichts mehr. Also bekam ich die Aufgabe, das kleine Mädchen aus Ton zu formen. Oh je, habe ich mich im Kreis gedreht. Irgendwann bin ich dann total widerwillig in die Töpferwerkstatt der Klinik gestapft und habe an einem Tonklumpen herumgeknetet, dabei einen Wutanfall nach dem anderen bekommen und vor mich hergeflucht. Schlussendlich flog der Ton an die Wand. Das war es erst einmal. Für eine lange Zeit...
Etwa 2 Jahre später kam das Thema wieder auf. Aber diesmal in einer Form, mit der ich gut umgehen konnte (vielleicht war ich aber auch nur "weichgekocht" und weniger widerständig). Wenn ich in den Stunden etwas berichtete und plötzlich verstummte, fragte die Therapeutin mich, wie alt ich jetzt gerade sei. Das machte sie einige Male und irgendwann dämmerte mir, dass ich dann sprachlos war, wenn ich innerlich höchstens 2 Jahre alt war. Meine hochgeschätzte Frau S. bohrte selten nach, ließ es oft so stehen, wie ich es empfand.
Sie machte mit mir so eine Art "Phantasiereisen" in Räume mit vielen Türen und ließ mich eine auswählen, ließ sich beschreiben, wie die Tür aussah und was ich dahinter vermutete und fragte, wie es mir dabei geht. Und dann ließ sie mich durch die Tür gehen. So fand ich mich in alten Szenen wieder, in denen mir Frau S. sozusagen zur Seite stand, indem sie sich immer wieder von mir berichten ließ, was ich sah und empfand.
In einer Szene war ich völlig verstört (und ich war damals tatsächlich gut 2 Jahre alt, als das Erinnerte geschah). Mit Hilfe von Frau S. Führung gelang es mir, mich selbst zu beruhigen, zu trösten und mir das Geschehen kindgerecht zu erklären. Etwas Ähnliches übten wir etwa 3 bis 4 mal. Danach konnte ich es selbst. Und wenn nicht, dann holte ich mir "Starthilfe".
Hilft dir das weiter? Wenn nicht, bitte fragen.
Liebe Grüße
Rita