Resümee

Serenade

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18. März 2007
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Winken. Geistvolles Winken. Geisterhaft. Gestaltlos. Formlos. Und doch greif- und wahrnehmbar. Obwohl es eigentlich erkenntlich heißen sollte. Es geht mehr ums Erkennen als ums Wahrnehmen oder Ergreifen. Wie sieht es aus, wenn sich Geister durch ein Winken verabschieden? Es sieht nicht aus. Man weiß es einfach. Man erkennt es. Innerlich. Wie man so sagt. Warum eigentlich innerlich? Damit ist natürlich nicht das Innere des Körpers gemeint. Auch wenn das Herz oft benannt wird, wenn es ums Innerliche geht.

Das Geistige wäre, wenn es denn materiell wäre, viel, viel größer als das Materielle. Schon oft erwähnt, aber nie wirklich verinnerlicht, weil man es sich kaum vorstellen kann. Vor allem, wenn man bedenkt, wie groß das Universum ist. Man weiß es ja nicht. Man kennt die genaue Größe nicht. Und vor allem fragt man sich, was mag dann wohl hinter den Grenzen des Universums sein.

Das Geistige hat keine Grenzen. Kann es nicht haben. Feinstoffliche, sehr feinstoffliche Materie hat Grenzen. Sogar das Licht hat Grenzen, auch wenn es sehr schnell ist. Angeblich. Materiell gesehen ist immer alles angeblich. Und relativ. Vor allem relativ. Das Geistige ist immer und überall. Es ist die Energie der Quelle der Kraft.

Wie war das mit dem Winken? Arimas letztes Winken: „Zieht das Universum mit sich und winkt uns körperlos zum Abschied noch einmal zu.“ So steht in „Sägespäne“ im vorletzten Absatz. Im letzten Absatz ist die Rede vom nicht mehr Schreiben, da es ein für allemal genug ist. Weil es ohnehin nur mehr Wiederholungen gibt. Diesmal dürfte der Titel passen. Resümee. Schlussbetrachtung oder Analyse. Gedankenanalyse. Wie auch immer. Das Winken ist auf jeden Fall ein Rätsel und wie es denn möglich ist, das Universum mit sich zu ziehen ist ein noch viel größeres Rätsel.

Arima zieht das Universum mit sich. Körperlos. Was sagt uns das? Ganz einfach: Geist ist größer und stärker als Materie. Hat auch schon Jostein Gaarder in seinem Buch „Sofies Welt“ festgestellt. Materie kann zerstört werden. Geist ist unzerstörbar. Was sagt uns das wieder? Ganz einfach: Geist ist wirklich und Materie ist unwirklich.

Aber das ist es nicht, was ich sagen/schreiben will. Arima zieht gar nichts mit sich. Das ist es, was ich sagen/schreiben will. Er tut nur so, denn außerhalb von Geist gibt es nichts. Kann es nichts geben. Illusionen vielleicht. Aber nicht einmal das.

Arima tut nur so, um mir zu signalisieren, dass da nichts ist, wovor ich mich fürchten müsste. Dass da nichts ist, worüber ich mir Sorgen machten müsste. Dass da nichts ist, was mich verletzen könnte. Dass da nicht einmal ich bin. Zumindest nicht das Körperich, als das ich mich wahrnehme.

Und Arima? Lächelt. Immer wieder lächelt er und trägt das Universum in einem Sack über seinen Schultern davon. Scheinbar. Wie Nikolaus trägt er den Sack und manchmal kommt mir vor, als würde er „ho, ho, ho“ rufen.

„Ich trag nur mal schnell den Müll raus!“ Das hat er Maria einst zugerufen hat, wenn ihn wieder mal der Putzeifer ereilt hat. Er sagte es auf bayrisch. Immerhin lebte er lange in der bayrischen Hauptstadt.

Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Bayern und die Hauptstadt schon. Aber nicht Arima, bzw. Kim, wie er bayrisch spricht. Unterscheidet sich kaum von Steirischen, obwohl man sagt, dass Steirer wie Hunde bellen. Der uralte Witz vom Enkel, der seinem Freund sagt, sein Opa würde wie ein Hund bellen können. Dann ruft er dem Opa zu: „Schau, Opa! Eine nackte Frau!“ Opa: „Wou! Wou!“ was „Wo? Wo““ bedeuten soll. Aber was hat das Bayrische mit dem Steirischem zu tun? Im Grunde genommen gar nichts. Oder vielleicht, dass ich Steirerin bin und eine ähnliche Sprache spreche, wie Kim einst. Warum ich es erwähne? Keine Ahnung! Ist eben so. Oder eben nicht, da eh nichts Bedeutung hat.


Was mir auch immer einfällt! Und dann muss ich es niederschreiben, auch wenn es keine Bedeutung hat. Nichts hat Bedeutung. Schon gar nicht dieser schwarze Müllsack auf Arimas, bzw. Kims Schultern.


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Der Weg des Herzens und spielen, es ist fast wirklich.
Du weisst so viel, du weise Frau... so switchen wir zwischen Tonal und Nagual hin und her und ich nenne das Tanz:)

"Daher, Śāriputra, sind sämtliche Phänomene Leerheit, ohne Merkmale, ohne Entstehen, ohne Vergehen, ohne Makel, ohne Freiheit von Makel, ohne Abnahme und ohne Zunahme. Daher, Śāriputra, existiert in der Leerheit keine Form, kein Gefühl, keine Unterscheidung, keine Wirkkraft, kein Bewusstsein; kein Auge, kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, kein Körper, kein Geist; keine Form, kein Klang, kein Geruch, kein Geschmack, nichts Spürbares, keine Phänomene; kein Augen-Dhātu bis hin zum Geist-Dhātu, kein Phänomene-Dhātu, kein Geistbewusstseins-Dhātu; keine Unwissenheit, kein Enden der Unwissenheit bis hin zu keinem Altern und Tod und keinem Enden von Altern und Tod; kein Leiden, kein Ursprung des Leidens, keine Beendigung, kein Pfad, keine Weisheit, kein Erlangen und kein Nicht-Erlangen …"

Herzsutra
 
Müllmann, entsorge den Müll. Aber das Gute lass da. Noch immer die Kindheitserinnerungen und als Teenie die Aussage: „Mit 30 will ich sterben, weil das Leben dann eh nur mehr langweilig ist.“

Ja, seht euch an, ihr Erwachsenen! Was macht euch noch Freude? Ist das Leben für euch nur mehr Pflicht und Verantwortung? Pflicht wovon? Verantwortung wofür? Wenn, dann für das eigene Leben. Und das sollte Freude machen.

Müllmann, entsorge den Müll. Am besten nimm alles mit und bringe Neues mit. Lass uns mit dem Wünschen aufhören und endlich mit dem Befehlen beginnen. Wir hätten doch die Macht dazu. Woraus sind wir entstanden, wenn nicht aus Sternenstaub? Sternenstaub hat Macht, denn er kommt direkt aus der Quelle der Kraft. Aus der einen, einzigen Quelle. Man müsste die Kraft weglassen, denn sie klingt so irdisch.

Müllmann, entsorge den Müll. Das gesamte Universum in einem einzigen schwarzen Sack. Wer hätte das gedacht? Aber die alten Inder hatten so ihre Verbindungen. Wohin sei noch nicht erwiesen, da es kein „Wohin“ ist. Es ist ein ewiges Da. Und das erkannten sie. Wir erkennen das Da noch nicht. Wir decken es mit Müllsäcken zu.

Arima als Müllmann. Und noch immer ist die Frage nicht geklärt, ob er „rechtens“ gehandelt hat. Die zwei Kämpfe. For what were they good for? Rechtens oder linkens lassen wir mal beiseite. Sila war dagegen. Das steht fest. Sie ist die Geistige. Und Arima? Der Individualist.

Es wurde doch schon so gut erklärt. Zumindest so gut, wie es nur möglich ist. Geist und Individualismus in einem. Die Quelle IST. IST immer. Nur wir hinken hinterher und glauben, in einem Körper gefangen zu sein. Oder besser gesagt, wir glauben, uns als Körper wahrzunehmen, obwohl wir in Wirklichkeit Geist und eins mit der Quelle sind. Muss das denn sein?

Die Kämpfe mussten sein, Sila. Sie waren und sind Teil des Ganzen. So wie alles Teil des Ganzen ist. Der Fehler liegt, dass wir in der Zeit feststecken. In der Zeit und im Raum. Nur durch Zeit und Raum entstand Materie. Was sonst braucht Zeit und Raum?

Genau das hätte nie passieren dürfen. The Thing that should not be. Jetzt wissen wir es und doch wehren wir uns nicht. Abwehren. Augen zu und durch. Mehr geht nicht. Aber auch das war und ist Teil des Ganzen.

Frage: Was ist das Ganze? Etwa die Quelle? Nicht ganz, denn die Quelle ist mehr. Wie viel mehr? Wenn wir das wüssten, wären wir die Quelle. Sind wir doch auch. Oder jetzt auf einmal nicht mehr?

Arima, sag doch endlich was und lege den albernen Müllsack ab. Ich weiß, wir denken zu viel. Besser ist, alles auf sich zukommen lassen und sagen: „Wenn du das sagst, dann ist das so.“


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„Erinnere dich an die Geister“, spricht Arima, „an den Adlergeist, den Wolfsgeist, den Tigergeist, an alle Tiergeister zu Erde, zu Wasser und zu Luft. Erinnere dich an die Baumgeister, die Strauchgeister, die Grasgeister. Damals saß ich auf einem Plateau in den Bergen eines großen Landes auf der Erde. Ich sitze noch immer dort oben. Ein Geist nach dem anderen erscheint. Die unzähligen Luftgeister, Wassergeister und Erdgeister. Und natürlich auch die des Feuers, sonst würde nie ein Blitz am Himmel erscheinen. Man meint es erklären zu können, aber ohne Geister gibt es nichts.

Wären jene Geister nicht genug, erscheinen noch viele andere. Unzählige. Ich sitze noch immer dort oben und du neben mir, Sila.“

Blut von meinem Blut, wie Daenerys Targaryen aus Game of Thrones so schön sagt. Oder: Blut ist dicker als Wasser.

„Du findest mich überall. Aber suche nicht. Du brauchst nur zu wissen: Ich bin da.“

Wer sucht, findet nicht, da er zu sehr mit Suchen beschäftigt ist. Ein alter Hut, Arima. Ein sehr alter Zauberhut. Glaubst du, ich habe bereits gefunden, was ich einst suchte? Nein, es hat mich gefunden, als ich bereit war. Nicht vorher und nicht nachher, sondern hier und jetzt, also immer. Immer, Arima.

Die Geister damals, das waren die Engel, die sich herab ließen, um alles zu beleben. Sie erzürnten damit niemanden, nicht einmal den, den viele „Gott“ nennen. Gott steckt in ihnen allen. Jetzt, da sie sich fallen gelassen haben. Wann, Arima? Wann sind aus den Engeln Geister geworden?

„Schon immer, Sila, „spricht Arima, „Und vergiss nie: Namen haben keine Bedeutung. Man spürt sie in allem. Man kann sie sogar sehen, wenn man die Augen schließt. Alles andere zählt nicht.

Erinnere dich auch die Schutzengel. Jedes Lebewesen hat einen Schutzengel. So erzählen es die Alten den Kindern. Die Alten kennen die Wahrheit.“

Und wenn sich die Engel nicht fallen lassen hätten?

„Diese Frage gibt es nicht, Sila. Sie haben sich fallen lassen, sonst wären wir nicht die, die wir sind.“

Wenn sich die Engel nicht fallen lassen hätten, gäbe es keine Krankheiten, keine Kriege, keinen Hunger, kein Leiden, und höchstwahrscheinlich keinen Tod. Was soll all das Elend auf Erden? Wenn es einen Gott gibt, der das zulässt, muss er grausam und zumindest rachsüchtig sein. Da hilft nicht einmal die Ausrede vom Kurs (in Wundern), dass alles nur eine winziger Gedanke ist und gar nichts passiert ist, weil der liebende Gott all das gar nicht zulassen würde. Wir sind doch hier. Oder etwa nicht? Wir fühlen und wir leiden. Was also soll all das? Was, Arima?

„Es gibt Konsequenzen“, spricht Arima. „Alles, was getan wird, zieht Konsequenzen nach sich. Liebende Götter gibt es nicht. Das mal vorweg. Mit Götter habe ich noch nie etwas zu tun gehabt. Eher so genannte höhere Wesen, die in Dimensionen existieren, die für irdische Wesen unzugänglich sind, bevor sie nicht bereit sind. Du kennst einige davon, Sila – liebende Göttin der Erde. Das, was alle Fäden in der imaginären Hand hält, nennen wir die Quelle der Kraft. Sie ist das Ganze, das Vollkommene, die Perfektion, der nichts hinzu zu fügen ist und der nichts genommen werden kann. Das, was wir hier leben und all das Elend, das du noch immer wahrnimmst, du liebende Göttin Sila...“

Hör auf mit dem Quatsch, Arima. Das passt nicht zu dir, mich liebende Göttin zu nennen. Ich liebe und kenne nur deine direkte Art und die ist nicht immer so fein und charmant.

„Okay, dann eben nicht“, spricht Arima. „Dein Mitgefühl in Ehren, aber schau mal, was die Menschheit alles angerichtet hat, bis sie sich vollkommen entwickelt hat. Das, was wir alle erlebten und teilweise noch immer erleben, ist nur ein Tropfen aus dem unendlichen Meer. Aber nicht immer lässt sich im winzigen Tropfen dieselbe Qualität erkennen wie im gesamten Meer. Es können Schutzpartikel enthalten sein, die im gesamten Meer bereits verschwunden sind oder viel mehr niemals waren. Verstehst du?“

Nein, Arima. Ich verstehe nicht, weil das nicht zu verstehen ist. Wie soll zu verstehen sein, wenn Eltern ihr kleines Baby verlieren? Wie soll zu verstehen sein, wenn Kinder schwere Krankheiten haben oder behindert zur Welt kommen? Du nennst es Konsequenzen. Aber war es die Mutter oder der Vater des Kindes, der getötet oder gestohlen oder sonst irgendetwas Sündhaftes getan hat?

„Niemand hat Schuld“, spricht Arima. „Das war schon immer meine Rede. Ich sprach auch nie davon, der Welt zu entsagen, um all dem Leid aus dem Weg zu gehen. Starke Seelen ertragen ihr Leid ohne zu klagen. Sie erkennen, wenn es wo Freude gibt, dass es auch Leid gibt. Sie erkennen eine Welt der Dualität. In so einer Welt kann es nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen geben. Das hat nichts mit Grausamkeiten irgendwelcher Götter, die es nicht gibt, zu tun. Das liegt in dem Aspekt der Entwicklung, den wir uns heraus gepickt haben. Warum auch immer. Es ist geschehen und da müssen wir durch.“

Wir haben es hinter uns, Arima, aber ich kann das Leid noch immer fühlen. Bin ich wirklich die liebende Göttin der irdischen Wesen?



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Kein Aspekt, keine Emanation der Quelle ist mit Schmutzpartikel behaftet. Alles an und in der Quelle ist rein und unverwundbar. Aber ich verstehe schon. Es lässt sich nicht anders erklären. Oder, wir verstehen es nicht besser. Das war schon immer deine Rede, Arima.

Sila schmollt. Sie möchte verstehen. Sie will das große Rätsel, das sich niemals enträtseln lässt, lösen. Wer nicht? Noch immer plagen die Fragen: Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Wohin gehen wir? Und keine von ihnen kann wirklich beantwortet werden.

Philosophie und Religionen haben versagt. Eindeutig versagt. Und wenn, haben sie bloß verunsichert. Uns im Regen stehen lassen. Wortwörtlich. Begossene Pudel.

Der Weg ins Paradies ist versperrt. Es gab ihn nie. Glauben? Nun gut. Vielleicht ist es eh besser zu glauben. Der Unterschied zwischen glauben und wissen ist demnach leicht erklärbar: Ich glaube, weil ich es eh nicht wissen will. In der Tat ist es eventuell besser nicht zu wissen, dass uns einmal nichts als eine schwarze oder weiße leere Wand erwartet, an die wir so lange starren, bis uns der Saft ausgeht. Keine Batterien mehr. Aus und vorbei.

Arima legt einen Arm tröstend um Silas Schultern. Er weiß um ihre Schwankungen: Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Das war schon immer ihr Merkmal. Deshalb ist ihre Ganzheit auch dunkel. Sie kann niemals hell leuchten, auch wenn sie die liebende Göttin der leidgeprüften irdischen Wesen ist. „Niemand kann wirklich glücklich sein, solange noch jemand irgendwo, irgendwann leidet“, ist ihr Leitspruch. Oder ist es ihr Widerspruch, wenn sie dennoch lacht und selig auf dem schwarzen Drachen (Lady Ferryn) oder auf dem grünen (unbestimmte Farbe) Drachen (Sir Izmir) reitet.

Sie wollte schon immer einen schwarzen Drachen. Als Kind wollte sie (Manola) eine schwarze Katze. Vollkommen schwarz. Die beiden Drachen wurden zu Doppelwesen. Das hätte ich jetzt fast vergessen zu erwähnen. Sila muss nicht wählen. Solange man wählen muss, steckt man in dualen Welten fest. In bakteriellen Welten, aus denen es nur schwer ist, zu entkommen. Fermir nennt sich das vollkommen schwarze Doppelwesen, das ein imposanter Drache ist. Und das, obwohl Namen oder Benennungen wirklich keine Bedeutung haben.

„Natürlich ist die Quelle immer rein und unverwundbar“, spricht Arima. „Du hast vergessen, dass sie sich niemals teilen lässt. Sie ist nicht nur immer rein und unverwundbar, sondern ebenso vollkommen, perfekt, was nichts anderes als GANZ bedeutet.“

Ach, Arima, du warst schon immer ein Träumer. Und wir mit dir. Alles nur ein Traum. Deshalb sollten wir auch die Träume los lassen, um es mit Florindas Worten zu sagen, die mich noch immer verfolgen: "Der Preis der Freiheit ist sehr hoch. Freiheit kann nur durch das Träumen ohne Hoffnung erreicht werden, nur wenn du willens bist, alles zu verlieren, selbst den Traum. Für manche von uns ist das Träumen ohne Hoffnung, der Kampf ohne Ziel der einzige Weg, mit dem Vogel der Freiheit Schritt zu halten."

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Heute, als ich um 7h30 aufwachte, dachte ich, was wohl in genau 10 Jahren sein wird. Dann erinnerte ich mich, dass ich schon mehrmals derartige Gedanken hatte und als etwa 12jährige sogar darüber geschrieben habe. „Einen Hund hatten wir damals auch“, schrieb ich. Daran erinnere ich mich genau, weil dieser kleine, braune Spaniel mein Liebling war. Ich befand mich gedanklich auf einem Berg und schrieb diese Zeilen der Erinnerung.

„Ich weiß, dass ich hier gewesen sein werde“, wie der Künstler Markus Wilfling seine Fotoausstellung nennt, kommt mir gerade in den Sinn.

Und heute? Heute gibt es diese Menschen und Tiere nicht mehr, über die ich damals geschrieben habe, dass es sie nicht mehr gibt.

Irgendwann später, als ich etwa 18 Jahre alt war, blickte ich auf einen Kalender und dachte, was wohl im Jahr 2000 sein wird. Das war damals ein magischer Zeitpunkt. Eine Art neue Ära. Die Zukunft sozusagen, in der alles anders sein wird. Und ich dachte, dann werde ich schon über 40 und alt sein. Alt! Wahrscheinlich hatte ich noch viel öfter derartige Gedanken. Und wahrscheinlich haben sie viele andere Menschen auch.

Es ist interessant, wie wir mit der Zeit spielen. Und mit den Gedanken, die, die wir lieben, zu verlieren. Werde ich in 10 Jahren alleine sein? Oder werde ich nicht mehr sein? Nicht mehr hier sein? Nicht mehr hier auf der Erde sein?

Gedanken des Verlustes. Was wir lieben, verlieren wir. Da helfen keine weisen Sprüche mehr, die wir von uns geben, solange es uns gut geht. Aber halt! Wir können nur dann etwas verlieren, wenn wir glauben, etwas zu haben. Etwas zu besitzen. Das tun wir ja nicht, wenn ich mich an meine eigenen, klugen Sprüche erinnere. Wir haben nichts. Wir sind nichts.

Was für ein Scheiß Leben. Immer wieder das selbe Resultat, wenn ich genauer darüber nachdenke. Kann uns Gott denn in diesem Fall, wenn uns alle alleine lassen, wenn sie alle vor uns gehen, ein Trost sein? Kann es die Quelle? Oder eine Göttin? Oder Arima? Oder sonst wer, außer wir uns selbst?

Außer wir uns selbst! Genau das ist es. Und schon wieder ein kluger Spruch. Aber so ist es. Niemand kann uns den Schmerz nehmen, außer wir uns selbst. Da ist etwas „in“ uns. Etwas Göttliches, etwas von der Quelle, etwas so Mächtiges und gleichzeitig so Subtiles, womit wir uns viel mehr identifizieren sollten, als mit dem ohnehin vergänglichen Körper. Das macht uns alle gleich. Die Lebenden wie die Toten. Und dann lässt sich vielleicht auch erkennen, dass wir weder leben noch sterben. So ham. So ham. So ham.


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Zurück denken kann fast jeder. Die alten Erinnerungen hervor heben und sie besser machen, als sie waren. Aber sich an die Zukunft erinnern? Es trifft zu, dass alles einmal ein Ende hat. Dies hier ist keine endlose Welt. Sie vergeht einmal. Sie wird einmal und das laut Wissenschaftler höchstwahrscheinlich in der sich aufbäumenden Sonne verglühen. Der Sonnengott verschlingt das Universum und holt es zurück zum Chef. Wer immer der Chef ist. Auch unter den Göttern gibt es Rangkämpfe.

Quatsch! Da glauben wir schon eher den Wissenschaftler. Nicht wahr, Arima?

Sila hockt auf dem tiefschwarzen Drachen Fermir. Er ist so schwarz, dass man ihn kaum, wenn überhaupt, sieht. Vantablack nennt man diese Farbe. Vantablack Fermir. Welch Persönlichkeit! Ja, auch Drachen entscheiden sich für Doppelwesen und Fermir ist nicht der einzige. Irgendwo in einer Drachenwelt leben sie, bis auch sie erkennen, dass es eigentlich nur die reine und unverwundbare Quelle gibt und sie ein Aspekt der Quelle sind.

Kein Außerhalb. Kein Innerhalb. Die Sage von „wie innen so außen“ hat sich erübrigt. Es hat sich ohnehin alles erübrigt. Arima sitzt mit in die Hand gestütztem Kopf auf einem Baumstumpf und starrt auf den erdigen Boden, der nur spärlich mit Gras bedeckt ist. Der Himmel über ihm ist schwarz, weil er von Fermir verdeckt wird. Sila blickt stolz auf Arima herab, als wollte sie sagen: „Ich hab's dir ja gesagt. Ich hab es schon immer gewusst. Und jetzt haben wir den Salat.“

Diesmal sieht Sila wie eine pharaonische Göttin aus. Thygyrill scheint durch. Thygyrill, der mit dem Tutanchamun-Gesicht. Wirklich majestätisch hockt sie hoch oben und wartet. Worauf? Es ist immer ein Warten. Das gesamte Leben ist ein Warten. So lange, bis wir schließlich auf den Tod warten.

„Du hast uns das eingebrockt“, sagt Sila schließlich. „Du warst es, der die Engel herunter geholt hat. Du und niemand anderer. Nur du hattest Zugang zum Höchsten. Das hat Maria schon immer gesagt, aber du hast das alles immer bescheiden abgestritten. Von wegen bescheiden! Berechnend war das!“

Mit Resümee hat das nur mehr wenig zu tun. Es ist eine Offenlegung aller Lügen, die es bisher in der Menschheit gegeben hat. Auf der Erde! In einer ganz bestimmten Erddimension wurde ein kleiner Junge geboren, der bereits bei der Geburt sterben sollte. Man hat ihn so lange verfolgt, bis man drauf kam, dass es vergebens ist. Der kleine Junge wurde erwachsen und erkannte, wer er wirklich ist: Der König des Universums. Derjenige, der alle Rechte hat. Derjenige, der so stark ist, dass er sich allem in den Weg stellen kann. Sogar der Zeit. Er wickelt sie um seinen starken Arm und verdrehte sie so lange, bis sie genauso passt, wie er sie haben will.

Er hatte einst ein Heer unter sich, mit dem er die letzten Widersacher bekämpfte. Und als sie sich noch einmal aufbäumten, schlug er mit einer Armee aus Auserwählten noch einmal zu.

Was sagt Maria in ihm? Kann sie sich überhaupt noch äußern. Sila spürt sie und sie könnte sie wecken. Wenn sie das will. Die Frage ist nur, ob sie das wirklich will. Immerhin ist alles entschieden. Aber vielleicht kann die Welt doch noch gerettet werden. Nur von wem, wenn nicht vom großen Arima? Und der soll jetzt plötzlich ein Antagonist sein?


Kim spielte schon immer mit der Zeit. Er ging seiner Zeit voraus. Es begann, als sich er und Maria das erste Mal begegneten. Im Studio, zu den Aufnahmen einer neuen LP. Nur ein Glasfenster trennte die beiden voneinander. Aber ihre Herzen vereinigten sich.

Es war dasselbe Jahr, in dem ich Kims Geschichte zu schreiben begann. Das erste Treffen und schließlich die Lebensgeschichte in einer Zeitschrift. Die Vergangenheit, die mein erstes Treffen mit Kim war. Die Herberge, in die er und Ian aufgenommen wurden, wie einst Maria und Josef. Wer war der Schwangere? Eindeutig Kim. In ihm lauerten Dämonen und Engel, die unbedingt frei gelassen werden wollten. Sie waren bereits in ihm. Er musste sie gar nicht vom Himmel holen.

Ein Meister des Phänomens Zeit! Er spielte mit ihr, wie mit einem Ball. Aber zuerst musste er seinen wahren Ursprung erkennen.

Eines jedoch macht Sila nachdenklich. War es nicht doch die Quelle, die ihn auf seinen Ursprung aufmerksam machte? Sie erinnert sich auch an das Gespräch, als Kim ihr erzählte, dass Ake kein Böser war. Er war notwendig, denn ohne ihn hätte er seinen Ursprung nie erkannt. Die Rolle der Bösewichte ist immer wieder faszinierend. Tragen sich doch zum Ruhm der ewigen Helden bei.

Nachdem Arima (der Name, den ihm sein Vater gab) seine Rolle im Universum bekannt war, rauschte er durch Zeit und Raum, wie es ihm gefiel.

Arima lacht. Er lacht so laut, dass die Erde unter Silas und seinen Füßen bebt. Ein Bild für Götter. Der tiefschwarze Drache hat sich aus dem Staub gemacht. Er sorgt für seine eigene Spezies. Vorbei ist die Zeit der Drachen. Nun ist die Zeit der Engel und Dämonen angebrochen.

„Welche Seite wäre genehm?“ fragt er nach dem Lachanfall.

Es ist einerlei, Arima. Ich möchte mit beiden nichts mehr zu tun haben. Wenn ich mich an Mephan, Shiran und Sitira erinnere, wir mir flau im Magen. Welcher Seite gehörten sie an?

„Solange wir unterscheiden und benennen, wird sich das wahre Tor des Paradieses nicht auftun. Und das weißt du, Sila. Solange wir nach außen blicken und das Innen nicht erkennen, werden wir den letzten Schritt nicht wagen. Auch das weißt du, Sila.“

Der Anfang der Zeit und des Raumes. Gab es diesen Anfang, Arima? Ich muss es wissen, um das Ende zu erkennen.

„Jeder Anfang bedeutet ein Ende und jedes Ende einen Anfang. Erst wenn beides eins ist und unbenannt, stülpt sich das Außen nach Innen, ohne außen oder innen zu sein. Wir leben nicht, Sila. Wir sterben nicht, Sila. Denke an das Dritte, das alles zu Einem macht.“

Theorie und Praxis sind so verschieden voneinander. Noch immer, Arima. Manchmal glaube ich, wir werden es nie schaffen. Solange wir ein Ziel haben, werden wir es nicht erreichen. Wir müssen selbst das Ziel sein. Wir müssen sein. Wir sind das Sein. Ja, wir sind es. Und doch...


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Pama und die Drachen sind weg. Sie kommen nie wieder. Zumindest nicht in derselben Form.

Weiß jemand, wie alt Arima und Sila sind? Wie viele Äonen sie überstanden haben? Drei Geburten in der alten Welt. Eine (Thygyrill) auf der Leuchtenden Welt. Dazu kommen noch hunderte oder tausende Aspekte ihrer Ganzheit, wie z.B. Bela und Ysil.

Die Menschenwelt erstarb und eine neue kam hervor. Die Evolution machte nicht Halt vor den größten Zerstörern des Planeten Erde, der sich damals so wunderbar regenerierte, dass alles blühte und gereihte. Erst als der Mensch wieder den Erdboden bevölkerte und platt machte, zogen sich Flora und Fauna abermals zurück. Aber auch der Mensch starb abermals aus. Übrig blieben nur einige wenige Auserwählte, die man an einer Hand abzählen konnte. Aus ihnen entstand Pama. Pama sind zwei. Eine Hand mit zwei Fingern. Mehr muss man nicht haben. Alles ist mit zwei Fingern greifbar.

„Weißt du noch, als ich dir einst – in der alten Welt – erzählte, dass alles gleichzeitig geschieht?“ fragt Arima.

Natürlich weiß ich das, weil ich es nicht verstanden habe.

„Damals hattest du zu wenig Energie. Aber du wusstest, wie man sie vermehren kann. Nimm etwas zurück, was Energie kostet und du hast mehr zur Verfügung. Eitelkeit zum Beispiel. Oder Selbstverteidigung, wo es ohnehin nichts zu verteidigen gibt. Nimm dich und das, was du tust, nicht so wichtig. Dann hast du auch nichts zu verteidigen. Und erinnere dich stets an den Mönch, den man unterstellen wollte, er habe mit einem jungen Mädchen ein Kind gemacht. 'Wenn du das sagst, dann ist das so', sagte er, als man ihm das Baby brachte und er es liebevoll aufzog. 'Wenn du das sagst, dann ist das so', sagte er, als man ihm das Kind wieder nahm, weil man zur Einsicht kam, dass die junge Mutter gelogen hat und nicht der Mönch der Vater ist. Der Mönch nahm hin, wie es kam und machte aus jeder Situation das Beste. Wie Wasser floss er über alles hinweg und machte sich dennoch seine ganz eigene Bahn. Verstehst du, was ich dir damit sagen will?“

Ganz sicher, Arima. Man soll alles für wirklich halten, denn erst dann erkennt man, dass alles bloße Illusion ist. Alle Märchen, alle Geschichten, alle Träume, alles, einfach alles ist total real. Es geschieht in anderen Welten oder Sphären oder Dimensionen. Auf der alten Erde konnten wir es mit Hilfe von Phantasie erfahren. Oder durch Träume. Wir waren in all dem involviert, auch wenn wir das nicht wussten. Jetzt wissen wir es. Natürlich dürfen wir nicht alles wortwörtlich nehmen, indem wir glauben, wir könnten morgen mit Schneewittchen frühstücken. Aber es gibt Kinder, die vor ihrer Stiefmutter flüchten, weil die ihnen die Leber herausschneiden möchte. Warum eigentlich die Leber?

„Weil sie das einzige Organ ist, das sich regenerieren kann“, antwortet Arima zufrieden.

Das ewige Leben in einem einzigen Organ. Und stell dir vor, sie hat die Leber tatsächlich gegessen. Der Jäger brachte ihr die Leber eines Tieres, aber die Stiefmutter hielt sie für die Leber von Schneewittchen. Märchen, in denen Kannibalen agieren. Das ist nichts Neues. Die alte Hexe wollte Kinder essen. Deshalb gab sie ihnen viel zu essen, aber ein schlauer Junge, namens Hänsel, hielt ihr aus dem Käfig, in dem er eingesperrt war, einen Hühnerknochen statt des Fingers entgegen. Und die alte Hexe, die schon so schlecht sah, hielt den Knochen tatsächlich für einen Finger des Jungen.

„Schon gut, Sila. Wir wollen doch nicht die alten Geschichten aufrollen.“

Oh, doch, Arima, das wollen wir. Ich erinnere mich, als wir auf dem Plateau waren. Nicht damals, als alle Geister zu dir kamen, sondern damals, als du mich in eine ganz bestimmte Welt hinab sehen ließest. Erinnerst du dich? Da unten standen Engel und Dämonen und mitten unter ihnen Joshua und sein Zwillingsbruder Luzifer.

Das wissen nämlich die wenigsten, dass Maria damals Zwillinge bekam, jedoch von dem zweiten nichts wusste. Joshua erkannte ihn (den Imaginären) und wurde seinetwegen beschuldigt, Feuer gelegt zu haben. Er wurde beschuldigt, einen unschuldigen Feigenbaum zerstört zu haben und das Volk aufgewiegelt zu haben. Aber es war Luzifer, der all das angezettelt hat und die Pharisäer und Priester auf unflätige Art beschimpft hat. Eigentlich war es Luzifer und nicht Jehuda, der Joshua verraten hat. Aber niemand wusste, dass es Luzifer war, der in Jehudas Herzen Platz genommen hat. Aber eines ist ihm gut zu schreiben, dem guten Luzifer. Er nahm alle Sünden auf sich und opferte sich am Kreuz während Joshua mit Salome weiterzog und schließlich in Indien alt wurde.

„Alles glauben, Mirjam sei seine Geliebte gewesen. Niemand wusste von Salome. Warum du, Sila?“

Niemand wusste von Luzifer und dass Jehuda Luzifer war oder zumindest Luzifers Platz einnahm. Und nun frage ich dich, Arima? Können derartige Geschichten wahr sein? Kann man sie bedingungslos glauben, um schließlich zu erkennen, dass alles, wirklich alles Illusion ist?



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Ich erinnere mich. Ja, ich erinnere mich genau, wie wir beide da oben standen. Auf dem Plateau, das so ebenmäßig war, als hätte jemand den Gipfel auf das genaueste abgeschnitten. Ich konnte nicht einmal ein Staubkorn auf dem Boden entdecken. Eben und rein wie ein Teppich und doch erdig.

Es war nicht die Erde, Arima. Es war ein Traum, in dem wir beide uns getroffen haben. Nachdem wir uns sehr förmlich begrüßten, sagtest du, dass du mir deine Verwandtschaft vorstellen wolltest. All die Engel und Dämonen. Wesen der Anderen Seite, die wir jetzt sogar leugnen, weil sich die Quelle nicht teilen lässt. Unter den Dämonen waren auch Mephan, Shiran und Sitira. Sie standen direkt neben Luzifer. Und Luzifer stand neben Joshua, der zu uns hoch winkte. Ich hatte Joshua anders in Erinnerung. Größer und stärker. Dieser Joshua war klein und zartwüchsig. Irgendwie wirkte er wie ein Kind. Und er war blond. Joshua war nie blond. Er war schwarz und dunkelhäutig. Und groß und von kräftiger Statur. Er war du, Arima. Ich erinnere mich genau. Joshua ist ein Aspekt der Ganzheit deines Selbst.

An noch etwas erinnere ich mich. An die Bücher der Wahrheit. In diesen Büchern hat sich Maria von dir getrennt. Es war eine seltsame Eingebung, als ich diese Bücher schrieb. Im Buch „Die Wahrheit“, eigentlich „Die Wahrheit...?“, da ich ein Fragezeichen angehängt hatte, geschah alles, bevor ich – bevor Manola - geboren wurde. Es war nach einem Urlaub auf eurer Insel. Maria hat dich, zusammen mit den Jungs (Kims Band), gequält. Du hast das nicht ertragen und spieltest den Verrückten. Man hat dich in ein Sanatorium eingewiesen. Monate danach bist du in eine Art Burg gezogen. Der einsame Wolf auf seiner schwarzen Burg. Und schließlich erkanntest du deinen Ursprung und dass Maria ein Wesen der Anderen Seite, eine Hexe, ist.

Es war nicht Maria. Du warst und bist ein Wesen der Anderen Seite. Und es war nicht Maria, die sich von dir trennte. Du hast dich von ihr getrennt. Bist einfach verschwunden. Wie in Luft aufgelöst. Aber lange, nachdem du deinen Ursprung erkannt hast. Es dürfte um die Zeit gewesen sein, als du und die Jungs eure letzte Tournee hattet. Die allerletzten Konzerte. Es dürfte irgendwo in Kalifornien gewesen sein. Und dann kam der Traum. Du wusstest, dass du in der Zeit reisen kannst. Du wusstest, dass du dich nicht nur auf anderen Planeten bewegen kannst, sondern auch in der Zeit. Das Fragezeichen habe ich wahrheitsgemäß gesetzt. Das war nicht die Wahrheit. Aber jetzt kommt sie zu Tage. Und die Frage, wer denn das Doppelwesen Arima wirklich ist.

Wir beide irgendwann in der Zukunft auf dem Plateau. Und unter uns diese Wesen, die es gar nicht geben darf. Was mich verwirrte, war Joshua unter ihnen. In diesem Moment, als ich ihn erkannte, obwohl er ganz anders aussah, erinnerte ich mich an einen Traum aus meiner menschlichen Jugend. Joshua hing am Kreuz. Ich stand unter ihm und sagte: „Vergib mir, denn ich weiß nicht mehr, was ich tue.“ In diesem Moment lächelte Joshua und zeigte seine Vampirzähne. Joshua war ein Vampir in meinem Traum. Lange bevor ich von dem Plateau träumte. Wirklich lange davor.

„Du hast ihn zum Vampir gemacht, Sila“, spricht Arima und erhebt sich von dem Baumstumpf, auf dem er lange Zeit gesessen hatte. Langsam schreitet er auf Sila zu, aber sie weicht zurück.

Damals konnte ich meine Träume noch nicht kontrollieren, dass ich Joshua zum Vampir hätte machen können. Auch damals nicht, als ich laut nach Carlos rief, wo ich nur dachte, ich würde bewusst träumen. Carlos war sicher in der Nähe in diesem Traum und lachte sich ins Fäustchen über die Dummheit dieser Idiotin, die sich wünschte, ihn im Traum zu treffen.

„Du glaubst also an die Wirklichkeit der Träume und Märchen?“ fragt Arima und bleibt stehen, da Sila immer weiter vor ihm zurück weicht.

Warum nicht? Wenn das der Weg der Erkenntnis ist, dass alles Illusion ist, muss ich ihn auf diese Art gehen.

„Hush now, don't you cry. Wipe away the teardrop from your eye. You're lying save in bed. It was all a bad dream spinnig in your head...“, beginnt Arima (Kim) mit sanfter Stimme den alten Song „Silent lucidity“ zu singen.


 
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Es war damals, als Pama noch zwei war. Damals habe ich uns beide auf dem Plateau über uns gesehen. Die Doppelwesen haben sich verdoppelt.

„Verdreifacht, vervierfacht, Sila“, stimmt Arima mit ein.

Und das Universum ist klein geworden. Wieder einmal wurde die Erde so ziemlich als erste verschlungen.

„Die Quelle zieht sich zusammen, Sila.“

Die Sonnen haben sich alle zurück gezogen. Was sagst du da, Arima? Ist es wirklich so, dass die Quelle uns aus- und einatmet?

„So ist es, Sila. Und alles ist jenseits von gut und böse. Solange Gegensätze da sind, unterscheiden wir. Mit dem Atem gibt sie uns die Freiheit zu unterscheiden, zu wählen, zu formen und zu teilen. Shivas Tanz hat nie aufgehört. Jeder Schritt ein Atemzug Und wir sind der Tanz, solange wir uns klein und nichtig fühlen. Später, viel später erkennen wir uns selbst in Shiva.“

In der Quelle, Arima!

„Gib ihr Namen und du machst sie persönlich.“

Aber damit entfernt sie sich von sich selbst. 'Irgendwann erkannte ich, dass ich die Persönlichkeit nicht mehr brauchte und warf sie einfach weg', sagte einst Don Juan zu Carlos.

Unser Freund Carlos! Er hatte in gewissen Dingen schon immer recht. Jede Persönlichkeit hat etwas zu verteidigen. Jede Persönlichkeit hat Meinungen und Ansichten, die sie verteidigen muss, sonst haben Meinungen und Ansichten keinen Sinn. Ohne Persönlichkeit sind wir frei. 'Freiheit ist die Anwesenheit der Sorge um sich selbst'. Kluger Freund Carlos.

Sinngebung oder Realitätsverlust? 'Ich bin die einzig Normale, umgeben von lauter Idioten.' Kann ich so nicht sagen. Es ist eher so, dass ich mich idiotisch fühle und alle anderen einen normalen Weg gehen. Sie trotten in der Allgemeinheit. Sie sehen, was da ist. Aber sie blicken nie dahinter, weil man das Dahinter mit den Augen nicht sehen kann. Da ist nichts, was gesehen werden. Und wenn alles real ist, ist es gleichzeitig irreal. Alles ist nichts und nichts ist alles. Aber noch immer suchen wir das Dritte, das alles umschließt.

Was nun, Arima? Jenseits von gut und böse?

„Wie immer du mich sehen magst, Sila.“

Und Maria? Was sagt sie dazu?

Wie eine Blume öffnet sich Arimas schönes Gesicht und zeigt Marias lächelnden Antlitz. Es ist einerlei. Ich weiß, Arima. Es spielt keine Rolle, welche Maske wir aufsetzen oder sehen. Wir sehen uns immer wieder selbst ins Gesicht. Ins Herz. Wenn es denn offen ist. Offenherzig. Das einzig Wahre ist immer die Quelle. Hast du schon immer gesagt, Arima. Du, die Quelle. Ich, die Quelle.



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