Schwierige Schwesternbeziehung

Maryem

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Ich möchte heute über meine Beziehung zu meiner Schwester reden, sonst platzt mir der Kragen.

Vorab: ich bin in keiner Psychotherapie mehr, ich denke ich bin aus therapiert. Nach der Entfernung meiner Schilddrüse suchte ich mir wieder jemanden in unsrer Stadt, und ich war ein paar Jahre sehr froh. Das eigentliche Problem, das in meiner Jugendzeit entstand, konnte die Therapeutin aber nicht gross behandeln, und sie sagte selbst, sie lege das Augenmerk vor allem auf die begleitenden Depressionen.

Will heissen: ich rede jetzt quasi mit gar niemandem mehr. Wenn ich mal mit einer Kollegin etwas mache, möchte ich auch nicht Probleme wälzen. Am besten ist man sowieso voller Sonnenschein und möglichst lustig, damit alle den Ernst des Lebens vergessen können und zufrieden sind.

Meine Schwester hat zwei erwachsene Kinder, einen guten Job in einem Röntgeninstitut, ist geschieden und mehrmals getrennt, und lebt heute wie ich allein. Sie wurde mit 18 Jahren Jahren zum ersten mal schwanger, von einem Mann, der die Kunstgewerbeschule absolvierte, und sie für eine andere Frau an der Schule verliess, kaum dass das Kind da war. Mein Patenkind ist Linguistin geworden, hat doktoriert und hat heute auch zwei Kinder. Ihren Vater kennt sie nicht. Meine Schwester ist zu recht mächtig stolz auf ihre Kinder. Ihre Tochter lebt zwar nicht gerade in unsrer Nähe, aber ich hatte immer eine gute Beziehung zu meinem Patenkind.

Mit meiner Schwester habe ich nun drei Erbschaften geregelt, zwei Wohnungen geräumt, eine Reise zu unsren Verwandten in Deutschland gemacht, und letzte Weihnachten war sie noch bei mir. Sie selbst hat in einem Nebensatz bemerkt, dass wir uns doch wieder ein wenig näher gekommen seien.

Nun, heute habe ich diesen Eindruck aber keineswegs. Im Mai ist sie von hier weg gezogen, nicht ohne vorher dreimal bemerkt zu haben, dass sie hier gar nichts mehr hält. Nun ist sie etwas näher bei ihren Kindern, aber der Beigeschmack, dass sie selbst es ist, die sich immer wieder distanziert von mir, der bleibt. Immer wieder lässt sie durch blicken, dass sie es nicht goutiert, wie ich lebe (vor allem: nicht mehr arbeite!) dass sie mich egoistisch findet und nur an mich selbst denke. Sie hat mich nach ihrem letzten Besuch auch darauf aufmerksam gemacht, was man alles so regeln sollte, im Falle, dass man stirbt oder einem mal sonst was zustösst. Natürlich hat sie selbst ein Testament gemacht. Auch wenn ich vieles schon aufgeschrieben hatte, pragmatisch gesehen hat sie natürlich völlig recht.

Sie kann mir anrufen und locker eine Stunde auf mich einreden, wobei ich mich während dessen fragen muss, worum es ihr eigentlich geht. Immer hinterlässt es in mir das Gefühl, dass ich es ihr nie recht machen kann.

Was diese unangenehmen Dinge im Krankheits- oder Todesfall angeht, so habe ich mich kürzlich an mein Patenkind gewendet. Meine Schwester hatte es in einem sehr lockeren Ton selbst erwähnt, das könne ja sie oder, wenn nicht, mein Patenkind oder sonst wer, übernehmen. Nun streitet sie es ab, dass sie ihre Tochter erwähnt habe. So habe sie es nicht gemeint, dass sie selbst es nicht machen könne...Ich erwiderte nur, ganz ruhig, doch sie habe ihre Tochter erwähnt. Sie: Nein, ich denke nicht.

Das ist natürlich längst nicht alles, aber ich belasse es mal dabei, der Text ist eh schon lange genug.
 
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Ist deine Schwester die Ältere von euch Beiden, so dass sie eine solche Bedeutung für dich in deinem Leben hat ?

Ihr seid beide erwachsen, könnt unabhängig von einander leben. Wenn sie deine Art zu leben nicht gut heisst, geht doch deine Welt a) davon nicht unter und b) heisst das nicht, dass du für dich falsch lebst.

Du bist halt anders als sie. Das kommt in den meisten Familien vor. Und auch in Freundschaften. Meine Freundinnen haben ihr Leben auch völlig anders gestaltet, hatten andere Vorlieben - wie ich. Aber so etwas kann man doch auch als Erwachsener tolerieren und sich mehr auf das einander Verbindende konzentrieren..

Was verbindet dich mit deiner Schwester so stark, dass du unter ihrem kritisch auf dich herabsehen so leidest ? Man muss ja mit mit der eigenen Schwester keinen Kontakt haben, wenn man es die meiste Zeit als unerfreulich erlebt und man darunter leidet.

Geschwister können im Leben auseinandergehen und getrennte Wege gehen. So etwas kommt überall vor. War bei mir und meinem Bruder auch so. Und ich habe es nicht bereut, mich von ihm getrennt zu haben.

Nur weil man aus einer Familie kommt, kann man den Anderen ja trotzdem nicht ändern.
 
Ist deine Schwester die Ältere von euch Beiden, so dass sie eine solche Bedeutung für dich in deinem Leben hat ?

Ihr seid beide erwachsen, könnt unabhängig von einander leben. Wenn sie deine Art zu leben nicht gut heisst, geht doch deine Welt a) davon nicht unter und b) heisst das nicht, dass du für dich falsch lebst.

Du bist halt anders als sie. Das kommt in den meisten Familien vor. Und auch in Freundschaften. Meine Freundinnen haben ihr Leben auch völlig anders gestaltet, hatten andere Vorlieben - wie ich. Aber so etwas kann man doch auch als Erwachsener tolerieren und sich mehr auf das einander Verbindende konzentrieren..

Was verbindet dich mit deiner Schwester so stark, dass du unter ihrem kritisch auf dich herabsehen so leidest ? Man muss ja mit mit der eigenen Schwester keinen Kontakt haben, wenn man es die meiste Zeit als unerfreulich erlebt und man darunter leidet.

Geschwister können im Leben auseinandergehen und getrennte Wege gehen. So etwas kommt überall vor. War bei mir und meinem Bruder auch so. Und ich habe es nicht bereut, mich von ihm getrennt zu haben.

Nur weil man aus einer Familie kommt, kann man den Anderen ja trotzdem nicht ändern.

Danke für deine Sichtweise Green. Nein, die Ältere bin ich und meine Schwester fühlte sich in ihrer Jugendzeit sehr ungerecht behandelt, bzw. ich genoss Privilegien. Nach meinem Empfinden ist da ihrerseits eine tiefe Eifersucht, die sie nicht vergessen kann. Wir redeten auch immer wieder über früher, aber so langsam habe ich es satt, weil ich denke, es gibt nichts mehr zu klären, solange sie es nicht in sich selber klären kann. Aber da hakt es irgendwie. Während ihrer Ehe hatte sie mal eine Psychotherapie begonnen, welche sie aber bald wieder abbrach. Seither scheint ihr Bild, was psychologisches Verständnis anbelangt, zementiert. Das widerspricht irgendwie ihrem persönlichen religiösen Verständnis.
Wir sind einfach ganz grundlegend anders, aber Familienbande sind ja auch etwas, was man unter Umständen nicht einfach so ablegen kann.

Es ist aber schon genau das, was mich in den letzten Wochen beschäftigt hat, ob ich den Kontakt ganz abbrechen soll. Aber wenn es irgendwie geht, möchte ich das nicht. Ich denke, da würden auch ihre Kinder darunter leiden und in eine Art Vermittlerposition gedrängt. Und dann sieht man sich vielleicht an Beerdigungen wieder, und kann kaum ein Wort wechseln miteinander. Nein, ich versuche doch besser, mich einfach auf das Positive zu konzentrieren, so fühle ich das auch in der letzten Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir sind einfach ganz grundlegend anders, aber Familienbande sind ja auch etwas, was man unter Umständen nicht einfach so ablegen kann.
Nein, ich versuche doch besser, mich einfach auf das Positive zu konzentrieren, so fühle ich das auch in der letzten Zeit.
Ja, wenn du ein Mensch bist, dem Familie wichtig ist, dann wirst du sicher auch einen guten Weg finden.

Ich hatte nur vom Anfang deines Posts her den Eindruck, dass dich das doch ziemlich schwer belastet (hat) - weil du das Thema Schwester in diesen Zusammenhang gestellt hast....

Ich möchte heute über meine Beziehung zu meiner Schwester reden, sonst platzt mir der Kragen.

Vorab: ich bin in keiner Psychotherapie mehr, ich denke ich bin aus therapiert. Nach der Entfernung meiner Schilddrüse suchte ich mir wieder jemanden in unsrer Stadt, und ich war ein paar Jahre sehr froh. Das eigentliche Problem, das in meiner Jugendzeit entstand, konnte die Therapeutin aber nicht gross behandeln, und sie sagte selbst, sie lege das Augenmerk vor allem auf die begleitenden Depressionen.
 
Es ist aber schon genau das, was mich in den letzten Wochen beschäftigt hat, ob ich den Kontakt ganz abbrechen soll. Aber wenn es irgendwie geht, möchte ich das nicht. Ich denke, da würden auch ihre Kinder darunter leiden und in eine Art Vermittlerposition gedrängt. Und dann sieht man sich vielleicht an Beerdigungen wieder, und kann kaum ein Wort wechseln miteinander. Nein, ich versuche doch besser, mich einfach auf das Positive zu konzentrieren, so fühle ich das auch in der letzten Zeit.
Ich hatte mit einem ähnlichem Problem zu kämpfen, deshalb mein Tipp:
Innerlich abgrenzen und Smalltalk Ebene!

Du weißt sicher, wie man das herstellt und lenken kann!
Vielleicht funktioniert das!?

Macht weniger angreifbar!

Vielleicht kannst du mit meinen Tipp etwas anfangen!?
 
wenn schwestern nicht miteinander können, dann sollten sie getrennte Wege gehen,
unabhängig von Patenkindern die mehr unter Schwierigkeiten und Streits zwischen Geschwistern leiden als wenn der Kontakt einfach ruht.

@Maryem wenn du Probleme mit der Situation hast seh zu das du darüber redest mit jemanden als das du wieder verdrängst und Das Thema immer wieder aufgebährt.

Kannst du denn überhaupt deine Sichtweise und deinen ärger deiner Schwester gegenüber äußern?
erst dann ist ja etwas bearbeitet, wenn die innerliche Gefühlslage nicht mehr anspringt.
 
@Maryem wenn du Probleme mit der Situation hast seh zu das du darüber redest mit jemanden als das du wieder verdrängst und Das Thema immer wieder aufgebährt.

Mit wem würdest du denn darüber reden, wo das doch eigentlich niemanden interessiert, weil alle ihre eigenen Probleme haben?
Meine Therapie habe ich wie gesagt abgeschlossen. Die Therapeutin wäre zwar weiterhin ein bis zweimal im Jahr für mich da, aber das ist kognitive Verhaltenstherapie und da geht es ruckzuck funktional. Da fragt sie zum Beispiel: Was tun sie denn, um Menschen kennen zu lernen? Was könnten sie tun? Ich glaube nicht mehr, dass das das Richtige ist.
 
Mit wem würdest du denn darüber reden, wo das doch eigentlich niemanden interessiert, weil alle ihre eigenen Probleme haben?
Schreib es dir doch hier - oder im Aufgeschrieben-UF -von der Seele - manchen Menschen hilft aufschreiben, etwas schwarz auf weiss vor Augen sehen, es sich sichtbar "aus dem Kopf herausgeschrieben" haben...
 
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Hallo @Maryem

einerseits lese ich zwischen den Sätze, dass du deine Schwester auch bewunderst, indem du aufzählst, wie geordnet sie ihr Leben lebt. Und fühlst dich gleichzeitig angegriffen, wenn sie deine Lebenshaltung angreift.
Das ist verständlich und zeigt die zwiespältigen Gefühle die du ihr gegenüber hegst. Und dich auch umgekehrt.

Die unter Geschwister herrschende Rivalität ist ja gar nicht so selten. Man kann nicht ohne den Geschwister und nicht mit ihm.

Versuche mal rauszufinden, warum dich ihre Äußerungen triggern und dich quasi zwingen, in den Vergleich zu gehen?
Sie bestellt dich auf einen Kriegsschauplatz und du gehst hin. Das könntest du in Zukunft auch anders regeln.

Ich höre heraus, dass das was du tust und wie du dein Leben gestaltest nicht den Zuspruch deiner Schwester findet. Sie führt sich eher wie ein (strafendes) Elternteil auf, und gibt dir ungewollte Ratschläge.

Sag ihr freundlich, dass du das nett findest, dass sie sich Sorgen um dich macht aber dich damit auch bevormundet, du aber schon erwachsen bist und deine eigenen Entscheidungen treffen kannst. Fehler mit eingeschlossen.

Spiegle ihr, dass du kein kleines Mädchen bist und ungefragt keine RatSCHLÄGE annimmst.

Es wäre ganz hilfreich für dich, wenn du dir ein solides (laienverständliches) Buch über Kommunikation kaufst, damit du erkennen kannst, was eigentlich vor sich geht.

Ich habe einen ähnlichen Konflikt mit meiner Schwester, im Moment ist mal wieder Funkstille. Wobei ich auch die Ältere bin und meine Schwester nur ein Jahr jünger.

Bei solchen Konflikten die man miteinander hat, kann es sein, dass ihr einfach ganz unterschiedliche Ansichten zum Leben habt und auch nicht zusammenpasst. Vor allen Dingen, wenn einer von euch gerne mal zurückschaut und Vergangenes ständig hochholt. z. B. vermeintliche Vergünstigungen durch die Eltern und das heute noch der anderen Person vorwirft.

Die Erkenntnis hat natürlich einen Beigeschmack, wenn man feststellt, dass da viel Trennendes ist. Dann heißt es zu -zu- lassen.

Nun, heute habe ich diesen Eindruck aber keineswegs. Im Mai ist sie von hier weg gezogen, nicht ohne vorher dreimal bemerkt zu haben, dass sie hier gar nichts mehr hält. Nun ist sie etwas näher bei ihren Kindern, aber der Beigeschmack, dass sie selbst es ist, die sich immer wieder distanziert von mir, der bleibt.

Es schmerzt dich, dass deine Schwester kundtut, dass DU kein Grund bist, vor Ort zu bleiben. Das tut weh.
 
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