Aus welchem Grund fühlst Du Dich ständig bemüßigt für Andere in die Bresche springen oder deren Ansichten verteidigen zu müssen, so als könnten sie nicht selbst argumentieren? Ist das der Mutterinstinkt oder dichtest Du ihnen unbewußt Unfähigkeit an?
Ich darf doch bitten, Andere vor Unrecht oder was man als solches empfindet, schützen zu wollen, ist doch ein edler Charakterzug. Überhaupt nicht ironisch gemeint, um das klarzustellen.
Und die Ansicht, dass eine dritte Person einen Streitfall neutraler betrachten kann als Kontrahenten, die an einer Sache beteiligt sind, ist in unserer Gesellschaft sogar im Rechtssystem verankert, von daher also auch nicht soo abwegig.
Klar sollte man hin und wieder reflektieren, ob es nicht für persönliche Gründe spricht, wenn man sich irgendwo einmischt. Aber ich würde jetzt nicht kategorisch ausschließen, dass es ein feiner und positiver Zug sein kann, das mit dem Einmischen und Schlichten (oder Er-Klären) aus Position eines mehr oder weniger unbeteiligten Dritten. Selbst wenn von zwei Personen nur EINE sich ungerecht behandelt fühlt und aus dem Projektionsspiel nicht auszusteigen vermag, kann es schonmal enorm weiterhelfen, einen Ablenkungsfaktor mit einzubeziehen, über den man wieder zu sowas wie Ruhe zurückfindet.
Ich kann da einigen Leuten, die ich für recht weise halte, bloß zustimmen, eines der Hauptübel dürfte etwas damit zu tun haben, wie stark man sich mit den eigenen Positionen identifiziert, und wie stark man sich mit der eigenen Person identifiziert. Resultieren können haufenweise Gedanken und Emotionen, und wer will am Ende DA dann noch durchsteigen.
Nee, nee, das ist manchmal schon ganz in Ordnung, wenn eine dritte Person sich einmischt. Man sollte sich nur als dritte Person nicht einbilden, automatisch alles besser verstanden oder automatisch Recht zu haben, bloß weil man von einem angenommenen "Außen" dazustößt. Perfiderweise KANN man durch den Akt des Einmischens von einer unbeteiligten zu einer beteiligten Person werden, und möglicherweise ist die wirklich unbeteiligte Person, so es eine gibt, ja ggf. die Person A, die mit B das Gespräch überhaupt begonnen hat, während EinmischerIn C von vornherein nur deswegen hinzugemischt werden kann, weil Beteiligung in die eine oder andere Richtung vorlag. Wer will das entscheiden?
Es mag durchaus sein, dass mehr als ein Schachzug beobachtet werden muss, ehe man dahinterkommt, ob jemand ein guter Spieler ist. Oder auch mehr als ein Spiel.
Von der Regeln: "Wenn es edel aussieht, müssen wir es kaputtschlagen, weil es eh gelogen ist" halte ich diesbezüglich jedenfalls für wenig zielführend.
Womit wir zurück beim Thema sind, und des bösartigen Impulses, den eine Differenzierung von weißen zu schwarzen Brüdern mit sich bringen KANN .. dass man nämlich den gesunden Menschenverstand außen vor lässt bei der Entscheidung, und die Unter-Scheidung Anderen oder den von Anderen aufgestellten Regeln überlässt, statt sich selbst um eine Einsicht diesbezüglich zu bemühen.
Es ist leicht, festzustellen: Der Mensch tut mir weh, obwohl er nicht müsste. Es ist weniger leicht, festzustellen: Der Mensch tut mir weh, obwohl er das nicht müsste, aber seltsamerweise kommt dabei was Gutes heraus. Und es ist ganz bestimmt nicht leicht, in einem Umfeld, in dem gern wehgetan wird, anzuerkennen, dass es durchaus auch noch reale und echte Tendenzen zu positiven Aktivitäten geben kann.
Ich sage nicht, dass es nicht Menschen gäbe, die sich aktiv und bewusst entscheiden, Wege zu gehen, bei denen am Ende bloß Schaden für alle Beteiligten resultiert, und was die Motive dafür sind, ist mir ehrlich gesagt ganz schön egal. Aber vorsichtig sollte man dabei schon sein, und ohne eine gute Portion eigenen, gesunden Menschenverstandes gütlich Abstand von solchen Ab-Wertungen nehmen. Nur mal so am Rande vermerkt.